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Veröffentlicht am 18.03.2019

Schöner Roman, aber nicht, was ich erwartet habe

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
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Der Klappentext und die Leseprobe versprachen einen skurrilen Roman rund um eine außergewöhnliche Sammlung von Fundstücken. Der Schriftsteller Anthony Peardew verliert ein Medaillon, das ihm Therese, die ...

Der Klappentext und die Leseprobe versprachen einen skurrilen Roman rund um eine außergewöhnliche Sammlung von Fundstücken. Der Schriftsteller Anthony Peardew verliert ein Medaillon, das ihm Therese, die früh verstorbene Liebe seines Lebens, geschenkt hat. Er fängt an, obsessiv alle verlorenen Gegenstände zu sammeln, die er draußen findet. Das reicht von Haargummis über Schirme bis hin zu einer Keksdose voll menschlicher Asche. Er verstaut jedes Fundstück ordentlich beschriftet in seinem Haus. Als Anthony stirbt, erbt seine Assistentin und Haushälterin Laura sein Haus und seinen Besitz. Damit fällt ihr auch die riesige Sammlung zu. In seinem Testament verfügt Anthony, dass Laura versuchen soll, die Gegenstände ihren ursprünglichen Besitzern zurückzugeben.

Für mich klang „Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge“ nach einer charmanten, aber ungewöhnlichen Geschichte. Ich habe humorvolle Versuche, die Besitzer der Fundstücke zu ermitteln, und schräge Begegnungen erwartet – all das gekoppelt mit der Selbstfindung Lauras, die abgesehen von ihrer Arbeit bei Anthony nicht gerade glücklich mit ihrem Leben war.

Letztendlich tritt für mein Empfinden die Sammlung ziemlich schnell in den Hintergrund. Aus einer spannenden Idee wird ein ziemlich konventioneller Liebesroman. Die Geschichte an sich hat Herz, aber auch eine ordentliche Portion Kitsch. Die Autorin Ruth Hogan schreibt sehr anschaulich, locker und mitreißend. Mit dem Namen des Titelhelden ist ihr eine tolle Anspielung gelungen, denn im englischen Sprachgebrauch wird das französische „perdu“ (verloren) „Peardew“ ausgesprochen. Ruth Hogan streut zudem immer wieder skurrile Momente in ihre Geschichte ein, bei denen der schwarze englische Humor durchscheint. Diese habe ich sehr genossen. Sie hat zum Teil interessante Charaktere entwickelt, die humorvoll überspitzt und dadurch sehr unterhaltsam sind. Der Roman hat also durchaus seine Vorzüge. Wäre ich mit anderen Erwartungen herangegangen, hätte ich ihn vielleicht etwas mehr genießen können. Irritiert hat mich zudem, dass alle Charaktere ihre diversen Hunde nur mit ungesunden menschlichen Lebensmitteln gefüttert haben.

Neben der Geschichte über Anthony, Laura und den Gärtner Freddy gibt es einen zweiten Handlungsstrang rund um den Verleger Bomber und seine Haushälterin Eunice. Erst am Ende wird klar, wie beide Geschichten zusammenhängen. Das ist der Autorin gut gelungen und es entsteht ein etwas schmalziger, aber bewegender Moment zwischen Laura und Eunice.

Wer gerne Liebesromane liest, wird an diesem Buch seine Freude haben. Hier stehen drei verschiedene Beziehungen im Mittelpunkt, die alle komplett unterschiedlich verlaufen und ein sehr unterschiedliches Ende haben.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Interessante Geschichte, aber zu lang

DEMUT
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Mit über 700 Seiten erreicht "Demut" von Mats Olsson eine stolze Länge. Am Anfang geschehen in relativ kurzem Abstand zwei ähnliche Morde, bei denen jeweils eine Person des öffentlichen Lebens neben einer ...

Mit über 700 Seiten erreicht "Demut" von Mats Olsson eine stolze Länge. Am Anfang geschehen in relativ kurzem Abstand zwei ähnliche Morde, bei denen jeweils eine Person des öffentlichen Lebens neben einer ermordeten Frau aufwacht und sich an nichts erinnern kann. Der Journalist Harry Svensson, der erst vor kurzem seinen Job bei einer Zeitung aufgegeben hat, wird zufällig in den ersten Fall verwickelt und berichtet für seinen ehemaligen Arbeitgeber darüber. Dann wird er plötzlich von einer anonymen Person, die er für den Mörder hält, per E-Mail kontaktiert und gerät immer tiefer in den Fall hinein.

Die Idee, eine Mordserie nicht aus der Sicht eines Komissars, sondern eines Journalisten zu erzählen, finde ich sehr interessant. Dieser Ansatz ist sehr gelungen und auch die Geschichte an sich finde ich spannend. Leider walzt sie der Autor zu sehr aus. Der Thriller ist einfach zu lang und erzählt zu viel Nebensächlichkeiten. Zwar ist Svensson ein interessanter und verschrobener Protagonist, auf den sich ein genauerer Blick lohnt. Aber dabei tritt für meinen Geschmack die eigentliche Handlung etwas zu oft in den Hintergrund, so dass der Spannungsbogen öfters etwas durchhängt.

Ich habe mich bei der Lektüre nicht unbedingt gelangweilt, hatte aber andererseits auch nie ein Problem, das Buch aus der Hand zu legen, beispielsweise wenn ich aus der Straßenbahn aussteigen musste oder abends müde war. Es fehlte dieses Kribbeln, das ein wirklich spannendes Buch auslöst und das dazu führt, dass man noch ein Kapitel liest und noch eins und noch eins... Einen wirklichen Thrill, ein Nervenkitzeln, das ein Thriller eigentlich erzeugen sollte, habe ich nur bei einem kleinen Teil der Lektüre erlebt. Im Laufe der Geschichte zieht das Erzähltempo allerdings immer mal wieder deutlich an und an diesen Stellen ist die Lektüre wirklich ein genuss. Schade, dass dieses Niveau nicht das ganze Buch über gehalten wurde.

Der Schreibstil von Mats Olsson gefällt mir sehr gut. Das Buch liest sich flüssig und der Autor schreibt locker bis flapsig. Eine Fortsetzung dieser neuen Reihe um Harry Svensson würde ich trotzdem nur lesen, wenn der zweite Thriller kürzer ausfallen würde.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Fesselndes, aber kurzes Leseerlebnis über die legendäre Mata Hari

Die Spionin
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Gestern hatte ich Paulo Coelhos neuen Roman "Die Spionin" im Briefkasten, noch am selben Abend habe ich ihn ausgelesen. Der Autor lässt Mata Hari ihre Lebensgeschichte in einem Brief an ihre entfremdete ...

Gestern hatte ich Paulo Coelhos neuen Roman "Die Spionin" im Briefkasten, noch am selben Abend habe ich ihn ausgelesen. Der Autor lässt Mata Hari ihre Lebensgeschichte in einem Brief an ihre entfremdete Tochter selbst erzählen und schafft dabei ein flüssiges, fesselndes Leseerlebnis.

Obwohl sie nur 41 Jahre alt wurde, führte die gebürtige Niederländerin ein bewegtes und teilweise sehr glamouröses und exzentrisches Leben: Eine tragische Jugend, eine unglückliche Ehe, eine Karriere als Tänzerin. Im Ersten Weltkrieg wurde sie schließlich von den Deutschen als Spionin angeworben und bot sich Frankreich daraufhin als Doppelagentin an. Am Ende des Buches berichtet ihr Anwalt von Mata Haris Festnahme und von dem Prozess, der zu ihrer Hinrichtung führte.

Im Laufe des Buches wird klar, dass die Angeklagte vermutlich keine relevanten Informationen weitergegeben hat und die Bezeichnung als Spionin eher übertrieben ist. Das Mysterium bleibt trotzdem bestehen und die Frage, was Mata Hari genau während des Krieges getan hat, beantwortet auch Paulo Coelho nicht vollständig. Es handelt sich jedoch, wie er im Anhang selbst betont, bei "Die Spionin" nicht um eine offizielle Biografie. Stattdessen hat der Autor sich die kreative Freiheit genommen, bestätigte historische Ereignisse (die im Buch mit Fotos und historischen Dokumenten geschickt unterstrichen werden) zu einem teilweise fiktiven Roman zusammenzufügen. Das macht er auf sprachlich hohem Niveau, jedoch hätte ich mir hier gewünscht, dass er inhaltlich einfach mehr erzählt und mehr erfindet, um seine fiktive Version von Mata Haris Lebensgeschichte auszuschmücken.

Was Coelho zeigt, ist stattdessen das Portrait einer starken, modernen, unabhängigen und egozentrischen Frau, die von den Menschen in ihrer Umgebung oft missverstanden und/oder ausgenutzt wird. (Und die ganz schön viel Mansplaining über sich ergehen lassen muss. ;) )

Insgesamt hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Für so eine komplexe Geschichte und eine interessante Protagonistin ist das Buch doch ziemlich kurz ausgefallen. Selbst Begegnungen mit spannenden Zeitgenossen wie Freud und Picasso werden wie nebenbei abgefrühstückt.
Knapp 200 Seiten klingen erst einmal relativ ok, doch wegen des sehr kleinen Formats und des langen Anhangs ist die reine Geschichte am Ende sehr kurz.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Unterwegs mit einer chinesischen Reisegruppe

Neuschweinstein
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Mit zwölf Chinesen durch Europa: Der deutsche Autor Christoph Rehage hat sich mehr oder weniger undercover einer chinesischen Reisegruppe angeschlossen und ist mit ihr von Deutschland über die Schweiz ...

Mit zwölf Chinesen durch Europa: Der deutsche Autor Christoph Rehage hat sich mehr oder weniger undercover einer chinesischen Reisegruppe angeschlossen und ist mit ihr von Deutschland über die Schweiz und Italien bis nach Frankreich gereist. Dabei ist ein unterhaltsames und sympathisches Buch herausgekommen, das versucht, das Phänomen der chinesischen Reisegruppe zu hinterleuchten. Rehage schreibt kurzweilig und die Lektüre macht viel Spaß.

Nach einer Weile fühlte sich das Buch jedoch etwas oberflächlich an. Ich habe vor allem auf interessante Beobachtungen zu den kulturellen Unterschieden zwischen China und Europa gehofft. Da wurde auch einiges erwähnt - von den Hocktoiletten über Babypulver bis hin zum unterschiedlichen Fahrverhalten. Die Themen werden aber immer nur ganz kurz angeschnitten und etwas wirklich Neues oder Ungewöhnliches war meinem Empfinden nach nicht dabei. Vielleicht sind wir uns einfach alle doch ähnlicher, als wir denken.

Auch ein Spannungsaufbau hat mir etwas gefehlt. Etwa ab der Hälfte fand ich das Buch zu gleichförmig und etwas ermüdend (so wie ich mir in etwa eine Gruppenreise vorstelle). Raus aus dem Bus, schlechtes chinesisches Essen im Restaurant zu sich nehmen, zwischen Sehenswürdigkeiten hin- und herhetzen, Fotos machen, zurück in den Bus und dann alles wieder von vorne. Das Buch gibt zwar sehr gut wieder, dass selbst die Reisenden von diesem anstrengenden Rhythmus am Ende etwas ermüdet sind, aber das heißt ja nicht, dass der Autor alles 1:1 wiedergeben muss. Eine weniger chronlogische Struktur oder das Zusammenfassen sich ständig wiederholender Dinge hätte hier meiner Meinung nach nicht geschadet.

Letztendlich ist "Neuschweinstein" eben in erster Linie ein Unterhaltungsbuch, weniger eine tiefschürfende Analyse kultureller Unterschiede. Es ist amüsant geschrieben, bleibt aber an der Oberfläche hängen.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Liebenswert, aber harmlos

Elli gibt den Löffel ab
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Elli ist einfach nett. Sie ist eine freundliche 60-Jährige mit finanziellen Problemen, die ihre Leidenschaft für's Kino zum Beruf gemacht hat. Mal abgesehen von ihrer Schwester Doro mag sie eigentlich ...

Elli ist einfach nett. Sie ist eine freundliche 60-Jährige mit finanziellen Problemen, die ihre Leidenschaft für's Kino zum Beruf gemacht hat. Mal abgesehen von ihrer Schwester Doro mag sie eigentlich jeder. Elli ist eine Protagonistin, die man auf Anhieb mag, die aber keine richtigen Ecken und Kanten hat.

Genauso ist auch die Handlung - sobald Probleme auftauchen, kommt die Lösung mit großen Schritten heran geeilt. Elli steht vor dem Bankrott? Eine Erbschaft ist direkt im Anflug! Ihr Auto gibt auf der Reise nach Italien plötzlich den Geist auf? Ein freundlicher Deutscher nimmt sie mit, fährt sie zu ihrem Ziel und sie verlieben sich! Neben der Pleite und dem Platten gibt es zwar noch weitere Probleme, aber da kurz nach der Einführung eines jeden Problems gleich eine potentielle Lösung am Horizont auftaucht, nimmt das ein bisschen die Spannung. Und natürlich gibt es in allen Bereichen ein Happy End.

Geschichte und Personen sind zwar ziemlich oberflächlich und belanglos, aber unterhalten gut. Das Buch ist in nettem Plauderton geschrieben und liest sich so sehr einfach und schnell. Trotz aller Kritik habe ich mich - bis auf einige wenige Stellen - nie beim Lesen gelangweilt. Dadurch dass alles irgendwie nur an der Oberfläche kratzt, habe ich zwar auch nie wirklich mitgefiebert, mich aber trotzdem gut unterhalten gefühlt. Gut gefallen hat mir, dass Ellis Leidenschaft für den Film immer anklang, indem sie Situationen in ihrem Leben mit Filmszenen verglich. Das hätte vor allem im hinteren Teil auch noch mit vorkommen können.

"Elli gibt den Löffel ab" ist ein locker-leichtes Buch für den Sommerurlaub. Es macht auch direkt Lust auf einen Italien-Urlaub.