Profilbild von SillyT

SillyT

Lesejury Star
offline

SillyT ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SillyT über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2019

Gestern wie heute brandaktuell

On The Come Up
0

Die sechzehnjährige Bri wächst gemeinsam mit ihrem älteren Bruder bei ihrer Mutter auf. Ihr Vater wurde getötet, als Bri gerade einmal fünf Jahre alt war, woraufhin ihre Mutter Trost und Vergessen suchte, ...

Die sechzehnjährige Bri wächst gemeinsam mit ihrem älteren Bruder bei ihrer Mutter auf. Ihr Vater wurde getötet, als Bri gerade einmal fünf Jahre alt war, woraufhin ihre Mutter Trost und Vergessen suchte, indem sie Drogen nahm. Doch sie schaffte den Absprung ihren Kindern zu Liebe. Bri hingegen hegt einen Traum, denn sie möchte in die Fußstapfen ihres Vaters treten und eine Karriere als Rapperin starten. Als ihre Mutter arbeitslos wird, wird ihr Wunsch so eindringlich, dass sie beginnt, alles für diesen Traum der Karriere zu tun. Aber der Weg zum Rapstar ist steinig, trotz allen Talents und Bri muss feststellen, dass es ganz schön schwer ist, sich auf diesem Weg nicht selbst zu verlieren.
Meine Meinung
Schon das einfache Cover, das perfekt zum Inhalt passt, machte mich neugierig. Doch hier sprach mich allein schon der Klappentext dazu noch einmal mehr an.
Angie Thomas ist es hier sehr gut gelungen, ein realistisches Bild zu zeichnen, wie schwer es auch heute noch für Jugendliche und Kinder oder vielmehr für Menschen allgemein ist, die eine andere Hautfarbe haben als weiß. Ich musste beim Lesen des Buches oft an Filme aus den neunziger Jahren denken, wie z. B. Menace II Society oder Boyz ‘n the Hood, und habe dabei festgestellt, dass sich in all den Jahren wenig bis gar nichts an der Situation geändert hat. Noch immer leben viele People of Color abgegrenzt in Ghettos, bilden Gangs, die sich gegenseitig bekriegen und finden nur schwer den Absprung in ein “bürgerliches” Leben. Vorurteile und ungerechte Behandlungen sind hier Tagesordnung und Träume müssen meist der Realität weichen.
Mit ihrer Protagonistin Bri, die hier aus ihrer Sicht in der Ich-Form erzählt, hat Angie Thomas eine ganz besondere Protagonistin erschaffen, mit der sich gerade Jugendliche sehr gut identifizieren können. Dadurch, das Bri erzählt, ist es sprachlich sehr jung, lässt sich dabei aber flüssig lesen und wirkt absolut authentisch. An dieser Stelle auch ein Kompliment an die Übersetzerin, die Bris HipHop Texte nicht übersetzt hat, sondern im Original hat stehen lassen, denn genau das macht es noch einmal mehr greifbar. Diese Texte spiegeln sehr gut wieder, was in der jungen Protagonistin vor sich geht, wie ihre Sicht auf die Welt wirklich ist und wie sie selbst sich verändert.
Auch die Welt des HipHops, der Gedanke dahinter wird hier sehr gut vermittelt. Anspielungen auf vergangene Zeiten mit großen Namen wie Notorious BIG oder Tupac Shakur, aber auch Bris Vater, der selbst ein aufsteigender HipHop Star war, lassen die Welt rund um Bri authentisch wirken.
Bri ist authentisch und selbst als Erwachsene konnte ich nachempfinden wie es ihr geht und warum sie wie handelt. Sie ist vorlaut und zielstrebig und nimmt auch im Unterricht kein Blatt vor den Mund. Für solche Handlungen wird sie aggressiv genannt und findet sich mehr als einmal beim Direktor der Schule wieder. Genau solche Momente machten mich wütend, zeigen sie doch, wie sehr Vorurteile auch heute noch gelten. Sind wir nicht mittlerweile so weit, endlich mal den Mensch als ganzes zu sehen und nicht als verschiedene Rassen? Doch nicht nur Bri wurde hier lebendig, sondern auch die Nebencharaktere bekamen sehr viel Tiefgang. Seien es ihre Mutter, die mit allen Mitteln versucht, etwas aus ihrem Leben zu machen oder ihre Aunt Pooh, Bris beste Freunde, ihr Bruder und viele mehr. Alle zusammen machten das Buch glaubwürdig, lebendig und auch ein wenig erschreckend. Erschreckend, weil ich hier immer noch Vergleiche ziehen kann mit Ereignissen, die bereits zwanzig Jahre her sind und die darauf schließen lassen, das es höchste Zeit für Veränderung ist.
Mein Fazit
Hut ab, Angie Thomas, denn mit diesem Buch ist es der Autorin gelungen, ein aktuelles Thema ohne zu verharmlosen, zu verpacken. Ein Spiegelbild der Gesellschaft, dabei aber mit ganz viel Emotionen gespickt und nachdenklich machend und nicht nur für jugendliche Leser geeignet. Wahrscheinlich ist es für Leser, die ein wenig Hintergrundwissen über HipHop haben leichter, aber das Glossar am Ende macht es auch sonst sehr gut verständlich, was die Autorin mit ihrer Geschichte ausdrücken will. Ein tolles Buch, über das ich noch viel mehr schreiben und erzählen könnte, über das ich bestimmt nicht genug gesagt habe, aber das ich gerne ans Herz legen möchte.

Veröffentlicht am 28.03.2019

Der Wolf und das Lamm

The Hurting
0

Nell war noch klein, als ihre Mutter sie und ihre Familie verließ. Seitdem lebt sie gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer an Krebs erkrankten Schwester Harper, um die sie sich kümmern muss. Denn ihr Vater ...

Nell war noch klein, als ihre Mutter sie und ihre Familie verließ. Seitdem lebt sie gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer an Krebs erkrankten Schwester Harper, um die sie sich kümmern muss. Denn ihr Vater arbeitet auf einer Bohrinsel und wenn er zu Hause ist, widmet er sich in seiner Verzweiflung eher dem Alkohol. Als sie in einem Einkaufs-zentrum den gut aussehenden Lukas mit dem Wolfsmantel kennenlernt, ist sie von ihrer eigenen Reaktion auf den Jungen überrascht, denn Nell glaubt nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Aber Lukas ist anders, besonders und dieses Besondere wirkt auf Nell. Schnell verfällt sie ihm, doch Lukas verfolgt ganz eigene Pläne.
Meine Meinung
Dieses extrem schlichte und einfache Cover machte mich gleich aufmerksam und ich wollte unbedingt wissen, was dahinter steckt. Dabei spürt man hier schon auf den ersten Seiten, dass Lucy van Smits Roman etwas besonderes ist.
Der Schreibstil konnte mich schnell fesseln, denn die Autorin lässt hier ihre junge Protagonistin Nell in der Ich-Form erzählen und nur hin und wieder gibt es kurze Kapitel aus Lukas’ Sicht, bei denen man ein Gespür für diesen seltsamen und doch faszinierenden Jungen bekommt. Dabei arbeitet die Autorin zum einen mit vielen Emotionen, aber auch mit Bildern und Metaphern. Lukas, der Junge im Wolfsmantel und Nell Lamb – Wolf – Lamm – alleine das fand ich schon sehr interessant und absolut bezeichnend gewählt.
Auch die Grundspannung blieb hier permanent gegeben und ich wollte einfach wissen, was hinter Nells Geschichte und Lukas’ Vorhaben wirklich steckt. Doch nicht nur die Spannung hielt mich an der Geschichte gefesselt, sondern auch sehr tief gehende Emotionen. Man erfährt viel von Nell und deren Leben und man beobachtet, wie sie sich selbst eigentlich aufgegeben hat, um für ihre kranke Schwester da zu sein. Gleichzeitig möchte man schreien, wenn man sieht, wie unfair Nell behandelt wird und das nicht nur von ihrem Vater sondern auch von ihrer Schwester.
Diese Zeichnung der einzelnen Charaktere ist der Autorin richtig gut gelungen. Nell ist für mich eine selbstlose Persönlichkeit, die aber doch tief im Inneren Träume hat und emotional einfach ausgehungert ist. Daher hat es mich nur wenig gewundert, dass sie so schnell auf den düsteren Lukas abfährt, der ihr scheinbar genau das gibt, nach dem sie giert: Zuneigung, Anerkennung und Aufmerksamkeit. Nells Vater ist furchtbar streng, schafft es aber selbst nicht, sich zu kontrollieren und gibt die Verantwortung für die Pflege der kranken Harper an seine minderjährige Tochter Nell ab. Dabei ist er nach aussen ein fast schon besessen wirkender, streng gläubiger Katholik. Harper, Nells Schwester, ist von ihrer Krankheit gezeichnet, nicht nur körperlich, sondern ebenfalls emotional und das lässt sie ihre Schwester oft und teilweise auch körperlich spüren. Und dann ist da noch Lukas, der Junge im Wolfsmantel oder fast schon der Wolf. er wirkt geheimnisvoll, düster, auf eine gewisse Art sogar bedrohlich und man möchte Nell am liebsten vor ihm warnen, kann aber nur gebannt zusehen, was sich hier zusammenbraut.
Mein Fazit
The Hurting ist eine ganz besondere Geschichte, die nicht nur spannend erzählt, sondern auch durch die sehr geschickt ausgearbeiteten Charaktere absolut emotional wird. Bereits von der ersten Seite an konnte mich die Autorin an die Geschichte fesseln und brachte mich immer wieder aufs Neue zum Nachdenken. Authentische, tief wirkende Charaktere, ein flüssiger Schreibstil und dazu absolut vorstellbar beschriebene Landschaften ließen mich hier tief in die Geschichte versinken.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Pures Lesevergnügen

Izara 1: Das ewige Feuer
0

Seitdem ihre Eltern geschieden sind, lebt Ari bei ihrer Mutter, was sie prinzipiell gar nicht so verkehrt findet, denn mit ihrem Vater versteht sie sich alles andere als gut. Sie besucht das Torquasso ...

Seitdem ihre Eltern geschieden sind, lebt Ari bei ihrer Mutter, was sie prinzipiell gar nicht so verkehrt findet, denn mit ihrem Vater versteht sie sich alles andere als gut. Sie besucht das Torquasso Lyceum, an dem hauptsächlich Kids betuchter Eltern unterrichtet werden. Allerdings bildet Ari da die Ausnahme, denn um sich ein Auto leisten zu können, jobbt sie nach der Schule. Doch dann passieren Dinge, die sie sich selbst in ihren Träumen nicht hätte vorstellen könnn, denn plötzlich befindet sie sich mitten in einer Horde übernatür-licher Wesen und nicht alle davon meinen es gut mit ihr. Dämon Lucian ist einer von ihnen, doch schnell muss dieser zugeben, dass Ari, auch wenn sie die Tochter seines Erz-feindes ist, ganz anders ist, als er gedacht hat. Plötzlich befindet sie sich mitten in einem Spiel um Macht und muss nicht nur ihren Platz finden, sondern auch überleben.
Meine Meinung
Schon das Cover, das ich absolut großartig finde, machte mich auf den ersten Blick neugierig auf das Buch. Doch wie so oft landete es zunächst auf meinem SuB (Stapel ungelesener Bücher) und nun frage ich mich, warum nur hat es dort so lange gelegen? Der Einstieg in diese Urban Fantasy Geschichte fiel mir sehr leicht, denn Julia Dippel erzählt witzig, spritzig und sehr locker. Sie hat ein besonderes Gespür für schlagfertige Dialoge, aber auch dafür, schnell auf Spannung und Action umzuschalten. Genau diese Mischung konnte mich dann auch absolut begeistern und machten das Buch schnell zu einem Pageturner. Diese Geschichte bietet Unterhaltung für die Zielgruppe, aber auch für jeden Urban Fantasy-, bzw. Romantasyleser.
Zugegeben, zu Beginn stürzen so einige Ereignisse auf den Leser ein und man muss hier aufpassen, um den Überblick nicht zu verlieren. Doch all das wird durch den Schreibstil wett gemacht, der es nicht allzu schwer macht, am Ball zu bleiben. Schnell befindet man sich hier mitten in einem Spiel, rund um Macht und Ari muss hier, gerade zu Beginn, so einiges verdauen. Es gibt Geheimnisse, Überraschungen, Action und zahlreiche Momente, bei denen man die Geschichte nicht mehr aus der Hand legen kann.
Ari, die Protagonistin, wird hier schnell mit einer Situation konfrontiert, bei der wohl jeder erstmal Schwierigkeiten hätte, das alles zu glauben. Doch Ari scheint wie gemacht für diese Dinge und schafft es, sich an ihre ungewöhnliche Situation zu gewöhnen. Dadurch, das die Geschichte aus Aris Perspektive in der Ich-Form erzählt wird, fühlt man sich auch schnell mit ihr verbunden und kann ihre Gefühle und Gedanken sehr gut nachvollziehen. Genau dadurch wird auch ihr Umgang
Durch das Worldbuilding oder eher durch all die Personen durchzublicken war nicht immer leicht. Denn hier prallen jede Menge Namen auf den Leser ein, jeder hat eine bestimmte Stelle im Machtgefüge, jeder seine eigenen Fähigkeiten. Aber alle Achtung, Julia Dippel ist es am Ende sehr gut gelungen, all die Fäden miteinander zu verknüpfen und ein logisches Gesamtbild entstehen zu lassen.
Die Charaktere der Geschichte waren dermaßen vielschichtig und ja, auch sehr viele. Vom Dämon über Hexenmeister, vom Jäger hin zu Ari (denn wer oder was Ari ist, verrate ich hier natürlich nicht). Hier prallen jede Menge Figuren auf den Leser ein und jeder hat bestimmte Stärken, Schwächen und magische Fähigkeiten, was natürlich zu einer ganzen Menge Konflikten führt. Diese zu lösen gelingt Julia Dippel auf eine sehr charmante Art, die mich häufig schmunzeln ließ. Ari ist einfach nur sympathisch und ihre absolut schlagfertige und toughe Art macht sie authentisch und auch Lucian, wenn auch ein wenig mehr klischeebehaftet, als Bad Boy mit Herz, wächst dem Leser, oder eher der Leserin, schnell ans Herz.
Mein Fazit
Eine unheimlich komplexe Story, voller Wortwitz, aber auch Spannung, Action und was fürs Herz, die rundum gute Unterhaltung bietet. Zwar braucht man ein wenig Konzentration um hier den Überblick zu behalten, doch all die losen Fäden werden hier geschickt miteinander verknüpft. Sympathische Protagonisten und vor allem ein absolut mitreißender Schreibstil machen die Geschichte zu einem Pageturner für Romantasyfans. Damit bekommt dieses Buch von mir ein: unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 19.03.2019

Wohlfühlroman

Das Honigmädchen
0

Als alleinerziehende Mutter hat man es gar nicht so leicht, das muss auch Camilla einsehen, denn neben ihrem stressigen Job im Delikatessenladen ihres Vaters bleibt nicht immer genügend Zeit für die fünfzehnjährige ...

Als alleinerziehende Mutter hat man es gar nicht so leicht, das muss auch Camilla einsehen, denn neben ihrem stressigen Job im Delikatessenladen ihres Vaters bleibt nicht immer genügend Zeit für die fünfzehnjährige Marie. Als Camilla eines Tages zur Direktorin des Gymnasiums gerufen wird, fällt sie aus allen Wolken, als sie erfährt, wie es um den Besuch der Schule wirklich steht. Eine Auszeit muss her und das dringend. Als Camilla im Auftrag ihres Vaters nach Südfrankreich soll, um mit dem dortigen Honighändler zu verhandeln, nimmt sie Marie mit. Diese ist alles andere als begeistert, doch als sich unverhofft auch noch der nervige Nachbar, dieser Möchtegernschriftsteller, der Reise anschließt, freut sich zumindest Marie. Zu allem Übel ist dann auch Südfrankreich noch ganz anders als erwartet und Camilla muss lernen, dass auch sie selbst bereit sein muss, um das Leben genießen zu können.
Meine Meinung
Allein schon das zauberhafte Cover lädt zu gemütlichen Lesestunden ein und auch der Klappentext verspricht einen Rundumwohlfühlroman. Genau diesen habe ich auch mit “Das Honigmädchen” erhalten, denn diese Geschichte ist kurz und knapp gesagt, einfach schön. Claudia Winter schreibt lebendig und absolut flüssig und in kürzester Zeit ist man mitten in der Geschichte rund um Camilla, Marie und Tobias. Mit einer Prise Humor, viel Gefühl und einem bildhaften Schreibstil befindet man sich schnell mitten in Loursacq in Südfrankreich. Dieser kleine Ort wird so anschaulich beschrieben, dass man sich selbst sogar vorstellen kann, einmal hier Zeit zu verbringen. Doch in Loursacq ist nicht alles so leicht, denn nicht nur unsere drei Besucher aus Deutschland bringen eine Menge Emotionen mit, sondern auch die Bewohner des Bergdorfes haben so einige Probleme zu verdauen. Die Dynamik zwischen all den unterschiedlichen Charakteren hat mir sehr gut gefallen. Allem voran die Beziehung zwischen Camilla und ihrer Tochter Marie, die hier lernen müssen, wieder aufeinander zuzugehen. Aber auch sonst gibt es hier diverse Konflikte zu lösen und auch wenn sich manche Momente schon früh vorausahnen lassen, gelingt es Claudia Winter immer wieder, zu überraschen. Diese Geschichte ist perfekt zum Abschalten und Entspannen und bietet gemütliche Lesestunden.
Ein personeller Erzähler in dritter Person beschreibt das Geschehen aus der Perspektive der Protagonistin Camilla. Dadurch lernt man sie sehr intensiv kennen und man kann ihre Beweggründe sehr gut verstehen.
Als alleinerziehende Mutter einer Tochter im Teenageralter hat Camilla es gar nicht leicht. Sie selbst stellt sich persönlich unter Druck, immer alles perfekt zu machen. Doch dabei muss sie einsehen, dass es einfach nicht alles allein zu stemmen ist. In ihrer Zeit in Frankreich beginnt sie, nicht nur sich selbst wieder neu zu sehen und zu fühlen, sondern lernt wieder zu vertrauen. Diese Veränderungen der Protagonistin waren zwar vorher zu erahnen, haben mir aber trotzdem gut gefallen, vor allem die gefühlvolle Umsetzung der Situation ihrer Protagonistin ist der Autorin sehr gut gelungen.
Aber auch Marie, Camillas Tochter, ist klar gezeichnet und wirkte sie zunächst nur wie ein sturer Teenager, der gerne Schule schwänzt, merkt man so nach und nach, dass hinter dieser Fassade viel mehr steckt.
Die Nebencharaktere erhalten ebenfalls viel Tiefgang, wirken authentisch und lebendig und auch mit diesen fühlt man sich absolut wohl.
Mein Fazit
“Das Honigmädchen” ist ein Roman voller Gefühl, man bekommt etwas zum Schmunzeln, etwas fürs Herz und gleichzeitig auch so viel Tiefgang, dass man sich beim Lesen einfach wohl fühlt. Lebendige Charaktere, eine bezaubernde Landschaft und kleinere Überraschungen halten den Lesefluss aufrecht und lassen ganz tief in die Geschichte versinken. Wer einen Roman zum Abschalten und Abtauchen sucht, sollte hier einfach mal reinschnuppern.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Eine Geschichte, die unter die Haut geht

Das Haus der Verlassenen
0

Sussex im Jahr 1956, unverhofft wird die junge Ivy von ihrer großen Liebe schwanger, doch dieser will nichts davon wissen, geschweige denn Ivy heiraten. Zu dieser Zeit ist dies eine große Schande für die ...

Sussex im Jahr 1956, unverhofft wird die junge Ivy von ihrer großen Liebe schwanger, doch dieser will nichts davon wissen, geschweige denn Ivy heiraten. Zu dieser Zeit ist dies eine große Schande für die Familie und so muss Ivy in das St. Margarets Haus, einem Heim für ledige Mütter. Hier verrichten die Schwangeren unter der Aufsicht gestrenger Nonnen Arbeiten bis zur Niederkunft oder bis ihr Aufenthalt in dem Heim bezahlt ist. Rund sechzig Jahre später stößt die junge Journalistin Samantha zufällig in den Unterlagen ihres verstorbenen Großvaters auf einen Brief, einen Brief von Ivy. Dieser Brief lässt Samantha, sebst eine alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter, nicht mehr los. Sie findet weitere Briefe Ivys und gleichzeitig stösst sich auf einen Bericht über den Fund einer Leiche, bei der es sich um den ehemaligen Priester des Heimes handelte. Was ist damals in diesem Heim nur geschehen? Samantha macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Meine Meinung
Ich mag Bücher, die Geschichten auf zwei Zeitebenen erzählen und in denen man auf alte Geheimnisse stößt und so war ich unglaublich gespannt auf Emily Gunnis’ Geschichte “Das Haus der Verlassenen”. Das Cover wirkt atmosphärisch und auch der Klappentext sehr spannend und so war ich schnell äußerst neugierig auf dieses Buch.
Schon auf den ersten Seiten ihres Romans konnte die Autorin mich fesseln, denn es beginnt mit einem sehr schockierenden Augenblick aus Ivys Leben im Heim der ledigen Mütter, dem St. Margarets Haus. Schon hier kreisten meine Gedanken um die Fragen, was es mit diesem Heim auf sich hatte und wie sehr die Bewohnerin hier leiden mussten. Was mich aber wirklich erschreckte, war der Gedanke, dass diese Geschichte von einer Zeit erzählt, die noch gar nicht lange her ist. Gerade einmal einige Jahrzehnte trennen uns von den damaligen Begebenheiten und ich bin froh, dass sich da einiges Denken verändert hat, zumindest bei den meisten. Es geht darum, dass junge Frauen ihr “Ansehen” verloren, wenn sie ungewollt und unverheiratet schwanger wurden und mit welchen Konsequenzen diese leben mussten.
Emily Gunnis erzählt sehr einnehmend und fesselnd, mit wechselnden Perspektiven aus unterschiedlichen Zeiten. In der Gegenwart spielt die Journalistin Samantha eine wichtige Rolle, aber auch die Geschichte der Fernsehmoderatorin Kitty, die sich gerade aus der Öffentlichkeit zurückzieht oder zurückziehen muss, bekommt einen großen Part. In der Zeit der fünfziger Jahre steht Ivy im Mittelpunkt, aber auch Kittys Familie ist mit dieser Zeit verwoben.
Während man als Leser gemeinsam mit Samantha Stück für Stück die Vergangenheit durchforstet und den Geheimnissen des alten Hauses auf die Spur kommt, wird man gleichzeitig tief berührt von Ivys Geschichte. Ganz geschickt verknüpft die Autorin die vielen losen Fäden miteinander und erzählt eine sehr emotionale und berührende Geschichte.
Die Charaktere des Buches haben mir sehr gut gefallen, man baut während des Lesens so nach und nach eine Beziehung zu den Personen auf und fühlt mit ihnen mit. Jeder bekommt für dies schwere Thema die nötige Tiefe und lässt den Leser nachdenklich zurück.
Mein Fazit
Zwar ist Emily Gunnis’ Geschichte fiktiv und doch beruht sie auf Tatsachen. Es gab seinerzeit solche Heime und die teils unwürdigen und grausame Behandlungen und die Machenschaften rund um die Adoptionen der Kinder sind leider keine Fiktion. Man braucht ein wenig Zeit, um sich in der Geschichte mit den unterschiedlichen Personen und Zeitebenen zurecht zu finden und doch schafft es die Autorin, all ihre Ebenen miteinander zu verknüpfen. Zutiefst berührend, schockierend und emotional, absolut lesenswert!