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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2019

Wohin übertriebener Ehrgeiz führen kann

Die Klosterbraut
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Franka soll nach dem Willen ihrer Eltern in ein Kloster eintreten, um ein Gelübde der Familie zu erfüllen. Kurz vor der Hochzeit ihrer bildschönen Schwester mit Wulf von Röllberg, trifft sie diesen während ...

Franka soll nach dem Willen ihrer Eltern in ein Kloster eintreten, um ein Gelübde der Familie zu erfüllen. Kurz vor der Hochzeit ihrer bildschönen Schwester mit Wulf von Röllberg, trifft sie diesen während eines (verbotenen) Ausflug im Wald. Beide trifft der Blitz der Liebe, doch die bereits gefällten Entscheidungen hier Hochzeit, da Kloster sind unumstößlich. So nimmt die Geschichte ihren Lauf ...

Meine Meinung:

Ich habe schon länger keinen historischen Roman mehr gelesen, der im Mittelalter spielt, da sich die Bücher doch recht ähneln. Dieses hier ist erfrischend anders. Es zeigt u. a. wohin übertriebene Gottesfurcht bzw. Ehrgeiz führen kann. Die Mutter der beiden Mädchen ist hochgradig unsympathisch, von Geltungssucht zerfressen und rücksichtslos. Dass Ehen damals wie ein Geschäft gesehen wurden und auf Gefühle keine Rücksicht genommen wurde, ist ja bekannt.

Auch der angeblich so beschauliche Klosteralltag birgt eine Intrige nach der anderen. Die Spannung ist bis zuletzt sehr hoch, denn ob sich Franka und Wulf bekommen, kann nur gewünscht bzw. gehofft werden.

Dieser historische Roman ist das Debüt von Manuela Schörghofer und recht gut gelungen. Das Leben auf der Burg und im Kloster klingen für mich authentisch. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet. Besonders die Hauptfiguren haben gute und weniger gute Seiten. Auch Franke ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Im Kloster liegen dann gut und böse nahe beieinander. Dass nicht immer alles so ist, wie es scheint - diese Erfahrung muss Franka hier lernen.

Ein bisschen ungewöhnlich erscheint der Unterricht im Schwertkampf. Dass sich Franka als eine so gelehrige Schülerin entpuppt, ist klar und wichtig für die Dramaturgie. Doch wenn ich daran denke, wie schwer selbst ein kleines Schwert ist und wie lange Knappen mit Holzschwertern trainieren müssen, bevor sie ein echtes in die Hand bekommen, habe ich einige Zweifel. Nun gut, wir bewegen uns in einem Roman. Da darf die Fantasie der Autorin die Gegebenheiten schon ein wenig zurechtbiegen.

Der Schreibstil ist flott und flüssig. Niemals ist beim Lesen Langeweile aufgekommen. Schön sind die Lebensumstände dieser Zeit in die Handlung eingeflochten, sei es im Kloster oder auf der Burg, auf den Kreuzzügen oder jene der Unfreien.
Gut gefällt mir die Beschreibung der Kreuzzüge und die Zweifel, die Wulf an der Richtigkeit dieser Aktion bekommt.

Für Leser, denen die Anzahl der Personen zu üppig erscheint, gibt es zu Beginn ein Personenregister, anhand dessen man sich gut orientieren kann. Ebenso vervollständigt ein ausführliches Glossar dieses Buch. Alles in allem ein durchaus gelungenes Debüt!

Fazit:

Ein gelungenes Debüt. Gerne gebe ich diesem historischen Roman 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Brennende Gischt
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Dieser Sylt-Krimi ist der zweite Fall für die junge Ermittlerin Liv Lammers.
In der Ruine eines abgebrannten Hauses wird die Leiche eines Pastors gefunden, der einen nicht ganz so gottgefälligen Lebenswandel ...

Dieser Sylt-Krimi ist der zweite Fall für die junge Ermittlerin Liv Lammers.
In der Ruine eines abgebrannten Hauses wird die Leiche eines Pastors gefunden, der einen nicht ganz so gottgefälligen Lebenswandel geführt hat. Und was der Seelsorger im Haus des vor kurzem verstorbenen Millionär Armin Zurssen zu suchen? Hängt das damit zusammen, dass das Haus testamentarisch die örtliche Kirche gehen soll?
Noch bevor es Antworten auf die drängendsten Fragen gibt, wird eine weitere Leiche gefunden. Wie schon im ersten Fall („Schwarze Brandung“)vermutet, scheint es bei der Polizei einen Maulwurf zu geben. Doch wer könnte das sein? Momke, der gedanklich bei Verlobter und Hochzeitsvorbereitungen weilt?
Je tiefer Liv und ihre Kollegen in den Fall eintauchen, desto mehr Abgründe tun sich auf. Es gibt jede Menge Verdächtige, aber weit und breit kein schlüssiges Motiv. Erst ein altes Foto führt die Ermittler auf die richtige Spur. Und wieder einmal gerät Liv Lammers’ Familie, mit der sie vor Jahren gebrochen hat, in den Fokus der Ermittler.

Fazit:

In diesem zweiten Fall erfahren wir ein wenig mehr über die Familiengeschichte von Liv Lammers. Der mächtige Familienclan macht es weder den Lesern noch den Polizisten leicht. Allgegenwärtig ist Livs Schwester Annika, die das Immobiliengeschäft des Vaters weiter ausbaut, nicht immer mit fairen Mitteln.

Die Autorin vermittelt wieder einen guten Einblick in die Polizeiarbeit. Die Alleingänge von Liv sind legendär, aber nicht ganz ungefährlich. Ein Disziplinarverfahren hängt abermals wie ein Damoklesschwert über ihr. Momke geht mir mit seinen Gedanken zur bevorstehenden Hochzeit ein bisserl auf die Nerven, weil das die Handlung nur wenig weiterbringt. Allerdings als Verdächtiger in Sachen „Maulwurf“ passt es dann wieder.
Gut gefällt mir, wie Sabine Weiß Bräuche, Traditionen und den alten Sylter Dialekt in die Handlung einbaut. Auch die Beschreibungen der Insel und deren Bewohner, die abseits der Tourismussaison ein eher beschauliches Dasein führen, sind gut gelungen.

Fazit:

Ein fesselnder Fall, der Lust auf die Fortsetzung („Finsteres Kliff“) macht. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Ein amüsantes Ermittlerduo

Veltliner-Rausch
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In diesem zweiten Weinviertler Krimi bekommen es der Dorfpolizist Hubert und seine Co-Ermittlerin Hemma Gruber, oft als Hemma Thom (nach einer blöden Episode im Fall 1) bezeichnet, mit einer Serie von ...

In diesem zweiten Weinviertler Krimi bekommen es der Dorfpolizist Hubert und seine Co-Ermittlerin Hemma Gruber, oft als Hemma Thom (nach einer blöden Episode im Fall 1) bezeichnet, mit einer Serie von Brandstiftungen zu tun. Zum Glück sind ja alle gut versichert. Obwohl die Polizei den Besitzer eines abgebrannten Wirtschaftsgebäudes als mutmaßlichen Brandstifter verhaftet, geht ein weiterer Viech-Bauernhof in Flammen auf. Für Hemma stellt sich die Frage, warum sind nur Tier haltende Bauernhöfe betroffen? Weil bei den Weinbauern nichts brennt, oder steckt hier etwas ganz anderes dahinter?

Doch damit nicht genug, sterben auffällig oft ältere Frauen an einem rätselhaften Fieber, das sie unflätige und anzügliche Sprüche klopfen lässt. Der herbeigerufene Dorfarzt schreibt regelmäßig „Herzversagen“ auf den Totenschein. Ob es ein Zufall ist, dass die Frauen eher auf das Kräuterwissen einer selbst ernannten Heilerin glauben, die dann auch da ist, wenn es mit den Frauen zu Ende geht?

Da Hemma so überhaupt nicht an Zufälle glaubt, schnüffelt sie in ihrer bewährten (Un)Art herum. Sie entdeckt bei den toten Frauen noch ander Gemeinsamkeiten: alle haben eine Lebensversicherung abgeschlossen. Außerdem haben alle testamentarische eine großzügige Spende für ein Hilfsprojekt verfügt.

Gleichzeitig wird Hemma vom Gespenst der Eifersucht auf Gerlinde geplagt. Jeder Mann mit dem sie spricht, schwärmt von den „genialen Schmuserin Gerlinde“. Selbst Hubert und auch ihr Bruder, der Pfarrer, haben in ihrer Jugend diese Erfahrung gemacht. Was steckt hier dahinter? Was ist Gerlindes Geheimnis? Das zu ergründen, verleitet Hemma zu einem Ausflug zu einer Kräuterfrau ins Waldviertel, die Hemmas kriminalistischen Spürsinn ein Puzzleteilchen dazu fügt.


Meine Meinung:

Werner Baumüller ist wieder ein witziger Krimi gelungen, der auch den einen oder anderen Hintergedanken mitschwingen lässt. So dürfen Hausärzte Totenscheine ausstellen, obwohl sie dafür mitunter nicht gut ausgebildet sind. Da kann schon der eine oder andere Erbschleicher auf eine glorreiche Idee kommen. Obduktionen werden aus Ressourcenmangel ziemlich zurückgeschraubt. Man geht davon aus, dass einige Dutzend Todesfälle pro Jahr, versteckte Morde sind.

Der Autor liefert eine schöne Komposition des Dorflebens in dem fiktiven Weinviertler Ort. Allerdings sind nicht alle Harmonien auch wirklich solche. Neid und Missgunst sind, wie zwischen Wein- und Viehbauern, deutlich erkennbar. Es geht, wie häufig ums Geld - hier um Fördergeld für die Landwirtschaft.

Der Schreibstil ist locker und flüssig.

Fazit:

Wieder ein amüsanter Krimi mit zwei liebenswürdigen Ermittlern. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Mit Kräutern durch das Jahr

Mein Kräuterbuch für das ganze Jahr
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Die Weinviertler Seminarbäuerin und Kräuterpädagogin Elisabeth Lust-Sauberer
hat wieder ein Kräuter-Buch geschrieben, in dem sie uns die Vorzüge vieler Gartenpflanzen buchstäblich schmackhaft macht. Kräuter ...

Die Weinviertler Seminarbäuerin und Kräuterpädagogin Elisabeth Lust-Sauberer
hat wieder ein Kräuter-Buch geschrieben, in dem sie uns die Vorzüge vieler Gartenpflanzen buchstäblich schmackhaft macht. Kräuter erleben mit allen Sinnen: um eine Pflanze verwerten zu können, muss sie angesehen, angegriffen und beschnüffelt werden. Man kann die Insekten, die sich vom Nektar ernähren hören. Der Geschmackssinn kommt erst ganz zum Schluss.

Aus vielen Kräutern lassen sich wertvolle Lebens- und Heilmittel herstellen. Eine genaue Anleitung hilft auch Anfängern, alle Teile einer Pflanze zu verarbeiten. Ob als Obst oder Gemüse, als Marmelade oder Salbe, Tonikum oder Wundauflage - in (fast) allen Pflanzen stecken verborgene Kräfte. Man muss sie nur zu nutzen wissen.

Genaue Anleitungen, Rezepte und wunderschöne Fotos machen dieses Buch zu einem Geschenk, das nicht nur von Gartenliebhabern gerne willkommen geheißen wird.

Veröffentlicht am 17.03.2019

SChatten der Vergangenheit

Rückwärtswalzer
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„Rückwärtswalzer“ ist nach "Blasmusikpop" und "Makarionissi" der dritte Roman von Vea Kaiser.

Mittelpunkt dieser montenegrinisch-österreichischen Familiengeschichte ist einer seits der erfolglose Schauspieler ...

„Rückwärtswalzer“ ist nach "Blasmusikpop" und "Makarionissi" der dritte Roman von Vea Kaiser.

Mittelpunkt dieser montenegrinisch-österreichischen Familiengeschichte ist einer seits der erfolglose Schauspieler Lorenz und andererseits sein plötzlich verstorbener Onkel Willi. Gemäß Willis letzten Willen soll er in Montenegro, seiner alten Heimat, begraben werden. Doch was tun, wenn das Geld für eine ordnungsgemäße Überführung und eine würdevolle Bestattung nicht reicht?

"Würde kostet fast achttausend Euro, Lorenz. Wenn du irgendwann gelernt hättest, wie viel ein Euro wert ist, dann würdest du nicht so groß reden."

Nun sind Kreativität und starke Nerven gefragt. Ersteres ist bei Lorenz und seinen Tanten vorhanden, zweitere flattern mehrfach, als man Willis Leiche tiefgekühlt und illegal mit einem Fiat Panda gegen Südosten bringt.

"Im Grunde argumentierten seine Tanten und Herr Ferdinand wie Antigone: Was ist schon das Gesetz, wenn es darum geht, einem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen."

Meine Meinung:

Der Roman spielt in mehreren Zeitebenen. Zum einen ist die Familie Prischinger in der Gegenwart vereint. Auf der anderen Seite enthüllen sich auf der über 1.000 km langen Fahrt nach Montenegro die Schicksale, Wünsche und (Alb)Träume der einzelnen Familienmitglieder in der entsprechenden Epoche.
So erfahren wir, dass Willi eigentlich gar nicht so heißt. Oder, warum die drei Schwestern Mirl, Wetti und Hedi die Leben führen, die sie eben führen.
Einige Passagen und Charaktere sind liebevoll überzeichnet. Mit Lorenz selbst konnte ich nicht so richtig warm werden. Im Gegensatz zu seinen Tanten hätte er alle Möglichkeiten eines geordneten Lebenswandels, die er leichtfertig verspielt. Die drei Tanten sind patent und in gewisser Weise schlitzohrig. Dennoch hat jede ein Schicksalspäckchen zu tragen, die eben auf der Autofahrt aufgedeckt wird.

Der Schreibstil ist locker, witzig und geistreich. Es gibt immer wieder Austriazismen und Hinweise, die für Nicht-Wiener ungewöhnlich sind. Das Hin- und Herspringen durch Zeit und Raum ist aber mittels Kapitelüberschriften inklusiver Jahreszahlen leicht möglich. Immer wieder blitzt die humanistische Bildung der Autorin durch, wenn lateinische oder altgriechische Dichter erwähnt werden.
Die Verwandtschaftsverhältnisse der Familie Prischinger sind komplex. Da wäre ein Stammbaum manchmal hilfreich.

Fazit:

Ein gut erzählte Geschichte um den Zusammenhalt in einer Familie. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.