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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2019

empfehlenswert

Von Hoffnung getragen
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Das Interessante an Ella Zeiss Duologie ist natürlich erst mal, dass sie auf realen Geschehnissen in ihrer Familie passiert sind. Um ihren Großeltern und allen ähnlich Betroffenen eine Art Denkmal zu setzen ...

Das Interessante an Ella Zeiss Duologie ist natürlich erst mal, dass sie auf realen Geschehnissen in ihrer Familie passiert sind. Um ihren Großeltern und allen ähnlich Betroffenen eine Art Denkmal zu setzen und auch den Enkeln und Urenkeln zu erzählen was vor und nach dem zweiten Weltkrieg mit den deutschstämmigen Russen passiert ist.

Es fällt leicht, die beiden Bücher zu lesen. Das liegt zum einen am angenehmen Erzählstil der Autorin aber auch an den Protagonisten, deren Erlebnisse dem Leser nahegehen und der schnell zur Empathie mit Yvo und Harri führt. Da es eine Zeit voller Krieg, Zerstörung, Hass, Trauer und Tod war, ist die ganze Geschichte natürlich sehr dramatisch. Die Liebe der jungen Leute ist wie ein positives Leuchtfeuer in all dem Unglück und man wünscht, dass alles irgendwann doch noch zu einem kleinen Glück und einem guten Ende kommt. Das muss man aber selbst erlesen. Ich verrate nichts.

Ich würde mich freuen, bald wieder von der Autorin Neues zu lesen. Gerne auch in gedruckter Form.

Veröffentlicht am 21.03.2019

großartig

Kains Erben
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Die Geschichte von Kains Erben spielt auf der Isle of White im 13. Jahrhundert. Schon im Prolog beginnt das Trauma der Hauptdarsteller als Blut, Gewalt und Tod kindlich-naives Spiel zerstören und Menschen ...

Die Geschichte von Kains Erben spielt auf der Isle of White im 13. Jahrhundert. Schon im Prolog beginnt das Trauma der Hauptdarsteller als Blut, Gewalt und Tod kindlich-naives Spiel zerstören und Menschen für lange Zeit auseinanderreißen.
Eine davon ist Amicia, von allen nur liebevoll die Amsel genannt, die wir 10 Jahre später im Schatten einer Zisterzienser-Abtei wiedertreffen, wo der Abt Randulf ihr die letzten Jahre über gestattet hat, in einer kleinen Hütte zu hausen und zumindest teilweise am klösterlichen Leben teilzunehmen. Sie hat durch einen Schock ihre Vergangenheit vergessen und weiß nicht, wer ihre Eltern sind und wo sie herkommt. Eines Tages muss sie einen schwerverletzten Ritter und dessen Begleiterin Magdalene bei sich aufnehmen. Und sie ahnt nicht, wie sehr ihr Leben mit dem des Ritters Matthew de Camorys verknüpft ist. Randulf, der es wüsste, schweigt und nach der Genesung des Mannes bitten er diesen um Schutz und Begleitung von Amicia in ein Nonnenkloster. Er weiß, dass einige Leute hinter der kleinen Amsel und ihrem Leben her sind und will sie in Sicherheit bringen lassen. Neben dieser dramatischen Reise ist es aber auch eine Geschichte über das Judentum zur damaligen Zeit und die königlichen Erlasse, die später dazu führten, dass so gut wie alle Juden England verlassen haben.
Die Geschichte entspinnt sich auf mehreren Ebenen und ist kniffelig genug, dass man als Leser mit raten kann aber auch aufmerksam lesen und am Ball bleiben muss, um keine Feinheiten zu überlesen. Nicht nur Matthew und Amicia sondern auch Magdalene und Randulf, ein großer Hund und ein stummer alter Säufer wachsen einem schnell ans Herz. Ihre Beziehungen zueinander, die einzelnen Charakter, sind hervorragend gezeichnet, lassen einen schmunzeln und laut lachen, schimpfen und mitfiebern. Mehr als eine Liebesgeschichte steckt hier drinnen, ergreifend, traurig, fröhlich und naiv – alles und noch viel mehr.
Wer bereits ein Buch von Charlotte Lyne gelesen hat weiß, dass den Akteuren ihrer Romane meist in der Vergangenheit entsetzliche Dinge widerfahren sind, die ihre Seelen gepeinigt und ihren Glauben an Gott und die Menschen gebeutelt haben. Schon der Titel dieses Buches „Kains Erben“ deutet darauf hin, dass auch hier die Protagonisten ein nicht unbeträchtliches Päckchen zu tragen haben. Dennoch ist es kein depressives Buch und an vielen Stellen blitz der Schalk und die Lebensfreude auf, die die Autorin ihren Protagonisten einhaucht. Die Entwicklung der Gefühle und der Verlauf der Geschichte werden plausibel und sehr spannend vor dem Leser aufgeblättert. Die Sprache ist wie immer fein geschliffen und von nuancierter Tiefe. Ich hatte ein großartiges Leseerlebnis mit diesem Buch.

Veröffentlicht am 21.03.2019

spannendes Heldenepos

Der letzte Paladin
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Inhalt:

Vor dem Hintergrund der politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen im Jahre 777 zwischen dem Frankenkönig Karl dem Großen und den Mauren um Macht und Land trifft die Fränkin Arima auf ...

Inhalt:

Vor dem Hintergrund der politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen im Jahre 777 zwischen dem Frankenkönig Karl dem Großen und den Mauren um Macht und Land trifft die Fränkin Arima auf den feindlichen Krieger Afdza und verliebt sich sofort in ihn. Aber Karl hat andere Pläne mit seinem Mündel und will sie mit seinem Paladin Roland vermählen. Zwischen zwei Männern und zwischen den kriegerischen Auseinandersetzungen ringen die Protagonisten um ihre Liebe und um ihr Leben.



Meine Meinung:

Richard Dübell hat als Ausgangspunkt das bekannte Rolandlied genommen und rankt darum seine ganz eigene Geschichte. In dieser geht es nicht nur um die geschichtlich belegten Fakten und Tatsachen, sondern vor allem auch um die großen tiefen Gefühle zwischen Mann und Frau, zwischen Brüdern, lehensherren und Vasallen. Dabei nimmt er durchaus Facetten des klassischen Heldenepos zu Hilfe, in dem Ehre und Wagemut, Verzweiflung und Aufopferung ebenso eine Rolle spielen dürfen wie Liebe und Verzicht. Er versteht es mit seiner kraftvollen Sprache, die auch zarte Gefühle eindringlich vermitteln kann, dass die Erzählung nie in Kitsch und Schmalz abdriftet. Ganz im Gegenteil können hier Humor und Herz hervorragend neben wohldosiert beschriebenen Kriegsgeschehnissen und stetig steigender Spannung bestehen. Dies macht den Roman zu einem farbenfrohen Leseabenteuer, in welchem der Leser versinken kann und neben Unterhaltung und Abenteuer auch das ein oder andere Geschichtswissen ganz unauffällig vermittelt kriegt.

Ein sehr gut ausbalancierter historischer Roman, der nicht nur durch eine schöne optische Aufmachung besticht, sondern auch durch eine kluge Geschichte, die für Mann und Frau gleichermaßen gut lesbar ist. Von mir also eine unbedingte Kaufempfehlung.

Veröffentlicht am 21.03.2019

bewegend

Amon
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Ich habe am Tag vor Lesebeginn den Film „Schindlers Liste“ nochmal angesehen und dies hat dazu geführt, dass ich das ganze Ausmaß des Grauens und des Erschreckens von Frau Teege noch tiefer nachempfinden ...

Ich habe am Tag vor Lesebeginn den Film „Schindlers Liste“ nochmal angesehen und dies hat dazu geführt, dass ich das ganze Ausmaß des Grauens und des Erschreckens von Frau Teege noch tiefer nachempfinden konnte. Das Buch ist in mehrere große Kapitel unterteilt.

Da ist zuerst der Großvater. Die Erzählung über seine Gräueltaten und auch seines Endes sind schwer zu ertragen. Viele Sätze treffen wie Keulenschläge und erzeugen bewegende Bilder im Kopf. Die unbegreifliche Grausamkeit und der gelebte Sadismus von Amon Göth machen ihn zu einem Menschen, der wie eine böse Persiflage wirkt und dessen Taten man nur als gegeben nehmen kann, aber nicht wirklich versteht.

Schwerer fällt der Autorin und dem Leser sicherlich im nächsten Kapitel zu begreifen, wie die Großmutter, Ruth Irene Göth, solch einen Menschen lieben und ihr Leben lang als den perfekten Mann im Gedächtnis halten konnte und wie sie zwischen all den Grausamkeiten von Amon Göth leben und ruhig atmen konnte. Bewundert habe ich hier Jennifer für ihre absolute Ehrlichkeit uns und vor allem sich selbst gegenüber. Denn während sie Amon Göth nie persönlich kennen gelernt hat, ist ihre Großmutter lange der einzige Mensch, der ihr Zuneigung entgegen bringt und bei der sie sich sicher fühlt.

Im dritten Kapitel versucht Jennifer Teege der Frau nachzuspüren, die Ihre Mutter ist und die sie schon als Kleinkind in ein Heim gegeben hat aus dem sie in eine Pflegefamilie kam, die sie später auch adoptiert hat und die heute noch ihre eigentliche Familie ist.

Am Ende schlägt das Buch einen Bogen zur Gegenwart, zu Israel und zu Jennifers Freunden und Familie. Das Buch ist ein langer emotionaler Weg der Autorin in dem sie nicht nur die Entdeckung verarbeitet, dass sie einen Kriegsverbrecher und Mörder zum Großvater hatte, sondern auch eine Reflektion ihrer eigenen Lebensgeschichte mit der Adoption, der Pflegefamilie, Depressionen.

Die Ehrlichkeit von Frau Teege hat mich bewegt. Sie findet kluge und ehrliche Worte, frei von Pathos und übertriebener Dramatik. Schön fand ich auch, dass das Buch abwechselnd aus Jennifers und aus der Sicht einer neutralen Beobachterin (Nicola Sellmair) berichtet und so auch Aspekte, Meinungen und Eindrücke Dritter einen Weg in die Geschichte finden und das Bild komplettieren.

Nach langer Zeit habe ich mich wieder intensiver mit dem Thema des Holocaus beschäftigt. Diesmal auf eine ganz neue Art, nämlich nicht nur mit den Tätern und Opfern sondern auch mit den Nachkommen, in diesem Fall mit Jennifer Teege, die erst als erwachsene Frau erfährt, wer ihr leibliche Familie wirklich war und lernen muss damit zu leben. Das Buch ist es Wert, dass man sich Zeit dafür nimmt.

Veröffentlicht am 21.03.2019

typisch amerikanisch

Natchez Burning
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Natchez, eine Stadt im Süden der USA. In den 60er Jahren geprägt von den grausamen Schandtaten rassistischer Vereinigungen. Eine davon agiert besonders radikal; die sogenannten Doppeladler. Sie misshandeln ...

Natchez, eine Stadt im Süden der USA. In den 60er Jahren geprägt von den grausamen Schandtaten rassistischer Vereinigungen. Eine davon agiert besonders radikal; die sogenannten Doppeladler. Sie misshandeln und töten nicht nur mehrere Afroamerikaner sondern sie versuchen auch durch Attentate an wichtigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Einfluss auf die politische Lage im Land zu nehmen. Viele wissen um ihre brutalen Machenschaften, aber die meisten fürchten um ihr eigenes Leben oder das ihrer Angehörigen und so wird vieles unter den Tisch gekehrt. Selbst Menschen, die gegen Rassenhass und Diskriminierung sind, sehen weg und haben Angst davor gegen die Doppeladler wirklich vorzugehen.

Noch 40 Jahre später schwelt der Rassenkonflikt im Staat und die lange zurückliegenden Morde sind nicht von allen vergessen und vergeben. Der Reporter Henry versucht seit über 30 Jahren genug Fakten und Beweise zu sammeln, um die Mitglieder der Doppeladler in der Öffentlichkeit zu entlarven und ihrer gerechten Strafe zuführen zu können. Aber lange ist er alleine in diesem Kampf. Bis Dr. Cage des Mordes bezichtigt wird und dessen Sohn, Bürgermeister Penn Cage, sich aufmacht, die Hintergründe zu ergründen, die seinen Vater dazu gebracht haben könnten, eine ehemalige schwarze Krankenschwester ermordet zu haben.

Die Doppeladler sind auch nach 40 Jahren keineswegs alte senile Herren sondern immer noch giftig und gefährlich und eine neue Welle der Gewalt brandet durch Natchez, als die Rassisten – inzwischen allesamt angesehene Mitglieder der Gesellschaft – versuchen, die Vergangenheit zu vertuschen und Henry und Penn auszuschalten.

Hier wird ein amerikanisches Trauma aufbereitet und aufgearbeitet, welches sich so oder ähnlich auf der ganzen Welt ereignet oder ereignen könnte. Die menschlichen Abgründe, der Hass verschiedener ethnischer Gruppen aufeinander, Sklaverei und rechtsradikales Gedankengut, Korruption und Mord – nichts wird hier beschönigt. Aber der Autor packt auch viele heroischen und teils ethisch überhöhte Motive in sein 1000 Seiten dickes Werk. Da gibt es den Vater, der für seine Familie alles tun würde, den Sohn, der an das Bild des Übervaters glauben will, die Reporter, die für die Pressefreiheit, eine gute Story und die Wahrheit sogar ihr Leben aufs Spiel setzen. Die Charaktere sind zum Teil sehr amerikanisch gezeichnet. Die Schießeisen sitzen ziemlich locker und Selbstjustiz und Patriotismus dürften für manchen Deutschen Leser etwas befremdlich anmuten.
Mir hat die Geschichte gut gefallen, vor allem, da sie trotz seiner Länge und trotz manch vorhersehbarer Entwicklung nie langweilig war und sich der Spannungsbogen zum Ende hin kontinuierlich gesteigert hat. Außerdem hat Greg Iles es verstanden, eine Vielzahl an interessanten, teils wirklich überraschenden Infos des amerikanischen Rechtssystems und der amerikanischen Vergangenheit in die Story einfließen zu lassen, die ich so noch nicht wusste. Es sist sicherlich auf gewisse Weise ein typisch amerikanischer Thriller. Aber meiner Meinung nach einer der gehobenen Kategorie, der neben den trivialen auch einige tiefgründige und kluge Aussagen machen kann.
Das Buch endet so, dass man es zur Not auch als Einzelroman lesen könnte. Aber einige noch offene Fragen bleiben und schreien danach, dass ich auf die Fortsetzung warte.