Lebensrückblick eines Killers
„Billy“ ist eine Geschichte, die sich langsam, sehr langsam entwickelt. So richtig ist das, was der Schriftsteller mit dem Pseudonym „einzlkind“ hier präsentiert, auch keine Geschichte. Es ist vielmehr ...
„Billy“ ist eine Geschichte, die sich langsam, sehr langsam entwickelt. So richtig ist das, was der Schriftsteller mit dem Pseudonym „einzlkind“ hier präsentiert, auch keine Geschichte. Es ist vielmehr der Lebensrückblick eines Killers, der für Gerechtigkeit mordet. Billy ist nämlich in den USA unterwegs, auf dem Weg nach Las Vegas. Und auf dem Weg lässt er immer wieder sein Leben Revue passieren.
Nach dem frühen Tod seiner Eltern wächst Billy bei seinem Onkel in Schottland auf. Der bringt ihm nicht nur die Philosophie näher, sondern auch das Ausführen von Auftragsmorden. Allerdings – eine Marktlücke! – wird nur ermordet, wer es nach Meinung des Familienunternehmens auch verdient hat. Wohl deshalb entsteht ein festes Ritual, das Billy immer anwendet: das Opfer darf noch seine Lebensgeschichte erzählen und hat einen Liedwunsch frei.
So unterhaltsam die USA-Reise zum Teil auch erzählt ist, deutlich interessanter ist der Lebensbericht von Billy, der nach und nach präsentiert wird. Auch die Diskussionen um Schuld, Reue und Rache nehmen einen großen Platz in dem Buch ein. Selbst wenn sie hier und da zu sehr ins Komische abgleiten, greifen sie doch spannende Fragestellungen auf: Fühlt sich jemand schuldig, der für Gerechtigkeit sorgt? Was wird aus Selbstjustiz, wenn jemand anderes sie ausführt? Allerdings hat man beim Hören den Eindruck, dass sich inhaltlich hier doch vieles wiederholt.
Es ist tatsächlich kein Zug in der Geschichte, die Handlung plätschert vor sich hin, die Diskussionen wiederholen sich. Gut geschrieben ist das Buch aber allemal. Man lernt Billy kennen, kommt ins Grübeln über eine Gerechtigkeit jenseits des Rechts. „Billy“ ist sicherlich kein Hörbuch, das man gehört haben muss. Bereichernd ist es aber allemal.