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Veröffentlicht am 28.04.2019

Wenn ein Macho sich verliebt...

Kein Sex ist auch keine Lösung
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Einleitung:

Titel: Kein Sex ist auch keine Lösung
Autor: Mia Morgowski
erschienen: 2008, Rowolth Verlag
Genre: Roman, Komödie
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-499-25460-4

Ich entdeckte das Buch bei ...

Einleitung:

Titel: Kein Sex ist auch keine Lösung
Autor: Mia Morgowski
erschienen: 2008, Rowolth Verlag
Genre: Roman, Komödie
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-499-25460-4

Ich entdeckte das Buch bei einer Aufräumaktion in meinem Schrank, las rein, musste auf den ersten Seiten lachen und beschloss, es will gelesen werden. Am besten sofort! Die Sonnenschirme auf dem Cover passen meiner Meinung nach zwar nicht zur Handlung, versprechen aber leichte Sommerlektüre und das hält das Buch in jedem Fall.

Handlung:

Tom Moreno ist ein gut aussehender Macho, der in einer Hamburger Werbeagentur arbeitet und vermeintlich jede Frau, die ihm gefällt, ins Bett kriegt – mit Ausnahme seiner besten Freundin Nadja. Hat er sein Ziel erreicht, flüchtet er ebenso schnell wieder und findet dabei offenbar nie enden wollende Ausreden. Eine feste Beziehung ist so gar nichts für ihn. Bisher war er mit diesem Leben mehr als zufrieden, aber dann trifft er DIE eine. Sie dreht nicht nur den Spieß um, sondern sie ist auch noch so frech ihn nicht anzuhimmeln. Sie geht ihrer eigenen Wege und lässt ihn – wie nebenbei – zappeln.
Ein paar unpassende Zufälle lassen ihn dann auch noch in schlechtem Licht dastehen und seine Felle bei Mrs. Right schwimmen weg. Und zwar schneller als er ihnen hinterher schwimmen kann, egal wie sehr er sich bemüht.

Meine Meinung:

Ich habe früher schon immer mal gerne die klassische deutsche Komödie ala Gabi Hauptmann gelesen. Jetzt fiel mir dieses Buch in die Hände und es kann eindeutig in diese Riege eingereiht werden. Nicht nur, dass das Thema wirklich jedes Klischee bedient, welches man sich in der Beziehungsfindung zwischen Mann und Frau vorstellen kann, es ist auch in eine riesige Dosis Wortwitz verpackt. Locker und mit frechen Sprüchen gespickt sorgt die Autorin für 320 Seiten pures Lesevergnügen und viele Momente, in denen man laut lachen muss.
Einerseits ist da natürlich Tom, dem es die Damenwelt auch sehr, sehr leicht macht. Er umgarnt die Frauen – selbstverständlich nur die bestaussehenden und zu wenig intelligent dürfen sie auch nicht sein – und sie lassen ihn nur all zu bereitwillig in ihre Betten. Sein größter Albtraum ist eine Ehe und so versteht er es mit selbst aufgestellten Regeln einer Beziehung zu entfliehen, bevor sich diese überhaupt anbahnen könnte. Man muss ihn einfach mögen, obwohl er sich eigentlich nie wirklich nett verhält. Aber die Formulierungen, die ihm Mia Morgowski in den Mund legt, sind irgendwie zu schön, als dass Tom unsympathisch sein könnte.
Und dann ist da Elisa. Diese Frau ist der Inbegriff dessen, was man einem solchen Macho wünscht. Ebenso wenig auf den Mund gefallen wie er und offenbar hat sie so gar kein Interesse an ihm. Sie hält ihm einen Spiegel vor indem sie ihn mit seinen eigenen Methoden konfrontiert. Seine Entrüstung darüber könnte nicht herrlicher sein. Und immer wieder meint er, das sei doch den Männern vorbehalten.

Der Roman ist in der ich-Form aus Toms Sicht geschrieben. Da es sich hierbei um eine AutorIN handelt, macht es gleich noch einmal soviel Spaß ihr zu folgen. Denn ich vermute, nicht wenige der Damen von heute sind schon einmal einem Macho aufgesessen, der meinte, er könne sich nehmen, was er haben wolle und dann gehen. Umso größer ist die innere Schadenfreude, als ihm eben dies selbst widerfährt. Ich mag die freche Tonlage, die Schlagfertigkeit der einzelnen Charaktere und ich mag es, dass es – egal was passiert – niemals unter die Gürtellinie geht. Man fiebert natürlich mit, ob er seine Mrs. Right am Ende bekommt oder nicht, aber man spöttelt eben genauso mit, wenn er einen Tiefschlag erleidet. Als Frau kann man sicherlich Elisa anbeten, eben weil sie sich nicht von ihm um den Finger wickeln lässt – jedenfalls nicht so ohne weiteres.

Fazit:

Dieses Buch ist ein schöner Zeitvertreib am Urlaubsstrand – oder auch an regnerischen Wochenenden zu Hause. Die Handlung ist nicht schwierig oder tiefgründig, dafür aber herrlich humorvoll und in viel Wortwitz verpackt. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich für deutsche Komödien begeistern kann und es auch nicht schlimm findet, ein ganz klein bisschen schadenfroh zu sein.
Von mir gibt es 5 Sterne für pures Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Krimi mit Gänsehautpotential

Der lange Atem der Vergangenheit
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Einleitung

Titel: Der lange Atem der Vergangenheit
Autor: Val McDermid
erschienen: 2015
Verlag: Droemer HC
Genre: Kriminalroman

Ich lese seit langem immer wieder Romane von Val McDermid und bin ...

Einleitung

Titel: Der lange Atem der Vergangenheit
Autor: Val McDermid
erschienen: 2015
Verlag: Droemer HC
Genre: Kriminalroman

Ich lese seit langem immer wieder Romane von Val McDermid und bin jedes Mal aufs Neue begeistert über ihre Art zu schreiben und ihr Können den Leser glauben zu lassen, all das, was sie schreibt, sei echt. Nicht zuletzt dürfte dieses Können auf ihr journalistisches Vorleben und ihre akribischen Recherchen zu ihren Themen zurück zu führen sein. Und natürlich den Umstand, dass sie tatsächlich dicht an der Wahrheit schreibt. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an das Buch.

Handlung

Auf einer verlassenen Schule in Edinburgh wird ein Skelett mit einem Einschussloch im Kopf gefunden. Wie lange es dort liegt, weiß zunächst niemand, aber auf jeden Fall ruft dies DCI Karen Pirie von der Historical Case Unit auf den Plan. Diese beginnt gemeinsam mit ihrem Kollegen Jason Murray und der Anthropologin River Wilde mittels der ausgesprochen wenigen Anhaltspunkte, die nach so langer Zeit bleiben, in der Vergangenheit zu forschen. Es dauert eine ganze Weile, bis Karen den Toten zweifelsfrei identifizieren kann um dann in dessen Vergangenheit das Motiv für den Mord zu finden.

In Den Haag am Strafgerichtshof arbeiten zeitgleich die beiden Anwälte Macanespie und Proctor an der Aufklärung diverser Morde an Kriegsverbrechern aus den Balkankriegen. Es scheinen Morde aus Rache zu sein. Sie kommen nicht recht voran bis sie einen neuen Chef bekommen, der den beiden Dampf macht und Ergebnisse sehen will.

Maggie Blake ist Professorin für Geopolitik an der Universität von Oxford, welche viele Bücher und Berichte über die Balkankriege in den 90er Jahren veröffentlicht hat. Bedingt durch erste Ermittlungsergebnisse gerät sie in das Visier von Pirie. So wird sie eine Anlaufstelle für Karen, weil sich diese dort fundiertes Hintergrundwissen erhofft. Dass der Fall sehr persönlicher Natur für Maggie werden wird, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Meine Meinung

Anfänglich kommen einem als Leser die Fakten, die angeboten werden, recht unsortiert vor. Aber schon ziemlich schnell wird klar, dass jedes Faktum einen bestimmten Grund hat und an einer anderen Stelle eine Frage beantworten wird.

DCI Karen Pirie hat die HCU unter sich. Mit ihrem direkten Kollegen Jason Murray arbeitet sie ständig zusammen, obwohl sie von seiner fachlichen Leistung nicht wirklich überzeugt ist. Aber einerseits ist er ein sehr williger Mitarbeiter und andererseits schafft er es gelegentlich doch, sie von sich zu überzeugen. Ich mag das Zusammenspiel der beiden, weil ihr Verhältnis tatsächlich rein dienstlich bleibt. Val McDermid schafft es hier glänzend das Chef – Mitarbeiter – Gefüge zu beschreiben ohne dabei große Worte zu verschwenden. Es fügt sich einfach ein. Pirie hat viel Erfahrung auf dem Gebiet der alten Fälle und weiß genau wo sie ansetzen muss um erfolgreich zu sein. Darüber hinaus ist sie erfahren im Führen von Verhören, sodass sie die Informationen bekommt, die sie braucht. Zu den anderen Figuren ist sie meist distanziert genug, als dass man ihr die toughe Polizistin abnimmt. Nur manchmal, ganz selten, merkt man, dass sie doch Gefühle hat.

Macanespie und Proctor machen anfänglich auf mich den Eindruck der klassischen Schreibtischhelden. Eigentlich sollen sie in den Fällen des Balkankrieges ermitteln und die Kriegsverbrecher vor den Strafgerichtshof in Den Haag bringen. In letzter Zeit wird dies allerdings allzu oft vereitelt, weil ein „Rächer“ ihnen zuvor kommt und die Verbrecher ihrer vermeintlich gerechten Strafe zuführt. Da die beiden ebenfalls wenig Mitleid mit diesen Menschen haben, sind ihre Bemühungen nicht besonders groß, den Täter aufzuspüren. Bis Wilson Cagney ihr neuer Chef wird. Dieser will endlich Ergebnisse sehen und macht dies auch sehr deutlich. Unter seiner Führung verändern sich Macanespie und Proctor. Ist Proctor anfangs eher der unterwürfige Mitarbeiter, der alle gestellten Aufgaben brav erledigt hat, ist Macanespie derjenige, der nur das Nötigste tut. Aufgrund der gebotenen Eile und des Drucks wird aus Macanespie ein wahres Energiebündel. Er will unbedingt Aufklärung schaffen - insbesondere nachdem sie auf Karen Pirie gestoßen sind. Man bekommt den Eindruck, als würde ab jetzt ein Wettlauf zwischen den Behörden stattfinden. Jeder will nicht besonders viel von seinen eigenen Ermittlungen preisgeben und braucht doch die Hilfe des Anderen. Das Zusammenspiel zwischen Karen und Macanespie ist konfliktgeladen, obwohl dieser Konflikt nie wirklich ausgetragen wird. Aber es schwelt zwischen ihnen.

Maggie erzählt im Laufe des Buches ihre ganz eigene Geschichte. Es ist die Geschichte zwischen ihr und General Dimitir – Mitja – Petrovic. Sie lernt ihn in Dubrovnik kennen und kurz danach bricht der Krieg aus. In der Geschichte innerhalb der Geschichte werden so viele Emotionen und Hintergrundwissen verarbeitet, dass sich das Geschriebene wie ein Kriegstagebuch liest. Interessant finde ich, dass die Tagebuchnotizen und die Ermittlungen von Pirie sich irgendwann treffen. Und dann ändert sich Maggies Ton plötzlich ganz gewaltig. Maggie ist generell ein emotionaler Mensch, der gut und gern in Wut ausbrechen kann, aber ebenso herzerweichend weinen kann. Maggie erschien mir anfangs als eine eher zerbrechliche Frau, im Verlauf der Handlung entwickelt sie sich jedoch zu einer starken Persönlichkeit. Ich mag solche Figuren, die sich weiter entwickeln sehr.
Mitja hat zwei Gesichter: einerseits ist er der harte, strukturierte General, andererseits der liebende Mann. Wie diese Gegensätzlichkeit aus der Sicht unterschiedlicher Personen dargestellt wird, ist beeindruckend.

Ich mag Geschichten, in denen so nach und nach die Vergangenheit ans Tageslicht kommt, bei denen man „mitraten“ kann, was als nächstes passieren wird. Val McDermid gelingt es meisterhaft mit den Fragen ihrer Leser zu spielen. Oftmals hat man das Gefühl, dass sie genau wusste, welche Fragen ich mir beinahe zwangsläufig stellen muss. (ich habe sie sogar notiert um sie nicht zu vergessen… ) Andere Fragen werden – wie absichtlich – erst sehr spät beantwortet. Hinweise auf den Täter streut sie nur spärlich ein, dennoch hat der Leser die Chance vor der letzten Seite dahinter zu kommen.
Am Ende des Buches sind alle Fragen beantwortet.

Ihr Schreibstil ist wie immer flüssig, ihre Beschreibungen der Örtlichkeiten und Menschen prägnant. War man einmal in Schottland, könnte man die Augen schließen und sähe ihr Schottland vor sich. Sie verliert sich niemals in Details und überlässt es so ihrem Leser sein eigenes Bild zu erschaffen.

Ihre Erzählung der Balkankriege wirkt absolut authentisch. Das macht das Buch einerseits glaubwürdig, andererseits jagt es einem aber auch Schauer über den Rücken, wenn man bedenkt, dass vieles von dem sie berichtet, tatsächlich so passiert ist. Sie nutzt für ihre Recherchen ihr riesiges Netzwerk und das merkt man auch. Ihre Beschreibungen über die Arbeit der Polizei und die Erzählung selbst verschaffen einem fast den Eindruck, als sei sie selbst dabei gewesen. Laut ihrer Danksagung hat eine Freundin sie mit Hintergrundinformationen über den Balkan versorgt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie die Vorlage für die Maggie Blake ist.

Fazit

Dieses Buch ist ein Muss für jeden der gute Kriminalromane liebt. Val McDermid hat mich durch die lebhafte Schilderung der Balkankriege einmal mehr beeindruckt. Sie gewährt dem Leser einen Blick hinter die Kulissen der Berichterstattung. Schon deshalb ist dieses Buch empfehlenswert. Darüber hinaus versteht sie es gekonnt bis zum Schluss Zweifel über den Täter und sein Motiv zu streuen und die Spannung dauerhaft hoch zu halten. Ich fühlte mich von der ersten bis zur letzten Seite ausgesprochen gut unterhalten. Deshalb: 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Ein must-have für jeden der Buchläden liebt

Das Mädchen, das im Buchladen gefunden wurde
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Auf der Suche nach einem Buch, welches zum Lesen üben für einen 9jährigen geeignet ist, fiel mir „Das Mädchen das im Buchladen gefunden wurde“ von Silvia Bishop in die Hände. Der Titel des Buches war es, ...

Auf der Suche nach einem Buch, welches zum Lesen üben für einen 9jährigen geeignet ist, fiel mir „Das Mädchen das im Buchladen gefunden wurde“ von Silvia Bishop in die Hände. Der Titel des Buches war es, weshalb ich noch in der Buchhandlung begann, das Buch zu lesen. Das Cover ist ansprechend und enthält alle wichtigen Details, auf die im Buch garantiert eingegangen wird.

Handlung

Property Miller wird als 5jährige in einem Buchladen vergessen und landet dort im Fundsachenschrank. Da niemand sie zu vermissen scheint, werden die Ladenbesitzerin Netty und ihr Sohn Michael Propertys neue Familie. Alle 3 leben und arbeiten im Buchladen und alle 3 lieben Bücher und ihren Buchladen. Aber Property hat ein Geheimnis, das sie nicht zu verraten wagt, weil sie glaubt, dass Netty und Michael sie dann nicht mehr mögen könnten.

Eines Tages gewinnen sie bei einer großen Tombola den größten und tollsten Buchladen der Welt „Das Bücherparadies“. Dafür geben sie ihr altes Leben und den alten Buchladen auf und ziehen um in die große, geheimnisvolle Welt des Bücherparadieses in dem kein Buch der Welt fehlt und welcher so ganz anders ist als jeder andere Buchladen. Allerdings fehlt auch der Gauner nicht, der versucht ihnen den großen Traum mit einem bösen Trick wieder zu zerstören. Da Eliot Pink dasselbe Geheimnis wie Property bewahrt, erkennt er ihres sofort, kann aber andererseits auch nur von ihr überführt werden.

Property und ihr grummliger Kater Gunther kommen Eliot Pink mit detektivischem Gespür bald auf die Schliche und mit Hilfe von Netty und Michael kann Property es auch beweisen.

Meine Meinung

Die Geschichte ist so niedlich und dabei spannend geschrieben, dass ich sie an einem Sonntagmorgen in einem Rutsch durchgelesen habe und hinterher fast ein bisschen traurig war, dass sie schon vorbei war. Die Handlung ist kindgerecht und nachvollziehbar.

Mir gefällt dabei besonders, wie beinahe unbemerkt, Sachkenntnisse vermittelt werden z.B. wann ungefähr begonnen wurde Bücher maschinell zu fertigen und woran man handgeschöpftes Papier erkennt. Auch ist Propertys innerer Konflikt so beschrieben, dass jeder es nachvollziehen kann und sich trotzdem fragt, warum sie Netty und Michael nicht einfach einweiht. Zunächst hatte ich überlegt, warum es für sie ohnehin so schwierig ist, den beiden zu erzählen, was sie plagt, denn normaler Weise würde sicher niemand erwarten, dass eine 5jährige lesen kann. Mein nächster Gedanke war, dass Netty und Michael zwar herzensgut zu Property sind, aber einfach nicht auf einen jüngeren Familienzuwachs vorbereitet waren und das Problem schlichtweg übersehen haben. Wirklich brillant beschrieben ist aber, wie Kinder durch zusehen lernen und nur deshalb konnte es überhaupt dazu kommen, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, dass Property nicht lesen kann.
Aber Property ist ein intelligentes Mädchen, mit dem sich Kinder ganz bestimmt identifizieren können. Sie ist die Heldin, die ihre Familie davor bewahrt alles zu verlieren.

Die Satzstruktur ist meiner Meinung nach einfach genug gehalten für Leser, die schon ein bisschen Leseübung haben. Für einen Erstklässler könnte der Umfang des Buches eventuell noch etwas groß sein, aber für Zweit- und Drittklässler halte ich es für absolut geeignet. Einziger Kritikpunkt meinerseits sind die teilweise doch recht schwierigen Namen z.B. Montgomery oder auch Property (wobei hier natürlich der Sinn des Namens wichtig ist!). Zumindest für deutschsprachige Kinder könnte es hier etwas holprig werden. Aber mit etwas Übung und häufigem Wiederholen wird auch ein junger Leser damit klar kommen.

Die Beschreibung der einzelnen Orte ist toll, besonders die des Bücherparadieses. Ebenso konnte ich mich ohne Schwierigkeiten in den alten Buchladen hinein versetzen. Die Autorin schafft es Bilder im Kopf zu komponieren, in die man sich als Leser nur noch fallen lassen braucht. Und dann kann man den Tee, der in der Tasse dampft, während die 3 lesen, riechen.

Fazit

Ein tolles Kinderbuch, welches ein must have für jeden ist, der – so wie ich – Buchläden liebt. Es ist die Leichtigkeit des Schreibstils, welche einen in die magische Welt der Bücher mitreißt. Dabei es ist unerheblich, ob man dieses Buch als Erwachsener im Stillen liest oder es laut von einem Kind vorlesen lässt. Es macht einfach Spaß und ist ein Fall für „Kann man gut noch einmal lesen!“
Deshalb: 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Wenn Dein "Freund und Helfer" zu Deinem ärgsten Feind wird

Systemfehler
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Nachdem ich den Klappentext des Buches studiert hatte und feststellte, dass die Geschichte in Hamburg spielt, dachte ich, es könnte sich lohnen, dieses Buch zu lesen. Ich kenne die Vorgänger-Fehler nicht, ...

Nachdem ich den Klappentext des Buches studiert hatte und feststellte, dass die Geschichte in Hamburg spielt, dachte ich, es könnte sich lohnen, dieses Buch zu lesen. Ich kenne die Vorgänger-Fehler nicht, weshalb ich wenige Erwartungen haben konnte und völlig unvoreingenommen begann das Buch zu lesen.

Handlung

Frederik kommt in seine Heimatstadt Hamburg zurück, hat Vorsätze, was er verändern und welchen Erlebnissen er sich stellen will, nachdem er vor ihnen geflohen war. Hier erwarten ihn neben seinem besten Freund Niklas unterschiedlichste Menschen. Neue Kollegen, die seinen Vater und dessen furchtbare Machenschaften kannten und ihn immer wieder darauf ansprechen, seine Mutter, die offenbar ihr Leben völlig umkrempeln will und jemand, der sein Leben zerstören will.
Zunächst nehmen die Dinge ihren Lauf, er behauptet sich in der neuen Klinik durch Fachwissen und Engagement und findet auch den Weg zu seinem Freund zurück. Dieser hat seine ganz eigenen Probleme, die aus der gemeinsamen Vergangenheit resultieren, aber dennoch erhalten sich die beiden Männer ihre Freundschaft, die im Verlauf der Zeit schon viele Hürden überstehen musste.
Immer öfter und intensiver wird er jedoch mit seiner Vergangenheit konfrontiert bis sich die Situation dahin gehend zuspitzt, dass ihn seine Vergangenheit mit ganzer Wucht einholt und diese Begegnung beinahe tödlich verläuft.

Meine Meinung

Dieses Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend! Selbst wenn man die Vorgänger-Fehler nicht kennt, kann man der Geschichte folgen. Sie ist mit Rückblenden gespickt, die einen ahnen lassen, was in der Vergangenheit passiert sein muss, wie nachhaltig Frederiks und Niklas‘ gemeinsame Vergangenheit ist. Natürlich sind die Rückblenden nicht so ausführlich, dass man darauf verzichten könnte, die anderen Bücher zu lesen, aber sie genügen um die aktuelle Story zu verstehen und sich nicht in Unverständnis zu verheddern.
Frederik und Niklas verbindet eine lange Freundschaft, die aufgrund gemeinsamer Erlebnisse so massiv zu sein scheint, dass nichts sie ernsthaft erschüttern könnte. Diesen Umstand bringt die Autorin mit gekonnten Formulierungen und der Inszenierung von Situationen zum Ausdruck, in denen sich jeder wiederfinden kann. Frederik und Niklas sind so normal wie Du und ich, haben einen Beruf und ein privates Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Nach ein paar Seiten bekommt der Leser das Gefühl, als könnte man ihnen an der nächsten Straßenecke – oder eben in der Notaufnahme von St Georg oder im UKE – begegnen.
Das Krankenhausleben scheint mir – als jemandem, der mal Patient war, aber ansonsten keinen Einblick hinter die Kulissen hat – glaubhaft beschrieben. Fachbegriffe werden am Ende des Buches erklärt und die Hektik auf den Fluren der Notaufnahme bzw. bei den Einsätzen des Notarztes wird toll beschrieben. Man kann kaum so schnell lesen, wie sich die Spannungsbögen aufbauen.
Die ganz persönlichen Probleme und Konflikte kann man ausgesprochen gut nachempfinden. Es gelingt A.R. Klier ohne viele ausschmückende oder dramatische Details intensive Emotionen zu beschreiben, sodass der Leser mit den Protagonisten mitfühlen kann.

Die Welle der Vergangenheit baut sich über Frederik immer weiter auf. Der Leser kann diesem Verlauf wunderbar folgen und mitfiebern und in dem Moment, in dem die Welle über ihm zusammen bricht, möchte man nur noch, dass Frederik überlebt, denn DAS hat er gewiss nicht verdient. Bis zu einem bestimmten Punkt im Buch bleibt auch der Leser im Ungewissen, wer diese Welle maßgeblich aufbaut. Irgendwann kommt der aha-Effekt und danach möchte man nur die Frage nach dem Warum beantwortet haben.

Die Autorin arbeitet mit ständigen Perspektivwechseln, die Figuren entwickeln sich alle parallel bis der Moment kommt, an dem sich ihre Wege kreuzen. Es gelingt ihr, die einzelnen Passagen ausführlich genug zu halten, damit der Leser etwas Neues erfährt, aber dennoch kurz genug, dass er den roten Faden nicht verloren hat, wenn die Geschichte an anderer Stelle wieder einsetzt. Ich mag diese Art der parallelen Entwicklung sehr.

A.R. Kliers Schreibstil ist locker und leicht zu lesen. Man kann sich auf die Geschichte konzentrieren und in sie eintauchen, anstatt verschachtelte Sätze mehrfach lesen zu müssen, um ihren Sinn zu verstehen.
Details streut sie gekonnt ein, ohne ihnen den Vorrang zu geben. Wer in Hamburg lebt, weiß ziemlich genau, wo sie sich gerade befindet. Aber sie bleibt im Vordergrund immer bei der Handlung. Das gefällt mir ausgesprochen gut.

Die charakteristischen Eigenschaften von Mann und Frau werden perfekt beschrieben. Ich fand es herrlich beim Lesen öfter mal den Gedanken zu haben „Typisch Mann“ oder „Typisch Frau“ – wir kennen es alle und finden uns wohl gerade deshalb in ihren Figuren wieder.

Fazit

Alles in allem ein Roman, der sich zu lesen lohnt, selbst wenn man mit Krankenhäusern vielleicht nicht allzu viel anfangen kann und die Vorgänger-Fehler nicht kennt. Es geht um menschliche Höhen und Tiefen, um das Verarbeiten (oder auch das Verdrängen) von Traumata und in aller erster Linie um die Freundschaft zweier Männer und wie viel wert diese ist.

Es ist eine gänzlich neue Erfahrung einen Krimi zu lesen, bei dem die Tat am Ende passiert! Ein Grund mehr den nächsten Teil dringend in die Hand zu nehmen, denn es gibt noch so viel, was ich wissen will.

Veröffentlicht am 03.03.2021

Kein neues Konzept, aber toll erzählt.

Tale of Magic: Die Legende der Magie 1 – Eine geheime Akademie
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Das Buch:
Ich hatte im Vorfeld viel von den Land of Stories Büchern gehört, sie aber leider bisher nicht gelesen. Deshalb freut es mich jetzt umso mehr, dass ich mit diesem ersten Teil der Tale of Magic ...

Das Buch:
Ich hatte im Vorfeld viel von den Land of Stories Büchern gehört, sie aber leider bisher nicht gelesen. Deshalb freut es mich jetzt umso mehr, dass ich mit diesem ersten Teil der Tale of Magic Reihe beginnen konnte. Vielen Dank an den Verlag für das Leseexemplar.

Worum geht’s?
Brystal Evergreen wächst in nicht besonders liebevollen Verhältnissen auf. Während ihre beiden Brüder studieren dürfen, ist es ihr sogar untersagt zu lesen und das obwohl sie nichts lieber tut. Ohne die Erlaubnis ihrer Eltern verschafft sich Brystal eine Putzstelle in der hiesigen Bibliothek und kann fortan Nacht für Nacht lesen. Eines Tages findet sie die Abteilung der verbotenen Bücher und hier ein Buch, das sie besonders fesselt – nicht zuletzt, weil die Autorin des Buches noch lebt. Ohne wirklich daran zu glauben, liest sie den magischen Spruch, der bestimmen soll ob jemand magische Fähigkeiten besitzt oder nicht. Und dann ändert sich alles!

Charaktere:
Brystal Evergreen ist ein sympathisches Mädchen, mit dem der Leser wegen der ihr zugefügten Ungerechtigkeiten mitfühlen kann. Und die Ungerechtigkeiten sind bisweilen wirklich haarsträubend. Angefangen damit, dass Mädchen ausschließlich zu Ehefrauen und Müttern erzogen werden bis hin zu der Tatsache, dass Bildung den Mädchen vorenthalten wird. Hin und wieder ist mir diese Figur vielleicht etwas zu weich und zu sehr auf das Wohl anderer bedacht, aber es gehört zu dieser Figur dazu.

Madame Weatherberry ist eine Fee, die der Ungerechtigkeit in ihrer Welt den Kampf angesagt hat. Die Ungerechtigkeit besteht in erster Linie darin, dass Magie in allen 4 Königreichen verboten ist und als Verbrechen verfolgt wird. Also hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen zu beweisen, dass sie die magisch Begabten unbedingt brauchen und ihnen wieder den Respekt entgegenbringen, den diese verdienen. Als Leiterin ihrer eigenen Akademie versucht sie diese Einstellung weiterzugeben und ist dabei sehr beharrlich. Ich mag diese Figur, insbesondere weil sich zum Ende des Buches eine ganz andere Seite von ihr offenbart. Und obwohl der Leser damit vielleicht nicht rechnet, bleibt die Sympathie für Madame Weatherberry bestehen. Ich konnte sie sogar sehr gut verstehen.

Wie es in solchen Geschichten üblich ist, bekommt die Protagonistin eine beste Freundin. Lucy könnte nicht weniger ähnlich sein und gerade das macht den Reiz aus, wie ich finde. Während Brystal immer nett ist und immer für alle das Beste will, erscheint Lucy anfänglich als die Böse, als jene, die die anderen weniger wertschätzt als sich selbst. Sie wirkt irgendwie hochnäsig, abwertend und sehr, sehr eitel. Tief in ihrem Inneren steckt aber auch hier ein herzensgutes Mädchen, welches sich perfekt in das Geflecht einfügt. Dies ergibt sich jedoch erst im Laufe der Geschichte. Am Anfang mochte ich sie so gar nicht.

Die Namen der Figuren finde ich wunderbar gewählt. Immer wieder musste ich grinsen, wenn klar wurde, dass die Namen irgendwie immer zur Person passen. Es rundet die Geschichte auf eine schöne Weise ab.

Schreibstil:
Das Buch lässt sich durchweg leicht lesen und hat keine Längen. Erzählt wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers und bereits am Anfang kann man sich gut vorstellen, dass Oma im Schaukelstuhl sitzt und ihren aufmerksamen Zuhörern von den alten Zeiten erzählt.

Selbst wenn der Aufbau der Geschichte nicht neu ist, so ist sie doch wundervoll erzählt. Der Autor versteht es, seinen Leser für die Ziele seiner Protagonisten zu begeistern und sie ihnen nahe zu bringen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich gerade junge Leserinnen mit Brystal identifizieren können. Immerhin schafft sie es, von einem unterdrückten Mädchen zur Anführerin zu werden.

Auch hatte ich hin und wieder das Gefühl, dass leise Sozialkritik deutlich wird. Gerade in den Passagen in denen die Königreiche vorgestellt werden, macht Colfer die Doppelmoral ihrer Herrscher deutlich. Ich empfand es als spannend und es machte sich der Gedanke breit, dass es in der Realität gar nicht so viel anders ist.

Am Ende wird es mir dann etwas zu pathetisch. Es ist die Rede davon, dass Brystal die Welt rettet und natürlich bekommen die Freunde alle ihre Forderungen bei König Champion durch, ohne dass dieser auch nur in Erwägung zieht, dagegen zu intervenieren. Das ging mir dann etwas zu leicht und zu schnell – auch wenn ich mich natürlich über den Erfolg gefreut habe und es auch zum Grundtenor passte, nach dem Madame Weatherberry erreichen wollte, dass die Menschen wieder daran glauben, dass sie die magisch Begabten brauchen. Dies ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt und andere mögen vielleicht genau das. Verdient haben die Freunde nach den vielen Abenteuern und Kämpfen diesen Sieg auf jeden Fall.

Die Geschichte ist für die Altersklasse ab 11 Jahre durchaus empfehlenswert. Der Autor schreibt sehr bildlich, sodass man sich seine Welt gut vorstellen kann und das finde ich gerade für Kinder- und Jugendbücher sehr wichtig. Auf den letzten Seiten im Dank erwähnt der Autor Illustrationen, die im e-book allerdings nicht zu finden sind. Lediglich die Karte der Welt taucht dort auf.

Fazit:
Lesenswertes Abenteuer mit sympathischen Protagonisten, die ein ehrenwertes Ziel verfolgen und natürlich am Ende siegreich sind. Leichter Schreibstil und vor allem tolle Namen machen die Geschichte zu einem Lese-Genuss für große und kleine Leser. Ich freue mich auf den 2. Teil!
4,5 von 5 Sternen.

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