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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2019

Gnadenlos

River of Violence
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Harley ist gerade einmal acht Jahre alt, als sie zum ersten Mal ihrem Vater dabei zusieht, wie er einen anderen Menschen tötet. Denn Harleys Vater Duke ist nicht irgendwer, sondern der Clanchief und Drogenbaron ...

Harley ist gerade einmal acht Jahre alt, als sie zum ersten Mal ihrem Vater dabei zusieht, wie er einen anderen Menschen tötet. Denn Harleys Vater Duke ist nicht irgendwer, sondern der Clanchief und Drogenbaron des Ortes, in dem sie aufgewachsen ist. Doch ihre Familie ist nicht die einzige, die über das County herrscht, denn auf der anderen Flussseite herrschen die Springfields. Die Rivalität und Härte zwischen den beiden Clans kennt keine Grenzen. Nun ist Harley erwachsen und soll in die Fußstapfen des Vaters treten, ausserdem hat sie auch immer noch vor, den Mord an ihrer Mutter zu rächen. Aber Harley ist nicht nur knallhart, denn sie leitet, genau wie früher ihre Mutter, ein Haus, in dem Frauen und Kinder, die Rubys, Schutz bekommen.
Meine Meinung
Schon beim Klappentext ahnte ich, dass das keine "gewöhnliche" Gangstergeschichte wird, sondern viel mehr beinhaltet, doch das, was Tess Sharpe hier auf Papier gebracht hat, hätte ich so nicht erwartet.
Die Autorin schreibt direkt, teilweise wirklich hart und schonungslos und setzt dadurch ihren Leser gleich mitten in die Story rund um Harley, die Tochter eines Drogenbosses. Ihren Thriller lässt sie von der Protagonistin Harley in der Ich-Form erzählen, was dem Geschehen noch einmal mehr Glaubwürdigkeit und Tiefe gibt. Diese Erzählweise hat mir sehr gut gefallen, zumal wir hier auch immer wieder Sprünge im Zeitgeschehen miterleben, die uns noch einmal mehr dazu dienen, Harleys Handlungen nachvollziehen zu können.
Die Geschichte selber ist absolut rau und gewalttätig, denn genau um dieses Thema dreht sich der Thriller: Gewalt in allen Variationen. Häusliche Gewalt, Rassismus, Mord und Totschlag - all diese Verbrechen werden hier mit eingearbeitet und das erschreckenderweise so natürlich, dass man Harley dieses Leben genauso auch abkauft. Doch neben der Gewalt zeigt Tess Sharpe noch ein anderes Bild, denn hinter der Gewalt gibt es auch noch etwas wie Schutz, allein durch die Rubys, die in Harleys Frauenhaus Zuflucht und Schutz bekommen, bekommt die Geschichte noch einen ganz anderen Charaktere.
Die Geschichte springt in den Zeiten ziemlich hin und her, was zwar in den Überschriften erwähnt wird, bei dem man aber trotzdem aufpassen muss, um den roten Faden nicht zu verlieren. Denn die eigentliche Haupthandlung umfast nur einen kurzen Zeitraum, der Rest besteht aus Rückblicken in das bisherige Leben der Protagonistin Harley.
River of Violence ist kein einfaches Buch, was ich auch nicht erwartet habe. Trotz all der Gewalt, die hier beschrieben wird, geht diese Geschichte aber auch richtig in die Tiefe. Wir erleben nicht nur sinnloses Rumgeballer, sondern erfährt, wie es hinter der Fassade aussieht, wie es zu manch einer Handlung kommt, wie es der Person dabei geht. All das hat Tess SHarpe absolut meisterlich, wenn auch recht anspruchsvoll verpackt. Wer hier also einen Thriller erwartet, bei dem es explizit nur ums reine Tempo geht, ist hier falsch. Nein, langweilig ist dieses Buch auch in keinster Weise, aber anders und das in seiner gesamten Art. Wer sich allerdings einmal auf eine Geschichte voller Facetten einlassen möchte, sollte hier zugreifen.
Protagonistin Harley hat mich schwer beeindruckt. Ich war schockiert, wenn Harley aus ihrer Kindheit erzählt und ihre Rückblicke mit dem jeweiligen Alter beginnt. Sie wächst als Tochter eines Dorgenbosses auf: Waffen, Gewalt und Drogen sind für Harley an der Tagesordnung. Männer sind gewalttätig, Frauen sind die Opfer - was mich hier aber richtig packen konnte, ist allein Harley und ihr zwiegespalten sein und das ihr das alles gar nicht bewusst zu sein scheint. Auf der einen Seite bietet sie Schutz, auf der anderen bedroht sie.
Die Charaktere neben Harley bleiben, größtenteils, Randfiguren, die teilweise aber auch gewissen Einfluss auf die Handlung, aber auch auf Protagonistin Harley nehmen. Also man lernt die meisten Charaktere nicht richtig kennen, bekommt aber doch soviel von ihnen mit, dass sie ein Bild hinterlassen.
Mein Fazit
Ein alles andere als einfaches Buch für zwischendurch, dafür aber wirklich schockierend, erschreckend, aber auch glaubhaft. Gewalt schimmert hier in nur allen möglichen Facetten, von Rassismus über sexueller Gewalt, Mord und noch einiges mehr. Auf psychologischer Basis allerdings eine Meisterleistung, denn allein Harley ist es wert, sich mit dieser Geschichte zu beschäftigen. Eindringlich, brutal, knallhart und schockierend, aber absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 11.04.2019

Wie ein 80er Jahre Horrorfilm

Der Exorzismus der Gretchen Lang
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Charleston, South Carolina, schon seit Kindertagen sind Abby und Gretchen die besten Freundinnen und halten zusammen wie Pech und Schwefel. An einem Sommerabend kommen die beiden Mädchen gemeinsam mit ...

Charleston, South Carolina, schon seit Kindertagen sind Abby und Gretchen die besten Freundinnen und halten zusammen wie Pech und Schwefel. An einem Sommerabend kommen die beiden Mädchen gemeinsam mit zwei weiteren Freundinnen auf die Idee, es einmal mit LSD zu probieren. Was zunächst noch lustig erscheint, wird bald bitterböse, denn Gretchen verschwindet spurlos und taucht erst am nächsten Tag wieder auf und es scheint, als wäre sie immer noch auf einem Trip. Vor allem Abby merkt schnell, dass ihre Freundin nicht mehr sie selbst ist, denn aus der einst freundlichen und hilfsbereiten Gretchen wird ein manipulatives Biest. Was ist mit Gretchen nur passiert? Abby befürchtet, dass Gretchen besessen ist und zwar von einem Dämon…
Meine Meinung
Schon bei dem Cover musste ich an den Film “Der Exorzist” aus den siebziger Jahren denken und genau dieses Flair erschafft Grady Hendrix in seinem Horrorthriller, “Der Exorzismus der Gretchen Lang”. Genauso liest sich dieses Buch dann auch, denn es fühlte sich an, wie die typischen Teeniehorrorfilme der achtziger Jahre, zumal die Handlung auch in dieser Zeit spielt.
Grady Hendrix Schreibstil ist leicht und flüssig und schnell war ich in der Geschichte drin. Diese beginnt zunächst noch langsam und ruhig und der Leser erfährt sehr viel über die Freundschaft der beiden Mädchen. Diese Freundschaft steht auch zum großen Teil im Mittelpunkt des Geschehens, denn Abby merkt schnell und als einzige, dass mit ihrer Freundin etwas nicht stimmt. Allerdings war es für mich persönlich gerade in den ersten beiden Dritteln nicht ganz so gruselig und die Spannung und der Horror bauten sich hier nur langsam und unterschwellig auf. Später gibt es dann auch noch den ein oder anderen Schockmoment und im letzten Teil wird es noch richtig ekelig. Freunde des subtilen Horros werden hier definitiv ihre Freude beim Lesen finden, ich hätte mir aber noch ein wenig mehr gruselige Gänsehautatmosphäre gewünscht. Diese kam mir ein wenig zu kurz, was jedoch nicht heißen soll, dass mir das Buch nicht gefallen hätte.
Grady Hendrix lässt in seinem Horrorthriller die achtziger Jahre so richtig aufleben, was mich zwischendurch sogar schmunzeln ließ. Gerade durch die Erwähnung der Musik aus dem Jahrzehnt oder der Serien wie den Denver Clan wurde das Geschehen lebendig, brachte mir aber auch das vorhin schon angesprochene Gefühl des Teeniehorrorthrillers.
Auch das Setting passte da perfekt zu, die Kleinstadt, die Personen, die Highschool, es war wie ein Flashback in die Achtziger.
Die Freundschaft der beiden Mädchen Abby und Gretchen hat mir gut gefallen und machte die Geschichte besonders. Aus Abbys Sicht, aber durch einen dritte Person Erzähler erlebt man die Handlung Man lernt die beiden Mädchen dadurch intensiv kennen und die eher schüchterne Abby war mir doch sehr sympathisch. Gerade ihre Loyalität gegenüber Gretchen hat mir gut gefallen. Denn diese beginnt sich langsam immer mehr zu verändern und aus dem netten Mädchen von nebenan wird eine Horrorzicke Deluxe. Wer hier genau liest, merkt, dass der Horror langsam und schleichend Einzug hält und das Grauen erst einmal durch ungewöhnliche Ereignisse an der Highschool beginnt.
Mein Fazit
Ein Ausflug in die Zeit des Bad Tastes, die der Autor Grady Hendrix hier wirklich sehr lebendig dargestellt hat. Die beiden Mädchen habe ich gerne auf ihrer ungewöhnlichen Reise begleitet und das Kleinstadt-/Highschool-/Horrorfeeling kam recht gut rüber. Ich selber habe ein wenig den Gänsehauteffekt vermisst, den ich mir deutlicher gewünscht hätte. Aber das letzte Drittel gibt dann noch einmal alles an Ekelmomenten und ist eher nichts für schwache Nerven. Alles in allem lesenswert.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Solider Krimi

Mitternachtsmädchen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 3)
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Walpurgisnacht in Uppsala, auch in den Studentenwohnheimen wird tüchtig gefeiert. Doch als der Hausmeister am nächsten Tag den Hörsaal der Universität betritt, bietet sich ihm ein grausiges Bild. Eine ...

Walpurgisnacht in Uppsala, auch in den Studentenwohnheimen wird tüchtig gefeiert. Doch als der Hausmeister am nächsten Tag den Hörsaal der Universität betritt, bietet sich ihm ein grausiges Bild. Eine junge Studentin wurde vergewaltigt und getötet und bereits zuvor wurden mehrere junge Frauen vergewaltigt und gewürgt. Ein Serientäter dessen Vorgehensweise brutaler wird und der sich als Trophäe immer den linken Schuh des Opfers mitnimmt. Profilerin und Psychiaterin Nathalie Svensson wird zur Hilfe gerufen und muss dabei feststellen, dass die junge Frau die Tochter einer Freundin war.
Meine Meinung
Mit Mitternachtsmädchen erschien der bereits dritte Fall der Expertin für Täterprofile Nathalie Svensson. Aber auch wenn man hier mit den Ereignissen aus dem Privatleben der Ermittler konfrontiert wird, kann man die Geschichte auch ohne die beiden Vorgänger gelesen zu haben, ohne Verständnisprobleme nachvollziehen. Als kleiner Bonus dient dazu auch das kurze Personenglossar zu Beginn des Buches, der einen Überblick über die wichtigsten Figuren und deren Leben gibt.
Der Schreibstil des Autors liest sich leicht und gut verständlich, allerdings auch recht detailreich und etwas ausschweifend, was mich hin und wieder, vor allem aber zu Beginn, ein wenig Aufmerksamkeit kostete. Ansonsten ist der Krimi auch wunderbar für Leser mit etwas schwächeren Nerven geeignet, da Jonas Moström doch auf blutige Details verzichtet.
Der Fall selber war spannend, allein dadurch, dass man als Leser unterschiedliche Perspektiven mitverfolgen konnte. Verschiedene Tatverdächtige und auch Blicke auf die Opfer lassen den Leser mitfiebern, aber auch miträtseln. Durch die recht kurz gehaltenen Kapitel wird man auch weiterhin dazu animiert, immer noch ein Kapitel mehr lesen zu wollen und damit der Lösung des Falls näher zu kommen. Je mehr Informationen die Ermittler erhalten, desto deutlicher wird, dass die Zeit drängt, denn der Täter liegt bereits wieder auf der Lauer. Diese Anspannung überträgt sich dann immer mehr auf den Leser und fesselt, nach dem etwas schleppenden Beginn immer mehr.
Die Charaktere waren glaubhaft und authentisch gezeichnet. Nathalie Svensson hat derzeit auch im privaten Leben sehr viel Stress, vor allem, weil es auch um den Sorgerechtsstreit zwischen ihr und ihrem Exmann geht. Als dann auch noch die Tochter ihrer Freundin ermordet aufgefunden wird, erhöht sich der Druck auf die Psychiaterin enorm. Das alles lässt die Profilerin greifbarer und realer wirken. Aber auch die weiteren Charaktere werden recht detailliert dargestellt und wurden vorstellbar. Was mir persönlich bei Krimis immer sehr gut gefällt, sind die Blicke auf den Täter, die uns der Autor hier ebenfalls gönnt.
Mein Fazit
Ein solider Krimi, der für mich hin und wieder etwas zu ausschweifend wurde, der aber nach und nach mehr Tempo bekam und mich gut unterhalten konnte. Ohne blutige Details bleibt die Handlung spannend und nachvollziehbar und als Leser kann man hier gut miträtseln, was wirklich geschehen sein könnte. Krimifans werden hier gut unterhalten und auch als Quereinsteiger in diese Reihe kann man sehr gut den Überblick behalten.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Der perfekte Titel

Die Einsamkeit der Schuldigen - Der Abgrund
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Nie hätte Junia gedacht, dass sie ausgerechnet bei einer ärztlichen Untersuchung ihren Traummann kennenlernen würde, doch dann kam Thies in ihr Leben. Auch sonst läuft es endlich wieder richtig rund in ...

Nie hätte Junia gedacht, dass sie ausgerechnet bei einer ärztlichen Untersuchung ihren Traummann kennenlernen würde, doch dann kam Thies in ihr Leben. Auch sonst läuft es endlich wieder richtig rund in ihrem Leben, denn nicht nur in der Liebe hat sie Glück, sondern auch im Beruf. Doch dann verschwindet bei einer Mountainbiketour eine Teilnehmerin spurlos. Doch das Geheimnis um ihr Verschwinden hat weit reichende Folgen, die bis zu einem Psychiater in Wiesbaden führen.
Meine Meinung
Ein Cover, das mich auf den ersten Blick an einen skandinavischen Krimi erinnerte, doch die Handlung findet in Deutschland statt.
Schon beim Einstieg wurde mir bewusst, dass diese Geschichte harten Tobak beinhaltet. Doch die Autorin beginnt hier langsam ihre einzelnen Fäden auszulegen. Viele Wechsel der Perspektiven verlangen durchaus Aufmerksamkeit beim Lesen und vor allem zu Beginn hatte ich noch so meine Schwierigkeiten, überhaupt Zusammenhänge zu erkennen. Doch auch nachdem ich dachte, ich hätte einen Überblick oder wüsste nun, woher der Wind weht, drehte die Autorin noch einmal an den Ereignissen. Nach und nach knüpft die Autorin aus den losen Fäden ein großes, logisches Gesamtbild. Genau wie zu Beginn hatte ich auch zwischendurch immer wieder Momente der Verwirrung, die aber dann doch immer wieder aufgeklärt wurden.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich verständlich und flüssig lesen, doch eines ist sie auch auf jeden Fall: schonungslos. Sie gibt ihren Lesern zwischenzeitlich immer wieder Bilder, die brutal und hart sind, schwache Nerven sollte man da besser nicht haben.
Wie ich schon schrieb, arbeitet die Autorin hier mit einigen Perspektivenwechsel, die bei mir dafür sorgten, einen gewissen Abstand zum Geschehen zu halten. Ich blieb, auch durch den personalen Erzähler in dritter Person, der Beobachter. Genau das macht mich hier ein wenig zwiegespalten, zum einen fehlte es mir einen engeren Bezug zu einem der Charaktere zu bekommen, zum anderen war gerade dieser Abstand von Nöten, um nicht zu geschockt zu werden.
Dadurch, dass ich hier einige Charaktere beobachten konnte, blieben diese mir auch recht fern. Lediglich zu Junia konnte ich etwas mehr gedankliche Beziehung aufbauen. Doch für die Handlung des Thrillers fand ich das recht passend. Man bekam zu jedem Charakter ein sehr glaubwürdiges Bild und auch wenn mir keiner richtig ans Herz wuchs, kamen mir ihre Beschreibungen doch sehr authentisch vor. Ihre Handlungen waren nachvollziehbar, teilweise erschreckend und beängstigend. Gerade die Rolle der Ann Beck hat mich dann auf eine bestimmte Weise wieder berühren können.
Mein Fazit
Ein Thriller, der teilweise schockiert und auch Momente hat, die mich berührt haben. Immer wenn ich dachte, ich hätte die Geschichte und den Plot endlich durchschaut, gab es wieder eine Wendung. Dabei besticht die Geschichte nicht unbedingt mit permanenter Action oder hohem Tempo, sondern eher durch den psychologischen Aufbau der Charaktere. Trotzdem weiß die Autorin, wie sie ihre Leser mit Schockmomenten packen kann und lässt mich auch jetzt noch über ihre Geschichte nachdenken. Anders in der Umsetzung, aber gerade durch dieses Ungewöhnliche sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Es ist, wie es ist

Der Herzschlag der Steine
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Viele Jahre ist es her, dass Ailsa ihre Heimat, eine schottische Insel, verließ und nach Kanada zog. Doch nun ist sie zurück nach Hause gekehrt, um hier ihr Erbe, das Haus ihrer Mutter, veräußern möchte. ...

Viele Jahre ist es her, dass Ailsa ihre Heimat, eine schottische Insel, verließ und nach Kanada zog. Doch nun ist sie zurück nach Hause gekehrt, um hier ihr Erbe, das Haus ihrer Mutter, veräußern möchte. Niemals hätte Ailsa damit gerechnet, dass sie sich so schnell wieder mit ihrer wunderschönen Heimat verbunden fühlen könnte, doch schon nach wenigen Tage ist es, als wäre sie nie fort gewesen. Als sie dann noch ihrer ersten großen Liebe wiederbegegnet und dieser gleich Herzklopfen verursacht, beginnt Ailsa ihr Leben in Toronto in Frage zu stellen. Mit ihrem Ehemann Paul läuft es alles andere als rosig in letzter Zeit und gemeinsame Kinder waren ihnen nie vergönnt. Soll das alles ein Zeichen sein, wieder nach Hause zurückzukehren?
Meine Meinung
Als großer Schottlandfan genügte ein Blick auf das wunderschöne Cover, um Fernweh in mir auszulösen und da ich bereits einen Roman aus der Feder von Isabel Morland gelesen hatte, wollte ich auch hier wissen, ob sie mich wieder mit ihrer Geschichte fesseln konnte.
Die Autorin hat einen sehr ruhigen, unaufgeregten Schreibstil, der sehr weich klingt und sich wirklich wunderbar leicht lesen lässt. Mit detailreichen Beschreibungen zaubert sie dem Leser Bilder vors innere Auge, die sofort in das Heimatland der Protagonistin Ailsa versetzen. Aber nicht nur die Landschaften machen dieses bestimmte Schottlandfeeling aus, sondern auch die Namen, Orte und kleinere, schottische Redewendungen. Dadurch wirkt die Geschichte authentisch und glaubhaft.
Schottland ist ein Land, das so oder so einen leicht mystischen Touch mit seinen geheimnisvoll wirkenden Landschaften hat und genau das macht sich Isabel Morland hier auch sehr gut zu Nutze. Was wäre Schottland, ohne ein klein wenig Geheimnis und Mystik und auch hier geht es um ein längst vergessen geglaubtes Geheimnis, das die Geschichte insgesamt noch ein wenig spannender macht. Alles in allem bleibt dieser Roman recht ruhig, lebt aber durch seine tiefen Landschafts- und Charakterbe-schreibungen.
Die Perspektiven wechseln hier zwischen Ailsa, die in ihre Heimat zurückkehrt und den ein oder anderen Bewohner der schottischen Insel. Vor allem steht hier Ailsas Entwicklung im Vordergrund, eine Frau, die sich mehr oder weniger selbst vergessen hat, findet in ihrer Heimat wieder ein Stück weit zu sich selbst und wächst an ihren neuen Aufgaben, bzw. an ihren Wünschen. Diese Umsetzung ist der Autorin sehr gut gelungen und man kann sich hier recht gut in Ailsa hineinversetzen. Aber auch die Perspektiven aus Blairs Sicht waren lebendig und authentisch und ich fühlte mich gerade auch mit ihm verbunden – schottischer Pferdezüchter – perfekt.
Alles in allem hat die Autorin ein ganz besonderes Händchen für die Beschreibung und Darstellung ihrer Charaktere. Sie werden voller Facetten und Leben vorgestellt und nach und nach hat man das Gefühl, sie wirklich zu kennen. Ailsa war mir zu Beginn noch recht fremd und doch schaffte es Isabel Morland, sie mir nach und nach näher zu bringen, bis ich sie wirklich verstehen konnte. Gemeinsam mit den Charakteren erlebt man Höhen und Tiefen, kann mit ihnen mitfühlen und auch mit ihnen mit lachen.
Mein Fazit
Ein Buch, das die raue Landschaft Schottlands wunderbar in den Vordergrund stellt und dabei lebendige Bilder vor dem inneren Auge entstehen lässt. Die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail erschaffen und wirken authentisch. Sicherlich ist es kein Roman, in dem Tempo und Action im Vordergrund stehen, doch es ist ein Buch über das Leben, aus dem Leben. Für Liebhaber der schottischen Landschaft und deren Charaktere eine perfekte Lektüre für gemütliche Lesestunden.