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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2019

Spannung pur

Das Nebelhaus
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Dora Kagel ist Journalistin. An ihrem derzeitigen Auftrag scheint sie sich die Zähne auszubeissen, denn sie findet einfach nicht den richtigen Ansatz, um eine Reportage über einen zwei Jahre zurückliegenden ...

Dora Kagel ist Journalistin. An ihrem derzeitigen Auftrag scheint sie sich die Zähne auszubeissen, denn sie findet einfach nicht den richtigen Ansatz, um eine Reportage über einen zwei Jahre zurückliegenden blutigen Mehrfachmord im sogenannten Nebelhaus auf der idyllischen Insel Hiddensee zu verfassen. Sie interviewt einige der Überlebenden, und fährt schliesslich mit einem der Beteiligten an den Ort des Geschehens. In eingeschobenen Rückblenden erlebt der Leser die Tage und Stunden vor dem Verbrechen mit, lernt alle Bewohner und Gäste des Nebelhauses kennen. Der Roman handelt also in zwei Zeitebenen, dennoch bleibt alles übersichtlich und klar strukturiert. Die eigenwilligen Charaktere werden dem Leser sofort vertraut und auch in den wildesten Actionszenen verliert er nicht den Überblick, was nicht zuletzt dem sowohl lebendigen als auch äußerst eleganten Erzählstil des Autors zu verdanken ist.Das Nebelhaus von Eric Berg ist ein sehr, sehr spannender und beklemmender Psychothriller, der unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Jeder Mensch braucht Wurzeln

Hier könnte ich zur Welt kommen
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Wenn Kinder Kinder kriegen.....in diesem Fall ist Yula die blutjunge Mutter, die aus großer Fürsorge und Liebe ihr neugeborenes Mädchen vor den Türen des YMCA in Vancouver aussetzt. Das Baby durchläuft ...

Wenn Kinder Kinder kriegen.....in diesem Fall ist Yula die blutjunge Mutter, die aus großer Fürsorge und Liebe ihr neugeborenes Mädchen vor den Türen des YMCA in Vancouver aussetzt. Das Baby durchläuft eine Reihe von Pflegestationen, wird laufend umgetauft und hat es oft nicht gut. Als Shannon landet sie endlich bei Miranda und deren Tochter Lydia-Rose. Dort hat sie es zwar gut, aber ist eben immer "nur" die Pflegetochter, was sie immer unterschwellig spürt, dabei sehnt sie sich so sehr nach einer eigenen Familie, nach eigenen Wurzeln und einer eigenen Identität. Shannon kann dann tatsächlich Kontakt mit ihrer Mutter und ihrem Vater aufnehmen. Ein zarter, spannender Prozess der Annäherung. Insgesamt ist es ein sehr schöner, poetischer Roman, der zum Nachdenken anregt. Ich kann ihn jedem weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Toller Kinderkrimi aus Cornwall

Eine Leiche zum Tee
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Englische Cosy Krimis haben ein ganz besonderes Flair. Sie bieten neben Spannung auch meistens sehr interessante Charaktere und als Leser ist man immer zum Mitraten inspiriert.
Alexandra Fischer-Hunold ...

Englische Cosy Krimis haben ein ganz besonderes Flair. Sie bieten neben Spannung auch meistens sehr interessante Charaktere und als Leser ist man immer zum Mitraten inspiriert.
Alexandra Fischer-Hunold hat nun mit "Eine Leiche zum Tee" solch einen Roman für junge Leser geschrieben. Das Cover ist sehr schön gestaltet und die Teekanne findet sich in jedem Kapitelanfang wieder.
Amy ist die Hauptperson dieses Krimis. Gerade mal 14 Jahre alt, durchlebt sie alle Höhen und Tiefen der ersten Verliebtheit. Der Mord an einer allseits verhassten Pianistin bringt sie ihrem Schwarm Finn näher. Zusammen mit Amys Tante Clarissa wollen sie unbedingt den Täter zur Strecke bringen.
Als Leser findet man sich sehr schön in einem typisch englischen Setting wieder. Als Schauplatz dient ein malerischer Küstenort in Cornwall, man erlebt Tea-Time in einem zauberhaften Tea-Room, und ein stattliches Herrenhaus vervollkommnet die Szenerie. Das Mordmotiv kann es durchaus mit einem Erwachsenenkrimi aufnehmen, aber das Erzähltempo bleibt gleichbleibend unaufgeregt und bietet immer noch genug Raum für Amys Jungmädchenschwärmerei, in der sich junge Leserinnen wieder erkennen können.
Mir hat das Lesen grossen Spass gemacht und ich kann dieses Jugendbuch wirklich empfehlen.

Veröffentlicht am 07.03.2019

alte Knochen

Stirb, mein Prinz (Ein Marina-Esposito-Thriller 3)
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"Stirb, mein Prinz" von Tania Carver fällt durch sein prägnantes Aussehen direkt ins Auge, Neonpink mit schwarzen Lettern, das fast zerrissene Seil, all das ist schon hochwertig und klasse dargestellt. ...

"Stirb, mein Prinz" von Tania Carver fällt durch sein prägnantes Aussehen direkt ins Auge, Neonpink mit schwarzen Lettern, das fast zerrissene Seil, all das ist schon hochwertig und klasse dargestellt. Leider hab ich bis zum Ende des Buches nicht verstanden, wie der Titel zum Inhalt passt.
Zwei Arbeiter stossen bei Abrissarbeiten im Keller einer alten Villa auf das nackte Grauen. In einem Käfig aus Menschenknochen haust ein gefangener, halbverhungerter verwilderter Junge. Der gesamte Keller stellt ein ekelhaftes Gesamtkunstwerk aus Blumen, Altar und Wandmalereien dar.
Der ermittelnde Beamte Phil wird davon über das normale Maß psychisch in Mitleidenschaft gezogen. Angstattacken überfallen ihn unvermittelt, sein Vorgesetzter erweist sich als Hemmschuh bei seinen Recherchen und alles gipfelt in Phils Suspendierung. Schon bald zeichnet sich ab, dass eine Art Kartell, dessen Ältestenrat sich mit Decknamen wie Lehrer, Missionar oder Gärtner tarnt, Kapitalverbrechen im grossen Stil betreibt.
Dieser Thriller läßt sich nicht so schnell aus der Hand legen. Die grausigen Schauplätze werden detailliert beschrieben, so dass der Leser sich eine eigene Meinung bilden kann, die agierenden Personen sind vom Charakter her authentisch und ihre Handlungsweise läßt sich gut nachvollziehen. Die psychischen Aspekte werden durch Phils Ehefrau, einer Polizeipsychologin, nach und nach aufgedeckt. Nur der direkte Vorgesetzte von Phil ist in meinen Augen absolut unglaubwürdig. Rätselhaft, wie er es überhaupt bis in diese Position schaffen konnte, auch wenn er seine Untergebenen wie Schachfiguren gezielt plaziert oder vom Brett nimmt. Es gibt dennoch keinen Punkteabzug weil das Ende einfach grandios geschrieben ist. Das Finale findet an zwei unterschiedlichen Schauplätzen, zwischen denen an den allerspannendsten Momente gewechselt wird. Solch elegante Cliffhanger hab ich noch nie erlebt.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Ein Öko-Regio-Krimi

Lämmerweid
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Vögel überfliegen eine Viehzaun, ein Szenario in graugrünem Dunst, so bietet sich das Cover als erster Eindruck dem Leser dar.
Aktuell taumelt Deutschland von einem Lebensmittelskandal zum nächsten. "Nein, ...

Vögel überfliegen eine Viehzaun, ein Szenario in graugrünem Dunst, so bietet sich das Cover als erster Eindruck dem Leser dar.
Aktuell taumelt Deutschland von einem Lebensmittelskandal zum nächsten. "Nein, überhaupt kein Risiko für den Endverbraucher!" wird abgewiegelt
und so paßt der neueste Krimi LÄMMERWEID von Joachim Rangnick perfekt ins Zeitgeschehen.
Auch hier geht es um die weltumspannenden Machenschaften eines amerikanischen Multikonzerns, der seine Finger international in der Chemie-/Pharma-/Nahrungsmittelbranche hat, ein perfides Netz aus Korruption bis in die höchsten Ebenen spinnt und für den ein Menschenleben nichts gilt.
Der Journalist Robert Walcher wird unfreiwillig involviert durch einen Kollegen, der Undercover jahrelang im Konzern gearbeitet hat, um fundiertes Beweismaterial zusammenzustellen. Es beginnt eine Reihe von Todesfällen im nahen Umfeld Walchers, Freunde und Familie werden bedrängt, verletzt und entführt und auch sein eigenes Leben wird attakiert.
Erwartet hatte ich einen Krimi mit kauzigem Lokalkolorit, ein wahrer Thriller tat sich dagegen auf mit einem Horrorszenario, das dermaßen realistisch ist,
daß ich nicht weiß wo die Fiktion aufhört und die Wahrheit beginnt. Nie wieder wage ich zu sagen: sollen die doch Genmais anbauen, wenn sie wollen...
insofern hat dieser Roman eine erzieherische Wirkung, die ein Tatsachenbericht nie erreichen könnte. An Action mangelt es dennoch nicht, und das ausgefeilte Hightech- Equipment der guten Seite kann mit einem amerikanischen Thriller durchaus mithalten.
Wenn ich könnte, würde ich Lämmerweid zehn Sterne geben.