Gnadenlos
River of ViolenceHarley ist gerade einmal acht Jahre alt, als sie zum ersten Mal ihrem Vater dabei zusieht, wie er einen anderen Menschen tötet. Denn Harleys Vater Duke ist nicht irgendwer, sondern der Clanchief und Drogenbaron ...
Harley ist gerade einmal acht Jahre alt, als sie zum ersten Mal ihrem Vater dabei zusieht, wie er einen anderen Menschen tötet. Denn Harleys Vater Duke ist nicht irgendwer, sondern der Clanchief und Drogenbaron des Ortes, in dem sie aufgewachsen ist. Doch ihre Familie ist nicht die einzige, die über das County herrscht, denn auf der anderen Flussseite herrschen die Springfields. Die Rivalität und Härte zwischen den beiden Clans kennt keine Grenzen. Nun ist Harley erwachsen und soll in die Fußstapfen des Vaters treten, ausserdem hat sie auch immer noch vor, den Mord an ihrer Mutter zu rächen. Aber Harley ist nicht nur knallhart, denn sie leitet, genau wie früher ihre Mutter, ein Haus, in dem Frauen und Kinder, die Rubys, Schutz bekommen.
Meine Meinung
Schon beim Klappentext ahnte ich, dass das keine "gewöhnliche" Gangstergeschichte wird, sondern viel mehr beinhaltet, doch das, was Tess Sharpe hier auf Papier gebracht hat, hätte ich so nicht erwartet.
Die Autorin schreibt direkt, teilweise wirklich hart und schonungslos und setzt dadurch ihren Leser gleich mitten in die Story rund um Harley, die Tochter eines Drogenbosses. Ihren Thriller lässt sie von der Protagonistin Harley in der Ich-Form erzählen, was dem Geschehen noch einmal mehr Glaubwürdigkeit und Tiefe gibt. Diese Erzählweise hat mir sehr gut gefallen, zumal wir hier auch immer wieder Sprünge im Zeitgeschehen miterleben, die uns noch einmal mehr dazu dienen, Harleys Handlungen nachvollziehen zu können.
Die Geschichte selber ist absolut rau und gewalttätig, denn genau um dieses Thema dreht sich der Thriller: Gewalt in allen Variationen. Häusliche Gewalt, Rassismus, Mord und Totschlag - all diese Verbrechen werden hier mit eingearbeitet und das erschreckenderweise so natürlich, dass man Harley dieses Leben genauso auch abkauft. Doch neben der Gewalt zeigt Tess Sharpe noch ein anderes Bild, denn hinter der Gewalt gibt es auch noch etwas wie Schutz, allein durch die Rubys, die in Harleys Frauenhaus Zuflucht und Schutz bekommen, bekommt die Geschichte noch einen ganz anderen Charaktere.
Die Geschichte springt in den Zeiten ziemlich hin und her, was zwar in den Überschriften erwähnt wird, bei dem man aber trotzdem aufpassen muss, um den roten Faden nicht zu verlieren. Denn die eigentliche Haupthandlung umfast nur einen kurzen Zeitraum, der Rest besteht aus Rückblicken in das bisherige Leben der Protagonistin Harley.
River of Violence ist kein einfaches Buch, was ich auch nicht erwartet habe. Trotz all der Gewalt, die hier beschrieben wird, geht diese Geschichte aber auch richtig in die Tiefe. Wir erleben nicht nur sinnloses Rumgeballer, sondern erfährt, wie es hinter der Fassade aussieht, wie es zu manch einer Handlung kommt, wie es der Person dabei geht. All das hat Tess SHarpe absolut meisterlich, wenn auch recht anspruchsvoll verpackt. Wer hier also einen Thriller erwartet, bei dem es explizit nur ums reine Tempo geht, ist hier falsch. Nein, langweilig ist dieses Buch auch in keinster Weise, aber anders und das in seiner gesamten Art. Wer sich allerdings einmal auf eine Geschichte voller Facetten einlassen möchte, sollte hier zugreifen.
Protagonistin Harley hat mich schwer beeindruckt. Ich war schockiert, wenn Harley aus ihrer Kindheit erzählt und ihre Rückblicke mit dem jeweiligen Alter beginnt. Sie wächst als Tochter eines Dorgenbosses auf: Waffen, Gewalt und Drogen sind für Harley an der Tagesordnung. Männer sind gewalttätig, Frauen sind die Opfer - was mich hier aber richtig packen konnte, ist allein Harley und ihr zwiegespalten sein und das ihr das alles gar nicht bewusst zu sein scheint. Auf der einen Seite bietet sie Schutz, auf der anderen bedroht sie.
Die Charaktere neben Harley bleiben, größtenteils, Randfiguren, die teilweise aber auch gewissen Einfluss auf die Handlung, aber auch auf Protagonistin Harley nehmen. Also man lernt die meisten Charaktere nicht richtig kennen, bekommt aber doch soviel von ihnen mit, dass sie ein Bild hinterlassen.
Mein Fazit
Ein alles andere als einfaches Buch für zwischendurch, dafür aber wirklich schockierend, erschreckend, aber auch glaubhaft. Gewalt schimmert hier in nur allen möglichen Facetten, von Rassismus über sexueller Gewalt, Mord und noch einiges mehr. Auf psychologischer Basis allerdings eine Meisterleistung, denn allein Harley ist es wert, sich mit dieser Geschichte zu beschäftigen. Eindringlich, brutal, knallhart und schockierend, aber absolut lesenswert!