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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2019

MEnschliche Abgründe, der Stoff aus dem gute Krimi sind

Blutlauenen
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Die Journalistin Cora hat ein freies Wochenende, da Tochter Mila zu ihrem Vater nach Argentinien reist. Da passt es doch gut, dass sie ihre Jugend-freundin Ludevine, genannt „Lüdi“, trifft, die sie einlädt, ...

Die Journalistin Cora hat ein freies Wochenende, da Tochter Mila zu ihrem Vater nach Argentinien reist. Da passt es doch gut, dass sie ihre Jugend-freundin Ludevine, genannt „Lüdi“, trifft, die sie einlädt, gemeinsam mit den anderen Schulkollegen ein verlängertes Wochenende auf der Berghütte Blutlauenen zu verbringen. Oder?

„Im Sommer und im Herbst vermochte die wildromantischen Berglandschaft und der Lauensee eine ganze Anzahl Wanderer anzuziehen, die auf ihrer Tour in die Lenk oder rund um Wildhorn hier durchkamen.“

Obwohl Cora ein flaues Gefühl bei dieser Einladung hat, sagt sie spontan zu. Sie hat ja genug Lesestoff dabei, sollte das Wiedersehen mit der alten Clique nicht ihren Erwartungen entsprechen. Ihr Chefredakteur hat ihr eine Geschichte über in der Schweiz verschwundenes Nazi-Gold zur Recherche aufs Aug‘ gedrückt.

Der Helikopter bringt die Teilnehmer stilgerecht auf die einsame Berghütte, die sich als komfortables Chalet, mitten im Naturschutzgebiet, entpuppt. Die Idylle trügt und bevor der Leser noch alle Mitspieler kennenlernen kann, gibt es die erste Leiche. Plötzlicher Herztod, konstatiert René Gamper, der Arzt in der Run-de. Doch das wird nicht der einzige Tote bleiben. Der nächste wird gleich einmal mit einem Kissen erstickt.

Während man noch ein wenig schockiert ist, verschlechtert sich das Wetter und die Menschen auf Blutlauenen sind von der Umwelt abgeschnitten. Als zusätzlich noch der Strom ausfällt, liegen die Nerven ziemlich blank.
Dann geht es Schlag auf Schlag, wie bei Max und Moritz: „Dieses war die zweite Leich‘ und die dritte folgt zugleich!“
Nun ja, die dritte Tote stürzt bei einem Spaziergang rund ums Haus zu Tode. An der Unfallversion gibt es berechtigte Zweifel.

Wer hat es auf die Clique abgesehen? Kann es der in der Nähe lebende Einsiedler, der vor Jahren Frau und Kind brutal abgeschlachtet hat und nach der Verbüßung seiner Haftstrafe wieder in diese Gegend gezogen ist, sein? Nur, warum und wieso? Weit und breit ist kein Motiv zu erkennen. Oder ist es einer der dienst-baren Geister von Blutlauenen? Oder gar jemand aus der Clique?

Ein fesselnder Showdown bringt die schlüssige Lösung dieses Falles.

Meine Meinung:

Autor Christof Gasser ist wieder ein beklemmender Krimi, der an der Grenze zum Thriller schrammt, gelungen. Er verbindet mehrere Handlungsstränge zu einem dichten Kriminalfall. Jeder der Teilnehmer wird kurz mit seiner eigenen, persön-lichen Geschichte vorgestellt. Es scheint, als hätte jeder oder jede in irgend-einer Art Schuld auf sich geladen, die hier nun abgetragen werden soll. Da sind zum Beispiel die beiden, die die wahre Geschichte um das verschwundene Nazi-Gold aufdecken wollen oder diejenige, die mit ihrem Escort-Service eine junge Frau ins Unglück gestürzt hat. Alle Fäden laufen bei einer Person zusammen. Ist das des Pudels Kern (wie Geheimrat Goethe seinen Faust sagen lässt)?

Die Stimmung auf der Berghütte wird von Stunde zu Stunde explosiver. Alle sind verdächtig. Doch ebenso könnte jeder das nächste Opfer sein. Christof Gasser hat hier eine Situation, die einer Agatha Christie würdig ist, geschaffen. Die Situ-ation in der einsamen Berghütte, den Elementen ausgeliefert und ohne Verbindung zur Außenwelt zu sein, ist schon unheimlich genug. Dann noch die Mordserie. Der packende Schreibstil tut sein übriges, dass die Leser dieses Buch nicht aus den Händen legen kann.
Sehr spannend sind auch die kursiv geschriebenen Abschnitte, die mit der ent-sprechenden Jahreszahl versehen, den Konnex zur jeweiligen Person in der Berg-hütte bilden. Das Rätsel wie und wohin das Nazi-Gold verschwunden ist, wird den Lesern durch einen Rückblick eröffnet. Damit setzt sich der Autor mit der doch unrühmlichen Vergangenheit der Schweiz während der Nazi-Zeit auseinander. Denn wirklich „neutral“ waren die Eidgenossen nicht. Sie haben Geldgeschäfte mit je-dermann getrieben, ob jüdischer Emigrant oder Nazi-Bonze war einerlei, Hauptsa-che, die Kassa stimmte. Auch als Umschlagplatz von Devisen und Waffen war die Schweiz bekannt und beliebt. Damit hat sie sich nicht wirklich mit Ruhm bekle-ckert, denn nebenbei wurden Flüchtlinge und Emigranten wieder zurück nach Nazi-Deutschland und damit in den sicheren Tod geschickt.

Der Showdown, mit dem der Autor diesen Krimi enden lässt, ist voller Raffinesse. Da zieht Christof Gasser gekonnt alle Register.

Die Charaktere sind komplex angelegt. Auch Cora Johannis hat so ihre Ecken und Kanten, die manchmal selbstsüchtig erscheinen.

Fazit:

Ein fesselnder und rasanter Krimi, der sich auch kritisch mit der Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Empfehlenswert!

Das große kleine Buch: Kräuterwanderung mit Kindern
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Was kann netter sein, als ein Ausflug mit Kindern um Kräuter zu sammeln?
26 verschiedene Kräuter, die auch in Städten am Wegesrand wachsen, werden beschrieben. Man begegnet auf dieser Kräuterwanderung ...

Was kann netter sein, als ein Ausflug mit Kindern um Kräuter zu sammeln?
26 verschiedene Kräuter, die auch in Städten am Wegesrand wachsen, werden beschrieben. Man begegnet auf dieser Kräuterwanderung Pflanzen wie Veilchen, Breitwegerich, Johanniskraut und Haselnuss.

Jedes Kräutlein ist abgebildet und erhält eine Anleitung zur Anwendung. Z.B. (passend zur Wanderung) Breitwegerich auf die reibende Stelle im Schuh legen, kühlt und vermeidet Blasen.

Gut gefällt mir, dass die Kids direkt angesprochen werden: „lege die ..“ oder „ nimm das..“. Das ist didaktisch gut aufgebaut, weil sich die Kinder hiermit identifizieren können.

Fazit:

Ein empfehlenswertes kleines Buch, das in jede Handtasche passt und jederzeit einen Blick auf Kräuter werfen lässt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Eine Reise in die textile Vergangenheit

Persische Textilien. Die Sammlung Ramezani
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In diesem wunderschön gestalteten Buch bringt uns die Autorin Marie-Louise Nab-holz-Kartaschoff an Hand der Sammlung Ramezani die lange Tradition der persi-schen Textilkunde näher.

Die Stationen sind:

• Zar-baft ...

In diesem wunderschön gestalteten Buch bringt uns die Autorin Marie-Louise Nab-holz-Kartaschoff an Hand der Sammlung Ramezani die lange Tradition der persi-schen Textilkunde näher.

Die Stationen sind:

• Zar-baft – Golden glänzende Seidenstoffe
• Termeh – Fein gemusterte Gewebe aus Wolle
• Pateh-duzi – Stickereien aus Kermen
• Rasht-duzi – Patchworkstickereien aus Rasht
• Dara’i – Seidenen Kettikat-Stoffe
• Qalamkar – Gedruckte Ornamente und gemalte Geschichten
• Stammestextilien aus Persien und Zentralasien

Jedes Kapitel beschäftigt sich eingehend mit dem Material aus dem die Stoffe gewebt und den Menschen, die daran beteiligt sind, sowie den Orten der Herstel-lung und dem Verwendungszweck der Textilien. Viele Abbildungen der kostbaren Stoffe bzw. Kleidungstücke ergänzen den zweisprachigen Text (deutsch/englisch) ebenso wie Fotos von Webstühlen und Personen, die diese bedienen.

Meine Meinung:

Ein tolles Buch mit informativen Texten, die in einer angenehm lesbaren Sprache abgefasst sind. Die detailreichen Abbildungen lassen mich bedauern, diese faszi-nierenden Gewebe nicht angreifen zu können. Das haptische Erlebnis muss ein be-sonderes sein.
Um sich über die Orte der persischen Textilkunst ein Bild machen zu können, ist sowohl an der vorderen als auch hinteren Buchinnenseite jeweils eine Landkarte abgebildet, sodass man einen geografischen Bezug zum Text bzw. Herstellungsort herstellen kann.

Das Buch selbst ist in einer hochwertigen (zum Thema passenden) Aufmachung im Anton Pustet Verlag erschienen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.03.2019

Wohin übertriebener Ehrgeiz führen kann

Die Klosterbraut
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Franka soll nach dem Willen ihrer Eltern in ein Kloster eintreten, um ein Gelübde der Familie zu erfüllen. Kurz vor der Hochzeit ihrer bildschönen Schwester mit Wulf von Röllberg, trifft sie diesen während ...

Franka soll nach dem Willen ihrer Eltern in ein Kloster eintreten, um ein Gelübde der Familie zu erfüllen. Kurz vor der Hochzeit ihrer bildschönen Schwester mit Wulf von Röllberg, trifft sie diesen während eines (verbotenen) Ausflug im Wald. Beide trifft der Blitz der Liebe, doch die bereits gefällten Entscheidungen hier Hochzeit, da Kloster sind unumstößlich. So nimmt die Geschichte ihren Lauf ...

Meine Meinung:

Ich habe schon länger keinen historischen Roman mehr gelesen, der im Mittelalter spielt, da sich die Bücher doch recht ähneln. Dieses hier ist erfrischend anders. Es zeigt u. a. wohin übertriebene Gottesfurcht bzw. Ehrgeiz führen kann. Die Mutter der beiden Mädchen ist hochgradig unsympathisch, von Geltungssucht zerfressen und rücksichtslos. Dass Ehen damals wie ein Geschäft gesehen wurden und auf Gefühle keine Rücksicht genommen wurde, ist ja bekannt.

Auch der angeblich so beschauliche Klosteralltag birgt eine Intrige nach der anderen. Die Spannung ist bis zuletzt sehr hoch, denn ob sich Franka und Wulf bekommen, kann nur gewünscht bzw. gehofft werden.

Dieser historische Roman ist das Debüt von Manuela Schörghofer und recht gut gelungen. Das Leben auf der Burg und im Kloster klingen für mich authentisch. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet. Besonders die Hauptfiguren haben gute und weniger gute Seiten. Auch Franke ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Im Kloster liegen dann gut und böse nahe beieinander. Dass nicht immer alles so ist, wie es scheint - diese Erfahrung muss Franka hier lernen.

Ein bisschen ungewöhnlich erscheint der Unterricht im Schwertkampf. Dass sich Franka als eine so gelehrige Schülerin entpuppt, ist klar und wichtig für die Dramaturgie. Doch wenn ich daran denke, wie schwer selbst ein kleines Schwert ist und wie lange Knappen mit Holzschwertern trainieren müssen, bevor sie ein echtes in die Hand bekommen, habe ich einige Zweifel. Nun gut, wir bewegen uns in einem Roman. Da darf die Fantasie der Autorin die Gegebenheiten schon ein wenig zurechtbiegen.

Der Schreibstil ist flott und flüssig. Niemals ist beim Lesen Langeweile aufgekommen. Schön sind die Lebensumstände dieser Zeit in die Handlung eingeflochten, sei es im Kloster oder auf der Burg, auf den Kreuzzügen oder jene der Unfreien.
Gut gefällt mir die Beschreibung der Kreuzzüge und die Zweifel, die Wulf an der Richtigkeit dieser Aktion bekommt.

Für Leser, denen die Anzahl der Personen zu üppig erscheint, gibt es zu Beginn ein Personenregister, anhand dessen man sich gut orientieren kann. Ebenso vervollständigt ein ausführliches Glossar dieses Buch. Alles in allem ein durchaus gelungenes Debüt!

Fazit:

Ein gelungenes Debüt. Gerne gebe ich diesem historischen Roman 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Brennende Gischt
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Dieser Sylt-Krimi ist der zweite Fall für die junge Ermittlerin Liv Lammers.
In der Ruine eines abgebrannten Hauses wird die Leiche eines Pastors gefunden, der einen nicht ganz so gottgefälligen Lebenswandel ...

Dieser Sylt-Krimi ist der zweite Fall für die junge Ermittlerin Liv Lammers.
In der Ruine eines abgebrannten Hauses wird die Leiche eines Pastors gefunden, der einen nicht ganz so gottgefälligen Lebenswandel geführt hat. Und was der Seelsorger im Haus des vor kurzem verstorbenen Millionär Armin Zurssen zu suchen? Hängt das damit zusammen, dass das Haus testamentarisch die örtliche Kirche gehen soll?
Noch bevor es Antworten auf die drängendsten Fragen gibt, wird eine weitere Leiche gefunden. Wie schon im ersten Fall („Schwarze Brandung“)vermutet, scheint es bei der Polizei einen Maulwurf zu geben. Doch wer könnte das sein? Momke, der gedanklich bei Verlobter und Hochzeitsvorbereitungen weilt?
Je tiefer Liv und ihre Kollegen in den Fall eintauchen, desto mehr Abgründe tun sich auf. Es gibt jede Menge Verdächtige, aber weit und breit kein schlüssiges Motiv. Erst ein altes Foto führt die Ermittler auf die richtige Spur. Und wieder einmal gerät Liv Lammers’ Familie, mit der sie vor Jahren gebrochen hat, in den Fokus der Ermittler.

Fazit:

In diesem zweiten Fall erfahren wir ein wenig mehr über die Familiengeschichte von Liv Lammers. Der mächtige Familienclan macht es weder den Lesern noch den Polizisten leicht. Allgegenwärtig ist Livs Schwester Annika, die das Immobiliengeschäft des Vaters weiter ausbaut, nicht immer mit fairen Mitteln.

Die Autorin vermittelt wieder einen guten Einblick in die Polizeiarbeit. Die Alleingänge von Liv sind legendär, aber nicht ganz ungefährlich. Ein Disziplinarverfahren hängt abermals wie ein Damoklesschwert über ihr. Momke geht mir mit seinen Gedanken zur bevorstehenden Hochzeit ein bisserl auf die Nerven, weil das die Handlung nur wenig weiterbringt. Allerdings als Verdächtiger in Sachen „Maulwurf“ passt es dann wieder.
Gut gefällt mir, wie Sabine Weiß Bräuche, Traditionen und den alten Sylter Dialekt in die Handlung einbaut. Auch die Beschreibungen der Insel und deren Bewohner, die abseits der Tourismussaison ein eher beschauliches Dasein führen, sind gut gelungen.

Fazit:

Ein fesselnder Fall, der Lust auf die Fortsetzung („Finsteres Kliff“) macht. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.