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Veröffentlicht am 19.05.2019

Eine musikalische, politische und intellektuelle Reise ins Paris der Nachkriegszeit

An den Ufern der Seine
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Dieses über 500 Seiten starke Buch (darin inkludiert Einleitung und Anhang) braucht Durchhaltevermögen. Es ist wohl nur für sehr “parisophile” Leser zu empfehlen und solche, die sich stark für die damalige ...

Dieses über 500 Seiten starke Buch (darin inkludiert Einleitung und Anhang) braucht Durchhaltevermögen. Es ist wohl nur für sehr “parisophile” Leser zu empfehlen und solche, die sich stark für die damalige Zeit, also rund 1940-1950 und/oder für die Personen interessieren, die im Zentrum stehen. Zahlreiche Künstler, Philosophen, Schriftsteller, Autoren und viele ihrer (musikalischen) Wegbegleiter begegnen dem Leser im Verlauf dieses Romans.

“An den Ufern der Seine” ist kein Büchlein, das man eben schnell in wenigen Zügen durchlesen kann. Es ist nicht schwierig zu lesen, weil es schwierig geschrieben wäre, sondern weil so unheimlich viele Namen auf einen einprasseln und man mit der Zeit das Gefühl hat, jeder Dritte habe damals Jean geheißen. Zudem passiert mit den Personen und um die Personen herum so viel dass man auch das alles erst verdauen muss und immer wieder Pausen braucht.

Die sehr interessanten Nachweise und das praktische Namensregister zeugen davon, wie viel unglaublich akribische Recherche Agnès Poirier in “An den Ufern der Seine” reingesteckt haben muss. Nicht nur hat sie zahlreiche Briefe und Tagebuchaufzeichnungen der Protagonisten wie Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir oder Pablo Picasso gesichtet, sie scheint auch Dutzende Werke von und über die Genannten verschlungen zu haben.

Das wäre bei drei Hauptpersonen ja noch überschaubar, jedoch kommen rund 750 Namen im Register vor. 32 Buchseiten sind alleine nur für die sehr ausführlichen Anmerkungen/Quellenangaben reserviert.

Der Leser erfährt in diesem historisch also sehr ausführlich verankerten Roman nicht nur wann wer wen getroffen und wann wer welches Buch veröffentlicht hat (was relativ einfach nachzusehen ist heutzutage), sondern viele kleine Geschichten, Verstrickungen zwischen Namen, die man noch nie gehört hat oder wo man nie vermutet hätte, dass die sich gekannt oder getroffen hätten. Viele persönliche Gedanken und Tagebuchauszüge flicht die Autorin in aktuelle politische Vorgänge oder allgemein bekannte oder weniger bekannte Begebenheiten ein.

Hier auch nur ein paar Beispiele zu nennen, ist fast unmöglich und würde den Rahmen sprengen. Dank dieses Buches hat der Leser aber auch die Möglichkeit, mit den berühmten Namen zu wohnen, durch die französische Hauptstadt zu streifen und auch ein wenig hinter die Fassade zu blicken und zu erfühlen, wie diese “Popstars” des Paris von damals so gedacht und gelebt - und auch gearbeitet haben.

Ein wahrhaft ereignisreiches Jahrzehnt, das auch heute noch zum Nachdenken anregt. Zusätzlich bekommt man ungeheuer viele Buchtipps. Einerseits sind da die immer wieder erwähnten Werke, an denen die Autoren arbeiteten, Bücher, Stücke, Essays und vieles mehr. Andererseits kommen dann noch die Bücher aus den Quellenangaben hinzu. Genug Lesestoff für das nächste Jahrzehnt also.

Veröffentlicht am 19.04.2019

(Leider) realitätsnaher Thriller mit mutigem Ende

Der Patriot
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Sehr flott durchgelesen habe ich diesen Schweden-Thriller. Auch wenn es zwischendurch und auch zur genaueren Einführung der Hauptpersonen kurze Stücke mit mehr “Länge” gibt, erhält sich die Geschichte ...

Sehr flott durchgelesen habe ich diesen Schweden-Thriller. Auch wenn es zwischendurch und auch zur genaueren Einführung der Hauptpersonen kurze Stücke mit mehr “Länge” gibt, erhält sich die Geschichte durch den häufigen Schauplatzwechsel doch eine durchgehende Dynamik.

Stockholms Journalisten geraten ins Visier von Rechtsradikalen, die sie für die Offenheit des Landes gegenüber Flüchtlingen machen. Das Thema ist brandaktuell (irgendwie schon seit Jahren und leider immer noch) und gut - teilweise beklemmend - umgesetzt. Eine komplett atemlose Spannung kann das Buch nicht halten, aber das ist vielleicht auch gut so. Man kann es mal weglegen ohne Albträume zu haben (als geübter Thrillerleser), findet aber immer sehr schnell wieder hinein und liest wenn möglich gerne ein paar Dutzend Seiten am Stück.

Der Erzählstil ist unaufgeregt und in manchen Details “typisch schwedisch” (oder es liegt an der Übersetzung). Die “Denke” der Rechten bekommt viel Platz und soll wohl den Lauf der Geschichte, die Taten irgendwie erklären, näherbringen. Dennoch kann man als vernunftbegabter Mensch die Risse in deren Argumentation gut erkennen.

Der Thriller ist aktuell, stellenweise packend und leider relativ realistisch, auch wenn der Faktor Glück hin und wieder mitspielt. Das Ende kann dann nochmal mit einem Knalleffekt aufwarten, sehr überraschend und auch berührend. Mutig.

Veröffentlicht am 20.03.2019

Sehr spannend, mit viel weiblicher Emotion und Intuition

Gieriger Zorn
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Matilda Darke hat es nicht leicht. Als Leiterin einer Sondertruppe für schwere Kriminalfälle in Sheffield hat sie an allen Fronten zu kämpfen. Gegen Vorgesetzte, gegen den vorigen Leiter, gegen ihre eigenen ...

Matilda Darke hat es nicht leicht. Als Leiterin einer Sondertruppe für schwere Kriminalfälle in Sheffield hat sie an allen Fronten zu kämpfen. Gegen Vorgesetzte, gegen den vorigen Leiter, gegen ihre eigenen Dämonen und gegen die drohende Abschaffung ihrer Truppe.

Da kommt ein brutaler Fall gerade zu Unzeit. In einem beschaulichen Sträßchen passiert ein grauenhaftes Verbrechen. Niemand hat etwas bemerkt und so beginnen die für die wenigen Mitglieder von Darkes Gruppe die mühsamen Ermittlungen im Umfeld der beiden Opfer.

Michael Wood konstruiert rund um diese Attacke eine Vielzahl an zusätzlichen Taten und Spuren, alte und neue Fährten für die Ermittler, so dass sie einerseits auf der Stelle treten, andererseits aber immer etwas zu tun bleibt. Der Kreis der Verdächtigen weitet und verengt sich wieder und plötzlich geraten Polizisten selbst in Gefahr.

“Gieriger Zorn” ist kein Action-Thriller, aber auch kein Cosy-Crime, sondern ein gut konstruierter, spannender, moderner Briten-Krimi. Eine Stärke ist zugleich ein Schwachpunkt: Da Matilda durchwegs im Fokus steht und das nicht ausschließlich als die Leiterin der Ermittlergruppe, hat das Buch automatisch einen eher weiblichen Touch, man erfährt sehr oft ihre (traurigen) Gedanken und Gefühle und sogar Leserinnen könnte das schnell mal zu viel werden.

Andererseits kann man durchaus bewundern, wie spezifisch, wie akribisch hier ein Charakter erschaffen wird und in vielen Details “aufgeht”. Männern sei empfohlen, mal in die Leseprobe reinzulesen und notfalls zwischendurch Passagen schneller zu überfliegen, an der Krimistory selbst sollten Spannungsfans auf jeden Fall Gefallen finden.

Veröffentlicht am 20.03.2019

Ohne Schirm, mit Charme und ohne Melone (Polizeischirmmütze)

Der Tote im Schnitzelparadies
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Mit viel Witz und Tempo hetzt Joe Fischler seinen neuen Protagonisten, Arno Bussi, durch ein kleines Tiroler Dorf. Abseits des Falls, den Inspektor Bussi ganz alleine und ohne seine früh abhanden gekommene ...

Mit viel Witz und Tempo hetzt Joe Fischler seinen neuen Protagonisten, Arno Bussi, durch ein kleines Tiroler Dorf. Abseits des Falls, den Inspektor Bussi ganz alleine und ohne seine früh abhanden gekommene berufliche Kopfbedeckung lösen soll, kommen auch humorige Anspielungen auf bergdörflerische Frömmigkeit und Eigenheiten nicht zu kurz.

Dieser flotte Krimi ist über weite Strecken zurückhaltend, kann dafür aber gegen Ende mit Action und Wendungen punkten. Da dreht der Bussi auf und zeigt, dass mehr in ihm steckt als nur ein schnell verliebter, mit seinem Job hadernder Polizist. Auch mit dem Wetter ist er über weite Strecken unversöhnlich, denn es ist so gar nicht strahlend schön, wie ihm versprochen wurde.

Die diversen Dorfbewohner sind liebevoll beschrieben und durchwegs glaubhaft, vieles darf mit Augenzwinkern verstanden werden. Die Lösung ist am Ende stimmig und kann auch überraschen. “Der Tote im Schnitzelparadies” ist kein klassischer Krimi, auch kein “Alpen-Krimi”, vielmehr solide Unterhaltung und der Start einer geplanten Reihe mit dem für seine noch nicht einmal 30 Lenze schon recht kauzigen Arno Bussi.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Spannung ja, aber leider dem übernatürlichen Bösen untergeordnet

Lazarus
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Zum bereits siebten Mal darf Super-Ermittler und Wunder-Hirn Joona Linna die (schwedische) Menschheit vor dem Bösen retten. Jemand bisher totgeglaubtes läuft ihm in “Lazarus” über den Weg. Doch zu Beginn ...

Zum bereits siebten Mal darf Super-Ermittler und Wunder-Hirn Joona Linna die (schwedische) Menschheit vor dem Bösen retten. Jemand bisher totgeglaubtes läuft ihm in “Lazarus” über den Weg. Doch zu Beginn sind es nur Taten, die Ähnlichkeit aufweisen und merkwürdige Vorkommnisse. Ist hier also tatsächlich Joonas langjähriger “persönlicher” Freund am Werk?

“Lazarus” vereint zwei Dinge meisterlich: Grundlegende Spannung durch kurze Kapitel und regelmäßige Einsprengsel an Brutalität sowie die schon fast “Lars-Kepler-übliche” Ungenauigkeit in manchen Bereichen.

Bei dem Autorenduo gibt es zunehmend nicht mehr einfach einen bösen Gegenspieler, sondern gerne den allwissenden und übermächtigen Bösewicht. Das gibt zwar viel Spannung her, wird aber immer wieder davon getrübt, dass die Geschichte stark ins Unrealistische abdriftet.

Auch manche Charaktere handeln stark wider dem was man erwarten könnte, alles zugute des Storyverlaufs. Wenn man nicht zu tief ins Detail analysiert was passiert, sondern sich nur durch die Seiten treiben und unterhalten lässt, funktioniert der Thriller aber ganz gut. Diesen Effekt noch verstärkt hätte wohl die eine oder andere Straffung im Mittelteil.

So ist “Lazarus” eine nicht optimal ausgewogene Mischung zwischen Tempo, Spannung, Brutalität sowie detailreicher Erzählung mit Längen und unrealistischen Abschnitten und Wendungen.

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