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Batyr

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2019

Karl Kraus ...

Otto
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... sagt, dass das Wort Familienbande einen Beigeschmack von Wahrheit hat. Wie wahr, man kann ihm nur zustimmen, wenn man Dana von Suffrins Romandebüt gelesen hat: Sowohl eine tiefe Bindung als auch perfide ...

... sagt, dass das Wort Familienbande einen Beigeschmack von Wahrheit hat. Wie wahr, man kann ihm nur zustimmen, wenn man Dana von Suffrins Romandebüt gelesen hat: Sowohl eine tiefe Bindung als auch perfide Abwehrstrategien kennzeichnen die Beziehungen in diesem Familienkosmos. ‚Otto‘ gehört in die Gattung der jüdischen Familiengeschichte und bedient damit einige der gängigen Genremerkmale, vielleicht sogar Klischees und Stereotypen. Die ältere Tochter Timna äußert sich unumwunden über ihren anstrengenden, besitzergreifenden, krankhaft geizigen Vater. Die Deutlichkeit ihrer Sprache lässt nichts zu wünschen übrig. Doch die Skurrilität der Episoden und der trockene Humor der Erzählerin täuschen nicht darüber hinweg, dass sie ebenso wie die jüngere Schwester, ‚der Baba‘, traumatisiert, fürs Leben gezeichnet ist wie der Vater. Vor dem Leser entfaltet sich Ottos Lebenslauf voller burlesker Ereignisse, die den Vater zu einer lebensvollen, aber zutiefst gestörten Persönlichkeit werden lassen. Und diese Dominanz wiederum wird zur Lebenshypothek der Töchter. Auch der erratische Erzählstil ist untrennbares Merkmal Geschichte, die dem Ostjudentum entspringt.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Originell

Kalte Wasser
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Die junge Autorin Melanie Golding liefert, worauf der Leser kaum noch zu hoffen wagte: ein Thriller, der sein Spannungsmoment nicht aus dem Bemühen bezieht, nie zuvor erdachte Grausamkeiten haarklein und ...

Die junge Autorin Melanie Golding liefert, worauf der Leser kaum noch zu hoffen wagte: ein Thriller, der sein Spannungsmoment nicht aus dem Bemühen bezieht, nie zuvor erdachte Grausamkeiten haarklein und blutrünstig zu präsentieren. Stattdessen wählt sie ein Sujet, das ganz harmlos daherkommt, vollkommen aus der Alltagserfahrung erwächst: Mutterschaft und alle Überforderung, alle Ängste, die mit ihr verbunden sind. Höchst gekonnt orientiert sie sich an dem Kunstgriff, wie ihn der Altmeister des suspense, Henry James, in seiner „Drehung der Schraube“ etabliert hat: greift das Übersinnliche wahrhaftig in das Leben der Romanfiguren ein, oder hat der Leser es ausschließlich mit den Hirngespinsten eines kranken Bewusstseins zu tun? Ausgesprochen charmant, wie sie am Anfang mancher Kapitel literarische und kulturhistorische Zeugnisse zitiert. Das aktuelle Geschehen, dem der moderne Mensch wenig geneigt ist, mythische Dimensionen zuzubilligen, erhält doch plötzlich eine Aura archaischer Wucht. Eine spannende Lektüre, die vermag, den Leser in Bann zu schlagen.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Tja ...

LYX Book Journal
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Nutzer des Lyx Book Journal haben kritisiert, dass der Einband abfärbt und dass die Goldauflage abbröckelt. Um solche Beeinträchtigungen zu vermeiden, lautet mein Vorschlag: lasst uns diesen wunderschönen ...

Nutzer des Lyx Book Journal haben kritisiert, dass der Einband abfärbt und dass die Goldauflage abbröckelt. Um solche Beeinträchtigungen zu vermeiden, lautet mein Vorschlag: lasst uns diesen wunderschönen Band zum coffeetable-book umfunktionieren! Da färbt es nicht ab, ist immer griffbereit für unsere Einträge, und dekorativ sieht es auch noch aus! Und für die nächste Auflage hoffen wir, dass der Hersteller die vorgebrachte Kritik ernst nimmt und die Qualität weiter verbessert.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Stupende Gelehrsamkeit

An den Ufern der Seine
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Ein Muss für intellektuelle Paris-Afficionados: knapp 500 Seiten geballte Information, ein Feuerwerk der Ereignisse innerhalb von zehn Jahren in einer Verflechtung von Literatur, Kunst und Musik, von Philosophie ...

Ein Muss für intellektuelle Paris-Afficionados: knapp 500 Seiten geballte Information, ein Feuerwerk der Ereignisse innerhalb von zehn Jahren in einer Verflechtung von Literatur, Kunst und Musik, von Philosophie und Politik. Einzelheiten aus dem französischen Kulturleben, Streiflichter dieser historisch bedeutsamen Epoche, herausragende Persönlichkeiten, Ereignisse von übergeordneter, internationaler Bedeutung - das alles ist dem Leser in Fragmenten vielleicht durchaus vertraut. Aber eine zusammenhängende Darstellung, wie sie die Autorin in dieser Monogrphie liefert, hat gute Chancen, den Leser mit dieser Stofffülle zu erschlagen. Die chronologische Darstellung birgt die Gefahr, dass es vielleicht nicht immer gelingt, Details aus verschiedenen Abschnitten in einen inhaltlichen Zusammenhang, in ein gedankliches Kontinuum zu setzen. Bedauerlich bei einem so renommierten Verlag wie Klett-Cotta, wenn ärgerliche Druckfehler nicht durch energisches Korrekturlesen ausgemerzt werden.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Trau schau wem

Der Mann am Grund
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Mal was anderes: Prag als Schauplatz eines Kriminalromans ist eine Novität, die Astrologie in die Ermittlungsarbeit einzubeziehen, ebenso ein Novum.
Im Grunde vervielfältigt sich die Zahl der Handlungsstränge ...

Mal was anderes: Prag als Schauplatz eines Kriminalromans ist eine Novität, die Astrologie in die Ermittlungsarbeit einzubeziehen, ebenso ein Novum.
Im Grunde vervielfältigt sich die Zahl der Handlungsstränge im Verlauf des Romans immer weiter. Überaus gekonnt, wie die Autorin alle Details miteinander verknüpft und verzahnt, so dass keine losen Enden den Leser verärgern.
Ein privates Familienunglück, den Tod des kleinen Marek zum Ausgangspunkt des kriminellen Geschehens zu machen, stellt einen raffinierten Kunstgriff der Autorin dar. Sehr geschickt, wie sie ein Geflecht aus Schicksal und Schuld um diesen Todesfall entwirft. Der kleine Kerl selbst ist sich eigentlich bewusst, dass seine Furcht unbegründet ist - und gibt ihr dennoch Raum. Die drei Menschen jedoch, die ihm am nächsten stehen, verstricken sich in Lüge und Verrat: statt zu seiner Familie heimzukehren, gibt der Vater dem Impuls zum schnellen Sex mit einer Angestellten nach; statt im Hause auf die ihr anvertrauten Kinder zu achten, versucht die Stiefmutter Einsamkeit und Heimweh bei einem Spaziergang mit einem Nachbarn zu bekämpfen; statt sofort Alarm zu schlagen, sucht die ältere Schwester den Unfall zu ignorieren.
Im Gefolge dieser privaten Tragödie entfaltet sich die ganze Perfidie des titelgebenden Mannes am Grund. Die Zwangsläufigkeit, mit der das Schicksal an allen beteiligten Personen ein Exempel statuiert, präsentiert sich geradezu mit antiker Wucht, und das Motiv der Astrologie dient nur dazu, diese Unausweichlichkeit des Geschehens zu verdeutlichen.