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Veröffentlicht am 08.03.2020

Bedeutung eines Frauenhauses in Vergangenheit und Gegenwart

Das Haus der Frauen
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Das Cover ist dem hervorragenden Debüt "Der Zopf" der Autorin nachempfunden. Da ich diesen noch nicht kannte, habe ich ihn zuerst gelesen und direkt im Anschluss "Das Haus der Frauen". Leider ...

Das Cover ist dem hervorragenden Debüt "Der Zopf" der Autorin nachempfunden. Da ich diesen noch nicht kannte, habe ich ihn zuerst gelesen und direkt im Anschluss "Das Haus der Frauen". Leider kann das neue Werk nicht ganz mit seinem Vorgänger mithalten.

Die Pariser Anwältin Solène verliert den Boden unter den Füßen, als sich ein Mandant nach einem verlorenen Prozeß vor ihren Augen umbringt. Auf Anraten eines Therapeuten engagiert sie sich ehrenamtlich in einem Frauenhaus als "öffentliche Schreiberin". Dieser Teil, der in der Gegenwart spielt, hat mir gut gefallen - schon nach wenigen Sätzen konnte man sich in die Gedankenwelt der Hauptfigur einfinden. Eindringlich schildert die Autorin unterschiedliche Frauenschicksale und scheut auch nicht davor zurück, gescheiterte Rettungsversuche zu erzählen.

Dagegen wurde ich mit dem zweiten Handlungsstrang nicht so richtig warm. Er berichtet von Blanche Peyron, einer hochrangigen Persönlichkeit der französischen Heilsarmee in den 1920er Jahren. Die Abschnitte, die ihr gewidmet sind, lesen sich teilweise wie ein Sachbuch, Struktur und Ziele der Heilsarmee werden dargestellt, aber nicht lebendig vermittelt. Da ich viele historische Romane lese, habe ich an die Darstellung von geschichtlichen Persönlichkeiten einen anderen Anspruch.

Einen richtigen Zusammenhang zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart außer dem Gebäude konnte ich nicht erkennen - die Sprünge zwischen den Zeiten erfolgen oft abrupt.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Laetitia Colombiani wieder ein Buch mit starken Frauen als Hauptfiguren gelungen ist, aber historische Romane sollte sie besser nicht schreiben.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 23.03.2019

schön traurig

Bestimmt schön im Sommer
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Marlene Fleißig schildert in "Bestimmt schön im Sommer", wie eine junge Frau den Selbstmord ihrer Schwester verarbeitet.

Der Roman zeichnet sich besonders sprachlich aus. Der Stil hat mir sehr gefallen ...

Marlene Fleißig schildert in "Bestimmt schön im Sommer", wie eine junge Frau den Selbstmord ihrer Schwester verarbeitet.

Der Roman zeichnet sich besonders sprachlich aus. Der Stil hat mir sehr gefallen und auch die unterschiedlichen Textarten in den Kapiteln sind sehr abwechslungsreich.

Leider wird der Leser sowohl durch das florale Cover als auch die Beschreibung auf der Rückseite ("humorvoller Roman") etwas in die Irre geführt. Ich fand den Roman nicht humorvoll, sondern höchstens sarkastisch. Der Text lässt den Leser mit den selben Fragen alleine, die sich auch die Angehörigen stellen: dre Selbstmord wird nicht erklärbar und auch die Familie lässt vieles unausgesprochen.

Adelas Schwester geht ihren Trauerweg zum größten Teil alleine und kommt erst am Ende wieder bei sich selber an.

Das ist mir sehr nahe gegangen und passte nicht zu meinen Erwartungen, die auf eine leichte Romanze vor dem Hintergrund einer düsteren Vergangenheit zielten.
Trotzdem möchte ich dem Roman 3 Sterne verleihen für seine literarische Qualität.

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Veröffentlicht am 02.03.2019

Zeitreise in die 50er

Ein Tropfen vom Glück
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Antoine Laurains neues Werk erinnert nicht nur vom Cover her an seine vorherigen Bestseller (Der Hut des Präsidenten, Liebe mit zwei Unbekannten). Seine charmante Erzählweise und sein gut zu lesender Stil ...

Antoine Laurains neues Werk erinnert nicht nur vom Cover her an seine vorherigen Bestseller (Der Hut des Präsidenten, Liebe mit zwei Unbekannten). Seine charmante Erzählweise und sein gut zu lesender Stil entführen uns diesmal in die 50er Jahre in Paris. Die Idee des Buches gefiel mir sehr gut: Vier Personen, die aufgrund eines Einbruchs an einem Abend zufällig zusammentreffen und sich vorher nicht gut kannten, werden durch das gemeinsame Trinken einer Flasche Wein in das Jahr 1954 zurückversetzt. Detailgetreu beschreibt Laurain die Atmosphäre in Paris und erwähnt viele Prominente (wobei sie für einen französischen Leser vielleicht noch eine größere Bedeutung haben).
Die Hauptpersonen werden alle in einem Eingangskapitel vor der Zeitreise eingeführt, so dass man sie sofort ins Herz schließen kann.
Leider ist mir der Verlauf des Buches dann an vielen Stellen zu wein-selig, Probleme werden allenfalls am Rande erwähnt und Konflikte (ein anderer Zeitreisender trifft sich selber...) nicht wirklich gelöst.

Das Buch steuert die ganze Zeit auf das große, an mancher Stelle vielleicht übertriebene Happy-End zu, so dass ich leider nur 3 Sterne vergeben mag. Eine leichte Lektüre, die ich dennoch zur Entspannung empfehlen kann.

Veröffentlicht am 29.01.2019

wenn aus Spaß Ernst wird...

Schund und Sühne
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Da ich noch kein Buch von Anna Basener gelesen hatte, aber schon viel über die "0mma" gehört hatte, war ich sehr gespannt auf das Buch.
Aus der Leseprobe heraus erwartete ich eine leichte, ironische und ...

Da ich noch kein Buch von Anna Basener gelesen hatte, aber schon viel über die "0mma" gehört hatte, war ich sehr gespannt auf das Buch.
Aus der Leseprobe heraus erwartete ich eine leichte, ironische und vielleicht auch ein bisschen bissige Abrechnung mit den Gepflogenheiten des Adels.

In den ersten zwei Dritteln werden diese Erwartungen auch zu großen Teilen erfüllt. Das Buch ließ sich sehr flüssig lesen und ich habe mehrfach herzhaft gelacht.
Die Groschenromanschreiberin, die sich in die adelige Familie verirrt; der schwule Prinz, der sich nicht outen will, da er dann nicht erben kann; die wahnhaft nach einem Mann suchende Prinzessin; der Rosenzüchter, der lieber die Welt verbessern will: sie alle werden herrlich überzeichnet dargestellt und die unpassenden Begegnungen miteinander, wenn Adel und Ungeborene aufeinander treffen, sorgen für weitere heitere Momente. Und ich habe noch nicht die ältere Generation erwähnt.

Ohne spoilern zu wollen, muss ich allerdings vor den Wendungen warnen, die sich im letzten Drittel ereignen. Man sollte nicht prüde sein, wenn man das Buch mit einem guten Gefühl zu Ende lesen will. Es gibt einen Selbstmord, eine detailgetreue Beschreibung über das Ausnehmen eines Hirsches und mehrere harte Sex-Szenen, die ich in einem solch leichten Roman nicht erwartet hätte und die meinen Lesegenuss stark beeinträchtigt haben.

Ich vergebe trotzdem 3 Sterne, einfach weil der Rest des Buches so herrlich anders ist.

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Veröffentlicht am 13.08.2018

Sozialdrama mit Happy End

Beim Ruf der Eule
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Das Sozialdrama "Beim Ruf der Eule" von Emma Claire Sweeney berichtet von Maeve, die auch als ältere Dame noch eine kleine Pension am Meer führt, in der alle Menschen willkommen sind. Besonders wohl fühlen ...

Das Sozialdrama "Beim Ruf der Eule" von Emma Claire Sweeney berichtet von Maeve, die auch als ältere Dame noch eine kleine Pension am Meer führt, in der alle Menschen willkommen sind. Besonders wohl fühlen sich bei ihr Menschen mit geistiger Behinderung. In Rückblenden erfährt der Leser nach und nach, welche Katastrophen und verpassten Möglichkeiten in ihrer Jugend zu ihrem heutigen Leben geführt haben und wie sie sich ihrer vermeintlichen Schuld stellt.

Das Cover ist verspielt und erinnert an Deko-Artikel mit Eulen. Leider ist der Titel nicht sehr sinngebend, nur an 2 Stellen wird das Symbol der Eule aufgegriffen, es ist aber sicher nicht der rote Faden des Buches. Das Cover passt allerdings wieder dazu, dass – soviel sei ohne zu viel Spoiler verraten – am Ende alle gut wird. Das ist für mich allerdings auch ein Kritikpunkt an der Geschichte, weil mir das zu realitätsfern und fast ein bisschen kitschig vorkam.

Durch die sich abwechselnden Zeitebenen wird der Leser ab und an etwas verwirrt, da es keine klaren Merkmale gibt, an denen man erkennen kann, zu welchem Zeitpunkt des Lebens die Erzählung sich gerade befindet. Man ist mit der Protagonistin in einem Erinnerungsstrudel gefangen. Besonders merkwürdig sind die Einschübe, die zunächst keinerlei Sinn zu ergeben scheinen und aus aneinandergereihten, sich ständig wiederholenden Phrasen, Kinderreimen oder Liedanfängen bestehen. Erst nach einigen Kapiteln begreift man den Sinn dieser Verse. Solange muss man das als Leser dann wohl aushalten...

Im Mittelpunkt des Buches steht der Umgang der Gesellschaft mit geistig Behinderten. Hierbei ist durch die verschiedenen Zeitebenen ein Vergleich zwischen den 1950ern und der heutigen Zeit möglich. Aus dem Nachwort erfährt man, dass die Autorin hier biografische Erfahrungen aus dem Umgang mit ihrer Schwester einfliessen lassen konnte. Das macht das Buch natürlich authentischer.

Ich vergebe für die ungewöhnliche, aber teilweise etwas langatmige und nicht immer stimmige oder nachvollziehbare Geschichte 3 Sterne.

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