Wenn die Angst dein Leben bestimmt...
Auf den ersten Blick hat Mary alles, was das Leben nach außen hin schön macht. Sie hat keine Geldsorgen, lebt in einer prächtigen Villa mit einem wundervollen Blick über die Kleinstadt Mill River.
Doch ...
Auf den ersten Blick hat Mary alles, was das Leben nach außen hin schön macht. Sie hat keine Geldsorgen, lebt in einer prächtigen Villa mit einem wundervollen Blick über die Kleinstadt Mill River.
Doch Mary hat seit Jahrzehnten ihr Haus nicht mehr verlassen, hat sich eingeigelt und lebt abgekapselt von allem in ihren vier Wänden. Lediglich Father O'Brien findet Zugang zu ihr und unterstützt sie bei ihrem Wirken für ihre Mitmenschen. Als Mary erkrankt, ist es Zeit, sich endlich der Vergangenheit zu stellen...
"Sehnsucht nach Mill River" gibt den ungeschönten Blick in das Leben einer zutiefst gedemütigten Frau frei und ich frage ich mich immer wieder, wieviel Leid kann ein Mensch ertragen, bis er endgültig daran zerbricht.
Mary verdient meinen ganzen Respekt, dass sie trotz der unglaublichen Qualen, der Gewalt und der Demütigung, die man ihr zugefügt hat, nie den Willen zum Leben verloren hat. Ihre Angsterkrankung lässt sie zwar wie in einer Art Blase leben, doch das hindert sie nicht dran, trotzdem Gutes zu tun. Diese Frau hat ein Herz aus Gold, denn ihr Wirken aus dem Hintergrund verändert still und für andere unbemerkt das Leben der Kleinstadtbewohner.
Die Erzählung lebt von dem Wechsel zwischen den Zeitebenen und gibt mir so die Möglichkeit, einen Blick hinter die Geschehnisse zu werfen, die Mary zu der Person gemacht haben, die sie heute ist. Ein Leidensweg, der jeden anderen hätte zerbrechen lassen, doch Mary hat ihren Weg gefunden, sich von den Fesseln nicht ganz in die Knie zwingen zu lassen, bis ihre Aufgabe beendet ist.
Ihr zur Seite steht Father Michael, der für mich ein Paradebeispiel dafür ist, wie man Gutes tut und seine Schäfchen im Auge behält. Sein Spleen, ständig und überall silberne Löffel mitgehen zulassen, macht ihn weltlicher, als man sich einen Pfarrer überhaupt vorstellen kann, und ich mag diese Macke an ihm. Zeigt sie mir doch, dass auch Pfarrer nicht unfehlbar sind und der Versuchung nicht widerstehen können
Das Leben in der Kleinstadt wird von der Autorin sehr bildhaft und anschaulich erzählt, zeigt aber auch auf, welche Probleme entstehen, wenn jeder Jeden kennt und es so praktisch keine Geheimnisse gibt. Bis auf eines...
Die Bewohner von Mill River sind mit ihren Geschichten und Geschichtchen schön in das bestehende Grundgerüst des Romans eingearbeitet, beleben so die Szenerie und sorgen so für Abwechslung, kleine zusätzliche Episoden und bereichern so die ohnehin schon faszinierende und abwechslungsreiche Handlung.
Dadurch, dass Marys Geheimnis erst ganz zum Schluss gelüftet wird, bleibt die Spannung konstant erhalten und man kann nicht anders, als Seite um Seite zu lesen, um endlich alle Heimlichkeiten aufzudecken.
Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei über NetGalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.
SehnsuchtNachMillRiver #NetGalleyDE