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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2019

Gelungener Regionalkrimi

Tatort Amper
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Die pensionierte Lehrerin Annamirl Hofstetter findet beim Spaziergang mit ihren beiden Terriern zwei Leichen. Schnell ist der begeisterten Krimileserin klar, dass sie ganz gerne bei der Aufklärung mitmischen ...

Die pensionierte Lehrerin Annamirl Hofstetter findet beim Spaziergang mit ihren beiden Terriern zwei Leichen. Schnell ist der begeisterten Krimileserin klar, dass sie ganz gerne bei der Aufklärung mitmischen möchte, sind doch die beiden Witwen zum einen ihre gute Freundin Helga, zum anderen ihr Patenkind Marion. Dem Hauptkommissar Auerbach ist ihre Hilfe gar nicht so recht, doch Annamirl findet ihre eigenen Wege, sich in die Ermittlungen einzubringen.

Dieser Regionalkrimi der Autorin Ruth Fuchs bringt in die Idylle der Amperauen sehr schnell einen Missklang durch den Mord an zwei Männern, die in derselben alteingesessenen Firma im Vorstand sind. Sehr gelungen sind dabei die Protagonisten dieser Erzählung, jeder auf seine eigene Weise. Dabei gelingt es der Autorin, manche Eigenheiten vergnüglich darzustellen, während die handelnden Personen immer sympathisch bleiben. Besonders ansprechend geraten ist die krimiversessene Annamirl, die nicht nur als Ermittlerin, sondern auch als Ratgeberin in Lebensfragen immer Bescheid weiß. Die Autorin lässt einige der Personen Dialekt sprechen, wobei auch der ungeübte Leser den Inhalt gut erfassen kann. So ergibt sich die vergnügliche Gelegenheit zu mancherlei Missverständnissen. Die heimelige Atmosphäre des Buches mit einigen Nebenhandlungen strahlt einen besonderen Reiz aus, genau richtig für einen spannenden Regionalkrimi. Da gibt es genügend Stoff zum Mitraten.

Dieser humorvolle Krimi mit seinen eigenwilligen Protagonisten sorgt für spannende und vergnügliche Lesestunden. Sehr gerne möchte ich Annamirl mit ihrem kriminalistischen Gespür weiterhin begleiten und freue mich auf Fortsetzungen mit ihr. Deshalb empfehle ich das Buch auch unbedingt weiter und vergebe fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Brisantes Thema gekonnt umgesetzt

Ewig wartet die Dunkelheit
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Als die Profilerin Andrea mit ihrem Mann Greg und Tochter Julie Freunde vom Flughafen abholen wollen, explodiert eine Autobombe. Während ihre Freundin Sarah körperlich eher glimpflich davonkommt, aber ...

Als die Profilerin Andrea mit ihrem Mann Greg und Tochter Julie Freunde vom Flughafen abholen wollen, explodiert eine Autobombe. Während ihre Freundin Sarah körperlich eher glimpflich davonkommt, aber mit einer Amnesie kämpft, fällt deren Lebenspartner ins Koma. Bald wird klar, dass die Explosion kein Zufall war. Währenddessen hält eine Serie von brutalen Morden die Stadt Glasgow im Griff. Andrea hilft mit, in all diesen Fällen zu ermitteln – als Profilerin bei den Serienmorden und als Freundin im Fall der Autobombe.

Schon der Prolog macht neugierig auf dieses Buch, und schnell ist der Leser wieder von einem spannenden Fall mit der Profilerin Andrea Thornton gefesselt. Dabei gibt es einige Verwicklungen, die zusätzlich Spannung in die Geschichte bringen und zwanghaft die Ereignisse vorantreiben. Nach und nach nur werden die Zusammenhänge deutlich, so dass das Miträtseln umso spannender wird. Die Thematik dieses Bandes ist sehr brisant und geht unter die Haut. Und natürlich erfährt der Leser viel aus Andreas Privatleben, das macht die Bücher der Autorin sehr individuell.

Unbedingt empfehlenswert ist es, die Reihe von Anfang an zu lesen, denn so kann der Leser die Entwicklungen der Protagonisten mitverfolgen. Die Reihe selbst ist spannend und abwechslungsreich, mit profundem Hintergrundwissen geschrieben und somit unbedingt empfehlenswert. Deshalb vergebe ich sehr überzeugte vier von fünf Sternen und empfehle die Reihe und auch dieses Buch unbedingt weiter.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Berührendes Schicksal einer Frau

Olga
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In frühester Kindheit lernen sie sich kennen, Olga und Herbert. Sie lieben sich, und doch werden sie nie als Ehepaar zusammenleben. Während Olga zu ihrer Liebe steht, muss Herbert mit der Ablehnung der ...

In frühester Kindheit lernen sie sich kennen, Olga und Herbert. Sie lieben sich, und doch werden sie nie als Ehepaar zusammenleben. Während Olga zu ihrer Liebe steht, muss Herbert mit der Ablehnung der Eltern für diese Verbindung leben. Dabei verliert er sich in seinen Träumen und Expeditionen rund um die Welt - die Geschichte einer Liebe über alle Hindernisse hinweg.

Aus mehreren Perspektiven lernt der Leser Olga kennen und wie sie mit dieser Liebe umgeht. Selbst wenn alles gesagt scheint, setzt der Autor Bernhard Schlink noch etwas drauf und das Bild von seiner Protagonistin wird nochmal klarer. Wer hätte wirklich geahnt, was in Olga vorgeht, fragt man sich am Schluss der Geschichte. Das ist sehr warmherzig und feinfühlig erzählt und steht für das Schicksal vieler kraftvollen Frauen, denen das Leben nicht immer die Liebe schenkt, die sie sich erträumt haben. Die Feinheiten der Geschichte zeigen sich erst nach und nach, man muss sie auf sich wirken lassen für den besten Genuss dieser Erzählung.

Diese intensive Geschichte hat mich sehr berührt, auf eine ganz besondere Weise. Sehr gerne empfehle ich sie weiter und vergebe dafür überzeugte fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Meisterhafter Gänsehaut-Thriller

Die Akte Rosenrot
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Nach dem Unfalltod seiner Frau ist der brillante Profiler Ibsen Bach nur noch ein Schatten seiner selbst. Doch plötzlich steckt er wieder mittendrin in den Ermittlungen über einen Serienmörder, der über ...

Nach dem Unfalltod seiner Frau ist der brillante Profiler Ibsen Bach nur noch ein Schatten seiner selbst. Doch plötzlich steckt er wieder mittendrin in den Ermittlungen über einen Serienmörder, der über die Ländergrenzen hinweg mordet und dabei jeweils eine Postkarte für ihn am Tatort hinterlässt. Währenddessen recherchiert die russische Bloggerin Leonela Sorokin über die Hintergründe einer alten Vermisstensache. Was nur haben die verschiedenen Ermittlungen miteinander zu tun, und welche Rolle spielt ein rotes Kinderrad der Marke Rosenrot?

Schon der Einstieg in diesen rasanten Thriller zieht den Leser sofort in seinen Bann. Da möchte man am liebsten nonstop weiterlesen, und das bleibt so bis zur allerletzten Seite des Buches. Ibsen Bach ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, doch er ist ein interessanter Charakter, er sticht heraus in dieser Ansammlung von hoch motivierten Ermittlern, von denen man jedoch nicht immer weiß, ob sie nicht vielleicht noch ein anderes Süppchen kochen. Und für jede Frage, die sich dem Leser endlich beantwortet, tauchen mindestens fünf neue auf. Unvorhergesehene Wendungen bringen neue Aspekte in die Geschichte, bis hin zu einem furiosen Showdown, wenn der Leser dem Geheimnis auf die Spur kommt. Dann allerdings fallen auf einmal alle Puzzlesteine wie von selbst an ihren Platz, der Leser erkennt das große Ganze, das dahintersteht – und keine Sekunde vorher! Dabei sind die Aufdeckungen sehr gut eingefädelt, man glaubt beim Lesen, schlimmer geht’s nimmer, und wumm! kommt gleich noch was hinterher.

Das Buch habe ich zunehmend mit großen Augen und scheinbar ohne Atem zu holen verschlungen. Das Nachwort ist auch sehr wichtig, es wirft noch einen anderen Blick auf diese (fiktiven) Ereignisse. Nach diesem Gänsehaut-Thriller war ich erstmal sprachlos über die „Urgewalt“ dieser Geschichte. Ganz klar vergebe ich dafür alle fünf möglichen Sterne und empfehle das Buch unbedingt weiter!

Veröffentlicht am 14.03.2019

Ein ganz besonderer Rachefeldzug

Die Farben des Feuers
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Zwar erbt Madeleine nach dem Tod ihres Vaters die Bank und ein ziemliches Vermögen, doch sie kennt sich zuwenig aus, um die Zügel in der Hand zu behalten. Es ist der Vorabend des Zweiten Weltkriegs, Frauen ...

Zwar erbt Madeleine nach dem Tod ihres Vaters die Bank und ein ziemliches Vermögen, doch sie kennt sich zuwenig aus, um die Zügel in der Hand zu behalten. Es ist der Vorabend des Zweiten Weltkriegs, Frauen werden schlecht ausgebildet und haben wenig Rechte. Das machen sich ihr Onkel und ihr ehemaliger Verlobter zunutze, sie beraten sie schlecht, so dass Madeleine plötzlich mit ihrem behinderten Sohn die Bank und das Vermögen verliert. Doch einige Jahre später tüftelt sie einen Plan aus, wie sie einen ganz persönlichen Rachefeldzug umsetzen kann.

Mit einem Augenzwinkern und viel schwarzem Humor beginnt das Buch, eigentlich eine traurige Angelegenheit, denn der Vater soll zu Grabe getragen werden, mit ganz viel Pomp und Gloria. Doch unversehens findet sich Madeleine mit ihrem Sohn im Krankenhaus wieder, denn er ist aus dem Fenster auf den Sarg gesprungen. Und plötzlich ist alles anders – für Madeleine, aber auch für den Leser, der mit der besorgten Mutter mit dem verletzten Kind ins Krankenhaus fährt. Dies ist nur eine der überraschenden Wendungen, die der Autor in die Geschichte einbaut. Er lässt seine Protagonistin samt Sohn durch ein tiefes Tal gehen, nur um danach mit ihr einen furiosen Rachefeldzug durchzuziehen. Das birgt einiges an Situationskomik in sich, und mehr als einmal denkt man: „Ja, genau richtig.“ Feinsinnig verwebt der Autor verschiedene Genres miteinander, historischer Roman, Krimi, Unterhaltungsroman, Gaunerkomödie, Gesellschaftskritik, alles ohne erhobenen Zeigefinger, sondern immer aus der Sicht seiner Figuren. Schnell ist der Leser mittendrin in einer Geschichte, die trotz mancher Schwächen einfach mitreißend geschrieben ist.

Zunächst entsetzt, zunehmend aber vergnügt habe ich Madeleines Geschichte verfolgt und habe die Lektüre sehr genossen. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle fünf möglichen Sterne.