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Veröffentlicht am 16.05.2019

Hartmann und der Traumjob mit Tücken

Blondes Gift
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Auch in seinem inzwischen siebten Kriminalroman mit Christian Hartmann, dem ehemaligen Fußballprofi und jetzigem Privatdetektiv aus Düsseldorf, bietet der Autor Klaus Stickelbroeck wieder die gewohnte ...

Auch in seinem inzwischen siebten Kriminalroman mit Christian Hartmann, dem ehemaligen Fußballprofi und jetzigem Privatdetektiv aus Düsseldorf, bietet der Autor Klaus Stickelbroeck wieder die gewohnte und gut aufeinander abgestimmte Mischung aus Spannung und Humor, die seine Romane als Einzelautor oder im Team mit seinen Kollegen von den Krimi-Cops so auszeichnet.
Wer es noch abgedrehter mag wie hier, der sollte zu seinen Kurzgeschichten greifen, bei denen er in dieser Hinsicht gerne noch ein paar Gänge höher schaltet.

Christian Hartmann erhält von seinem alten Schulkollegen Lenny einen wahren Traumjob. Als Alibi für dessen Frau soll er Lenny bei einem Schäferstündchen im Nachexpress von Münster nach Paderborn würdig vertreten. Das er sich dabei gleich in das blonde Gift Jenny verliebt, war so zwar nicht vorgesehen, steigert das Vergnügen am scheinbar so simplen Auftrag noch um einiges.
Doch das böse Erwachen aus diesem Traum lässt nicht lange auf sich warten. Plötzlich ist Jenny tot und Hartmann steckt mitten in einer unübersichtlichen Geschichte, die ihm alles abverlangt.

Mit viel Liebe zum Detail schickt der Autor seinen Helden immer wieder in die absurdesten Situationen, bei denen dieser dann sehen kann, wie er da wieder herauskommt. Zum Glück kann sich Hartmann dabei jederzeit auf seine Freunde wie z.B. Regenrinnen-Rita, Krake, Huren-Heinz und einige andere illustere Gestalten verlassen. Mit Alina betritt zudem eine neue Protagonistin die Bühne, die viel Potential für weitere Auftritte aufweist.
Der lockere, immer mit einem Augenzwinkern versehene Schreibstil sorgt dafür, das wir Leser dem Ganzen mit größtem Vergnügen verfolgen.
Der Kriminalfall ist dabei allerdings alles andere als bloße Staffage für die komischen Momente, sondern liefert eine gut aufgebaute Geschichte, die einige überraschende Wendungen liefert und am Ende auch überzeugend aufgelöst wird. Im großen Showdown muss dann der Humor auch mal kurzzeitig hinter die Spannung zurücktreten und darf nur noch die zweite Geige spielen.

Wer auf Kriminalromane mit viel Humor steht und dabei auch nicht auf eine spannende Geschichte verzichten will, wird hier bestens bedient und vorzüglich unterhalten.
Ich freue mich auf jeden Fall schon auf Hartmanns nächsten Auftritt.

Veröffentlicht am 15.05.2019

Die Krähe und der Spatz ermitteln wieder in den dunkelsten Ecken von Frankfurt

Lautlose Schreie
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Nachdem mich der Autor Leo Born bereits mit dem ersten Auftritt von Mara Billinsky, seiner außergewöhnlichen und ziemlich unkonventionellen Ermittlerin aus Frankfurt, restlos überzeugen konnte, habe ich ...

Nachdem mich der Autor Leo Born bereits mit dem ersten Auftritt von Mara Billinsky, seiner außergewöhnlichen und ziemlich unkonventionellen Ermittlerin aus Frankfurt, restlos überzeugen konnte, habe ich mich direkt gefragt, ob er beim zweiten Band der Reihe das hohe Niveau des Auftaktes würde halten können. Das vorliegene Buch beantwortet diese Frage nun zu meiner vollten Zufriedenheit und lässt mich voller Vorfreude und gespannter Erwartung auf die weiteren Bände blicken.
Grundsätzlich kann man dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Band lesen und nachvollziehen, da hier eine in sich abgeschlossenen Geschichte erzählt wird und alle erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte gut in die laufende Handlung eingebunden werden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.
Da sich aber mit der Geschichte um den unaufgeklärten Mord an Maras Mutter doch ein gewisser roter Faden durch die ersten beiden Bände zieht und dieser mit Sicherheit auch im nächsten Band weitergesponnen werden wird, empfiehlt es sich schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Der zweite Fall beginnt mit sieben toten Jugendlichen, die in einem Massengrab vor den Toren Frankfurtes gefunden werden.
Mara "Die Krähe" Billinsky will sich natürlich sofort in die Ermittlungen stürzen, wird dabei aber von ihrem Vorgesetzten Klimmt direkt ausgebremst und mit ihrem Partner Jan "Der Spatz" Rosen auf einen Mordfall in einem Frankfurter Hotel angesetzt. Doch so einfach lässt sich Mara nicht die Butter von Brot nehmen, sie beginnt parallel zu ermitteln und entdeckt dabei auch schnell Verbindungen zwischen den beiden Fällen.

Auch wenn sich ihre Situation im Kommissariat langsam aber sicher bessert und sie nicht mehr so sehr um ihren Stellenwert in den Reihen der Polizei kämpfen muss, ist und bleibt Mara Billinsky ein etwas sperriger Charakter, der es ihren Mitmenschen und auch uns Lesern nicht gerade leicht macht, sie zu mögen. Das unter ihrer harten Schale aber doch ein weicher und verletzlicher Kern steckt, wird auch im weiteren Verlauf dieser Geschichte immer dann besonders deutlich, wenn sie uns ein wenig hinter ihre Fassade blicken lässt.

Leo Born zeichnet mit seinem packenden Schreibstil und seinen bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen lassen, auch hier wieder ein düsteres und ungeschminktes Bild der Mainmetropole, bei dem er seine überzeugend gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten tief in die düsteren Ecken Frankfurts eintauchen lässt. Neben reichlich Spannung und Dramatik liefert er in seiner gut aufgebauten Geschichte darüber hinaus auch noch eine überzeugende und zugleich überraschende Auflösung, die zum aktuellen Fall keine wesentlichen Fragen offen lässt und auch ziemlich realitätsnah ausfällt.

Auf den nächsten Band der Reihe, der ebenfalls noch im Jahr 2019 erscheinen soll, (ein weiterer Band ist auch schon für das nächste Jahr angekündigt) bin ich nun auf jeden Fall schon mehr als gespannt.
Die Meßlatte hängt dabei weiterhin ziemlich hoch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 15.05.2019

Überzeugender Psycho-Thriller um zwei Schwestern im Visier einer gnadenlosen Rächerin

Ich - Im Dunkel der Angst
1

Auch in ihrem neuesten Psycho-Thriller erzählt die Autorin Astrid Korten nicht nur eine äußerst spannnende und atmosphärisch dichte Geschichte, sondern greift dabei auch ein aktuelles und wichtiges Thema ...

Auch in ihrem neuesten Psycho-Thriller erzählt die Autorin Astrid Korten nicht nur eine äußerst spannnende und atmosphärisch dichte Geschichte, sondern greift dabei auch ein aktuelles und wichtiges Thema auf. Diesmal spielt Mobbing eine wichtige Rolle, insbesondere das Mobbing an Schulen und unter KIndern mit all seinen schrecklichen Folgen.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Schwestern Hannah und Pia, die mit ihren Familien nach einigen einschneidenen Vorfällen in der Vergangenheit einen Neuanfang im eigentlich so beschaulichen Warnberg wagen wollen.
Die Architektin Hannah ist für den Unfalltod der kleinen Mia verantwortlich, während die Lehrerin Pia mit dem Selbstmord einer ihrer Schülerinnen zu kämpfen hat. Zudem versucht Pia schon sein einiger Zeit mit aller Macht schwanger zu werden und ist auch dadurch psychisch äußerst angespannt.
Als die beiden Schwestern ins Visier einer gnadenlosen Rächerin geraten, die ein perfides Spiel mit ihen treibt, ist es mit der Beschaulichkeit in Warnberg schnell vorbei. Urplötzlich stehen Hannah und Pia im Dunkel der Angst und wissen nicht mehr, wem sie noch trauen können, womöglich nicht einmal mehr sich selbst.

Die Autorin erzählt ihre gut aufgebaute Geschichte in kurzen und knackigen Kapiteln, die abwechselnd aus den Perspektiven von Hannah, Pia und der Rächerin, die hier zunächst nur unter dem Namen ICH auftaucht, geschrieben sind. Dabei treten sowohl Hannah als auch die Rächerin als Ich-Erzählerin auf. Da dies aber gut gekennzeichnet ist, gelingen die entsprechenden Übergänge nach kurzer Eingewöhnungszeit absolut reibungslos. Das so zudem die Täterin und ihre Motive von Beginn an bekannt sind, tut der Spannung absolut keinen Abbruch, da die wahre Identität der Frau bis zum Schluß offenbleibt und die Auflösung am Ende so doch noch ein paar faustdicke Überraschungen bieten kann.
Und auch die übrigen Charaktere sind durchgehend gut gezeichnet und vielschichtig angelegt, so das auch sie immer wieder für Überraschungen gut sind.
Die permanenten Perspektiv- und Ortswechsel sorgen zudem für ein hohes Erzähltempo und lassen einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen. Der packende Schreibstil mit seinen bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino permanent auf Hochtouren laufen lassen, leisten einen weiteren Beitrag dazu, das mich das Buch und seine Geschichte mit jeder Seite tiefer in seinen Bann ziehen konnte.

Wieder einmal ein Psycho-Thriller der Extraklasse, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Spannender Polit-Thriller mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur, die viel Potential für weitere Fälle mitbringt

Die Akte Rosenrot
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Nach einer ganze Reihe von überzeugenden Psycho-Thrillern legt Astrid Korten hier bei ihrer ersten Veröffentlichung im Piper-Verlag einen Polit-Thriller vor, der vor allem durch seine außergewöhnliche ...

Nach einer ganze Reihe von überzeugenden Psycho-Thrillern legt Astrid Korten hier bei ihrer ersten Veröffentlichung im Piper-Verlag einen Polit-Thriller vor, der vor allem durch seine außergewöhnliche Hauptfigur besticht, die mich beim ersten Auftritt gleich auf ganzer Linie überzeugen konnte und auch viel Potential für weitere Auftritte mitbringt.

Nach einem Unfall, bei dem er seine Frau Lara verloren hat, ist der brilliante Profiler Ibsen Bach nur noch ein Schatten seiner selbst. Auch 5 Jahre später kämpft er immer noch mit den Folgen der damaligen Geschehnisse und den fehlenden Erinnerungen an seine Vergangenheit, die ihn seitdem plagen.
Als ein brutaler Mörder eine persönliche Botschaft an Ibsen hinterlässt und sich dabei Verbindungen zu einem alten Fall ergeben, holt ihn sein ehemaliger Partner Andreas Neuman zurück an die vorderste Front. Doch ist Ibsen seinem neuen oder doch altem Gegner wirklich schon wieder gewachsen ?
Zeitgleich recherchiert die russische Bloggerin Leonela "Leo" Sorokin in einem alten Vermisstenfall und sticht bei ihren Nachforschuingen in ein wahres Wespennest, bei dem sich schnell Verbindungen zu Ibsens Ermittlungen ergeben.
Sind die Geister der Vergangenheit wieder zum Leben erwacht ?

Die Autorin liefert hier wieder einmal mit gewohnt packendem Schreibstil eine gut aufgebaute, ungemein komplexe und atmosphärisch dichte Geschichte, bei der man schon sehr aufmerksam lesen muss, damit einem kein zunächst so unscheinbar wirkendes Detail entgeht. Wie bei einem der Puzzle von Dimitri Kamorow, dem russischen Ermittler in diesem Buch, fügen sich diese Details erst nach und nach zusammen, bis sie schließlich im großen Finale das erschreckende Gesamtbild enthüllen und so eine überzeugende und schlüssige Auflösung bieten, bei der keine wesentlichen Fragen offen bleiben.
Getragen wird die Geschichte durch eine Reihe von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren, die zwar zu Beginn noch so ein wenig im fast schon übermächtig erscheinenden Schatten von Ibsen Bach stehen, sich dann aber im Verlauf der Geschichte immer mehr freistrampeln und dem Geschehen ihren eigenen Stempel aufdrücken können.
Abgerundet wird das Ganze noch durch ein Nachwort, das einige Zusatzinformationen zu den wahren Hintergründe der Geschichte liefert.

Auf die weiteren Auftritte von Ibsen Bach und seinen Mitstreitern bin ich schon mehr als gespannt. Der Auftakt legt die Messlatte für die weiteren Bände aber gleich schon einmal mächtig hoch.

Veröffentlicht am 19.03.2019

Mehr als gelungener historischer Roman zu einer umstrittenen Figur der deutschen Geschichte

Die Spionin der Charité
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Der Arzt Ferdinand Sauerbruch gehört mit Sicherheit zun den schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Als Chirurg unbestritten ein Genie, fällt die Bewertung seiner Rolle während des zweiten ...

Der Arzt Ferdinand Sauerbruch gehört mit Sicherheit zun den schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Als Chirurg unbestritten ein Genie, fällt die Bewertung seiner Rolle während des zweiten Weltkrieges bisher bedeutend zwiespältiger und widersprüchlicher aus.
Der Historiker und Autor Christian Hardinghaus hat sich nun unter Bezugnahme auf neue Quellen mit der Figur Ferdinand Sauerbruch auseinandergesetzt. Neben einer Biographie ist dabei auch dieser Roman entstanden, der sich im wesentlichen auf Jahre 1941 bis 1945 konzentriert und sich vom Grundsatz her eng an die tatsächlichen Geschehnisse in diesem Zeitraum hält. Allerdings nimmt sich der Autor die künstlerische Freiheit, vorhandene Lücken durch fiktive Ergänzungen zu füllen. Aus diesen Gründen werden hier auch in einigen Fällen die Namen einzelner Figuren geändert. Genauere Erläuterungen dazu liefern die Anmerkungen am Ende des Buches.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht aber nicht Sauerbruch selber, sondern die junge Lily Hartmann, die eigentlich nach Berlin kommt, um eine Stelle als Krankenschwester an der Charite zu bekommen, dann aber zur Chefsekretärin des Arztes wird. In dieser Funktion wird sie auch schnell Mitglied des sogenannten Donnerstagsclubs, den Sauerbruch ins Leben gerufen hat. Und schon bald nimmt sie eine Schlüsselrolle bei den gefährlichen Aktivitäten dieser Widerstandsgruppe ein.

Dem Autoren gelingt es hier einmal mehr mit seiner gut aufgebauten Geschichte und seinem packenden Schreibstil, den Zeitgeist der damaligen Zeit einzufangen und dann auch glaubwürdig und nachvollziehbar zu transportieren.
Der Hauptteil der Geschichte wird dabei in eine Rahmenhandlung eingebunden, die im Jahre 1974 spielt, als Lily einem amerikanischen Journalisten die Geschichte des Donnerstagsclubs erzählt. Diese Rahmenhandlung ist aber keineswegs eine bloße Klammer, sondern fügt der Geschichte noch einige zusätzliche Facetten hinzu und ergänzt sie so auf hervorragende Art und Weise.

Am Ende steht dann ein rundherum überzeugendes Gesamtergebnis, das nicht nur spannend unterhält, sondern auch noch tiefe Einblicke in ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte bietet.
Auch wer sich für Hintergründe und ergänzende Informationen zur zweiten Staffel der Fernsehserie "Charite" interessiert, wird mit diesem Buch bestens bedient.