Die Wahrheit über das Lügen
Der Titel von Benedict Wells´ letztem Buch würde auch zu Jürgen Todenhöfers beeindruckendem Sachbuch “Die große Heuchelei“ gut passen. Der Autor ist dafür bekannt, dass er gut recherchierte Reportagen ...
Der Titel von Benedict Wells´ letztem Buch würde auch zu Jürgen Todenhöfers beeindruckendem Sachbuch “Die große Heuchelei“ gut passen. Der Autor ist dafür bekannt, dass er gut recherchierte Reportagen aus den Krisen- und Kriegsgebieten der Welt veröffentlicht und dabei selbst häufiger in Lebensgefahr gerät. Er hat die ganze Welt bereist und berichtet über Syrien, den Irak, Libyen, Afghanistan, Palästina, den Jemen und Myanmar. Auf die für das vorliegende Buch unternommene Reise hat er sich mit seinem Sohn und Ko-Autor Frederic begeben, der fotografiert und gefilmt hat. Die zahlreichen Fotos belegen die Darstellung des Autors im Textteil.
Es ging Todenhöfer darum zu zeigen, dass wir nicht die Guten sind, dass der Westen von jeher die Welt mit militärischen Aktionen und Kriegen überzogen hat, nicht um anderen Ländern die eigenen Werte zu vermitteln, sondern stets im eigenen Interesse und aus Machtstreben. Auch die Interventionen der letzten Jahrzehnte haben den betroffenen Ländern nie Freiheit und Demokratie, sondern stattdessenn unendliches Leid gebracht, was auch die Bilder belegen: in Grund und Boden bombardierte Städte und verletzte und tote Menschen. Todenhöfer greift in seiner Darstellung nicht nur die Politiker an, die die Menschen in ihren Ländern belügen, sondern auch die Medien, die diese Heuchelei durch ihre Berichterstattung häufig unterstützen.
Der Autor mahnt eine gewaltfreie humanistische Revolution an, um endlich dem Frieden eine Chance zu geben. Nur wenn der Westen nicht länger seine eigenen Werte verrät, kann er selbst überleben, und die Menschen werden nicht in immer neue militärische Auseinandersetzungen verwickelt. Nach der Lektüre dieses Buches kann niemand sagen, er hätte nichts gewusst und sich bequem zurücklehnen. Todenhöfers Abrechnung mit der Heuchelei der Mächtigen ist keine leichte Kost, aber sie kann niemand kalt lassen. Am Ende berührt die Flucht eines 12jährigen jesidischen Jungen, der unter schwersten Bedingungen halb Europa durchquert, den Leser und macht deutlich, dass mitmenschliches Verhalten gegenüber den Flüchtlingen geboten ist. Ein überaus wichtiges Buch.