Tillie Cole – Hades Hangmen, Flame
Nachdem der MC Hades Hangmen die drei „Verfluchten“ Mae, Lilah und Maddie aus den Fängen der Sekte befreit haben, war es Flame, der Bruder Moses auf bestialische Weise getötet hatte. Obwohl Maddie seit ihrem achten Lebensjahr vergewaltigt, gedemütigt, gefoltert wurde und seitdem Angst vor Berührungen hat, kann sie nicht anders, als sich bei Flame mit einer Umarmung zu bedanken.
Völlig überrumpelt kann Flame es nicht fassen: Er selbst verletzt jeden Menschen, da in seinem Körper grausame Flammen lodern, doch als er Maddie berührt, passiert ihr nichts. Von diesem Tag an schwor er sich, sie zu beschützen und hat sich sogar eine Kugel für sie eingefangen und ihr damit das Leben gerettet. Selbst völlig entkräftet, muss er sich an seinen Schwur halten und sucht ihre Nähe.
Bei einem Auftrag des MC´s dreht Flame vollkommen durch, durch die Gewalt in seiner Jugend und dem irregeleiteten Glauben seiner Familie wird er in einen Flashback gezogen und seine Brüder sehen nur noch eine Möglichkeit: ihn zu erlösen. Doch Maddie, die, auch wenn sie sich kein weiteres mal berühren können, Anspruch auf Flame erhebt lässt dies nicht zu und stellt sich gegen den Club.
Wird sie es schaffen, zu Flame durchzudringen? Vor allem weil sie mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick scheint?
„Flame“ ist der dritte Band der Reihe von Tillie Cole. Zartbesaitete Leser sollten die Reihe gar nicht erst anfangen, denn neben einem kriminellen Motorradclub, ausgeprägten Gewaltszenen, irregeleiteten Glauben und Sekten, dazu Pädophilie und Machtmissbrauch, ist die Story um den MC keine leichte Kost.
Die Bände sind in sich abgeschlossen, jedoch läuft die Grundstory weiter, weshalb man die Vorgänger kennen sollte. Fans der Serie „Sons of Anarchy“ wird auch diese Buchreihe gefallen.
Der dritte Teil hat mich bisher am meisten berührt, hat unterschiedlichste Emotionen beim Lesen hervorgerufen. So ungeheuerlich, brutal und menschenverachtend, wie hier mit den Protagonisten umgegangen worden ist, so eindringlich und nervenaufreibend hat die Autorin ihren Leidensweg beschrieben. Ich war erschüttert und schockiert beim Lesen und nicht selten wurde mir übel, bei dem Kindesmissbrauch, den Maddie aber auch Flame durchmachen mussten. Es ist ein schmaler Grad und ich kann mir durchaus vorstellen, dass gerade die Geschichte um Flame sehr polarisieren wird. Doch leider könnte es auch eine Story aus dem realen Leben sein.
Der Schreibstil ist, wie in den Vorgängerbänden, modern und flüssig. Auch hier findet sich öfter mal eine Wiederholung, da die Story abwechselnd aus der Sicht von Maddie und Flame erzählt wird. Rückblicke in der Vergangenheit werden meist kursiv abgesetzt, wodurch sie gut zu erkennen sind. Die Charaktere sind gut und lebendig ausgearbeitet, wirken authentisch und realtitätsnah.
Gerade Flame wird in all seinen Facetten dargestellt. Er ist anders, weshalb er in seiner Kindheit eingeflüstert bekommen hat, er hätte böses Blut und die Flammen des Teufels würden in ihm lodern. Eine Kirche, die üble Praktiken ausübt, ein Vater, der ihm an allem die Schuld gibt, dazu ein Junge, der „anders“ ist und es allen eigentlich nur recht machen will, schon ist ein Hades Hangmen geboren, der mit seinen Messern wie kein Zweiter umgeht.
Wir wissen aus den Vorgängerbänden bereits, dass Maddie zu den Verfluchten gehört, dass sie brutalst seit ihrer Kindheit vergewaltigt wurde, was man dann unter „göttliche Teilhabe“ und „Austreibung der Sünden“ verbucht hat. Die Szenen hätten nicht so detailliert sein müssen!
Zwei Menschen, die doch mehr gemeinsam haben, als man anfänglich glaubt und was mich hier besonders beeindruckt hat, war, dass Maddie tatsächlich soviel mutiger und stärker war, als man ihr anfänglich zugetraut hat und das im Grunde sie es ist, die die Geschichte zwischen Flame und ihr vorantreibt.
Natürlich mischt „Neu Zion“ auch wieder mit. Prophet Cain alias Rider merkt, dass in seiner Sekte nicht alles mit rechten Dingen zugeht, aber er ist auch sehr entschlossen, seine Aufgabe zu erfüllen. Das er sich da voll und ganz auf seinen Zwillingsbruder verlassen muss, scheint klar. Ich bin extrem gespannt auf die Fortsetzung, die sich um Rider drehen wird.
Die Handlungsorte sind gut beschrieben, zu jeder Zeit konnte ich sie mir vorstellen, was mich noch besser in die Geschichte hineinfinden lies.
Ich kann das Buch auf jeden Fall weiter empfehlen, denn die Autorin geht sensibel aber forsch die Thematik an, auch wenn das Buch fiktiv ist, ging es mir Nahe und hängt mir immer noch nach. Aber, und das muss hier ganz klar gesagt werden, die Story ist brutal, gewalttätig und Leser mit schwachen Nerven/Magen sollten die Finger davon lassen. Die Autorin weist gleich zu Anfang darauf hin und das finde ich gut.
Das Cover passt in die Reihe, auch wenn ich mir das Covermodel kein bisschen als Flame vorstellen kann.
Fazit: der stärkste aber auch verstörendste Band der Reihe. 5 Sterne.