Berührende Frage nach dem Was-wäre-wenn
Dani Atkins’ Roman wurde ja im Vorfeld von den Kritikern hochgelobt und als großartiges Debüt gefeiert. Aber es war die Inhaltsangabe, die mich schließlich dazu bewogen hat, Die Achse meiner Welt unbedingt ...
Dani Atkins’ Roman wurde ja im Vorfeld von den Kritikern hochgelobt und als großartiges Debüt gefeiert. Aber es war die Inhaltsangabe, die mich schließlich dazu bewogen hat, Die Achse meiner Welt unbedingt lesen zu müssen. Und ich bin richtig begeistert.
Zum einen fand ich die Figurengestaltung wirklich toll. Allein Rachel, die nicht nur mit ihrer Vergangenheit, sondern auch mit der alternativen Realität zu kämpfen hat, ist eine starke Persönlichkeit. Einerseits von Schuldgefühlen und Selbstmitleid geplagt ist sie andererseits mutig und fähig genug, sich zu behaupten, wenn es darauf ankommt. Hin- und hergerissen zwischen dem Leben, das sie geführt hat und demjenigen, mit dem sie nun konfrontiert wird und das ihr einfach nur traumhaft erscheint, nimmt sie den Leser mit auf ihre Suche nach der Wahrheit hinter allem. Man liebt und leidet mit ihr und lernt die übrigen Charaktere kennen, die zwar sehr lebendig, aber auch manchmal klischeehaft wirken. Besonders Matt, der attraktive und äußerst erfolgreiche Frauenschwarm, und Jimmy, der typische Junge von Nebenan, fallen in diese Kategorie. Allerdings änderte sich bei mir dieser Eindruck im Laufe des Buches und sie gewinnen mehr und mehr an Tiefe, sodass man ihnen leicht die eine oder andere Oberflächlichkeit verzeiht.
Zum anderen hat mich der Schreibstil der Autorin gleich für sich eingenommen. Er ist nicht hochkomplex, sondern eher einfach gehalten, dafür sehr poetisch und gefühlvoll, sodass man wunderbar abschalten und sich ganz auf die Geschichte einlassen kann. Aus der Sicht von Rachel erlebt man hautnah das Geschehen mit und erhält durch die vielen Selbstreflexionen der Protagonistin einen ausführlichen Einblick in ihr Seelenleben. Von jener emotionalen Ebene leben die Spannung und die Höhen und Tiefen der Handlung und man möchte nach dem ersten Drittel nur noch wissen, wie alles zusammenhängt. Die Hinweise darauf sind geschickt platziert und man rätselt, stellt Theorien auf und verwirft sie wieder.
Ab einem bestimmten Punkt wurde mir das Ende zwar klar und ich ahnte, wie es ausgehen würde. Nichtsdestotrotz war ich froh darüber, dass der Schluss meine Vermutungen bestätigt hat. Eine übertrieben weit hergeholte Erklärung, die vielleicht sogar den Rahmen der üblichen Fantasy-Literatur sprengt, wäre hier völlig fehl am Platze gewesen.
Fazit
Die Achse meiner Welt von Dani Atkins ist ein großartiges Schriftstellerdebüt. Es bietet vor allem liebenswerte, wenn auch manchmal klischeehafte Figuren und einen interessanten, emotional packenden Hauptcharakter, einen berührenden und zugleich fesselnden Schreibstil und eine klug konstruierte Handlung mit Tiefgang, dessen Ende zum Nachdenken anregt. Genau diese Mischung hat mir so gut gefallen, dass ich ganz begeistert davon bin.
Wer lebendige Protagonisten mag, die es verstehen, einen hautnah an ihren Erlebnissen teilhaben zu lassen und gerne Geschichten liest, die sich nicht mit einfachen Lösungen zufrieden geben, der sollte diesem Roman unbedingt eine Chance geben!