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Veröffentlicht am 20.04.2019

Ein EMail-Roman ohne Lesefluss, der mich trotz trauriger Geschichte emotional nicht berühren konnte

Wenn du das hier liest
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Iris Massey stirbt im Alter von 33 Jahren an Krebs. Ihrem Chef Smith, Inhaber einer PR-Agentur, hinterlässt sie ihren Blog, welchen sie dazu nutzte, ihre Krankheit zu verarbeiten. Sie stellt es ihm frei, ...

Iris Massey stirbt im Alter von 33 Jahren an Krebs. Ihrem Chef Smith, Inhaber einer PR-Agentur, hinterlässt sie ihren Blog, welchen sie dazu nutzte, ihre Krankheit zu verarbeiten. Sie stellt es ihm frei, ihre digitalen Tagebuchaufzeichnungen in Form eines Buches zu veröffentlichen. Smith möchte die Entscheidung nicht allein treffen und fragt deshalb Iris' ältere Schwester Jade, ob sie etwas dagegen habe. Jade konnte wegen der Traue um den Verlust ihrer kleinen Schwester deren Blog nicht weiterlesen und möchte auch nicht, dass sich Smith um einen Verlag bemüht. Dennoch bleiben die beiden in regem E-Mailkontakt und tauschen sich nicht nur über die verstorbene Iris, sondern auch über ihre eigene Vergangenheit, die schmerzhafte Parallelen hat, aktuelle Sorgen und zukünftige Ziele aus.
Während Smith nach dem Tod seiner Assistentin, zu der er ein enges, freundschaftliches Verhältnis pflegte, wieder seiner Spielsucht verfallen ist, möchte Sterneköchin Jade den Traum ihrer Schwester verwirklichen und eine Bäckerei eröffnen.

"Wenn du das hier liest" ist ein Roman, der ausschließlich aus E-Mails, Blogeinträgen und Kurznachrichten besteht. Die Idee, einen Roman in dieser Form umzusetzen, finde ich modern, wenn auch nicht neu, und der Plot um Trauer, Vergebung und Neuanfänge hatte viel Potential für eine zu Herzen gehende Geschichte. Iris, Smith und Jade sind auch wirklich liebenswürdige Charaktere, die sich in ihren Nachrichten sarkastisch und witzig, aber auch emotional und verletzlich ausdrücken können. Dennoch fand ich kaum einen Zugang zu ihnen. Bei dem Roman wollte kein wirklicher Lesefluss aufkommen, dazu wirkten die einzelnen E-Mails zu abgehackt und durch die weiteren Kontakte, die Smith und Jade neben ihrem E-Mailaustausch pflegten, stellenweise zusammenhanglos aneinandergereiht.
Beim Lesen muss man sich sehr darauf konzentrieren, wer wem schreibt und was der Hintergrund der Nachricht - seien es E-Mails von Smith' Kunden, Airbnb, vom Online-Kasino oder Jades psychiatrischer Onlinehilfe - ist. Durch die einzelnen Fragmente lernt man die Charaktere zwar besser kennen, aber letztlich fehlte mir eine Handlung um die E-Mails herum, ein wenig Alltag aus dem Leben der Figuren und analoge Kontakte untereinander.
Eine Beschränkung auf Smith E-Mails an seine Kollegin Iris und zum Kennenlernen von Jade sowie Iris' Blog hätten meines Erachtens ausgereicht, um der Geschichte von Smith und Jade einen Rahmen zu geben.

So blieben mir die Charaktere trotz ihrer persönlichen E-Mails fremd und unnahbar und weder der Tod von Iris, noch Smith und Jades Art der Trauerbewältigung und Aufarbeitung früherer Traumata konnten mich so berühren wie es bei dieser emotionalen Geschichte möglich gewesen wäre.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Ein Roman über Heimatlosigkeit, Flucht und Neuanfänge - etwas langatmig und wenig berührend

Wo wir waren
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Am Tag der Mondlandung im Juli 1969 flieht der fünfjährige Hardy aus einem Kinderheim in Auberg, in welchem er nur "Nummer 13" war. Er hat Glück und wird von dem neureichen Versicherungsvertreter Dr. Kunze ...

Am Tag der Mondlandung im Juli 1969 flieht der fünfjährige Hardy aus einem Kinderheim in Auberg, in welchem er nur "Nummer 13" war. Er hat Glück und wird von dem neureichen Versicherungsvertreter Dr. Kunze und seiner deutlich jüngeren Frau Jessica adoptiert.
Was er nicht weiß, ist, dass am Tag seiner Flucht seine leibliche Mutter Martha Rohn durch einen Selbstmordversuch aus dem Frauenzuchthaus fliehen kann. Die Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 ist ein zentraler Tag des Romans, der neben weiteren Themen aus der Geschichte der Astronomie immer wieder Erwähnung findet. Hardys erstes Wort, das er im Kinderheim gesprochen hat, war "Mond" nachdem der Leiter des sonst so trostlosen und autoritären Kinderheims das Schlaflied "LaLeLu" gesungen hatte. Hardy selbst träumt davon, Astronaut zu werden und nicht nur zum Mond, sondern zum Mars zu fliegen.

Der Roman wird nicht chronologisch erzählt, sondern wechselt zwischen mehreren Handlungssträngen und Protagonisten: Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Vietnamkrieg und die Ereignisse ab 1969 bis in die Gegenwart. Die handelnden Personen der Vergangenheit stehen alle in zumindest mittelbarer Beziehung zu Hardy, was aber nie gleich klar wird und weshalb sich der Roman aufgrund der komplex verschachtelten Handlungsstränge nicht sehr flüssig lesen lässt. Die Schauplätze und handelnden Personen wechseln sprunghaft und ohne dass es fließende Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten gibt. Fehlende Puzzlestücke, die eine Verbindung herstellen, ergeben sich erst nach und nach.
Was alle handelnden Personen in Vergangenheit und Gegenwart gemein haben, ist eine Form von Heimatlosigkeit und Flucht bis hin zum Neuanfang in der Fremde.

Die Mondlandung ist zwar der Aufhänger des Romans und vereinzelte historische Aspekte der Raumfahrt werden hervorgehoben, werden allerdings nicht weiter vertieft und spielen für den Verlauf des Romans oder die handelnden Personen keine Rolle. Durch Hardys Interesse für Wissenschaft und Astronomie und der Möglichkeit, erster Weltraumtourist zu werden, zieht sich das Thema aber wie ein roter Faden durch den Roman.

Einzelne Abschnitte des Romans, insbesondere Hardys Kindheit bei dem ungewollt witzigen Dr. Kunze oder auch Hardys toughe Geschäftstüchtigkeit und steile Karriere als Dotcom-Millionär, waren zwar unterhaltsam, aber durch die vielen parallel verlaufenden Handlungsstränge, die zunächst ohne Zusammenhang aneinandergereiht werden, empfand ich den Roman als unnötig komplex und phasenweise wenig fesselnd.
Das Schicksal von Martha, die Ausweglosigkeit ihrer Situation und die daraus resultierenden drastischen Maßnahmen, die sie greift, waren mir zu nüchtern dargestellt, um mich berühren zu können.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Etwas langatmige Geschichte mit stereotypen Charakteren, die wenig Spannung erzeugt

Pfauensommer
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Maggie kehrt von Sydney nach Cloud Green in England zurück, wo die Stiefmutter ihres Vaters, die sie großgezogen hat, allein auf dem Anwesen Cloudesley Manor lebt und sich nach einem Unfall gerade im Krankenhaus ...

Maggie kehrt von Sydney nach Cloud Green in England zurück, wo die Stiefmutter ihres Vaters, die sie großgezogen hat, allein auf dem Anwesen Cloudesley Manor lebt und sich nach einem Unfall gerade im Krankenhaus befindet. Für Maggie ist die Rückkehr nicht leicht, denn sie wird nach ihrem fluchtartigen Aufbruch im vergangenen Jahr, der einige Einwohner der Kleinstadt vor den Kopf gestoßen hat, argwöhnisch beäugt. Nach Lillians Entlassung beschließt Maggie dennoch, sich um sie zu kümmern und stellt dabei fest, in welch denkbar schlechtem Zustand das Herrenhaus ist.

1955 lebt die junge Lillian auf Cloudesley Manor wie in einem goldenen Käfig. Vor vier Jahren hatte sie Charles Oberon geheiratet, der verwitwet ist und einen kleinen Sohn hat. Sie könnte glücklich sein, so einen wohlhabenden Ehemann zu haben, der auch für die Pflege ihrer behinderten Schwester aufkommt, zudem liebt sie Albie wie ihren eigenen Sohn. Doch Charles ist nicht der verletzliche, liebende Ehemann, denn sich Lillian erträumt hat, sondern entpuppt sich zunehmend als Despot. Da engagiert er eines Sommers den Künstler Jack, um das ehemalige Kinderzimmer im Westflügel mit Fresken zu gestalten, mit dem Lillian eine Affäre eingeht, die tragische Folgen haben wird.

"Pfauensommer" wieder so ein Roman, der auf zwei Zeitebenen handelt, abwechselnd aus der Sicht einer der handelnden Protagonistinnen zu lesen ist und bei dem ein Familiengeheimnis aufgedeckt wird. Ich lese gerne solche Geschichten, in denen Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben werden, aber diese Erzählung konnte mich weder auf der einen noch auf der anderen Zeitebene wirklich packen.
Die Geschichte Lillians ist sehr melodramatisch angelegt und auch wenn man verstehen kann aus welchen Gründen sie sich in der schrecklichen Ehe mit Charles gefangen fühlt, ist nicht nachvollziehbar, warum sie auf Cloudesly Manor verbleibt und sich kopflos in eine Affäre mit dem Maler stürzt. Die Liebesgeschichte der zwei ist denkbar kitschig und entwickelte sich für mich zu abrupt mit der beschriebenen Leidenschaft. Lillians Opferhaltung war selbst unter Berücksichtigung der damaligen Verhältnisse zu viel für mich.
Maggie blieb mir zu blass, ihre vergangenen Fehler passten für mich nicht zum Rest der Geschichte, hätten aber durchaus Platz für einen eigenen Roman gehabt.

Ich empfand die Geschichte als langatmig und vermisste in beiden Zeitebenen die Spannung. Der Plot plätscherte dahin und das verschlossene Zimmer, das so viel Platz für Rätselhaftigkeit und Nachfragen - gerade für Maggie in der Gegenwart - bot, spielte lediglich am Ende eine Rolle, als der tragische Höhepunkt des verhängnisvollen Sommers 1955 entlarvt wird.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Langweilige Handlung, bei der die gute Idee des Romans mit Nebensächlichkeiten überfrachtet wird

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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Vor langer Zeit wurde die Welt in zwei schwebende Himmelshälften geteilt, die nun als Archen bekannt sind. Ophelia lebt auf der Arche Anima, ist ein Mädchen, das in Gegenständen lesen und durch Spiegel ...

Vor langer Zeit wurde die Welt in zwei schwebende Himmelshälften geteilt, die nun als Archen bekannt sind. Ophelia lebt auf der Arche Anima, ist ein Mädchen, das in Gegenständen lesen und durch Spiegel reisen kann. Sie führt auf Anima ein Museum und versteckt sich hinter ihrem Schal und ihrer großen Brille. Nachdem sie mehrere Heiratskandidaten abgelehnt hat, wurde sie nun Thorn versprochen, einem Adeligen der anderen Arche Pol. Um ihrer Familie keine Schande zu bereiten, muss Ophelia ihre Heimat verlassen und auf das frostige Pol ziehen. Begleitet wird sie von ihrer Patentante Roseline, die als Anstandsdame dient.
Auf Pol angekommen, wird Ophelia von Thorns Drachenclan versteckt, offensichtlich soll niemand von der Verlobung wissen. Ophelia ist rätselhaft, warum gerade sie als Thorns Braut ausgewählt wurde und versucht durch ihr ablehnendes Verhalten zu verhindern, dass Thorn sie heiratet. Sie hat allerdings nicht damit gerechnet, dass auf Pol noch viel größere Gefahren lauern als das scheinbar kalte Herz von Thorn.

"Die Verlobten des Winters" ist Band 1 der bislang dreiteiligen Spiegelreisenden-Saga, einer Jugendbuchreihe, die große Erfolge in Frankreich feierte und in mehrere Sprachen übersetz wurde.

Die Autorin hat mit der Buchreihe eine fantastische Welt erschaffen, die für mich beim Lesen aber nicht ganz greifbar war. Mir fehlten anschauliche Beschreibungen der beiden Archen, der Himmelsburg und des Mondscheinpalastes, die meine Fantasie angeregt hätten, weshalb ich mich schwertat, mir das Setting vorzustellen. Leichter fiel mir dies bei den Charakteren. Diese werden sehr lebendig beschrieben, wobei ihre äußeren Merkmale - Ophelias Schal und Brille, das Pferdegebiss von Roseline, Thorns Größe und Narben - ermüdend oft Erwähnung finden.

Spannung wird nur am Anfang aufgebaut, als man sich wie Ophelia selbst fragt, warum die Familiengeister Artemis und Faruk ausgerechnet Ophelia als Braut für Thorn ausgewählt habe, welche Gefahren ihr auf Pol drohen und ob sie die Heirat irgendwie verhindern kann. Diese flacht jedoch rasch ab, bevor diese Fragen geklärt werden können, da die Handlung gerade im Mittelteil auf der Stelle tritt. Am Ende treten dann so viele Details zutage, dass die Geschichte um die Machenschaften des mächtigen Drachenclans mir zu verworren war.

Ophelia verhält sich als Heldin des Romans sehr passiv und schon fast unterwürfig, aber vor allem hätte ich mir gewünscht, mehr von ihren magischen Fähigkeiten zu erleben. Für die Handlung spielte das Lesen in alten Gegenständen und das Reisen von Spiegel zu Spiegel nur eine unwesentliche Rolle.

Mir fehlte die Vorstellungskraft für die beiden Archen und auch die Geschichte um die rätselhafte Verlobung und die Intrige, die auf Pol gesponnen wurde, konnte mich nicht wirklich packen. Der Auftakt der Reihe konnte meine Neugier auf die folgenden Romane der Spiegelreisenden-Saga insofern nicht wecken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Amtosphäre
Veröffentlicht am 16.03.2019

Interessante Idee, aber viel zu komplex, so dass sich kein Lesefluss einstellt und keine Emotionen spürbar sind

Drei mal wir
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Eva und Jim lernen sich 1958 als Studenten in Cambridge kennen, als Eva eine Reifenpanne mit ihrem Fahrrad hat und Jim ihr seine Hilfe anbietet. Das ist die Ausgangssituation der Geschichte, die in drei ...

Eva und Jim lernen sich 1958 als Studenten in Cambridge kennen, als Eva eine Reifenpanne mit ihrem Fahrrad hat und Jim ihr seine Hilfe anbietet. Das ist die Ausgangssituation der Geschichte, die in drei unterschiedlichen Versionen fortgesetzt wird. In Version eins wird Eva Jims Angebot annehmen und sich zu einem Drink einladen lassen. In Version zwei bleibt es bei einem flüchtigen Kontakt, bevor Eva ihren Freund David trifft. In Version drei werden Eva und Jim gemeinsam in einen Pub gehen, aber letztlich wird Evas Vernunft sich über ihr Herz hinwegsetzen, so dass es zu keinem tieferen Kennenlernen kommen wird.
Bis 2014 begleitet der Leser Eva und Jim als Paar, als flüchtige Bekannte, als Geliebte, als Ehepaar und als Geschiedene.

Der Roman dreht sich durchweg um die Frage: Was wäre wenn? Die drei Versionen von Evas und Jims Geschichte zeigen sodann, welchen Effekt eine Entscheidung auf ein ganzes Leben haben kann. Eva und Jim scheinen für einander bestimmt zu sein, aber nur in einer Version ist ihnen das bewusst, können ihre Liebe aber dennoch nicht über die Jahre in trauter Harmonie aufrecht erhalten. In den anderen Versionen besteht stets eine Anziehungskraft, die einmal magisch ist und einmal tragisch und voller Leidenschaft.
Durch die Beschreibung drei verschiedener Abläufe eines gemeinsamen, eines getrennten und eines zeitweise gemeinsamen Lebens ergeben sich verschiedenste Familienkonstellationen, Kinder, Stiefkinder, Enkelkinder, Ehepartner und Geliebte, so dass der Roman bis zum Schluss hochkomplex und nur mit voller Konzentration und hilfsweise Notizen zu durchdringen ist, um den Überblick über die Handlungsstränge zu behalten.

"Drei mal wir" liest sich, als hätte die Autorin drei unterschiedliche Romane mit den selben Hauptfiguren in eine willkürliche Anzahl von Kapiteln zerschnippelt und diese chronologisch zusammengefügt. Es kommt kein Lesefluss auf - hat man sich in ein Szenario wieder hineingedacht, beginnt schon wieder eine andere Version.

Eine interessante Idee, die aber viel zu komplex und letztlich ohne Aussagekraft umgesetzt wurde. Dass das Schicksal Eva und Jim für einander bestimmt hat, wollte bei mir in keiner der drei Versionen ankommen. Nicht einmal in Version eins, die so glücklich begann, konnte ich die große Liebe zwischen ihnen spüren.