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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2019

Spannend und sehr gut recherchiert

Vespasian: Der gefallene Adler (1 MP3-CD)
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#Vespasian Der gefallene Adler

Am Tod Caligulas ist Sabinus nicht unbeteiligt und er befindet sich in Lebensgefahr. Nichts ist jetzt für die Brüder wichtiger als Rom schnell zu verlassen und so ein eventuelles ...

#Vespasian Der gefallene Adler

Am Tod Caligulas ist Sabinus nicht unbeteiligt und er befindet sich in Lebensgefahr. Nichts ist jetzt für die Brüder wichtiger als Rom schnell zu verlassen und so ein eventuelles Todesurteil abzuwenden. Sie bekommen den Auftrag, den verlorenen Adler der Legio XVII dem Kaiser zurückzubringen. Wie damals üblich, werden sie dabei in etliche Kämpfe verstrickt und nicht alle ihre Freunde und Bekannten überleben diese.

Auch der vierte Band der Reihe rund um Caligula ist interessant und bestens recherchiert. Die Schlacht im Teutoburger Wald und die Ernennung des Claudius zum Kaiser werden ausführlich erläutert. Das Aufeinandertreffen von Germanen und Römern sowie deren Eigenarten und Gemeinsamkeiten sind interessant. Für mich waren in diesem Hörbuch allerdings ein wenig zu viele Heldentaten und mir kam das Zwischenmenschliche ein wenig zu kurz.

Vespasian und Sabinus müssen ihrem neuen Kaiser gehorchen und sollen in seinem Auftrag Teile Britanniens erobern. Es ist erstaunlich, wie sich die damalige Politik mit der heutigen vergleichen lässt. Gemauschel und Ränke standen und stehen an der Tagesordnung und es sind keineswegs die fähigsten Leute, welche Macht bekommen.

Für mich nach wie vor einmalig ist der Sprecher Erich Wittenberg. Egal, ob er eine säuselnde Jungfrau, einen britischen Kaiser oder einen wütenden Krieger nachmacht, er macht es perfekt. Das Hören ist stets spannend und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Hier wird Geschichte zum Erlebnis

Raureifzeit
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BriendRaureifzeit ist die Fortsetzung des Romans Brombeerblut. Den las ich noch nicht, werde es aber bald nachholen. Trotzdem kam ich gut in die Geschichte, da die Autorin wichtige Hinweise aus der Vergangenheit ...

BriendRaureifzeit ist die Fortsetzung des Romans Brombeerblut. Den las ich noch nicht, werde es aber bald nachholen. Trotzdem kam ich gut in die Geschichte, da die Autorin wichtige Hinweise aus der Vergangenheit gab.

Vor zwei Jahren starb Finn, der Ehemann von Ceara im Kampf. Die junge Witwe lebt wieder im Clan ihres Vaters in Irland und kommt über den Tod nicht hinweg. Vor allen Dingen in der Nacht findet sie keine Ruhe und denkt immer wieder an Finn. Seine Tochter Crón hilft ihr ein wenig über den Verlust hinweg. Sie soll allerdings in ein Kloster gehen, um dort zur Buchmalerin ausgebildet zu werden. Das bedeutet, dass Ceara sich erneut von einem lieben Menschen verabschieden muss.

In der Normandie besucht Ivar, Cearas Freund aus Kindertagen, gemeinsam mit seinen Gefährten Gunnar und Magnus seine Eltern. Er hat einen Auftrag erhalten und Ivar hofft, dass sein Vater ihm behilflich ist. Der muss bald nach Irland segeln um dort einige Pferde zu verkaufen. Ivar beschließt, dass er und seine Gefährten mit aufs Schiff gehen und die drei gemeinsam den Auftrag erfüllen. Gunnar und Markus sollten keineswegs von Anfang an dabei sein. Sie haben allerdings gute Gründe die Heimat zu verlassen und sich deshalb Ivar angeschlossen.

Die ersten Seiten von

BriendRaureifzeit waren für mich ungewohnt zu lesen. Etliche unbekannte Namen und Ausdrücke verlangten volle Konzentration von mir. Dann war ich vertraut mit den Wörtern damaliger Zeit und konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Ich lernte unter anderem, welche Bedeutung das Fest zu Ehren der Heiligen Brighid hatte, was es bedeutet, die Runen zu befragen und welche Speisen damals üblich waren. Ja, auch Gemetzel und kriegerische Auseinandersetzungen gehören dazu und auch das hat Frau Briend perfekt geschildert.

Spannend bis zum Schluss und dabei sehr genau recherchiert, so beurteile ich das Buch

BriendRaureifzeit . Die Autorin bedient sich einer visuell imponierenden Sprache, die mich absolut in den Bann zog. Wer historische Romane mag, die dieses Adjektiv auch tatsächlich verdienen, wird

BriendRaureifzeit mögen.

Veröffentlicht am 22.03.2019

"Nein, ich bereue nichts"

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Nach dem erfolgreichen Roman „Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe“ kam am 15.03.2019 ein weiteres Buch von Michelle Marly in die Buchläden. Madame Piaf und das Lied der Liebe beschreibt das Leben ...

Nach dem erfolgreichen Roman „Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe“ kam am 15.03.2019 ein weiteres Buch von Michelle Marly in die Buchläden. Madame Piaf und das Lied der Liebe beschreibt das Leben in Paris nachdem die Besatzung durch die Nazis endete. Gezeichnet vom Krieg und noch immer hungernd, versuchten viele Menschen durch rauschende Feste bei denen viel Alkohol floss, ihr Schicksal zu vergessen.

Der Spatz von Paris, wie Edith Piaf auch genannt wurde, stammte aus einfachen Verhältnissen. Dennoch schaffte sie es, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein Weltstar zu werden. Dass sie das nicht alleine schaffte, wer ihr dabei half und welche Hürden sie nahm, beschreibt Michelle Marly sehr eindrucksvoll. Sie klärt auch darüber auf, warum Edith Piaf bis zu ihrem Tod regelmäßig das Grab der Heiligen Therese besuchte.

Frau Piaf traf während der Zeit auch auf Yves Montand. Obwohl sie ihn zunächst so gar nicht mochte, entwickelte sich bald eine leidenschaftliche Liaison zwischen ihr und dem fünf Jahre jüngeren Mann. Zwei Jahre waren die beiden zusammen und den Chanson „La vie en Rose“ schrieb sie während dieser für sie glücklichen Zeit. Sie unterstützte Yves Montand, indem sie ihn während ihrer Shows auftreten ließ.

Nach dieser Liaison lernte Frau Piaf den Boxer Marcel Cerdan kennen und lieben. Obwohl er verheiratet war, wollte sie mit ihm zusammenleben. Leider kam er auf tragische Weise ums Leben und Edith Piaf verfiel in eine tiefe Depression.

Madame Piaf und das Lied der Liebe fesselte mich ab der ersten Seite. Die ausführlichen Berichte über das Paris nach Besatzung und Krieg nahmen mich mit in die damalige Zeit. Chansons von Frau Piaf höre ich auch Jahrzehnte nach ihrem Tod noch gerne. Die genaue Recherche der Autorin zeigte mir viele Begebenheiten aus dem Leben des Stars, die ich sonst nie erfahren hätte. Daher empfehle ich das Buch Madame Piaf und das Lied der Liebe auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Auf solche "Kämpfer fürs Volk" verzichte ich gerne

Die Akte Baader
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Der biographische Roman Die Akte Baader stammt aus der Feder von Stefan Schweizer. Das Buch zeichnet sich durch eine objektive Wahrnehmung sowie akribische Recherche aus.

Andreas Baader war ein Gründungsmitglied ...

Der biographische Roman Die Akte Baader stammt aus der Feder von Stefan Schweizer. Das Buch zeichnet sich durch eine objektive Wahrnehmung sowie akribische Recherche aus.

Andreas Baader war ein Gründungsmitglied der RAF 1. Generation. Selbstverliebt und voller Egozentrik verstand er es, seine Umwelt so ganz nach seinem Geschmack zu manipulieren. Er wuchs bei seiner Mutter und Großmutter auf. Der Vater wurde im 2. Weltkrieg vermisst. Es gab keine Autoritätsperson, die ihm gewachsen war. Sachlich und ohne Vorurteile beschreibt Herr Schweizer den Werdegang Baaders. Es ist nicht unsere Aufgabe heute, nach so vielen Jahren zu entschlüsseln, warum er so geworden ist. Die Schuld der Mutter zu geben, ist zu einfach. Das Nachwort erläutert noch einmal, wie der Autor die Sache sieht und was er sich beim Schreiben dachte.

In meinen Augen war Baader war ein kranker Narzisst, aber wie die Anwälte zu dem Verein hielten und ihn und seine Anhänger sogar im Gefängnis unterstützten, das verstehe ich absolut nicht. Auch diese Tatsache muss stets ein Thema sein. Für mich unvorstellbar, dass Schily sogar Minister der Bundesrepublik werden konnte. Viele Tatsachen sind erst seit wenigen Jahren bekannt und wurden in dem Buch Die Akte Baader von Stefan Schweizer sachlich und ohne Pathos einbezogen.

Nach dem Lesen des Buches schaute ich mir eine Dokumentation an, die vor vielen Jahren im RBB ausgestrahlt wurde. Dort kam unter anderem ein Mann zu Wort, der über Gudrun Ensslin und ihre Eltern richtete. Ja, er richtete. Er war nämlich der Meinung, dass nur die Tatsache, dass Gudrun im Haushalt eines evangelischen Pfarrers aufwuchs, zu ihrer Radikalisierung führte. Für ihn war also ausschließlich die Zugehörigkeit zur evangelischen Religion der Grund für Mord und Totschlag. Es ist nicht zu fassen, wie krude die Gedanken einiger Leute sind.

Für mich ist das Buch Die Akte Baader ein Muss für alle, die sich für die deutsche Geschichte interessieren. Die RAF hielt nicht nur das „Volk“ sondern auch die Verantwortlichen der Regierung in Atem. Helmut Schmidt durchlebte seine schlimmsten Momente als Kanzler und die Passagiere der Landshut erholten sich nie von dem traumatischen Erlebnis.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Geballtes Wissen, literarisch einwandfrei verpackt

An den Ufern der Seine
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Agnés Poirier lebt und arbeitet sowohl in London als auch in Paris. Mit ihrem Sachbuch An den Ufern der Seine schrieb sie ein wichtiges Werk zur Geschichte Europas.

Die Berichte zur damaligen Zeit beginnen ...

Agnés Poirier lebt und arbeitet sowohl in London als auch in Paris. Mit ihrem Sachbuch

An den Ufern der Seine schrieb sie ein wichtiges Werk zur Geschichte Europas.

Die Berichte zur damaligen Zeit beginnen kurz vor der Besetzung durch Hitlerdeutschland. Frau Poirier beschreibt die Ängste der Menschen und auch die Deportationen einiger von ihnen. Wer konnte, floh nach Amerika oder verschwand im Untergrund. Denunziationen waren leider auch in Paris damaliger Zeit nicht selten. Nach der Befreiung durch die Alliierten normalisierte sich das Leben nur langsam. Lebensmittelknappheit und Wohnungsnot waren an der Tagesordnung und auch das Material zum Heizen bekam man nur auf Bezugsschein.

An den Ufern der Seine belegt in eindrucksvoller Weise, wie Künstler mit den schrecklichen Ereignissen des Krieges umzugehen wussten. Sie leben so als gäbe es kein Morgen. Die Treue zum Partner spielte keine Rolle und niemand nahm Anstoß an gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Autoren schrieben ihre Bücher und das häufig nur durch wenige Stunden Schlaf unterbrochen. Aufputschmittel gab es damals bereits und der Alkohol half dabei, den Kreislauf zu senken und wieder ruhiger zu werden.

Für mich war das Buch

An den Ufern der Seine ein weiteres Highlight. Ich habe sehr viel gelernt und erfuhr Dinge, die mir nicht präsent waren. Einige zähle ich auf, damit Sie sich ein Bild von dem umfangreichen Inhalt des Buches machen können:

- Werke aus dem Louvre wurden kurz vor dem Einmarsch der Nazis aus dem Louvre gerettet. Dafür sorgte Jacques Jaujard, der damalige Leiter des Museums mit etwa 1000 Helfern. Sie verteilten die Gemälde auf private Häuser und Schlösser und niemand wusste davon.
- Sartre war ein hilfsbereiter Mensch, der viele Freunde vor dem Hungertod bewahrte. Er spendierte seinen Schülerinnen auch das Geld, welches sie für Abtreibungen benötigten.
- Der Werdegang von Dior wird sehr detailliert beschrieben.
- Links der Seine lebten Künstler und ärmere Einwohner von Paris, rechts des Flusses nur Reiche.
- Amerikaner waren die „Hüter der großen Geldbörse“, und warum das so war, erfuhr ich in dem Buch.
- Der Prozess um Wiktor Krawtschenko fand 1949 in Paris statt und durch ihn wurde unter anderem bekannt, wie Gulag und Konzentrationslager funktionierten. Ja, dass es sie tatsächlich gab, war zu dem Zeitpunkt nicht allen Menschen klar.

Zu erwähnen ist ebenfalls die sehr gute Arbeit von Monika Köpfer. Sie übersetzte das Buch so, dass es sich nicht vom Original unterscheidet. Das ist keineswegs selbstverständlich.


An den Ufern der Seine muss konzentriert gelesen werden. Es birgt so viel Wissen in sich, dass es wertvoller Bestandteil für die Literatur zur Geschichte Europas ist.
#NetGalleyDE