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Veröffentlicht am 19.05.2019

Spannender Auftakt für das deutsch-dänische Ermittlerduo Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg.

Nordlicht - Die Tote am Strand
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Einleitung:

Titel: Nordlicht – Die Tote am Strand
Autor: Anette Hinrichs
erschienen: 15.04.2019
Verlag: Blanvalet
Genre: Kriminalroman
Zeitrahmen: Gegenwart

Ich habe dieses Buch in einer Leserunde ...

Einleitung:

Titel: Nordlicht – Die Tote am Strand
Autor: Anette Hinrichs
erschienen: 15.04.2019
Verlag: Blanvalet
Genre: Kriminalroman
Zeitrahmen: Gegenwart

Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gewonnen und bedanke mich dafür bei der Autorin und dem Verlag. Da ich ohnehin gern Krimis lese und darüber hinaus zum Zeitpunkt der Leserunde in Dänemark im Urlaub war, hatte dieses Buch für mich seinen ganz eigenen Reiz. Ich bin also entsprechend erwartungsvoll an den Roman heran gegangen – und wurde nicht enttäuscht!

Handlung:

In Kollund wird am Strand eine tote, junge Frau gefunden. Die Identität des Opfers wird relativ schnell festgestellt, obwohl diese sich ein anderes Erscheinungsbild zugelegt hatte und ohne Papiere aufgefunden wurde. Die junge Frau war vor 12 Jahren spurlos verschwunden. Warum wurde sie jetzt in ihrer Heimat zum Opfer?
Die Ermittler Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg übernehmen den Fall mit ihrer neu zusammen gestellten Ermittlergruppe aus deutschen und dänischen Kollegen. Eine Zeit lang sieht es so aus, als würden die Ermittler im Dunklen tappen und auch nicht so recht voran kommen, obwohl es reichlich Spuren und Tatverdächtige gibt. Der Verdacht verhärtet sich, dass irgendjemand lügt und dass hinter all den ermittelten Spuren etwas viel Größeres steckt, das auf keinen Fall ans Tageslicht kommen soll. Aber wer und was?
Neben der Ermittlungsarbeit haben Boisen und Nyborg ihre ganz persönlichen Dämonen aus der Vergangenheit zu bewältigen, was ihnen mehr oder minder gut gelingt.

Meine Meinung:

Das Cover ist großartig. Etwas geheimnisvoll, denn was mag sich am Ende der Treppe wirklich befinden? Ist es der Strand, an dem die Tote gefunden wurde? War es dort, wo Opfer und Täter aufeinander trafen? Die Haptik ist schön. Beim Lesen hat man immer das Gefühl über Dünengras zu streichen. Im Laden würde mich dieses Cover dazu einladen, etwas genauer hinzuschauen.

In den ersten Kapiteln werden die wichtigsten Figuren vorgestellt und natürlich das Opfer. Das Aufeinandertreffen der beiden Ermittler Vibeke Boisen aus Flensburg und Rasmus Nyborg aus Esbjerg verläuft nicht eben freundschaftlich. Beide sind dem Anderen gegenüber skeptisch und das nicht zu unrecht. Die beiden Persönlichkeiten könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie: zielgerichtet, offen und gerade heraus, hält sich an die Regeln. Er: ist eher der unorthodoxe Ermittler. Brillant, aber Regeln schränken ihn eher ein. Rasmus Nyborg hat mich von Anfang an an Schimanski erinnert, der mit seinen Methoden ja auch keineswegs überall auf Wohlwollen stieß und auch schon mal handgreiflich wurde. Dazu eine gewisse schnodderige Art und ein selbst gewähltes Lotterleben. So in etwa könnte man auch Rasmus Nyborg beschreiben. Dabei ist er aber sympathisch und je besser man ihn kennenlernt, desto mehr kann man seine Beweggründe verstehen und nachvollziehen. Vibeke wirkte anfänglich auf mich sehr reserviert und zugeknöpft. So hatte sie ziemliche Schwierigkeiten mit dem in Dänemark üblichen Du und missbilligt so einige von Rasmus‘ Methoden. Dennoch arbeiten die beiden gut und vor allem erfolgreich zusammen. Ihr komplettes Team wurde neu zusammen gestellt und wächst mit dem Fall gut zusammen, sodass die Spezialisten ihre Fähigkeiten zielführend einbringen können. Boisen und Nyborg sind authentische, sehr sympathische Charaktere mit ganz eigenen Problemen, die sie nicht jedem auf die Nase binden. Und eben diese ganz eigenen Probleme machen sie so menschlich und man fühlt sich ihnen näher.

Die Familie Jörgensen betreibt eine Spedition, die finanziell in Schieflage geraten ist. Leif ist ein jähzorniger, brutaler Mann, der seine Familie mehr beherrscht als sie zu lieben oder zu führen. Seine Frau Agnes leidet unter ihm und hatte Zeit ihres Lebens Angst ihre Meinung zu vertreten. Die beiden haben 2 Kinder – Liva und Peter. Im Zuge der Ermittlungen kommt die Vergangenheit der Familie ans Licht und welche Leiche Leif im Keller hat.

Ebenso spannend ist die Geschichte der Familie Troelsen. Der Vater – Jesper – ist aufstrebender Politiker mit scheinbar blütenweißer Weste. Sein Sohn Alexander leidet schon seit frühester Jugend darunter, dass er seinem Vater nichts recht machen kann. Er ist erfolgreicher Anwalt, verliert aber seinen Job unter merkwürdigen Begründungen, als die Polizei ihn im Zuge ihrer Ermittlungen befragt. Er ist weder tatverdächtig noch kann er irgendetwas dafür, dass die Polizei ihren Job macht. Mir tat Alexander fast ein wenig leid, dass nun – unter diesen Umständen – sein mühsam aufgebautes Leben beginnt zu bröckeln. Und wieder ist es sein Vater, der ihn nicht unterstützen will. Die nach außen hin so saubere Familie wirkt im Verlauf des Romans immer weniger sauber. Es kommen Geheimnisse ans Licht, die man ihnen nicht zugetraut hätte.

Der Autorin gelingt eine interessante und spannende Mischung aus Ermittlungen, Beschreibung der dänischen Gepflogenheiten (die man, sofern man vor Ort ist, quasi sofort überprüfen kann und bestätigt bekommt) und menschlichen Problemen der Protagonisten. Der Fall selbst ist nicht vorhersehbar und am Ende gelingt eine Wendung, die ich so nicht erwartet hätte. Bis zum Schluss hätte der Täter aus meiner Sicht kein Motiv gehabt. Erst mit der Auflösung der Zusammenhänge, machte die Lösung einen Sinn. Vorher rätselt man mit, macht sich seine eigenen Gedanken, die aber alle nicht zu einem Mordmotiv taugen wollen.

Der Schreibstil ist angenehm. Die Sätze lassen sich leicht verschlingen und so wird das Buch sehr schnell zu einem Pageturner. Zumindest ging es mir so, weil ich meine Vermutungen widerlegt bzw. bestätigt haben wollte. Die Spannungsbögen bleiben kontinuierlich erhalten und die Absätze enden bisweilen mit kleinen Cliffhangern, die es einem abnötigen möglichst schnell weiter zu lesen.

Das Buch ist in Kapitel aufgeteilt und diese wiederum in Absätze, die mit der jeweiligen Örtlichkeit überschrieben sind. Das hilft bei der Orientierung zwischen den Orten, da der Roman an mehreren unterschiedlichen Stellen spielt. Das finde ich gut gelöst und vermeidet Verwirrung beim Leser.

Mir gefielen besonders die Figuren mit ihren ganz persönlichen Geheimnissen, die erst nach und nach zu Tage treten, die Offenlegung der Vergangenheit und die Verstrickung der Figuren in ihr. Darüber hinaus mag ich die eingestreuten Hinweise über Dänemark, denn nicht jeder weiß all diese Dinge.

Am Ende kann man sich die Ermittler ziemlich gut vorstellen und mit ihnen fühlen, jedoch bleiben Fragen offen, deren Antwort definitiv Platz in einem weiteren Roman haben sollten. Für den aktuellen Fall sind diese Fragen nicht ausschlaggebend. Der ist vollständig abgeschlossen und in sich schlüssig.
Auch könnte die Unterschiedlichkeit der Ermittler Konfliktpotential beherbergen und möglicherweise kommt es dazu ja auch in einem weiteren Roman.

Fazit:
Ein spannender Auftakt-Krimi zu einer neuen Reihe mit einem konträren Ermittlerduo, das Sympathie ausstrahlt, aber auch ganz eigene Probleme hat. Sie sind keine Superbullen, sondern liebenswerte Menschen, die einen guten Job machen. Wer Krimis an der Küste mag, kommt hier, bedingt durch die eingestreuten Details über Dänemark, voll auf seine Kosten. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Der wohl persönlichste Fall für Ann Kathrin Klaasen

Ostfriesensünde
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Einleitung:

Titel: Ostfriesensünde – Der vierte Fall für Ann Kathrin Klaasen
Autor: Klaus-Peter Wolf
erschienen: 2010
Verlag: Fischer Verlag
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-596-18050-9

Ich habe ...

Einleitung:

Titel: Ostfriesensünde – Der vierte Fall für Ann Kathrin Klaasen
Autor: Klaus-Peter Wolf
erschienen: 2010
Verlag: Fischer Verlag
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-596-18050-9

Ich habe die vorangegangen 3 Titel gelesen und mag den Aufbau und den Schreibstil von Klaus-Peter Wolf. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an diesen 4. Teil, weil ich gerade die Fälle, die die Ermittler persönlich betreffen, besonders mag. Nicht zuletzt deshalb, weil man immer noch etwas mehr über sie erfährt, als bei den ganz normalen Ermittlungen.

Handlung:

Ann Kathrin Klaasen trifft beim Arzt eine alte Frau, durch die sich zufällig eine Verbindung zu ihrem Vater ergibt. Seit Jahren ist Ann Kathrin auf der Suche nach dem Mörder ihres Vaters und kann es bis heute nicht verstehen, warum sich dieser gegen eine Geisel hat austauschen lassen. Inspiriert durch diese Begegnung begibt sich Ann Kathrin einmal mehr auf die Suche. Diesmal mit Erfolg, allerdings ist die Lösung doch einigermaßen unerwartet für sie.
Zeitgleich wird durch die SOKO Maurer, zu der auch Ann Kathrin Klaasen gehört – zumindest offiziell – ein Täter gesucht, der Frauen einmauert. Zunächst ist es ausgesprochen fragwürdig, wie viele Frauen Opfer wurden und vor allem, was sie verbindet. Ann Kathrin mit ihren ganz eigenen, etwas unorthodoxen Ermittlungsmethoden kommt relativ schnell hinter das Motiv des Täters. Allerdings dauert es lange, bis die SOKO heraus bekommt, um wen es sich handelt. Bei dieser Ermittlung ist Ann-Kathrin eher nur Beihilfe, da sie deutlich intensiver mit der Suche nach dem Mörder ihres Vaters beschäftigt ist.

Meine Meinung:

Das Cover des Buches passt zum Auftakt im Buch „Der Nebel kroch wie ein Tier über den Deich...“. Darüber hinaus hat Nebel auch immer etwas Geheimnisvolles, das etwas verbirgt. Der Mann im Nebel könnte der Täter von damals sein, den es gilt zu enttarnen. Meiner Meinung nach passt das Cover perfekt. Durch die immer ähnlichen Titel erkennt man, dass die Bücher zusammen gehören.

Die Geschichte wird – ohne in Kapitel aufgeteilt zu sein – in zwei Strängen erzählt, die nichts miteinander zu tun haben, aber dennoch beide Ann Kathrins Aufmerksamkeit erfordern.
Einerseits ist da die scheinbar schon ewig währende Suche nach dem Mörder ihres Vaters und andererseits der aktuelle Fall der verschwundenen Judith Harmsen. Ich fand diese Aufteilung sehr interessant, weil auf diese Art und Weise quasi zwei Fälle in einem Buch aufgeklärt werden und zeitgleich sehr viel über Ann Kathrins Vergangenheit berichtet wird , insbesondere über das Verhältnis zu ihrem Vater.

Klaus-Peter Wolf bedient sich der Perspektivwechsel. So schreibt er die Geschichte nicht ausschließlich aus Sicht der Polizei. Sondern auch der Täter im Fall Judith Harmsen und der Mörder ihres Vaters bekommen Gelegenheit ihre Gedanken zu „äußern“. So habe ich als Leser die Möglichkeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Geschichte zu schauen. Das gefällt mir sehr. So war mir die Möglichkeit gegeben über die Motive nachzudenken, ohne davon abhängig zu sein, dass die Ermittler etwas heraus finden.
Dem Mörder ihres Vaters begegnet Ann Kathrin lange bevor sie diesen auch nur verdächtigt. Das seltsame Gefühl dieser Begegnung ist toll beschrieben. Man fühlt sich mit Ann Kathrin unwohl und vorsichtig. Diese Figur ist so beschrieben, dass man nicht wirklich sagen möchte, dass sie unsympathisch sei, aber dennoch würde wohl jeder vorsichtig sein. Dieses „verbirgt etwas“ oder „sagt nicht alles“ ist absolut spürbar.
Bei der Enttarnung des zweiten Täters im aktuellen Fall hilft – wahrscheinlich wie so oft im wahren Leben – auch der Zufall mit, dass er enttarnt und überführt werden kann. Dennoch bleibt es wirklich bis ziemlich zum Schluss unklar, wer der Täter ist, wohingegen der Mörder des Vaters recht schnell in den Fokus meiner Vermutungen rückte.
Am Ende wird die Geschichte beinahe zum Thriller. Beide Täter haben – aus meiner Sicht – kranke Gedanken, die im wahren Leben schwer nachzuvollziehen sind. Aber gerade das macht den Showdown entsprechend spannend.

Die Story bewegt sich immer am roten Faden entlang. Es gibt keinerlei Spannungseinbrüche oder langwierige Erklärungen, sondern der Fall (oder die Fälle) bewegen sich stets auf ihr Ziel zu. Die Indizien sind nicht zu offensichtlich, sodass die Lösung nicht sofort erkennbar ist. Vielmehr gelingt es dem Autor mich als Leser in den Ermittlungen zu fesseln und zum mit-ermitteln einzuladen.

Ann Kathrin Klaasen mochte ich vom ersten Teil an. Sie ist eine Ermittlerin mit etwas ungewöhnlichen Methoden, hat das Herz auf dem rechten Fleck und ganz normale Alltagsprobleme mit ihrem Sohn und ihrem Ex-Mann. Das macht diese Figur authentisch und glaubwürdig. Frank Weller ist ebenfalls ein Sympathieträger. Ein bisschen Pantoffelheld, der seine Ann anhimmelt, aber gerade das macht ihn mir so sympathisch. Ich muss hin und wieder schmunzeln (sein Kollege von der SOKO hingegen war eher genervt davon), wenn er einmal mehr sagte: „Ann Kathrin sagt...“. Er vertraut ihr und ist total verknallt in sie. Das ist einfach liebenswert.
Ruppert ist mir einfach zu ruppig (ob er wohl deshalb so heißt?). Er denkt zu wenig nach, bevor er etwas sagt und tut. Darüber hinaus ist er neidisch auf den Erfolg von Ann Kathrin Klaasen. Eine Eigenschaft, die ihn zusätzlich unsympathisch macht. Aber auch diesen Typ Mensch kennt man aus dem eigenen Leben, weshalb er ebenfalls absolut authentisch ist.

Der Schreibstil von Klaus-Peter Wolf ist flüssig und es fällt kaum auf, dass sein Roman nicht in Kapitel aufgeteilt ist. Die Absätze sind völlig ausreichend als „Abtrennung“. Ich mag es sehr, wie er die Umgebung und die Gefühle seiner Protagonisten beschreibt. Es fällt mir leicht, mich in sie hinein zu denken und mit ihnen zu fühlen. Er lässt sie sehr menschlich erscheinen. Sie sind keine Superbullen, die alles können. Vielmehr sind es Menschen mit Stärken und Schwächen und Gefühlen.

Man muss die ersten 3 Teile nicht gelesen haben um diesen Teil zu verstehen. Es wird wenig zurück geschaut. Der Fall ist eine abgeschlossene Geschichte in sich – auch oder gerade weil sie viel von der Vergangenheit von Ann Kathrin und ihrem Vater aufdeckt. Über die vorangegangenen Fälle wird wenig berichtet, das ist aber auch nicht notwendig.

Fazit:

Wer spannende Nordseekrimis mit authentischen Figuren mag, bekommt hier einen geliefert. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen. Den nächsten Teil lese ich ganz bestimmt. Es lohnt sich.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Wenn ein Macho sich verliebt...

Kein Sex ist auch keine Lösung
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Einleitung:

Titel: Kein Sex ist auch keine Lösung
Autor: Mia Morgowski
erschienen: 2008, Rowolth Verlag
Genre: Roman, Komödie
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-499-25460-4

Ich entdeckte das Buch bei ...

Einleitung:

Titel: Kein Sex ist auch keine Lösung
Autor: Mia Morgowski
erschienen: 2008, Rowolth Verlag
Genre: Roman, Komödie
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-499-25460-4

Ich entdeckte das Buch bei einer Aufräumaktion in meinem Schrank, las rein, musste auf den ersten Seiten lachen und beschloss, es will gelesen werden. Am besten sofort! Die Sonnenschirme auf dem Cover passen meiner Meinung nach zwar nicht zur Handlung, versprechen aber leichte Sommerlektüre und das hält das Buch in jedem Fall.

Handlung:

Tom Moreno ist ein gut aussehender Macho, der in einer Hamburger Werbeagentur arbeitet und vermeintlich jede Frau, die ihm gefällt, ins Bett kriegt – mit Ausnahme seiner besten Freundin Nadja. Hat er sein Ziel erreicht, flüchtet er ebenso schnell wieder und findet dabei offenbar nie enden wollende Ausreden. Eine feste Beziehung ist so gar nichts für ihn. Bisher war er mit diesem Leben mehr als zufrieden, aber dann trifft er DIE eine. Sie dreht nicht nur den Spieß um, sondern sie ist auch noch so frech ihn nicht anzuhimmeln. Sie geht ihrer eigenen Wege und lässt ihn – wie nebenbei – zappeln.
Ein paar unpassende Zufälle lassen ihn dann auch noch in schlechtem Licht dastehen und seine Felle bei Mrs. Right schwimmen weg. Und zwar schneller als er ihnen hinterher schwimmen kann, egal wie sehr er sich bemüht.

Meine Meinung:

Ich habe früher schon immer mal gerne die klassische deutsche Komödie ala Gabi Hauptmann gelesen. Jetzt fiel mir dieses Buch in die Hände und es kann eindeutig in diese Riege eingereiht werden. Nicht nur, dass das Thema wirklich jedes Klischee bedient, welches man sich in der Beziehungsfindung zwischen Mann und Frau vorstellen kann, es ist auch in eine riesige Dosis Wortwitz verpackt. Locker und mit frechen Sprüchen gespickt sorgt die Autorin für 320 Seiten pures Lesevergnügen und viele Momente, in denen man laut lachen muss.
Einerseits ist da natürlich Tom, dem es die Damenwelt auch sehr, sehr leicht macht. Er umgarnt die Frauen – selbstverständlich nur die bestaussehenden und zu wenig intelligent dürfen sie auch nicht sein – und sie lassen ihn nur all zu bereitwillig in ihre Betten. Sein größter Albtraum ist eine Ehe und so versteht er es mit selbst aufgestellten Regeln einer Beziehung zu entfliehen, bevor sich diese überhaupt anbahnen könnte. Man muss ihn einfach mögen, obwohl er sich eigentlich nie wirklich nett verhält. Aber die Formulierungen, die ihm Mia Morgowski in den Mund legt, sind irgendwie zu schön, als dass Tom unsympathisch sein könnte.
Und dann ist da Elisa. Diese Frau ist der Inbegriff dessen, was man einem solchen Macho wünscht. Ebenso wenig auf den Mund gefallen wie er und offenbar hat sie so gar kein Interesse an ihm. Sie hält ihm einen Spiegel vor indem sie ihn mit seinen eigenen Methoden konfrontiert. Seine Entrüstung darüber könnte nicht herrlicher sein. Und immer wieder meint er, das sei doch den Männern vorbehalten.

Der Roman ist in der ich-Form aus Toms Sicht geschrieben. Da es sich hierbei um eine AutorIN handelt, macht es gleich noch einmal soviel Spaß ihr zu folgen. Denn ich vermute, nicht wenige der Damen von heute sind schon einmal einem Macho aufgesessen, der meinte, er könne sich nehmen, was er haben wolle und dann gehen. Umso größer ist die innere Schadenfreude, als ihm eben dies selbst widerfährt. Ich mag die freche Tonlage, die Schlagfertigkeit der einzelnen Charaktere und ich mag es, dass es – egal was passiert – niemals unter die Gürtellinie geht. Man fiebert natürlich mit, ob er seine Mrs. Right am Ende bekommt oder nicht, aber man spöttelt eben genauso mit, wenn er einen Tiefschlag erleidet. Als Frau kann man sicherlich Elisa anbeten, eben weil sie sich nicht von ihm um den Finger wickeln lässt – jedenfalls nicht so ohne weiteres.

Fazit:

Dieses Buch ist ein schöner Zeitvertreib am Urlaubsstrand – oder auch an regnerischen Wochenenden zu Hause. Die Handlung ist nicht schwierig oder tiefgründig, dafür aber herrlich humorvoll und in viel Wortwitz verpackt. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich für deutsche Komödien begeistern kann und es auch nicht schlimm findet, ein ganz klein bisschen schadenfroh zu sein.
Von mir gibt es 5 Sterne für pures Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Krimi mit Gänsehautpotential

Der lange Atem der Vergangenheit
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Einleitung

Titel: Der lange Atem der Vergangenheit
Autor: Val McDermid
erschienen: 2015
Verlag: Droemer HC
Genre: Kriminalroman

Ich lese seit langem immer wieder Romane von Val McDermid und bin ...

Einleitung

Titel: Der lange Atem der Vergangenheit
Autor: Val McDermid
erschienen: 2015
Verlag: Droemer HC
Genre: Kriminalroman

Ich lese seit langem immer wieder Romane von Val McDermid und bin jedes Mal aufs Neue begeistert über ihre Art zu schreiben und ihr Können den Leser glauben zu lassen, all das, was sie schreibt, sei echt. Nicht zuletzt dürfte dieses Können auf ihr journalistisches Vorleben und ihre akribischen Recherchen zu ihren Themen zurück zu führen sein. Und natürlich den Umstand, dass sie tatsächlich dicht an der Wahrheit schreibt. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an das Buch.

Handlung

Auf einer verlassenen Schule in Edinburgh wird ein Skelett mit einem Einschussloch im Kopf gefunden. Wie lange es dort liegt, weiß zunächst niemand, aber auf jeden Fall ruft dies DCI Karen Pirie von der Historical Case Unit auf den Plan. Diese beginnt gemeinsam mit ihrem Kollegen Jason Murray und der Anthropologin River Wilde mittels der ausgesprochen wenigen Anhaltspunkte, die nach so langer Zeit bleiben, in der Vergangenheit zu forschen. Es dauert eine ganze Weile, bis Karen den Toten zweifelsfrei identifizieren kann um dann in dessen Vergangenheit das Motiv für den Mord zu finden.

In Den Haag am Strafgerichtshof arbeiten zeitgleich die beiden Anwälte Macanespie und Proctor an der Aufklärung diverser Morde an Kriegsverbrechern aus den Balkankriegen. Es scheinen Morde aus Rache zu sein. Sie kommen nicht recht voran bis sie einen neuen Chef bekommen, der den beiden Dampf macht und Ergebnisse sehen will.

Maggie Blake ist Professorin für Geopolitik an der Universität von Oxford, welche viele Bücher und Berichte über die Balkankriege in den 90er Jahren veröffentlicht hat. Bedingt durch erste Ermittlungsergebnisse gerät sie in das Visier von Pirie. So wird sie eine Anlaufstelle für Karen, weil sich diese dort fundiertes Hintergrundwissen erhofft. Dass der Fall sehr persönlicher Natur für Maggie werden wird, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Meine Meinung

Anfänglich kommen einem als Leser die Fakten, die angeboten werden, recht unsortiert vor. Aber schon ziemlich schnell wird klar, dass jedes Faktum einen bestimmten Grund hat und an einer anderen Stelle eine Frage beantworten wird.

DCI Karen Pirie hat die HCU unter sich. Mit ihrem direkten Kollegen Jason Murray arbeitet sie ständig zusammen, obwohl sie von seiner fachlichen Leistung nicht wirklich überzeugt ist. Aber einerseits ist er ein sehr williger Mitarbeiter und andererseits schafft er es gelegentlich doch, sie von sich zu überzeugen. Ich mag das Zusammenspiel der beiden, weil ihr Verhältnis tatsächlich rein dienstlich bleibt. Val McDermid schafft es hier glänzend das Chef – Mitarbeiter – Gefüge zu beschreiben ohne dabei große Worte zu verschwenden. Es fügt sich einfach ein. Pirie hat viel Erfahrung auf dem Gebiet der alten Fälle und weiß genau wo sie ansetzen muss um erfolgreich zu sein. Darüber hinaus ist sie erfahren im Führen von Verhören, sodass sie die Informationen bekommt, die sie braucht. Zu den anderen Figuren ist sie meist distanziert genug, als dass man ihr die toughe Polizistin abnimmt. Nur manchmal, ganz selten, merkt man, dass sie doch Gefühle hat.

Macanespie und Proctor machen anfänglich auf mich den Eindruck der klassischen Schreibtischhelden. Eigentlich sollen sie in den Fällen des Balkankrieges ermitteln und die Kriegsverbrecher vor den Strafgerichtshof in Den Haag bringen. In letzter Zeit wird dies allerdings allzu oft vereitelt, weil ein „Rächer“ ihnen zuvor kommt und die Verbrecher ihrer vermeintlich gerechten Strafe zuführt. Da die beiden ebenfalls wenig Mitleid mit diesen Menschen haben, sind ihre Bemühungen nicht besonders groß, den Täter aufzuspüren. Bis Wilson Cagney ihr neuer Chef wird. Dieser will endlich Ergebnisse sehen und macht dies auch sehr deutlich. Unter seiner Führung verändern sich Macanespie und Proctor. Ist Proctor anfangs eher der unterwürfige Mitarbeiter, der alle gestellten Aufgaben brav erledigt hat, ist Macanespie derjenige, der nur das Nötigste tut. Aufgrund der gebotenen Eile und des Drucks wird aus Macanespie ein wahres Energiebündel. Er will unbedingt Aufklärung schaffen - insbesondere nachdem sie auf Karen Pirie gestoßen sind. Man bekommt den Eindruck, als würde ab jetzt ein Wettlauf zwischen den Behörden stattfinden. Jeder will nicht besonders viel von seinen eigenen Ermittlungen preisgeben und braucht doch die Hilfe des Anderen. Das Zusammenspiel zwischen Karen und Macanespie ist konfliktgeladen, obwohl dieser Konflikt nie wirklich ausgetragen wird. Aber es schwelt zwischen ihnen.

Maggie erzählt im Laufe des Buches ihre ganz eigene Geschichte. Es ist die Geschichte zwischen ihr und General Dimitir – Mitja – Petrovic. Sie lernt ihn in Dubrovnik kennen und kurz danach bricht der Krieg aus. In der Geschichte innerhalb der Geschichte werden so viele Emotionen und Hintergrundwissen verarbeitet, dass sich das Geschriebene wie ein Kriegstagebuch liest. Interessant finde ich, dass die Tagebuchnotizen und die Ermittlungen von Pirie sich irgendwann treffen. Und dann ändert sich Maggies Ton plötzlich ganz gewaltig. Maggie ist generell ein emotionaler Mensch, der gut und gern in Wut ausbrechen kann, aber ebenso herzerweichend weinen kann. Maggie erschien mir anfangs als eine eher zerbrechliche Frau, im Verlauf der Handlung entwickelt sie sich jedoch zu einer starken Persönlichkeit. Ich mag solche Figuren, die sich weiter entwickeln sehr.
Mitja hat zwei Gesichter: einerseits ist er der harte, strukturierte General, andererseits der liebende Mann. Wie diese Gegensätzlichkeit aus der Sicht unterschiedlicher Personen dargestellt wird, ist beeindruckend.

Ich mag Geschichten, in denen so nach und nach die Vergangenheit ans Tageslicht kommt, bei denen man „mitraten“ kann, was als nächstes passieren wird. Val McDermid gelingt es meisterhaft mit den Fragen ihrer Leser zu spielen. Oftmals hat man das Gefühl, dass sie genau wusste, welche Fragen ich mir beinahe zwangsläufig stellen muss. (ich habe sie sogar notiert um sie nicht zu vergessen… ) Andere Fragen werden – wie absichtlich – erst sehr spät beantwortet. Hinweise auf den Täter streut sie nur spärlich ein, dennoch hat der Leser die Chance vor der letzten Seite dahinter zu kommen.
Am Ende des Buches sind alle Fragen beantwortet.

Ihr Schreibstil ist wie immer flüssig, ihre Beschreibungen der Örtlichkeiten und Menschen prägnant. War man einmal in Schottland, könnte man die Augen schließen und sähe ihr Schottland vor sich. Sie verliert sich niemals in Details und überlässt es so ihrem Leser sein eigenes Bild zu erschaffen.

Ihre Erzählung der Balkankriege wirkt absolut authentisch. Das macht das Buch einerseits glaubwürdig, andererseits jagt es einem aber auch Schauer über den Rücken, wenn man bedenkt, dass vieles von dem sie berichtet, tatsächlich so passiert ist. Sie nutzt für ihre Recherchen ihr riesiges Netzwerk und das merkt man auch. Ihre Beschreibungen über die Arbeit der Polizei und die Erzählung selbst verschaffen einem fast den Eindruck, als sei sie selbst dabei gewesen. Laut ihrer Danksagung hat eine Freundin sie mit Hintergrundinformationen über den Balkan versorgt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie die Vorlage für die Maggie Blake ist.

Fazit

Dieses Buch ist ein Muss für jeden der gute Kriminalromane liebt. Val McDermid hat mich durch die lebhafte Schilderung der Balkankriege einmal mehr beeindruckt. Sie gewährt dem Leser einen Blick hinter die Kulissen der Berichterstattung. Schon deshalb ist dieses Buch empfehlenswert. Darüber hinaus versteht sie es gekonnt bis zum Schluss Zweifel über den Täter und sein Motiv zu streuen und die Spannung dauerhaft hoch zu halten. Ich fühlte mich von der ersten bis zur letzten Seite ausgesprochen gut unterhalten. Deshalb: 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Ein must-have für jeden der Buchläden liebt

Das Mädchen, das im Buchladen gefunden wurde
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Auf der Suche nach einem Buch, welches zum Lesen üben für einen 9jährigen geeignet ist, fiel mir „Das Mädchen das im Buchladen gefunden wurde“ von Silvia Bishop in die Hände. Der Titel des Buches war es, ...

Auf der Suche nach einem Buch, welches zum Lesen üben für einen 9jährigen geeignet ist, fiel mir „Das Mädchen das im Buchladen gefunden wurde“ von Silvia Bishop in die Hände. Der Titel des Buches war es, weshalb ich noch in der Buchhandlung begann, das Buch zu lesen. Das Cover ist ansprechend und enthält alle wichtigen Details, auf die im Buch garantiert eingegangen wird.

Handlung

Property Miller wird als 5jährige in einem Buchladen vergessen und landet dort im Fundsachenschrank. Da niemand sie zu vermissen scheint, werden die Ladenbesitzerin Netty und ihr Sohn Michael Propertys neue Familie. Alle 3 leben und arbeiten im Buchladen und alle 3 lieben Bücher und ihren Buchladen. Aber Property hat ein Geheimnis, das sie nicht zu verraten wagt, weil sie glaubt, dass Netty und Michael sie dann nicht mehr mögen könnten.

Eines Tages gewinnen sie bei einer großen Tombola den größten und tollsten Buchladen der Welt „Das Bücherparadies“. Dafür geben sie ihr altes Leben und den alten Buchladen auf und ziehen um in die große, geheimnisvolle Welt des Bücherparadieses in dem kein Buch der Welt fehlt und welcher so ganz anders ist als jeder andere Buchladen. Allerdings fehlt auch der Gauner nicht, der versucht ihnen den großen Traum mit einem bösen Trick wieder zu zerstören. Da Eliot Pink dasselbe Geheimnis wie Property bewahrt, erkennt er ihres sofort, kann aber andererseits auch nur von ihr überführt werden.

Property und ihr grummliger Kater Gunther kommen Eliot Pink mit detektivischem Gespür bald auf die Schliche und mit Hilfe von Netty und Michael kann Property es auch beweisen.

Meine Meinung

Die Geschichte ist so niedlich und dabei spannend geschrieben, dass ich sie an einem Sonntagmorgen in einem Rutsch durchgelesen habe und hinterher fast ein bisschen traurig war, dass sie schon vorbei war. Die Handlung ist kindgerecht und nachvollziehbar.

Mir gefällt dabei besonders, wie beinahe unbemerkt, Sachkenntnisse vermittelt werden z.B. wann ungefähr begonnen wurde Bücher maschinell zu fertigen und woran man handgeschöpftes Papier erkennt. Auch ist Propertys innerer Konflikt so beschrieben, dass jeder es nachvollziehen kann und sich trotzdem fragt, warum sie Netty und Michael nicht einfach einweiht. Zunächst hatte ich überlegt, warum es für sie ohnehin so schwierig ist, den beiden zu erzählen, was sie plagt, denn normaler Weise würde sicher niemand erwarten, dass eine 5jährige lesen kann. Mein nächster Gedanke war, dass Netty und Michael zwar herzensgut zu Property sind, aber einfach nicht auf einen jüngeren Familienzuwachs vorbereitet waren und das Problem schlichtweg übersehen haben. Wirklich brillant beschrieben ist aber, wie Kinder durch zusehen lernen und nur deshalb konnte es überhaupt dazu kommen, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, dass Property nicht lesen kann.
Aber Property ist ein intelligentes Mädchen, mit dem sich Kinder ganz bestimmt identifizieren können. Sie ist die Heldin, die ihre Familie davor bewahrt alles zu verlieren.

Die Satzstruktur ist meiner Meinung nach einfach genug gehalten für Leser, die schon ein bisschen Leseübung haben. Für einen Erstklässler könnte der Umfang des Buches eventuell noch etwas groß sein, aber für Zweit- und Drittklässler halte ich es für absolut geeignet. Einziger Kritikpunkt meinerseits sind die teilweise doch recht schwierigen Namen z.B. Montgomery oder auch Property (wobei hier natürlich der Sinn des Namens wichtig ist!). Zumindest für deutschsprachige Kinder könnte es hier etwas holprig werden. Aber mit etwas Übung und häufigem Wiederholen wird auch ein junger Leser damit klar kommen.

Die Beschreibung der einzelnen Orte ist toll, besonders die des Bücherparadieses. Ebenso konnte ich mich ohne Schwierigkeiten in den alten Buchladen hinein versetzen. Die Autorin schafft es Bilder im Kopf zu komponieren, in die man sich als Leser nur noch fallen lassen braucht. Und dann kann man den Tee, der in der Tasse dampft, während die 3 lesen, riechen.

Fazit

Ein tolles Kinderbuch, welches ein must have für jeden ist, der – so wie ich – Buchläden liebt. Es ist die Leichtigkeit des Schreibstils, welche einen in die magische Welt der Bücher mitreißt. Dabei es ist unerheblich, ob man dieses Buch als Erwachsener im Stillen liest oder es laut von einem Kind vorlesen lässt. Es macht einfach Spaß und ist ein Fall für „Kann man gut noch einmal lesen!“
Deshalb: 5 Sterne.