Dieses Buch hat mir die Augen geöffnet. Es ist tiefsinnig und beinhaltet viele Wahrheiten
SchamlosDieses Buch hat mir bei Dingen die Augen geöffnet, welche uns „Westlichen“ gar nicht bewusst sind. Es ist ein Blick hinter die Kulissen und erzählt was wirklich hinter dem Leben als Muslima steckt. Mehr ...
Dieses Buch hat mir bei Dingen die Augen geöffnet, welche uns „Westlichen“ gar nicht bewusst sind. Es ist ein Blick hinter die Kulissen und erzählt was wirklich hinter dem Leben als Muslima steckt. Mehr erzähle ich euch im unten folgenden Text.
Meine Meinung zum Cover:
Ich muss zugeben, dass ich hinter diesem Cover niemals ein Buch mit einem solchen Inhalt vermutet habe. Wenn man bei der Hardcover-Ausgabe die rosafarbene „Binde“ wegnimmt, sieht man eine junge Frau, die einen Finger mit dem Symbol für „Frau“ hochhält. Meiner Meinung nach, passt das Motiv zum Inhalt, auch wenn es unscheinbar ist.
Meine Zusammenfassung des Inhaltes:
In diesem Buch erzählen drei junge Frauen über ihr Leben als Muslima. Sie berichten von sozialer Kontrolle, dem eigenen Empfinden, Wertvorstellungen, ihrer Religion und wie Frauen sich nach dem Glauben zu verhalten haben. Sie sprechen über den Druck durch die Gesellschaft, Mobbing, aber auch die Erwartungen der eigenen Familie und den Verhaltensregeln nach dem Glauben. Dabei schildern sie wie sie sich gefühlt haben, was sie verletzt hat und wie sie herausfanden, was sie wirklich wollen. Ihr innerer Zwiespalt und die Ängste vor Konsequenzen sind genauso spürbar, wie der Mut etwas verändern zu wollen. Gleichzeitig sind in diesem Buch Tipps und Erfahrungswerte zu finden. Die jungen Frauen versuchen anderen betroffenen Frauen Mut zu machen. Doch sprechen sie auch von Dingen, die sie bis heute belasten. Aufgrund dessen sie sich bis heute nicht „frei“ fühlen können. Ich erfuhr in diesem Buch auch, wie sich die Frauen nach dem Islam verhalten „sollten“. Das Buch rüttelt auf und bringt einige Wahrheiten ans Licht.
Meine Meinung zum Inhalt:
Diesmal ist es schwer, meine Meinung in Worte zu fassen. Die drei jungen Frauen haben mich mit ihrem Mut sehr beeindruckt. Gleichzeitig haben sie mir mit diesem tiefen Einblick in ihre Kultur, ihr Leben und das soziale Leiden die Augen geöffnet. Ich wusste von vielen der erzählten Dinge, doch waren sie mir in dieser Intensität nicht bewusst. Ebenso waren mir einige der Dinge vorher überhaupt nicht bekannt. Sie werfen einen neuen Blickwinkel auf das, was einem täglich begegnet. Obwohl ich keine Muslima bin, kenne ich einige der Erlebnisse und Gefühle, die sie beschreiben.
Mobbing und Fremdenfeindlichkeit sind ein großes Problem in unserer Gesellschaft. Ich kann bis heute nicht nachvollziehen warum Kinder und Erwachsene so grausam zu anderen sind. Für mich war es hochinteressant, einmal die andere Seite der muslimischen Kultur zu sehen. Das Frauenbild ist für mich leider rückschrittlich und ich bin froh, dass es Eltern gibt, die ihre Kinder akzeptieren wie sind. Ich selbst wusste z.B. nicht, wie früh und tief den Kindern klargemacht wird, wie sie sich schon in jungen Jahren verhalten sollen. Der innere Kampf, der alle drei jungen Frauen über ihr Aufwachsen begleitete, konnte ich durch ihre sehr detaillierten Schilderungen stark wahrnehmen. Teilweise war dies sehr erschreckend für mich, weil uns „Westlichen“ gar nicht bewusst ist, was Muslimas „ertragen“ müssen.
Der Aufbau des Buches ist anders als erwartet. Ein großer Teil ist über Gespräche zwischen den drei Frauen aufgeteilt. Dazwischen gab es Schilderungen von Situationen, die den Frauen erzählt wurden. Dadurch gaben sie anderen Betroffenen eine Stimme, die selbst anonym bleiben wollen oder auch müssen. Es gibt Tipps und Faktensammlungen, sowie Hinweise, was eine „ehrbare“ Frau tun muss/sollte.
Ich finde es schrecklich, wie stark die soziale Kontrolle in ihrer Kultur ist und wie früh Kinder damit schon belastet werden. Unfreiwillig werden diese damit zu Außenseitern. Selbst wenn sie z.B. den Hidschab freiwillig tragen, steckt für mich viel mehr dahinter als ich vorher vermutet habe. Nun sehe ich die Dinge anders. Meine Hoffnung liegt darin, dass es irgendwann keine Frauen mehr gibt, die unter sozialer Kontrolle leiden. Es schmerzt mich zu lesen und zu hören, wenn Frauen (aber auch Männer) für etwas verantwortlich gemacht werden, wofür sie eigentlich gar nichts können.
Deshalb finde ich es umso mutiger, dass die drei jungen Autorinnen diesen Schritt gewagt haben und mit ihren Erlebnissen an die Öffentlichkeit gingen. Im Text konnte ich wahrnehmen, wie schwer es ihnen teilweise fiel und wie wichtig ihnen ihre Familie ist. Die Liebe und die Treue waren zum Greifen nah. Gleichzeitig war es für mich schockierend zu erfahren, wie sehr das Leben von Scham beeinflusst wird.
Mir war nicht bewusst, dass man den Mädchen/ Frauen sogar vorschreibt, welche Kleidung sie zu tragen haben. Ich finde es furchtbar, dass die Mädchen/Frauen so unterdrückt werden und nicht einmal allein rausgehen bzw. jemanden treffen dürfen. Ständig begleitet sie die Angst von jemandem gesehen zu werden, der sie kennt oder es der Familie mitteilt. Manche Aspekte sind mir unbegreiflich. Auch, dass man für die Ehre schreckliche Dinge „totschweigt“, was aber natürlich nicht in jeder Familie so ist.
Meine einzige kleine Kritik ist, dass es keine Bilder von den verschiedenen Kopfbedeckungen gab. Anhand derer hätte ich mir manche Situationen leichter vorstellen können. Es waren viele schöne Bilder der drei Frauen im Buch zu finden. Sogar ein paar wenige Private.
Mein Fazit:
Dieses Buch enthält schockierende Wahrheiten über das Leben in einer kulturellen Familie. Die drei jungen Frauen haben mich mit ihrem Mut und ihren direkten Texten sehr beeindruckt. Für mich zeigt das Buch viele Seiten und vor allem Wahrheiten auf. Soziale Kontrolle, Einschränkungen, Mobbing – sind Elemente, die auch in ihrem Leben als Muslima eine erschreckende Rolle spielen und oft in Unterdrückung und Selbstverleugnung enden. Doch nicht immer ist Kultur zwang, auch das wurde mir in mit diesem Buch klar. Es ist grauenhaft, wie manches Frauenbild noch immer in einer Kultur vertreten ist. Am schlimmsten finde ich, dass Frauen für etwas verantwortlich gemacht werden, wofür sie nicht können. Gleichzeitig schockt es mich, dass diese Frauen sich niemals „frei“ fühlen können.
Ich vergebe 5 von 5 möglichen Sternen!
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!