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Veröffentlicht am 01.01.2017

Weihnachten in Maierhofen

Das Weihnachtsdorf
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Anknüpfend an den großen Erfolg des „Kräuter-der-Provinz-Festes“, wird es in diesem Jahr auch einen Weihnachtsmarkt in Maierhofen geben. Überall wird gehämmert, geschraubt, gesägt und gebohrt und die Herstellung ...

Anknüpfend an den großen Erfolg des „Kräuter-der-Provinz-Festes“, wird es in diesem Jahr auch einen Weihnachtsmarkt in Maierhofen geben. Überall wird gehämmert, geschraubt, gesägt und gebohrt und die Herstellung der selbstgemachten Produkte läuft auf Hochtouren. In den Straßen herrscht rege Geschäftigkeit und ich freue mich, für kurze Zeit ins Genießerdorf zurückzukehren.

Mit diesem Kurzroman füllt die Autorin Petra Durst-Benning die Wartezeit zwischen dem 1. Maierhofen-Roman „Kräuter der Provinz“ und dem 3. Buch aus der Maierhofen-Reihe „Die Blütensammlerin“, welches am 20. März 2017 erscheinen wird.

Ich freue mich sehr darüber, alte Bekannte wieder zu treffen. Es ist schön, dass Therese ihre Krebserkrankung so gut überwunden hat und die Liebe zu ihrem Koch Sam noch tiefer ist, als sie das im Sommer schon war. Thereses Cousine Greta hat sich selbständig gemacht und ist noch immer mit Vincent liiert. Christine freut sich riesig auf ein gemeinsames Weihnachtsfest mit ihren Töchtern. Edy hat seine veganen Vurstwaren weiterentwickelt und Rosi ihre Kesselchips.

Natürlich ist auch in Maierhofen nicht alles eitel Sonnenschein und so knabbert Christine noch immer an der Trennung von ihrem Mann, zwischen Rosy und Edy steht für eine kurze Zeit lang ein dummes Missverständnis und die Geschwister von Rosy planen einen Spontanbesuch bei ihren Eltern. Auch Heidi Hutter, Redakteurin der Zeitschrift „Meine Landliebe“, schaut auf einen Sprung vorbei; was die Maierhofener nicht unbedingt in Jubel ausbrechen lässt.

Für die Gestaltung des Heiligen Abends hat jeder seine eigene Vorstellung, aber Leben ist das, was passiert, während man andere Pläne macht.

Das Ende fällt aber dann so aus, wie man es sich ganz zu Anfang schon gewünscht hat – das Weihnachtsfest wird für alle ein unvergessliches Erlebnis.

Auf den letzten Seiten des Buches, finden sich im Abschnitt „Weihnachten à la Maierhofen“ auf 30 Seiten Gebäck-, Punsch- und Likör-Rezepte von Jessy, der Bäckerin Magdalena, Sam, Edy und Christine.

Petra Durst-Benning hat es auf nur wenigen Seiten geschafft, eine wunderschöne vorweihnachtliche Atmosphäre entstehen zu lassen. Auch wenn ich in diesem Jahr – aufgrund der aktuellen politischen Lage – keine sehr weihnachtliche Stimmung habe, hat mich dieser Roman sehr gut unterhalten und ich freue mich schon auf „Die Blütensammlerin“ im März nächsten Jahres.

Veröffentlicht am 30.12.2016

Anna Benz emotionalster Fall

Tödliche Verdächtigungen
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Roland Kirchberger ist ein berühmter und mit mehreren Preisen ausgezeichneter Maler, sowie Inhaber einer Kunstgalerie. Erst vor kurzem hat Kriminalkommissarin Anna Benz Kontakt zu ihm aufgenommen, da es ...

Roland Kirchberger ist ein berühmter und mit mehreren Preisen ausgezeichneter Maler, sowie Inhaber einer Kunstgalerie. Erst vor kurzem hat Kriminalkommissarin Anna Benz Kontakt zu ihm aufgenommen, da es sich bei Roland K. um ihren leiblichen Vater handelt. Auch wenn ihr Verhältnis noch nicht sonderlich gefestigt ist, klingelt Roland mitten in der Nacht seine Tochter aus dem Bett, als er in seinem eigenen Atelier die Leiche der Galerie-Assistentin Marilene vorfindet. Roland Kirchbergers Erinnerung an den vergangenen Abend sind vollkommen ausgelöscht und es besteht der dringende Verdacht, dass er seine Assistentin selbst ermordet hat, um sein aktuelles Bildprojekt abzuschließen.

Auch wenn die Beweise gegen ihren Vater erdrückend sind, glaubt Anna vom ersten Moment an an seine Unschuld. Für kurze Zeit kann sie den familiären Zusammenhang vor ihren Kollegen vertuschen und die Ermittlungen gegen ihren Vater selbst leiten – bis jemand ihrem Chef den anonymen Hinweis gibt, dass es sich bei dem Verdächtigen um Annas Vater handelt. Korrekterweise wird sie sofort von diesem Fall abgezogen. Anna wäre jedoch nicht Anna, wenn sie sich davon abhalten lassen würde, auf eigene Faust zu ermitteln um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Mit ihrem scharfen Verstand findet sie recht schnell die fehlenden Puzzleteile, bringt sich dabei aber selbst mehrfach in große Gefahr.

Ist Roland Kirchberger unschuldig oder wird Anna mit einer Enttäuschung fertig werden müssen?

„Tödliche Verdächtigungen“ ist das 3. Buch aus der Reihe um die Ermittler Anna Benz und Markus Hauer. Man muss die Vorgänger „Tödliche Jagd“ und „Die Fliege“ nicht zwingend gelesen haben um die Handlung dieses Buches zu verstehen. Es ist jedoch hilfreich um zu verstehen, wie Anna Benz und Roland Kirchberger, nach vielen Irrungen und Wirrungen, letztendlich zueinander gefunden haben.

Meiner Meinung nach, handelt es sich bei „Tödliche Verdächtigungen“ um den stärksten Band aus dieser Reihe, der leider schon den Abschluss der „Stuttgart-Krimis“ bildet.

Anna Benz und Markus Hauer arbeiten auch hier wieder als Team sehr professionell zusammen und sie haben nach wie vor meine Sympathien. Auch nachdem Anna von dem Fall wegen Befangenheit abgezogen wurde, lässt ihr Kollege sie nicht in der Luft hängen. So funktioniert Partnerschaft – auch, wenn beide gegen diverse Dienstvorschriften verstoßen.

Anna scheint seit der Kontaktaufnahme zu ihrem Vater etwas ausgeglichener zu sein. Sowohl ihre Sportbesessenheit, als auch das Verhältnis zu ihrem Lebensgefährten Jens, verlaufen auf einer wesentlich ruhigeren Basis, was mir sehr gut gefallen hat.

Genau wie in den beiden Bücher vorher, legt Silvia Stolzenburg auch hier wieder besonderen Wert auf die korrekte Beschreibung der Polizeiarbeit, deren Erläuterung sich harmonisch in den Ablauf der Geschichte einfügt. Auch der Tag von Roland Kirchberger im Gefängnis Stuttgart-Stammheim basiert auf einer hervorragenden Recherche der Autorin vor Ort. Die Nebencharaktere wurden realistisch beschrieben und machen, genau wie die Hauptprotagonisten, eine nachvollziehbare Entwicklung durch.

Die Autorin versteht es, den Leser an ihren Krimi zu fesseln und die Spannung über das ganze Buch hinweg zu halten. Das Ende ist zwar vorhersehbar, aber durchaus stimmig und rund.

Alles in allem hatte ich hier einen wirklich guten Krimi in der Hand, der mir ein paar spannende Lesestunden verschafft hat.

Veröffentlicht am 11.11.2016

Was passierte mit Aurora Molinari?

Das Mitternachtsversprechen
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Die alleinerziehende Vera arbeitet als Journalistin, genauer gesagt als Radiomoderatorin. An jedem Sonntag strahlt ihr Sender einen Dokumentarbericht über das Portrait einer ungewöhnlichen Frau aus. Nach ...

Die alleinerziehende Vera arbeitet als Journalistin, genauer gesagt als Radiomoderatorin. An jedem Sonntag strahlt ihr Sender einen Dokumentarbericht über das Portrait einer ungewöhnlichen Frau aus. Nach Veras Ansicht würde ihre Großmutter Teresa perfekt in diese Sendung passen, denn sie hatte sich zu einer Zeit der Wissenschaft verschrieben, als Frauen in der Forschung die absolute Ausnahme waren und noch nicht ernst genommen wurden. Teresa ist gestorben als Vera 5 war und sie hat nicht viele Erinnerungen an ihre Großmutter, weswegen sie auf die Mithilfe ihrer Mutter angewiesen ist. Als die Beiden in einer alten Kiste stöbern, die seit Jahren auf dem Dachboden steht, finden sie ein Bild der Schwestern Molinari. Es zeigt die 3 Schwestern Lidia, Teresa und Aurora. Veras Mutter ist sprachlos – sie wusste nicht, dass ihre Mutter mehr als 1 Schwester hatte. Von einer weiteren Schwester namens Aurora hat sie noch nie etwas gehört. Zum einen wittert Vera hier eine gute Geschichte für ihre Radiosendung, zum anderen ist nun ihr Interesse geweckt selbst nach Turin zu fliegen und herauszufinden, was mit Aurora passiert ist und warum sie bisher nie Erwähnung fand.

Vera fliegt nach Turin und deckt dort die unglaubliche Geschichte ihrer eigenen Familie auf …..

Mascha Vasssena führt den Leser in ihrem Buch „Das Mitternachtsversprechen“ ins Turin des Jahres 1948. Drei Jahre nach Ende des Krieges öffnet das „Caffè Molinari“ zum ersten Mal wieder seine Türen. Geführt wird das Caffè, nach dem Tod der Eltern, von den 3 Schwestern Molinari. Lidia, die Älteste, hat das Szepter fest in der Hand. Sie ist sozusagen die Managerin des Caffès und kümmert sich um die Finanzen. Teresa ist für die Herstellung der berühmten Gianduja-Pralinen zuständig, die nach einem alten Familienrezept hergestellt werden. Die jüngste Schwester Aurora hat noch nicht so recht begriffen, dass das Caffè sie fortan ernähren muss und sie betreut den Bereich der „Kundenbindung“, indem sie mehr mit den jungen Männern flirtet als ihrer Arbeit nachzugehen. Weiterhin gibt es noch den sehr viel jüngeren Bruder Alessandro, der sich im täglichen Geschäft mit kleineren Arbeiten nützlich macht.

In der Gegenwart, im Jahr 2015, verfolgt der Leser das Leben der Journalistin Vera. Sie ist alleinerziehende Mutter und hat panische Angst, dass ihrem Sohn Finn etwas passieren könnte. Dieses Trauma wurde in ihrer eigenen Kindheit durch ein schreckliches Ereignis ausgelöst.

In Turin wird Vera von ihrer Großtante Lidia und ihrem Sohn Maurizio herzlich empfangen und natürlich wohnt sie bei ihrer Familie, über dem heute noch existierenden Caffè Molinari. Lidia hat auch heute noch das Heft fest in der Hand und wird von ihrem Sohn unterstützt. In Bezug auf die Radiosendung wendet Vera sich an ihren italienischen Kollegen Mattia, der sie bereitwillig bei der Recherche über ihre Großmutter Teresa unterstützt.

Vera beginnt mit den Interviews ihrer Großtante Lidia, um mehr über das Leben ihrer Großmutter Teresa zu erfahren. Wie hat sie gelebt und ist sie damals nur wegen des Studiums nach Deutschland gegangen? Wie kam es überhaupt, dass sie sich auf einmal der Forschung zugewandt hatte?

Ganz nebenbei lässt Vera in diese Interviews auch Fragen über ihre unbekannte Großtante Aurora einfließen. Anfänglich unterbricht Lidia abrupt jedes Gespräch, in dem Vera auf Aurora zu sprechen kommt. Nach und nach beginnt sie jedoch zu erzählen, was genau damals passiert ist.

„Das Mitternachtsversprechen“ ist ein Buch, das man ungerne aus der Hand legt, bis man es beendet hat. Die Autorin schafft es von der ersten Seite an, den Leser an die Geschichte zu fesseln. In Büchern mit historischem Erzählstrang, fasziniert mich immer dieser am meisten, aber auch die Erzählungen aus Veras Leben in der Gegenwart, sind absolut authentisch und nachvollziehbar beschrieben. Auf den ersten Blick sind alle Protagonisten ohne Fehl und Tadel – aber auch nur auf den ersten Blick. Das Ende war total überraschend aber es machte die ganze Geschichte rund. Mascha Vassena hat für dieses Buch einen rundherum gelungenen Abschluss gefunden.

Ich spreche nicht sehr oft Buchempfehlungen aus – hier gibt es die Ausnahme von der Regel!

Veröffentlicht am 23.10.2016

Rückkehr nach 12 Jahren

Im Schatten der Bräutigamseiche
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Johanna Petersen leitet ein florierendes Maklerbüro in Hamburg, das sie vor 12 Jahren selbst aufgebaut hat. 12 Jahre ist es her, dass sie wegen einer zerbrochen Liebe ihre Heimatstadt Eutin und somit auch ...

Johanna Petersen leitet ein florierendes Maklerbüro in Hamburg, das sie vor 12 Jahren selbst aufgebaut hat. 12 Jahre ist es her, dass sie wegen einer zerbrochen Liebe ihre Heimatstadt Eutin und somit auch Großmutter Charlotte verlassen hat. Obwohl sie sehr an dem alten Haus hängt, möchte Johanna nach Charlottes Beerdigung alles so schnell wie möglich verkaufen und nach Hamburg, zu ihrem Job und ihrem Freund Henning, zurückkehren.

Aus der Ferne betrachtet, sieht alles immer so einfach aus. Johannas Plan ist es, tatsächlich nur kurz zu bleiben, einen Käufer zu suchen und nach Abwicklung des Verkaufs zurück nach Hamburg zu fahren. Als sie das alte Haus ihrer Großmutter betritt, wird sie jedoch vom Charme dieses Hauses vollkommen gefangen genommen. Mit jedem Tag fühlt sie sich mehr zu diesem Haus und diesem Ort hingezogen und sie zögert ihre Abreise Tag um Tag hinaus. Als sie dann zufällig, auf der Suche nach den Kochbüchern ihrer Großmutter 3 ziemlich wertvolle Gemälde findet und einen alten Brief, der etwas mit ihrer Familie zu tun hat, vergisst sie sogar eine ziemlich wichtige Abendveranstaltung ihres Freundes Henning, für den diese Veranstaltung als aufstrebender Politiker ziemlich wichtig ist.

Nun wächst in Johanna vollends der Wunsch herauszufinden, welches Geheimnis ihre Familie umgibt.

Im Buch „Im Schatten der Bräutigamseiche“ hat die Autorin Petra Pfänder Fiktion und Wirklichkeit sehr schön unter einen Hut gebracht. Die beschriebene Eiche, die heute noch für Liebespaare als „Toter Briefkasten“ fungiert, existiert wirklich. Sie ist ca. 500 Jahre alt, hat einen Umfang von 5 Metern, ist 25 Meter hoch und befindet sich im Dodauer Forst in der Nähe von Eutin in Schleswig-Holstein. Sie hat sogar eine eigene Postadresse.

Wie schon in „Unter dem Vanillemond“ schafft die Autorin auch hier wieder eine sehr schöne Atmosphäre, in die der Leser eintauchen kann. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig und die handelnden Personen sehr liebevoll und lebensecht charakterisiert. Während man mit Johanna das alte Haus der Großmutter inspiziert und, genau wie sie, dem Charme des Hauses verfällt, lernt man so ganz nebenbei ihren Lebenspartner Henning kennen, dem mein Herz leider nicht zugeflogen ist.

Für Johanna öffnet sich in Eutin eine Welt, eine alte Welt, während Henning sehr auf das Materielle des Lebens fixiert ist. Gutes Aussehen, einen guten Ruf, viel Geld ….. andere Dinge haben nicht viel Platz in seinem Leben. Ich kann es Johanna nicht verdenken, dass sie ihre Rückreise immer wieder um einen Tag aufschiebt.

Die Handlung des Buches spielt überwiegend in der Gegenwart und der Leser geht mit Johanna auf die Suche nach Wahrheiten. In kurzen Einschüben gibt es immer wieder Rückblenden, in denen das Leben von Johannas Urgroßmutter Emilie beleuchtet wird. Emilie hatte einen wesentlich älteren Mann geheiratet, der ihr alle Annehmlichkeiten des Lebens bot – ihren Seelenverwandten findet sie jedoch in Friedrich Lindner, einem Maler.

Nach und nach öffnen sich die Menschen Johanna und erzählen ihr, was sie über das Leben ihrer Urgroßmutter Emilie wissen und es offenbart sich eine Geschichte, die trauriger nicht sein könnte.

Veröffentlicht am 06.10.2016

„Ich will, dass es aufhört“

Die Tage, die ich dir verspreche
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Was geht in einem Menschen vor, der durch eine Herztransplantation ein neues, ein zweites Leben geschenkt bekommt? Ist es tatsächlich immer so, dass man vor lauter Glück und Überschwang schier auseinanderplatzen ...

Was geht in einem Menschen vor, der durch eine Herztransplantation ein neues, ein zweites Leben geschenkt bekommt? Ist es tatsächlich immer so, dass man vor lauter Glück und Überschwang schier auseinanderplatzen könnte? Oder gibt es auch Menschen, die nicht mit der Tatsache klar kommen, dass für ihr Weiterleben ein anderer sein Leben hat lassen müssen?

Gwen ist 19 Jahre alt und hat viel Zeit ihres Lebens im Krankenhaus verbracht. Nach einer erfolgreichen Herztransplantation und anschließender REHA-Maßnahme, wurde sie nun in ihr „neues Leben“ entlassen. Von allen Seiten hört sie die Aussage, dass sie Glück hatte, dass sie nun wieder neu durchstarten kann, dass sie all das tun kann, was sie tun möchte und, dass alles wieder gut werden wird.

Gwen sieht das – leider – anders. Sie leidet jede Nacht unter Albträumen. Sie quält sich mit der Tatsache, dass für ihr neues Leben ein anderer Mensch sterben musste. Weil niemand sie verstehen würde, frisst sie ihren Kummer in sich hinein, versinkt in Depressionen und eines Tages kann sie mit dieser Schuld nicht mehr umgehen – sie möchte dieses unliebsame Herz verschenken und sterben. Sie meldet sich in einem Forum für Herzpatienten an und eröffnet dort einen Thread, in welchem sie nach einem Empfänger für ihr Herz sucht. Noah, der Moderator dieses Forums, hat keine Ahnung, welche Lawine er mit seinem darauffolgenden Handeln in Gang setzt. Er löscht Gwens Thread - weil er denkt sie wäre ein Troll - und auf ihre Nachfrage warum er das getan hat, antwortet er:

„Weil ich das Herz für mich selbst will. Komm doch einfach her.“

Gwen setzt sich ins Auto und fährt nach München.......


„Die Tage, die ich dir verspreche“ beschäftigt sich mit einem Thema, mit dem sicherlich jeder von uns in seinem Leben schon einmal Berührung hatte. Organversagen, Organspende, Organtransplantation und die daraus resultierende Freude, wenn jemand den man liebt und der auf der Spenderliste steht, dann auch wirklich ein Organ bekommt und weiterleben darf. Lily Oliver beschreibt in ihrem Roman nun aber die andere Seite der Medaille – Gwen ist nicht himmelhochjauchzend sondern zu Tode betrübt. Sie kommt mit ihren Schuldgefühlen nicht klar, sie will dieses doofe Herz nicht (mehr) und sie möchte sterben, damit jemand anderer dieses Herz haben und damit glücklich werden kann.

Wirklich, Noah. Den Gedanken, das Herz könnte mit mir sterben, halte ich kaum aus. Jemand wollte, dass ein Menschenleben durch dieses Herz gerettet wird, und dem will ich nicht im Weg stehen, verstehst du? Es ist das Einzige, was mich davon abhält ….

Am Anfang des Buches macht Gwen es mir sehr schwer, sie zu mögen. Das hängt wahrscheinlich mit der Tatsache zusammen, dass ich es nicht verstehen kann, dass man sein Leben wegwerfen möchte. Natürlich kenne ich Menschen mit Depressionen, aber ich kann dieses Gefühl, diese Leere, die man dann empfindet, nicht nachvollziehen. Für mich ist Leben etwas wertvolles, etwas, was einem manchmal jede Kraft abverlangt. Das Leben kann wirklich manchmal ein riesengroßes Arschloch sein, aber trotzdem ist es nichts, was man einfach wegwirft, weil man keine Lust mehr darauf hat. Deswegen finde ich Gwen zu Anfang der Geschichte recht bockig und egoistisch, denn sie ist nur darauf fixiert, wie sie dieses Herz und somit auch ihr Leben loswerden kann. An manchen Stellen hätte ich sie gerne genommen und mal so richtig geschüttelt, aber sie braucht meine Einmischung nicht – sie findet Noah.

Noah ist Student und Sohn einer Herzchirurgin. Als Moderator eines Forums für herzkranke Menschen ist er quasi der Türsteher, derjenige der entscheidet, ob jemand Zugang zu diesem Forum bekommt oder nicht. Nachdem er Gwens Beitrag gelöscht und sie quasi aufgefordert hat zu ihm zu kommen um ihm das Herz zu geben, muss er sich nun auch um sie kümmern, als sie tatsächlich am nächsten Tag vor seiner Türe steht. Noah sieht sich nun einer Verantwortung gegenüber, die er eigentlich alleine gar nicht tragen kann: Gwen möchte ihm ihr Herz schenken, dazu müsste sie sich logischerweise umbringen.

Das Buch ist kapitelweise wechselnd aus der Sicht von Noah und Gwen in der Ich-Forum geschrieben und so erfährt man als Leser die Gedanken von beiden Protagonisten, ihre Ängste und was ihnen so durch den Kopf geht. In Noahs Gegenwart fängt Gwen langsam an sich, zu entspannen und je mehr sie ihren Tunnelblick verliert, desto lieber mag ich sie. Sie wächst mir langsam aber sicher ans Herz. Noah mochte ich von Anfang an und auch wenn es da eine Sache gibt, für die man ihm gerne einen kräftigen Tritt in den Hintern geben würde, ist er genau der Mensch, den Gwen braucht.

„Die Tage, die ich dir verspreche“ ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Nachdenken über das Thema Organspende und wie man selbst dazu steht, aber auch darüber, warum es einem so schwer fällt, nahestehenden und/oder geliebten Menschen zu sagen was man gerne möchte, was man gerade braucht oder eben nicht. Warum stehen wir uns so oft selbst im Weg, wenn es um unser eigenes Seelenheil geht?

„Die Tage, die ich dir verspreche“ ist ein Buch, das noch lange in mir nachklingen wird.