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Veröffentlicht am 17.03.2019

Zwar kein praktischer Ratgeber, aber ein sehr informatives und wichtiges Buch.

Demenz - Wenn das Leben entgleitet
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Das Buch ist in drei große Abschnitte gegliedert:
1. Was wir über Demenz wissen sollten
2. Die Versorgung bei Demenz
3. Die Angst vor der Demenz verstehen.

Im ersten Teil, der zugleich der umfangreichste ...

Das Buch ist in drei große Abschnitte gegliedert:
1. Was wir über Demenz wissen sollten
2. Die Versorgung bei Demenz
3. Die Angst vor der Demenz verstehen.

Im ersten Teil, der zugleich der umfangreichste und ausführlichste ist, geht es um die verschiedenen Formen und Ausprägungen der Krankheit, um ihren Verlauf und die Möglichkeit, mit Medikamenten dagegen anzugehen.
Der zweite Teil befasst sich mit der Diagnose und was danach kommt, was Angehörige wissen sollten, wie die Umgebung für Demenzkranke aussehen sollte und welche Pflege- und Versorgungsmöglichkeiten es gibt.
Im dritten Teil geht es allgemein um Ängste im Zusammenhang mit Demenz. Befürchtungen und Ängste gibt es dazu auf allen Seiten, sowohl bei den Betroffenen selbst als auch bei Angehörigen und Freunden.

Man erfährt viel über die Krankheit in all ihren Varianten, besonders zu den Symptomen, den feinen Unterschieden und den diversen Bezeichnungen. Ich muss gestehen, dass mir als Laien die Informationsflut in diesem Bereich fast zu viel war. Aber wissenswert und interessant ist es schon, und da die einzelnen Kapitel aussagekräftige Überschriften haben, kann man sich fürs Erste auch gut herauspicken, was einem gerade besonders wichtig ist.
Wenn es um die Entstehung und die Ursachen der Demenz geht, scheint sich die Wissenschaft zum großen Teil noch auf vage Vermutungen zu stützen, denn hierzu gibt es häufig nur „Vielleicht“-Erklärungen. Zum Beispiel spekuliert die Autorin auch auf Ursachen, die bis in die Kindheit zurück reichen, was aber zum heutigen Wissensstand einfach noch nicht ausreichend belegt ist. Manches erfährt man „zwischen den Zeilen“, und hier hatte ich den Eindruck, dass viele Ärzte dieser Krankheit noch recht rat- und hilflos gegenüber stehen.

Andererseits hätte ich sehr gerne mehr über den Umgang mit den Kranken erfahren und ob man die Möglichkeit hat, Demenz vorzubeugen. Hierzu sind die Ausführungen leider ziemlich knapp gefasst. Es gibt Andeutungen zur Ernährung, aber auch diese sind eher allgemein gehalten. Mit frühzeitigem Gedächtnistraining und ausreichend Bewegung könne man nichts falsch machen, aber ob es wirklich nützt, wird auch nicht hundertprozentig bestätigt.
Man merkt, dass die Wissenschaft bei dieser Krankheit doch noch ziemlich im Dunkeln tappt.
Zum Untertitel „Eine rätselhafte Krankheit verstehen und angstfrei damit umgehen“ muss ich leider sagen, dass es ersteres Versprechen nur ansatzweise erfüllt, und die Ängste kann es meines Erachtens nicht wirklich nehmen.

Trotz der vielen „Vielleicht“-Vorzeichen, ist dieses Buch informativ und wichtig. Zwar bietet es keine Lebenshilfe an, aber man erfährt zumindest, auf welchem Stand sich die Wissenschaft gerade befindet und wie die Zukunftsprognosen sind. Für aktuell Betroffene stellt es keinen Ratgeber und auch keinen Trost dar, aber auf lange Sicht betrachtet ist es ein wichtiges Buch, das manche Aspekte der Krankheit doch etwas anders beleuchtet und bei vielen Lesern sicher so manchen „Aha-Effekt“ hervorruft.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Die Hebammen von London

Die Hebammen von London
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Edith Beleites habe ich durch ihre Romane um Clara, die Hebamme von Glückstadt, kennengelernt. Ich habe alle fünf Bände verschlungen und war begeistert von diesen historischen Romanen, die im 17. Jahrhundert ...

Edith Beleites habe ich durch ihre Romane um Clara, die Hebamme von Glückstadt, kennengelernt. Ich habe alle fünf Bände verschlungen und war begeistert von diesen historischen Romanen, die im 17. Jahrhundert spielen und in denen es sehr ausführlich um den Beruf der Hebammen geht.
Auch in ihrem Jugendroman „Die Hebammen von London“ ist die Protagonistin eine angehende Hebamme. Lilly geht bei Mrs. Mansfield in Wickham in die Lehre. Als Tochter des Stallmeisters von Lady Fenton wird sie von der Gräfin gefördert und unterstützt, denn die Lady hat großes Interesse an einer guten Versorgung der schwangeren Frauen in ihrer Grafschaft. Aus London kommen bedenkliche Nachrichten, denn dort scheint ein Dr. Smollett die Geburtshilfe als Männerdomäne anzusehen. Auch wenn er fachlich einerseits kompetent ist, so scheut er nicht davor zurück, Schwangere aus ärmsten Verhältnissen für seine brutalen Experimente auszunutzen. Ihr letztes Lehrjahr möchte Lilly in London verbringen, um sich bei der bekannten Hebamme Mrs. Hill weiteres Wissen anzueignen und ihre bestehenden Kenntnisse zu erweitern. In London gerät sie schnell zwischen die verhärteten Fronten zwischen Hebammen und Ärzten. Beide Berufsgruppen beanspruchen das alleinige Recht auf die „richtige“ Geburtshilfe für sich.
In ihrem Bestreben, dem Problem auf den Grund zu gehen und herauszufinden, ob Dr. Smollett wirklich so schlimm ist wie sein Ruf bei den Hebammen, bringt sich Lilly bald in Gefahr.

Grundsätzlich finde ich es sehr interessant, etwas über die damalige Geburtshilfe zu erfahren, und in diesem Roman zeigt sich wieder, dass die Autorin sich sehr intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat. Manchmal war es für mein Empfinden dann doch etwas zu gründlich, wie man hier in die Wissenschaft der Geburtshilfe eingeweiht wird.
Lilly, die Hauptperson der Geschichte, ist sehr sympathisch dargestellt, wirkte auf mich aber manchmal zu abgeklärt und altklug für ihr Alter. In so mancher Szene ist beschrieben, wie sie selbst ihrer Lehrmeisterin Mrs. Hill überlegen zu sein scheint und für jedes Problem, an dem andere zu knabbern haben, sofort die bestmögliche Lösung präsentiert.
Inwieweit es unter den Ärzten damals wirklich solche „Schlächter“ gegeben hat und ob die Kluft zwischen Ärzten und Hebammen wirklich so tief war, kann ich nicht beurteilen. Manches erschien mir beim Lesen doch etwas sehr extrem, und wieder andere Passagen empfand ich als zu modern für das 18. Jahrhundert, so dass ich meine Zweifel hege, ob sich damals wirklich alles so abgespielt haben könnte.
So ganz nebenbei erlebt man die Entwicklung einer zarten Liebe mit, die sehr schön beschrieben ist und wiederum perfekt in die damalige Zeit passt. Das Ende ist überraschend, und man erfährt noch ein interessantes Familiengeheimnis.
Abgesehen von ein paar Längen und einigen Punkten, die für mein Empfinden nicht völlig glaubwürdig sind, habe ich den Roman gerne gelesen, auch wenn er nicht ganz an die erfolgreiche Serie um die Hebamme von Glückstadt heran reicht.

Veröffentlicht am 28.09.2018

Schön erzählte Geschichte, die nur etwas langsam in Fahrt kommt

Die kleine Sommerküche am Meer
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In den vergangenen beiden Jahren habe ich Jenny Colgans Bücher um die kleine Bäckerei am Strandweg gelesen, mit gemischten Gefühlen, wie ich sagen muss. Aber da mir zumindest der erste Band außerordentlich ...

In den vergangenen beiden Jahren habe ich Jenny Colgans Bücher um die kleine Bäckerei am Strandweg gelesen, mit gemischten Gefühlen, wie ich sagen muss. Aber da mir zumindest der erste Band außerordentlich gut gefallen hat, habe ich beschlossen, mich auf eine neue Geschichte der Autorin einzulassen. Diesmal entführt sie uns auf eine kleine Insel im Norden Schottlands. Der Schauplatz ist die fiktive Insel Mure. In ihr vereint Jenny Colgan die Eigenschaften aller nördlichen Inseln. Die Gründe, wieso sie Mure erfunden hat, erläutert sie in ihrem Vorwort. Dort findet man auch eine kleine skizzierte Landkarte mit den eingezeichneten Schauplätzen.
Aber zuerst begegnen wir der Anwaltsgehilfin Flora MacKenzie, die in London lebt und für ihren Chef Joel schwärmt. Flora wirkt auf den ersten Blick unscheinbar und ein klein wenig langweilig, und so wie die Autorin sie beschreibt, sieht sie auch ihr Chef. Als ein reicher Mandant sein Interesse für Mure entdeckt und dort investieren möchte, wird Flora von ihrer Kanzlei zurück in ihre Heimat geschickt, denn sie stammt von dieser kleinen Insel. Was sie dazu bewogen hat, Mure vor Jahren zu verlassen und wieso sie sich regelrecht sträubt, nach Hause zurück zu kehren, erfährt man erst nach und nach. Ich muss gestehen, der Anfang zieht sich, und Flora war mir zu Beginn nicht sonderlich sympathisch. Erst mit der Zeit, wenn man sie besser kennenlernt, kann man ihre Beweggründe nachvollziehen, zumindest zu einem gewissen Teil. Je mehr ich über die Vorgeschichte erfahren habe, umso mehr Verständnis konnte ich für Flora und ihre Familie aufbringen. Die junge Frau macht, zurück auf ihrer Heimatinsel, eine ziemlich starke Entwicklung durch, die letztendlich auch ihrem Chef auffällt. So richtig in Fahrt kam für mein Empfinden die Handlung erst nach ca. 150 Seiten, aber dann gab es irgendwann einen Punkt, ab dem ich den Roman genießen konnte. Zwar hat mich einiges stark an die kleine Bäckerei am Strandweg erinnert. Auch diesmal gibt es wieder einen etwas überspannten und sehr reichen Amerikaner, auch diesmal entdeckt die Protagonistin ihre Liebe zum Kochen und Backen, und auch dieser Roman spielt wieder auf einer kleinen Insel mit etwas verschrobenen Bewohnern. Aber ich habe die Erinnerung dann einfach mal ausgeblendet und mich voll auf Floras neue Geschichte eingelassen. Vor allem die schönen und zum Teil intensiven Beschreibungen der Insel und ihrer Bewohner fand ich faszinierend,und sie haben mich in angenehmer Weise durch die Handlung geführt. Mit ihren ausführlichen Schilderungen lässt Jenny Colgan die Leser an der Faszination für diese raue und ein wenig geheimnisvolle Inselwelt im Norden Schottlands teilhaben. Die Autorin erfindet mit diesem Roman das Rad nicht neu, aber sie hat eine schöne Geschichte geschrieben, die sich ab dem zweiten Drittel angenehm liest und mit der man gut vom Alltagsstress abschalten kann.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Die weiße Mafia

Die weiße Mafia
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Das Hörbuch beginnt mit dem beeindruckenden Eid des Hyppokrates.
Was man im Anschluss erfährt, hört sich an wie der reinste Krimi. Der Wissenschaftsjournalist Frank Wittig hat hier eine sehr umfangreiche ...

Das Hörbuch beginnt mit dem beeindruckenden Eid des Hyppokrates.
Was man im Anschluss erfährt, hört sich an wie der reinste Krimi. Der Wissenschaftsjournalist Frank Wittig hat hier eine sehr umfangreiche Sammlung an Fakten zusammengetragen, bei denen es allgemein um die Ärzte, die Pharmaindustrie und die Behandlung der Patienten geht. Mit sieben Stunden und 33 Minuten ist das Hörbuch die ungekürzte Ausgabe des Sachbuchs. Sehr ausführlich geht der Autor auf diverse Bereiche der Medizin und auf die jeweils üblichen Behandlungsmethoden ein. Sicher hat Herr Wittig sehr ausgiebig und gründlich recherchiert, denn er spart nicht mit Fakten und Beispielen. Er zitiert auch Ärzte, die seine Kritik durchaus zum Teil bejahen. Der Autor führt Studien an, die bei kritischer Nachfrage plötzlich über Nacht verschwanden oder geändert wurden. Das gibt einem wirklich zu denken. Vieles, was man hier erfährt, erscheint einem logisch, und bei manchen Diagnosen oder Behandlungsvorschlägen sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, dass man vielleicht lieber noch eine zweite Meinung einholen sollte, was sich vermutlich generell empfiehlt. Klar, hier erfährt man nur eine Seite, bei der es um die schwarzen Schafe geht. Ein Großteil der Mediziner wird ja hoffentlich wirklich daran interessiert sein, den Patienten, die ihnen anvertraut sind, zu helfen, zumindest glaube ich hier an das Gute im Menschen. Auch wenn nicht alle Behauptungen des Autors belegbar sind und auch wenn mir das nötige Wissen fehlt, zu entscheiden, wie viel des Gesagten wirklich zutreffend ist, so bietet das Buch auf jeden Fall reichlich Denkanstöße, denn es ist wichtig, nicht alles kritiklos über sich ergehen zu lassen. Man sollte sich ausführlich und nach mehreren Seiten hin informieren, bevor man eine Behandlung über sich ergehen lässt, von der man nicht wirklich überzeugt ist. Ich sehe dieses Hörbuch als wichtiges Plädoyer für den mündigen Patienten, der über seine Möglichkeiten Bescheid weiß.
Gelesen wird das Hörbuch sehr markant und ausdrucksstark von Matthias Lühn. Er verleiht dem Thema zusätzlich Brisanz. Allerdings muss ich zugeben, dass ich bedingt durch die Länge des Hörbuchs, immer nur kleine Portionen hören konnte, weil sonst schnell die Konzentration nachließ. Schade finde ich, dass das Hörbuch in sehr lange Kapitel eingeteilt ist, so dass ich nach einer Hörpause ständig Probleme hatte, an der richtigen Stelle wieder einzusteigen, was immer mit zeitraubendem Vor- oder Zurücklaufenlassen der CD einher ging. Ich denke, man erfasst das ganze besser, wenn man es liest, denn dann kann man sich Markierungen im Buch machen und tut sich leichter, auch mal etwas erneut nachzulesen. Aus diesem Grund ziehe ich in Betracht, das gedruckte Buch zu lesen.

Veröffentlicht am 19.03.2018

Die Pestärztin

Die Pestärztin
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Der historische Roman von Ricarda Jordan wird als Hörbuch von Dana Geissler gelesen, was mir sehr gut gefällt, denn die Sprecherin hat eine angenehme Stimme. Sie liest eher ruhig und unaufgeregt, und doch ...

Der historische Roman von Ricarda Jordan wird als Hörbuch von Dana Geissler gelesen, was mir sehr gut gefällt, denn die Sprecherin hat eine angenehme Stimme. Sie liest eher ruhig und unaufgeregt, und doch wirken die Geschichten, die sie erzählt und die Charaktere, für die sie spricht, sehr lebendig. Ich kenne Frau Geissler bereits von anderen historischen Hörbüchern und habe mich gefreut, sie wieder einmal zu hören.
Die Geschichte selbst beginnt in Mainz im Jahr 1330, wo die kleine Lucia unter sehr dramatischen Bedingungen zur Welt kommt. Die Hebamme Rachel findet eine Gebärende in einem Hinterhof, und die junge Frau stirbt bei der Geburt ihrer Tochter. Lucia, kommt in den Haushalt einer reichen jüdischen Familie und lernt dort von der maurischen Sklavin Al Shifa sehr viel über die arabische Heilkunde. Dies kommt ihr in späteren Zeiten zugute, als die Pest in Mainz ausbricht. Sie lernt den Arzt Clemens kennen, und gemeinsam mit ihm versucht Lucia, die Pestkranken zu behandeln. Die Erfolge geben Clemens und ihr Recht, und schon bald ist Lucia in der ganzen Stadt als die „Pestärztin“ bekannt. Aber als Clemens, ihr Geliebter und Partner ebenfalls erkrankt und die Stimmung in der Stadt kippt, muss Lucia fliehen. Das Schicksal verschlägt sie nach Landshut, und hier wird sie ganz plötzlich mit ihren eigenen Wurzeln konfrontiert.
Die erste Hälfte, die sich in Mainz abspielt, hat mich völlig gefesselt, und ich habe Lucias Schicksal mit Spannung verfolgt. Diese Faszination hat leider etwas nachgelassen, als Lucia nach Landshut ging. Was sie dort erlebte, empfand ich teilweise als unglaubwürdig und von sehr vielen Zufällen abhängig. Ob es zur Handlungszeit wirklich eine derartige Pestepidemie in Mainz gab, darüber habe ich nichts gefunden. In der zweiten Hälfte kommen einige reale historische Persönlichkeiten ins Spiel, aber hier hat sich die Autorin sehr viel künstlerische Freiheit genommen und für so manchem Charakter ein völlig anderes Schicksal erfunden. Ich vermute, wenn ich den Roman gelesen hätte, wäre ich enttäuscht gewesen, aber Hörbücher höre ich meist zur puren Unterhaltung, beim Bügeln oder Handarbeiten. Hierfür ist „Die Pestärztin“ sehr gut geeignet, denn ich möchte mir mit Hilfe eines Hörbuchs hauptsächlich die Zeit während der genannten Arbeiten etwas kurzweiliger gestalten, damit nicht nur die Hände etwas tun, sondern auch der Geist eine Beschäftigung hat. Hier ist es mir nur Recht, wenn sich die Handlung nicht allzu anspruchsvoll und kompliziert entwickelt. Insofern war dieses Hörbuch für meine Zwecke bestens geeignet.