Profilbild von Zeilenliebe

Zeilenliebe

Lesejury Star
offline

Zeilenliebe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Zeilenliebe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2019

Ich würde ich so gerne den zweiten Teil lesen!

Die Töchter von Ilian
0

Allgemeines:

Die Töchter von Ilian ist das neuste Werk aus der Feder von Jenny-Mai Nuyen. Auf meinem Blog findet ihr bereits Rezensionen zu ihren Büchern Heartware und Nijura – Das Erbe der Elfenkrone. ...

Allgemeines:

Die Töchter von Ilian ist das neuste Werk aus der Feder von Jenny-Mai Nuyen. Auf meinem Blog findet ihr bereits Rezensionen zu ihren Büchern Heartware und Nijura – Das Erbe der Elfenkrone. Alle anderen habe ich zwar gelesen, aber noch nicht rezensiert.

Die Töchter von Ilian ist im High Fantasy Genre zu verorten und hat (wie so oft in diesem Genre) mit 656 Seiten einen Umfang mit Schmökerpotential. Fischer Tor bietet dem Paperback ein Zuhause und hat ihm ein Gewand verliehen, das sofort an das Thema Natur denken lässt.

Ob der verwendete Sticker mit dem Inhalt: Starke Fantasy von einer starken Autorin in der heutigen Zeit noch notwendig ist, stelle ich einfach mal zur Debatte… Ich hätte das Buch auf jeden Fall auch gelesen, wenn es ein Mann geschrieben hätte… Des Weiteren hätte ich mir für eine so besondere Geschichte auch ein etwas ausgefalleneres Cover gewünscht. Zum Glück kann die innen abgebildete Karte überzeugen, die vielversprechende Details zur Geschichte enthält.

Inhalt:

„Die junge Walgreta wünscht sich nichts sehnlicher, als von den Weisen Frauen aufgenommen zu werden, die in den tiefen Wäldern die magischen Mysterien wahren. Doch das Schicksal führt sie auf andere Pfade: Bei Feierlichkeiten in der Zwergenstadt Horuns Bauch verliebt sie sich in den elfischen Wandererzähler Fayanú. Fayanú wurde von den Elfen ausgesandt, um die verschollenen Iliaden – vier geheimnisvolle magische Artefakte – aufzuspüren und zurück ins Reich Ilian zu bringen.

Er widersetzt sich jedoch seinen Befehlen und schenkt Walgreta den ›Blickenden Becher‹, jenes magische Artefakt, das die Vergangenheit sichtbar macht. Walgreta erkennt darin eine Chance, die Herrschaft der Weisen Frauen wiederherzustellen, die einst die Völker der Zwerge, Elfen und Menschen ohne Gewalt regierten. Zusammen mit Fayanú bricht sie auf zu einer gefahrvollen Reise. Denn sie sind nicht die Einzigen, die es auf die magischen Artefakte abgesehen haben … “ (Quelle: Fischer Tor)

Meine Meinung:

Wo soll ich da anfangen?

Ich habe das Buch vor einigen Tagen beendet. An die Rezension konnte ich mich nicht sofort setzen. Das hatte keine zeitlichen Gründe. Ich musste die Geschichte erst einmal sacken lassen. Zudem habe ich noch viel recherchiert und einige Interviews mit der Autorin gelesen, um alles wirklich zu verstehen. Und schon sind wir bei dem Punkt angekommen, der Nuyens Buch von vielen anderen abhebt: Ihre genaue Recherche und die vielen Informationen, die sich hinter der eigentlichen Geschichte verbergen. Nuyen zeichnet im Grunde genommen ein Portrait einer früheren Zeit, das sich an vielen Stellen problemlos auf die heutige Gesellschaft übertragen lässt. Inspiriert wurde sie dazu von den Einwanderungswellen während der Kupferzeit und dem damaligen Leben der Menschen.

Als besonders aufschlussreich habe ich dieses Interview empfunden. Wenn ihr mehr über das Buch erfahren möchtet, seid ihr dort auf jeden Fall richtig.

Aber nun zur eigentlichen Geschichte. Besonders gefallen hat mir der Grundgedanke, dass die magischen Artefakte innerhalb der Geschichte an Magie bzw. Kraft gewinnen, wenn sie verschenkt werden. Das wiederspricht dem Grundgedanken der meisten Menschen, immer alles besitzen zu wollen und der Geiz-ist-geil-Mentalität der heutigen Gesellschaft enorm. So etwas habe ich bisher noch nicht gelesen und so mancher sollte diesen Gedanken dringend auch in seinem eigenen Leben weiterverfolgen… Des Weiteren fällt es mit einem solchen Grundgedanken schwer, eine Geschichte zu schreiben, in der das Gute gegen das Böse kämpft. Wer ist gut? Wer ist böse? Warum? Genau diese Fragen haben auch die Protagonisten der Geschichte mehrfach beschäftigt. Wie weit kann ich gehen, wenn ich letzten Endes ein Artefakt verschenken will? Was darf ich tun, um es zu bekommen? Spannende Fragen, mit denen ich mich beim Lesen ebenfalls vielfach beschäftigt habe. Ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert und tatsächlich in Gedanken häufiger „die Seite gewechselt“. Vermutlich ist genau dieses Dilemma bzw. der eigene innere Konflikt um die Thematik Gut und Böse in seiner Komplexität von Nuyen gewollt. Ein angenehmer Schachzug, der Innovation in die Geschichte bringt und sie für mich absolut unvorhersehbar gemacht hat.

Die Protagonisten der Geschichte sind einzigartig, obwohl sie den klassischen Völkern der Fantasy entstammen. Wir begleiten Fayanú und Walgreta, die eine ganz besondere Liebe verbindet auf ihrer Reise und der Suche nach den Artefakten. Dabei kreuzen und trennen sich ihre Wege immer wieder. Sie treffen auf Charaktere, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Beide müssen Entscheidungen treffen, die sie in ihrem Ausmaß und ihren Auswirkungen nicht einschätzen können. Beide leiden, beide verlieren und beide triumphieren. Auf ihre ganz eigene und von Nuyen poetisch erzählte Art und Weise.

Fazit:

In der heutigen Zeit ist der Erfolg eines Buches stärker denn je an die Verkaufszahlen gebunden. Kauft dieses Buch – nur dann wird es einen zweiten Teil geben. Und den würde ich so gerne lesen!

Veröffentlicht am 24.03.2019

Eine herrlich schräge und skurrile kleine Geschichte für erwachsene Leser!

Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden)
0

Allgemeines:

Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden) ist am 28.02.2019 als gebundenes Büchlein bei dtv Junior erschienen. Das Büchlein ...

Allgemeines:

Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden) ist am 28.02.2019 als gebundenes Büchlein bei dtv Junior erschienen. Das Büchlein hat 176 Seiten und wird vom Verlag ab einem Lesealter von neun Jahren empfohlen. Im Verlauf dieser Rezension weise ich auf einige Gründe hin, die die Geschichte in meinen Augen für so junge Leser nicht als geeignet erscheinen lassen.

Inhalt:

„Wie die Willoughby-Kinder zu glücklichen Waisen wurden

Die Willoughby-Geschwister – Timothy, die Zwillinge Barnaby A und Barnaby B und ihre kleine Schwester Jane – sind altmodische Kinder, die altmodische Abenteuer lieben. Unglücklicherweise sind die Willoughby-Eltern nicht besonders angetan von ihren Kindern. Tatsächlich ist es umgekehrt nicht anders. Auf dem Weg zu ihrem ersehnten Ziel – dem Dasein als Waisen – erleben die Geschwister so manches altmodische Abenteuer und machen seltsame Bekanntschaften, zum Beispiel mit einem skurrilen Kindermädchen, einem scheußlichen Baby und einem melancholischen Fabrikanten. Selbstverständlich gibt es ein ordnungsgemäßes Happy End für alle Beteiligten – wie bei allen altmodischen Kinderbüchern.“ (Quelle: Verlagsseite dtv)

Meine Meinung:

Auf die Geschichte, die den etwas sperrigen Namen Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden) trägt, bin ich in der Vorschau des dtv Verlags gestoßen. Der skurrile Titel hat mich sogleich neugierig gemacht. Dahinter konnte sich ja nur eine gute Geschichte verbergen. Und so ist es auch.

Interessierte Leser halten mit diesem Büchlein ein herrlich abstruses Exemplar in der Hand. Ben Aaronovitch hat mir dieses Wort nähergebracht. Aber was bedeutet abstrus eigentlich? Die grundlegende Wortbedeutung des Adjektivs ist „verworren, unklar“. Synonym werden Begriffe wie „abwegig und chaotisch“ verwendet. In der Familie Willoughby ist vor allem eins verworren, unklar und abwegig: Wie zur Hölle kann man sie als Familie bezeichnen? Ein so chaotischer Haufen an Charakteren, die irgendwie zusammenleben, aber eigentlich keine familiären Beziehungen miteinander haben, außer die der Blutsverwandtschaft. Den Eltern ist es egal, was ihre Kinder tun. Ja, sie wollen sie sogar loswerden! Sie kennen nicht einmal alle Namen ihrer Kinder. In ihrer Abwesenheit lassen sie die Kinder mit einem ihnen unbekannten Kindermädchen allein, schreiben das Haus zum Verkauf aus und teilen den Kindern mit, dass sie ausziehen müssen. Wenn man nun denkt, dass die Kinder davon schwer getroffen sind, hat man falsch gedacht. Auch die Kinder fassen den Plan, lieber elternlos zu sein. Klingt böse, ist es auch!

Die Geschichte hat einen herrlich altmodischen Schreibstil. Das ist so gewollt, schließlich ist die Familie Willoughby eben auch herrlich altmodisch. Sie leben in einer altmodischen Stadt, die Eltern machen eine altmodische Weltreise und es sind altmodische Kinder. Als Leser fliegt man nur so durch die Seiten, die zu allem Überfluss auch noch mit altmodischen Zeichnungen zu jedem Kapitelbeginn verziert sind.

Ihr könnt vermutlich erkennen, dass ihr dieses Buch keineswegs zu jungen Lesern als Lektüre geben solltet. Die intendierte Zielgruppe des Verlags ist aber die der jungen Leser. Das Buch ist bei dtv Junior erschienen und wird ab neun Jahren empfohlen. Dem möchte ich vehement widersprechen – natürlich können Kinder in diesem Alter das Buch lesen. Wie es dann aber mit dem Verstehen des schwarzen Humors, der befremdlichen Ereignisse und der schrägen Handlung aussieht, das stelle ich mal zur Diskussion… Eventuell wirkt das Zusammenspiel auch wenig förderlich auf gute nächtliche Träume. Insgesamt würde ich die Geschichte frühestens ab 12 Jahren empfehlen – auch dann ist sie an vielen Stellen noch so besonders, dass sie vermutlich erklärungsbedürftig sein wird. Vergleichbar ist das Buch wohl am ehesten mit Geschichten von Roald Dahl oder der Buchreihe Lemony Snicket. Mich konnte die zugleich düstere und an vielen Stellen warmherzige Geschichte begeistern. Vielleicht könnte man sie eher als Buch für Erwachsene vermarkten?

Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch den Anhang des Buches. Dort sind viele andere literarische Werke aufgelistet, in den Waisenkinder eine tragische Rolle spielen, die sich durch ein bestimmtes Ereignis zum Guten wendet. Innerhalb der Geschichte wurde mit so manchem Querverweis gearbeitet, den man mit diesem Wissen noch besser verstehen kann. Zusätzlich regt der Anhang dazu an, sich die erwähnten Geschichten noch einmal genauer anzuschauen.

Fazit:

Eine herrlich schräge und skurrile kleine Geschichte für erwachsene Leser.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Ein richtig tolles Buch!

1793
0

Allgemeines:

Niklas Natt och Dag hat eine ganz besondere Beziehung zur schwedischen Geschichte, da er aus der ältesten Adelsfamilie Schwedens stammt. Das wird ausdrücklich betont, egal wo man etwas über ...

Allgemeines:

Niklas Natt och Dag hat eine ganz besondere Beziehung zur schwedischen Geschichte, da er aus der ältesten Adelsfamilie Schwedens stammt. Das wird ausdrücklich betont, egal wo man etwas über ihn liest. Daher auch die Erwartung an ihn, einen besonders guten historischen Krimi zu schreiben, die sich erfüllt zu haben scheint. Mit 1793 legt er einen historischen Krimi vor, der mit dem Schwedischen Krimipreis für das beste „Spannungsdebüt“ ausgezeichnet wurde. Natt och Dag lebt in Stockholm, wo er als freier Journalist arbeitet. 1793 erscheint am 01. März 2019 als Klappenbroschur bei Piper und umfasst 496 Seiten.

Inhalt:

„Stockholm im Jahr 1793: Ein verstümmeltes Bündel treibt in der schlammigen Stadtkloake. Es sind die Überreste eines Menschen, fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Ruf nach Gerechtigkeit spornt zwei Ermittler an, diesen grausamen Fund aufzuklären: den Juristen Cecil Winge, genialer als Sherlock Holmes und bei der Stockholmer Polizei für »besondere Verbrechen« zuständig, und Jean Michael Cardell, einen traumatisierten Veteranen mit einem Holzarm. Schon bald finden sie heraus, dass das Opfer mit chirurgischer Präzision gefoltert wurde, doch das ist nur einer von vielen Abgründen, die auf sie warten …“ (Quelle: Verlagsseite Piper)

Meine Meinung:

Sehr originell ist der auf alt gemachte Brief, der dem Buch beigelegt ist. Der Ermittler Cecil Winge, der auch in 1793 eine wichtige Rolle spielt, bittet den hochverehrten Leser um Mithilfe bei der Lösung des vorliegenden Falls. Da kann man nur hoffen, dass der Leser nicht allein gelassen wird, wenn er scheitert… Auf jeden Fall ist die Leselust geweckt.

1793 – Das Jahr der Französischen Revolution scheint in Schweden keine Unruhen hervorzurufen. Stattdessen gibt es hier einen Kriminalfall zu lösen, wer weiß aber, ob dieser nicht auch politische Hintergründe hat – abwarten!

Starke Nerven muss man haben, wenn man dieses Buch liest. Die Zeit um 1793 war geprägt von Armut, mangelnder Hygiene, Gewalt, Korruption, Machtmissbrauch und Düsternis. Das kommt nicht zu kurz in diesem Roman, nichts für zarte Gemüter, keine Zeit zum Ekeln. Als Cardell eine vermeintliche Leiche aus dem Wasser bergen muss, erlebt er:

„Das Wasser fühlte sich zwischen seinen Fingern zäh und dickflüssig an. Um ihn herum treibt all das, was man nicht einmal in den Elendsvierteln Södermalms für aufhebenswert hält.“ (S. 17)

1793 beginnt in einer Spelunke, in der Männer nach durchzechten Nächten auch schon mal mit dem Kopf auf dem Tisch einschlafen. Die Stimmung ist düster und schmutzig, genau so, wie man sich das vorstellt. Nachdem man sich in die Atmosphäre hineingefühlt und -gedacht hat, wird man mit den beiden Hauptfiguren von 1793 konfrontiert: Jean Michael Cardell, dem Mann aus der Spelunke, der zwar einarmig, aber vielleicht sogar gerade deshalb besonders wehrhaft ist, immer darauf bedacht, die Menschen in seiner Umgebung von Gewalttaten abzubringen. Dass er dabei selber äußerst heftig vorgeht, nun ja. Die zweite Hauptfigur ist der Jurist Cecil Winge, der für die Polizei in Stockholm immer wieder in Verbrechen herumstochert. Er ist aus vielerlei Hinsicht eine tragische Figur.

Natt och Dag versteht es sehr gut, den Leser mitzunehmen in das düstere Stockholm des 18. Jahrhunderts. Er beschreibt Stimmungen, Räume, zwischenmenschliche Atmosphären so, dass man alles quasi durchlebt. Das gelingt nur wenigen Autoren. Man wird demütig, wenn man liest, unter welchen Bedingungen die Menschen gelebt haben. Natt och Dag verbindet geschickt Fiktion und Historie, man erfährt eine Menge über das Alltagsleben, die Politik, die Justiz in Stockholm. Am Beispiel der Protagonisten Cardell und Winge lässt er den Leser teilhaben an Persönlichem und Politischem. Eine gute Art, eine Geschichte zu erzählen.

Es würde dem Lesen gut tun, wenn ein Glossar, eine Karte und eine Übersicht über die Personen im Buch zu finden wären. Man ist nicht vertraut mit vielen Ausdrücken, den Orten. Zudem gibt es wirklich viele Personen auf den ersten 100 Seiten, das kann manchen Leser zum Aufgeben bringen. Da ich ein Vorabexemplar gelesen habe, kann ich jedoch nicht beurteilen, ob in der Endversion ebenjene Dinge, die ich vermisst habe, enthalten sind.

Fazit:

Ein Buch, das einen nur begeistert, wenn man sich auch für Historisches und ein wenig für Schweden interessiert. Wenn man aber dieses Interesse aufbringt, liest man ein richtig tolles Buch.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Dieses Buch sollte nie zu Ende sein!!!

Nichts weniger als ein Wunder
1

Allgemeines:

Markus Zusak ist durch seinen Roman Die Bücherdiebin international bekannt geworden. Er selber hat nie geglaubt, dass dieses Buch von so vielen Menschen gelesen werden würde. Nach 13 Jahren ...

Allgemeines:

Markus Zusak ist durch seinen Roman Die Bücherdiebin international bekannt geworden. Er selber hat nie geglaubt, dass dieses Buch von so vielen Menschen gelesen werden würde. Nach 13 Jahren erscheint nun mit Nichts weniger als ein Wunder endlich ein neues Buch von ihm. Anders als Die Bücherdiebin ist es ein Roman für Erwachsene. Zusak hatte die Idee zu diesem Buch bereits vor 20 Jahren und ist stolz darauf, es nun vollendet zu haben.

Nichts weniger als ein Wunder ist am 04. Februar 2019 bei Limes als Hardcover erschienen und umfasst stolze 635 Seiten.

Inhalt:

„Dies ist die Geschichte der fünf Dunbar-Brüder. Nach dem Tod der geliebten Mutter und dem Weggang ihres Vaters leben sie nach ihren ganz eigenen Regeln. Sie trauern, sie lieben, sie hassen, sie hoffen und sie suchen. Nach einem Weg, mit ihrer Vergangenheit klarzukommen, nach der Wahrheit und nach Vergebung. Schließlich ist es Clay – angetrieben von den Erinnerungen an ihren tragischen Verlust –, der beschließt, eine Brücke zu bauen. Eine Brücke, die Vergangenheit zu überwinden und so sich selbst und seine Familie zu retten.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Keine leichte Kost, muss man sagen, wenn man die ersten Seiten dieses Buches gelesen hat. Man muss sich durchwühlen durch diese ersten Seiten, Zusak springt hin und her, fabuliert und beschreibt, dass es eine Freude ist, aber mehrmals lesen muss man sie, die Sätze. Sonst entsteht Verwirrung: Wo ist man und von wem ist die Rede, was ist da passiert? Ein ungewöhnlicher Anfang eines Buches, einer, der neugierig macht, denn man sucht nach dem Autoren der Bücherdiebin und so langsam kommt er auch hervor.

Erzählt wird aus der Perspektive des nun erwachsenen Matthew, der die Geschichte aufschreibt. Matthew, der eine alte Schreibmaschine vergraben auf einem Grundstück nebst Tierknochen ausgebuddelt hat, der deshalb sehr glücklich ist. Warum, wird man noch erfahren.

Dieses Buch braucht ein wenig Zeit, um sich zu entfalten, es dauert, bis man es genießen kann. Aber dann ist es wie eine warme Dusche, die sich über den Leser ergießt. Dieses Bild passt übrigens sehr zur Sprache Zusaks (oder der seiner Übersetzerin): Das Buch ist voll von sprachlichen Bildern, Personifikationen und Beschreibungen.

„Im Haus war es wie in einem Ofen. Die Möbel wurden geröstet. Die Bilder waren gerade aus dem Toaster gesprungen. (…) Die Sonne schlug hart gegen die Fenster. Am Tisch wurde ausgiebig geschwitzt.“ (S. 13)

Manchmal ist das fast zu viel des Guten.

Zurück zur warmen Dusche: Die Protagonisten sind alle mit viel Liebe ausgestaltet. Jeder kommt zu seinem Recht, die Beweggründe für ihr Denken und Handeln werden abgewogen, erklärt, hinterfragt, aber niemals verurteilt. Zusak ist viel unterwegs in seinem Buch. Er lässt Matthew, den Erzähler der Geschichte, zurückreisen in die Kindheit von Mutter und Vater, lässt sie wieder jung sein und sich kennenlernen. Ganz nebenbei flicht er Themen ein wie Migration, Vorurteile, Politik und Armut. Diese eigentlich schweren Themen kommen leicht und doch eindringlich daher, sie bleiben hängen in den Gedanken des Lesers und lassen ihn die Figuren des Buches immer besser verstehen. Dann ist man wieder in der Gegenwart, im Alltag der fünf Geschwister, aber auch hier einmal in deren Kindheit und dann wieder im Jetzt. Man muss sehr aufpassen als Leser, zumal die Kapitel sehr merkwürdige, oft humorvolle Überschriften haben, die zunächst kaum Sinn machen, nach dem Lesen aber für ein Aha-Erlebnis sorgen. Oft muss man schmunzeln. Der Leser wird trotz der vordergründigen Unübersichtlichkeit der Handlung gut an die Hand genommen von Zusak und kann das Lesen sehr genießen.

Die fünf Brüder sind eine Gemeinschaft für sich. Teilweise unglaublich, wie sie miteinander umgehen, aber wenn es drauf ankommt, sind sie sich einig. Auf der anderen Seite herrscht zwischen ihnen ein Umgang, der einen den Kopf schütteln lässt.

„Ich, Rory, Henry, Clayton, Thomas. Wir würden nie mehr dieselben sein. (…) Viele sahen in uns nur Rabauken. Barbaren. Meistens stimmte das auch. (…) Wir fluchten wie Matrosen, kämpften wie Rivalen und forderten einander ständig heraus.“ (S. 23)

Dieses Buch sollte nie zu Ende sein!!!

Fazit:

Nur für Leser, die sich einlassen wollen auf ein Buch, das Zeit und Muße braucht. Für Leser, die gut erzählte Geschichten lieben und die Sprache des Autors zu würdigen wissen.

Veröffentlicht am 08.02.2019

Das große Finale

Sündengräber
0

Allgemeines:

Kristina Ohlsson ist 1979 in Schweden geboren und arbeitete viele Jahre für das schwedische Außen- und Verteidigungsministerium. Sie ist einer breiten nationalen und internationalen Leserschaft ...

Allgemeines:

Kristina Ohlsson ist 1979 in Schweden geboren und arbeitete viele Jahre für das schwedische Außen- und Verteidigungsministerium. Sie ist einer breiten nationalen und internationalen Leserschaft bekannt. Ihre Bücher um die Ermittlerin Fredrika Bergmann und ihren Kollegen Alex Recht begeistern alle, die einen gut gemachten Thriller lieben. Es gibt bereits eine andere Thrillerreihe von Ohlsson, die ebenso packend ist. Mit Sündengräber schließt Ohlsson die Bergmann-Recht-Reihe ab. Sündengräber ist am 14. Januar 2019 bei Limes als Hardcover erschienen und umfasst 480 Seiten.

Inhalt:

„Das große Finale für Alex Recht und Fredrika Bergman!

Ein Mann wird in seinem Sessel erschossen aufgefunden – mit dem Ehering seiner Tochter am Finger. Ein Bestatter sucht verzweifelt nach seinem verschwundenen Bruder. Eine Frau kämpft darum, die Kontrolle über ihr Leben zu behalten, während ihr Mann von Tag zu Tag gefährlicher wird … Fredrika Bergman und Alex Recht erkennen einen Zusammenhang zwischen diesen Fällen. Sie begeben sich auf eine Spurensuche, die in die Vergangenheit führt – zu Sünden, die längst begraben schienen, und doch tödlicher denn je sind.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Sündengräber beginnt wieder wie ein typischer Ohlsson: Es gibt verschiedene Todesfälle oder Unglücke, die scheinbar überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Der Leser muss und sollte sich darauf einlassen, wenn er teilhaben möchte an dem Plot, der dann folgt. Ohlsson schreibt einfach packend und nimmt einen sofort mit in die Welt der Verbrechen und deren schrägen Beweggründen. Auch in Sündengräber hat man wie bereits in Aschenputtel oder Sterntaler erst einmal gewisse Sympathien für die Protagonisten, die Dreck am Stecken haben, denn sie denken mit Grauen, Reue, voller Selbstzweifel an die Dinge, durch die sie in ihrer Vergangenheit anderen Menschen geschadet haben. Ich war sofort drin in diesem Buch.

Die beiden Ermittler Bergmann und Recht lassen in jedem Band der Reihe neue Facetten ihrer Persönlichkeit erkennen, das gibt dem Leser das Gefühl, sie immer besser zu kennen. In diesem Buch allerdings ist Fredrika mehr im Zentrum des Geschehens als man sich denken kann und möchte. Und sie gibt sich zugeknöpfter als gewohnt, was natürlich einen Grund hat. Jemand mietet ein Haus am Waldesrand, um angeblich eine Familie in Sicherheit zu bringen, ein Bestatter vermisst seinen Bruder samt Familie und ein Unternehmer ist tot.

Es geht um Männerfreundschaften, tote Kinder, ein Verbrechen in der Vergangenheit und somit sehr viele Fragezeichen. Ohlsson schafft es perfekt, die Fäden zusammenzuhalten. Die Spannung bleibt auf einem hohen Level. Man muss solcherart geschriebener Thriller mögen, denn aufmerksames Lesen ist ein Muss. Durch diese Art zu schreiben hebt Ohlsson sich wohltuend von der Masse ab. Es gibt unglaublich viele Spuren und genauso viele potentielle Täter. Es geht um Misstrauen, Solidarität, alte Freundschaften, falsch verstandene Rücksichtnahme und … .

Als Leser ist man hin und hergerissen, denn Gut und Böse sind nicht eindeutig identifizierbar, sondern in fast jedem Protagonisten vereint. Wie sich dieses Konstrukt auflöst, weiß man überhaupt nicht. So bleibt man fast atemlos dabei. Die Übersicht über die Handlung behält man durch die Kapitelüberschriften und Unterbrechungen durch Vernehmungsprotokolle.

Am Schluss gibt es Hoffnung für alle Liebhaber dieser Reihe. Ohlsson schließt nicht ganz aus, doch noch weitere Bände zu schreiben.

Fazit:

Man kann Sündengräber für sich lesen. Kennt man aber alle Bände dieser Reihe, hat man einfach mehr von diesem Buch. Ich bedauere es sehr, dass Ohlsson diese Reihe vorerst nicht fortsetzt. Aber man kann sicherlich mit Spannung auf Neues warten. Denn auch ihre Bücher wie der Papierjunge sind großartig.