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Veröffentlicht am 19.03.2019

Wie lange hält ein Lügengebilde?

Der Junge
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Die Welt der einzigartigen und perfekten Cecilia Wilborg droht zu zerbrechen als der Junge, Tobias, in ihr Leben einbricht. Cecilia lebt mit ihrem gutsituierten Mann, Johan, und ihren beiden Töchtern Hermine ...

Die Welt der einzigartigen und perfekten Cecilia Wilborg droht zu zerbrechen als der Junge, Tobias, in ihr Leben einbricht. Cecilia lebt mit ihrem gutsituierten Mann, Johan, und ihren beiden Töchtern Hermine und Nicoline in einem perfekt ausgestatteten und durchgestylten Haus in exponierter Lange von Sandefjord.
Tobias, ein kleiner, schüchterner, braunhäutiger Junge bringt Cecilia völlig aus der Fassung, weil er durch seine Hilflosigkeit ihr durchgestyltes Leben, was sie fest in ihrer Hand zu halten glaubt, nahezu pulverisiert.

Cover und Titel fallen auf. Sie deuten daraufhin, dass es mit dem Jungen eine besondere Bewandtnis hat. Das Bild des Jungen sticht aus dem grauen Umfeld heraus und lockt somit den geneigten Thriller-Leser zum Zugreifen.

Die Autorin, Alex Dahl, war mir bis jetzt nicht bekannt. Alex Dahl, geboren in Oslo, beherrscht als Halb-Norwegerin und Halb-Amerikanerin das Düstere der Skandinavien-Krimis und die atemlose Spannung der Thriller aus dem Amerikanischen.
Sie hat einen Master in Kreatives Schreiben und ist entfernt verwandt mit Roald Dahl.

Beste Voraussetzungen für einen düsteren, spannungsgeladenen Psychothriller!

Zu Beginn hat mich dieser Thriller begeistert. Ein Thriller, ganz nach meinem Geschmack, kommt er ohne Serienkiller und riesigen Blutlachen aus.

Der Thriller verlangt aber auch dem Leser, wegen seiner stetig wechselnden Erzählperspektiven und Rückblenden, einiges ab. Ich musste schon konzentriert und möglichst durchgängig lesen, was bei der fesselnden Erzählweise aber auch nicht schwer fiel.
Zwischenzeitlich hatte ich manchmal den Eindruck, dass mir die Geschichte beziehungsweise Cecilias Lügengeschichten zu verrückt und nicht nachvollziehbar waren. Trotzdem wollte ich immer weiter lesen um zu erfahren wie es weitergeht.

Die Charaktere wurden gut beleuchtet. Die Angst und Panik und das hin und her getrieben werden von Anni war gut nachvollziehbar. Die Angst und Hilfslosigkeit waren gut zu spüren. Cecilia selber war schwer zu fassen, aber das ging ihr als Figur ja ähnlich. Auch die Cecilia nacheifernden Freundinnen wurden gut getroffen. Nur Johan ist mir fern geblieben. Ich hatte zwischen zeitlich immer wieder das Gefühl, dass er ein falsches Spiel spielt und nicht dieser hingebungsvolle Ehemann ist. Vielleicht war dieser Zweifel aber auch von der Autorin so gewollt.

Um ein Fazit zu ziehen: „Der Junge“ ist spannend, undurchsichtig, manchmal unfassbar, manchmal unglaublich, aber immer fesselnd.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Kalt und düster

Eisige Tage
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Ein toter Anwalt im Straßengraben beschäftigt die smarte Leipziger Kommissarin Hanna Seiler und ihren eigenwilligen Kollegen Milo Nivic. Michail Jegorowitsch Malinowski starb nicht durch den ...

Ein toter Anwalt im Straßengraben beschäftigt die smarte Leipziger Kommissarin Hanna Seiler und ihren eigenwilligen Kollegen Milo Nivic. Michail Jegorowitsch Malinowski starb nicht durch den Autounfall sondern er ist erschossen worden. Was wie ein Routinemordfall beginnt, mausert sich schnell zu einem Pädophilen -und Mädchenhandel-Fall, der in die unmittelbare Rotlicht-und Schutzgeld-Unterwelt führt.

Die Welt des Verbrechens beginnt vor unserer Haustür........


Dieser Kriminalroman kommt für mich kalt und düster daher.

Direkt der Beginn mit dem gruseligem Verbrechen im Gefangenenlager vermittelt den Eindruck, dass der Leser es mit geschundenen und in tiefster Seele verletzten Tätern und Opfern zu tun bekommt. Es wird auch deutlich gezeigt, wie unterschiedlich die verletzten Seelen ihr zukünftiges Leben angegangen sind.

Die beiden Ermittler machen einen guten Eindruck und befruchten sich gegenseitig weil sie unterschiedlicher eigentlich nicht sein können. Irritierend empfand ich aber, dass Hanna ihren Kollegen intensiv beobachtet, analysiert und einschätzt. Zwischenzeitlich hatte ich den Eindruck, dass Milo strafversetzt wurde und Hanna seine Tauglichkeit und Teamfähigkeit bewerten soll.

Durch die mehrfachen Rückblenden erklärt sich dann einiges selbst.

Der Kriminalfall ist schon tricky, lange Zeit undurchsichtig, aber letztlich logisch und nachvollziehbar gelöst.

Trotz der Rückblenden und privaten Einblendungen erscheinen mir die Ermittler noch etwas blass. Da dieser Roman der Beginn einer neuen Reihe ist, wird der Autor sicher noch detaillierter nachzeichnen.

Fazit: Solider Krimi. Ich bin neugierig, wie es weitergeht.

Veröffentlicht am 22.02.2019

Spannung, die nicht nachlässt

Mitternachtsmädchen
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Immer um Mitternacht sind bereits zwei Studentinnen vergewaltigt worden, als die erste Leiche vom Hausmeister des Gustavianum aufgefunden wird.
Die vergewaltigte, erwürgte und im Hörsaal des ...

Immer um Mitternacht sind bereits zwei Studentinnen vergewaltigt worden, als die erste Leiche vom Hausmeister des Gustavianum aufgefunden wird.
Die vergewaltigte, erwürgte und im Hörsaal des Gustavianums zur Schau gestellte Studentin ist Hanna, die Tochter von Cecilia Eriksson, der engsten Freundin der Psychiaterin Nathalie Svensson.

Nathalie Svensson, belastete durch einen Sorgerechtskrieg um ihre beiden Kinder, sieht sich durch die emotionale Nähe zu Hanna verpflichtet die Spezialeinheit mit einem Täterprofil und ihrer Mitarbeit zu unterstützen.

Mitternachtsmädchen ist ein spannender und fesselnder Kriminalroman, wenn da nicht wieder dieses Problem mit der Krimireihe wäre. Dies ist der dritte Krimi dieser Reihe und leider mein erster.

Das ist nicht das erste Mal, dass ich den zweiten, dritten oder "what ever" Krimi einer Reihe lese und ich muss feststellen, es gibt Autoren, die wichtiges aus der Vorgeschichte nahtlos einfließen lassen. Als neuer Leser erfährt man das Wichtige, auf Andeutungen wird weitgehend verzichtet.

Das ist Jonas Moström nicht gelungen. Trotz des Personenverzeichnisses am Anfang fühlte ich mich zwischendurch ziemlich verloren. Immer wieder grübelte ich darüber, was Nathalies Vater wohl verbrochen hat, ob ihre Schwester, die jetzt in Scheidung lebt, wohl ein Verhältnis mit Erik, dem Freund ihre Ermittlungskollegen, hatte usw. Alle Nebenschauplätze, die mit diesem Krimi nichts zu tun hatten.

Von diesem Ärgernis abgesehen, ist es Jonas Moström durchaus gelungen den Spannungsbogen immer hoch zu halten und das ohne Blutvergießen. Die einzelnen Charaktere sind gut ausgearbeitet.

Das leichte Herzflattern von der Hauptfigur Nathalie lässt auf weitere spannende und „bauchkribbelnde“ Folgen dieser Reihe hoffen.

Veröffentlicht am 29.12.2018

Traumatischer Muttertag

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Eine Zeitungsbotin entdeckte sie nach Ostern, die stark verweste und von Fäulnisgasen aufgedunsene Leiche von Theodor Reifenrath. Warum hat niemand die Leiche des 84-Jährigen vorher entdeckt? Die Haushälterin ...

Eine Zeitungsbotin entdeckte sie nach Ostern, die stark verweste und von Fäulnisgasen aufgedunsene Leiche von Theodor Reifenrath. Warum hat niemand die Leiche des 84-Jährigen vorher entdeckt? Die Haushälterin oder eines der vielen Pflegekinder, die er und seine verstorbene Frau im Laufe der Jahrzehnte betreuten, haben sich während der letzten 14 Tage nicht um ihn gekümmert. Und wo ist sein Hund? Als Pia Sander und Oliver von Bodenstein endlich das dehydrierte und fast verhungerte Tier im verriegelten Hundezwinger finden, machen sie noch eine andere grausige Entdeckung. Unter dem Hundezwinger befinden sich menschliche Knochen, die später drei weiblichen Leichen zugeordnet werden können. Hat Theodor Reifenrath diese Frauen getötet und vergraben?

Das ist er nun, der neunte Fall von Pia Sander und Oliver von Bodenstein, auf den wir Nele Neuhaus-Fans uns so gefreut haben.

Ganz überzeugt hat er mich nicht.

Nach dem Prolog erschien mir die Erzählweise schwerfällig und holprig. Ich bin nur schwer in den Kriminalroman rein gekommen. Als treuer Leser der Krimireihe sind mir die privaten Ereignisse von Pia Sander und Oliver von Bodenstein bekannt. Trotzdem sah sich die Autorin genötigt erstaunlich viel erklären zu müssen, und zwar das, was in der 3-jährige Pause zwischen ihren letzten beiden Romanen passiert ist. Für mich war das unnötig und irgendwie auch langweilig.

Außerdem störten mich die teilweise langwierigen, unnötigen Erklärungen und Begründungen von Arbeitsweisen der Techniker und der Pathologen Pos. 2598 ff.

Im Laufe der Ermittlungen wuchs Frau Neuhaus dann doch wieder zu alter Stärke und führte ihre Ermittler immer wieder zu neuen Ermittlungsansätzen und Verdächtigen.

Als diverse Spuren in Pias Privatleben führen und mit dem „Taunusripper“ verwoben werden, nimmt der Fall richtig Fahrt auf. Es wird spannend. Fast atemlos verfolgen wir die Suche nach ihrer Schwester und dem Serienmörder. Als der Verdacht zur Gewissheit wird können wir Pias Verzweiflung und Panik gut nachvollziehen.

Der Showdown auf dem Flughafengelände hat mich für manch zähe Passage in diesem Roman voll entschädigt.

Wie gesagt, ich habe alle Taunus-Krimis gelesen. Es gab bessere und auch schlechtere Bände. Dieser Band hat sich im Laufe der Geschichte zu einem der Besseren gemausert.

Zum Schluss war ich traurig wie sicher viele andere Fans auch, dass wir uns wieder von Pia und Oliver und einigen anderen trennen müssen, bis zum 10. Fall. Auf den ich mich jetzt schon wieder freue.

Veröffentlicht am 08.11.2018

Fiktiv???

Codename Eisvogel – »The Kingfisher Secret«
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Grace Elliott, eine engagierte Journalistin, die aber bereits über 20 Jahre für die Klatschpresse tätig ist, glaubt die Story ihres Lebens gefunden zu haben. Ein Interview mit einer Prostituierten, die ...

Grace Elliott, eine engagierte Journalistin, die aber bereits über 20 Jahre für die Klatschpresse tätig ist, glaubt die Story ihres Lebens gefunden zu haben. Ein Interview mit einer Prostituierten, die mit dem aufstrebenden Präsidentschaftskandidaten Antony Craig ein Verhältnis hatte, soll ihr endlich einen Platz in einer renommierten Zeitung verschaffen. Ihr Chefredakteur und der Herausgeber der Zeitung verweigern ihr die Veröffentlichung der Story. Sie schicken Grace stattdessen mit der Exgattin von Craig, Elena Craig, in deren Heimatort in der ehemaligen Tschechoslowakei auf Werbetour. Als Grace während dieser Reise immer mehr Interesse an Elenas Vergangenheit zeigt, nachfragt und ihre Pläne für ein Buch über Elena bekundet, trennen sich abrupt ihre Wege. Grace muss sich in einem Land dessen Sprache sie nicht versteht, alleine durchkämpfen und Nachforschungen anstellen, um den vielen Widersprüchen in Elenas Vergangenheit nachzuspüren.
Mit ihrer Spurensuche begibt sie sich und alles, was ihr lieb ist, in tödliche Gefahr.

Codename Eisvogel ist ein spannender Thriller, der weitgehend fiktiv ist, aber mit seiner Realitätsnähe spielt.
Mir ist allerdings nicht klar, warum der Autor seinen Namen verschweigt. Über den amerikanischen Präsidenten wurde uns nichts verkündet, was nicht schon in zahlreichen Büchern angeprangert wurde. Seine Charakterzüge, seine Ungeduld, seine fehlende Diplomatie und Kompromissbereitschaft, seine geringe Aufnahmemöglichkeit, sein übersteigertes Selbstbewusstsein........bis zum Verdacht, dass seine Wahl zum Präsidenten von Russland beeinflusst wurde, sind in unterschiedlichen Magazinen und Büchern behandelt worden.
Einzig diese Art der Einflussnahme durch den KGB wurde noch nicht veröffentlicht. Wahrscheinlich liegt das daran, dass es sich weitgehend um ein Was-Wäre-Wenn-Gedankenspiel des Autors handelt. Beim Lesen des Thrillers habe ich aber immer wieder gedacht, das es so gewesen sein könnte.
Das Buch wirkt nach. Diesen Thriller kann man nicht einfach zuklappen und beiseite legen. Er ist so realitätsnah, dass man unweigerlich anfängt zu denken. Wenn dieser Mensch zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt werden kann, dann können auch andere Staaten auf diese Wahl beziehungsweise auf den Wahlkampf Einfluss genommen haben, wie auch immer.
In wieweit Codename Eisvogel fiktiv ist, wird man wohl nie erfahren, da ja alle Beweise vernichtet wurden.