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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2019

Bezaubernd

Das Feuer von Konstantinopel
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"Das Feuer von Konstantinopel" ist vom Autor Ingmar Gregorzewski vornehmlich als historischer Jugendroman konzipiert, zeitlich angesiedelt kurz vor dem ersten Weltkrieg. Den Begriff Jugend sollte man vorab ...

"Das Feuer von Konstantinopel" ist vom Autor Ingmar Gregorzewski vornehmlich als historischer Jugendroman konzipiert, zeitlich angesiedelt kurz vor dem ersten Weltkrieg. Den Begriff Jugend sollte man vorab schon einmal dehnbar auffassen, denn diese zauberhafte Geschichte wird einfach jeden Leser unter hundert Jahren in seinen Bann ziehen:
Auf einem Fährschiff quer über den Bosporus vertreibt ein Erzähler den Passagieren die Zeit.
Er erzählt von Felix Flocke und seiner Familie. Der Junge verbringt seine Ferien in Konstantinopel bei seinem Onkel. Das bunte turbulente Leben der Grossstadt fasziniert ihn und auch der Zauberladen vom Onkel Fridolin bietet wesentlich mehr Abwechslung als das wohlbehütete Leben daheim unter der Aufsicht des überkorrekten Fräulein Romitschka.
Hals über Kopf wird er zu seinen Eltern zurückgeschickt, um ihn vom zwielichtigen Kardinal fernzuhalten. Felix merkt, daß die Erwachsenen sich fürchten, doch keiner weiht ihn in die Familiengeheimnisse ein. Als das elterliche Haus unter merkwürdigen Umständen ein Raub der Flammen wird, steht der Junge von einem Moment auf den anderen völlig mittellos da und ist auf die Gunst des Kardinals angewiesen. Zusammen mit einem anderen Betteljungen, Baptist, der prophetisch begabt ist und Esther, der kleinen Zaubergeigerin wird er in den Palast der Kaiserin eingeschleust um einen der kostbarsten Rubine der Welt zu stehlen, dem "Feuer von Konstantinopel"
Mit diesen dürren Worten kann man nur ganz grob die Handlung skizzieren ohne zuviel zu verraten. Auf keinen Fall kann man damit die märchenhafte Atmosphäre einfangen. Jede Hauptperson hat ihren unverwechselbaren liebevoll gezeichneten Charakter und hat eine festgefügte tragende Rolle im Handlungsstrang.
Der Autor schreibt in klaren, verständlichen Sätzen und schafft damit einen Spagat zwischen verschiedenen Verständnisebenen. Der Jugendliche liest ein geheimnisvolles und buntes Abenteuer, aber der Erwachsene taucht ein in ein poetisch philosophisches Märchen. Natürlich habe ich nun den ausdrücklichen Wunsch nach einer Fortsetzung. Mein größter Wunsch allerdings wäre eine kleine Taschenbuchausgabe der vorliegenden Geschichte, denn nichts eignet sich besser als Geschenk für Freunde, die schon alles haben als "Das Feuer von Konstantinopel"

Veröffentlicht am 24.03.2019

Wer ist der Schurke?

Gegen alle Zeit
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Henry Ingram spielt den Captain Macheath in der Bettleroper. Eines Morgens erwacht er auf stinkendem Strohlager und findet sich im London des 18.Jahrhunderts wieder. Die Personen um ihn herum erkennt er ...

Henry Ingram spielt den Captain Macheath in der Bettleroper. Eines Morgens erwacht er auf stinkendem Strohlager und findet sich im London des 18.Jahrhunderts wieder. Die Personen um ihn herum erkennt er nach und nach als Figuren des Schauspiels, er ist mittendrin im Geschehen. Einerseits läuft er staunend durch die alte kaum wiederzuerkennende Hauptstadt, überwältigt von Bildern und Gerüchen, andererseits ist er gefangen in der Zeit und weiß keinen Weg zurück. Nur das Handy in seiner Tasche gilt ihm als Beweis, dass der Zeitsprung real ist. Zusammen mit den Huren Poll und Bess, sowie dem Räuberkumpan Blueskin befreien sie mit einem tollkühnen Akt den Räuberhauptmann Jack Sheppard aus dem Gefängnis. Der Generaldiebesfänger Jonathan Wild bleibt immer dicht auf ihrer Spur. Nach und nach erkennt Henry Ingram, dass es ursächlich um eine Jahre zurückliegende jakobinische Verschwörung geht, die nun Auswirkung auf ihrer aller Leben hat.
Opulent und mitreißend sind die Adjektive, die mir als erstes zu diesem historischen Roman einfallen. Der Autor hat gründlich recherchiert, die Erkenntnisse fließen mit Leichtigkeit in das Geschehen ein. Der Leser wandelt in einer früheren Welt (er kann froh sein, daß die Gerüche außen vor bleiben!), die er abwechselnd aus der Sicht von Henry oder Bess oder Blueskin betrachtet. Beeindruckend wie es zum Beispiel in dem berüchtigten Irrenhaus Bedlam zuging. So genau wurden die Zustände selten in einem Roman geschildert. Man gerät schnell in den Bann der Handlung, will unbedingt wissen, wie es weitergeht, fiebert mit den Hauptpersonen mit. Kurz gesagt, dieser Roman bietet außergewöhnliche Spannung in Verbindung mit einer historischen Handlung.
Besonders zu erwähnen sind auch noch die wunderbaren Zeichnungen von Tina Dreher.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Ein Handy bringt es an den Tag

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall
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Detective Sergeant Aector McAvoy findet im Schlamm ein Handy. Aus Zeitvertreib bringt er es mit Akribie und Geschick wieder ans Laufen und kommt nach und nach einem als Suizid getarnten Mord auf die Spur. ...

Detective Sergeant Aector McAvoy findet im Schlamm ein Handy. Aus Zeitvertreib bringt er es mit Akribie und Geschick wieder ans Laufen und kommt nach und nach einem als Suizid getarnten Mord auf die Spur. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn einflussreiche Stadträte sind involviert, die ihr hedonistisches Treiben aus Karrieregründen vor der Öffentlichkeit verborgen halten wollen. Gleichzeitig ermittelt er gegen eine kaltblütige Gangsterbande, die den Cannabis-Anbau und -Handel in der englischen Hafenstadt Hull um jeden Preis kontrollieren will. Aector ist ein großer starker schottischer Kerl. Nicht hübsch anzusehen, doch von schnellem Durchblick aufgrund seines logischen Verstandes und einem Herzen aus Gold, das ganz für seine junge Familie insbesondere seiner Frau Roisin schlägt, einer gebürtigen Roma. Da die Spuren des Verbrechens bis in Romakreise reichen, hat er einen Balanceakt auszuführen, einerseits seinen dienstlichen Pflichten zu genügen, andererseits seiner Frau zu Liebe den Ehrenkodex zu erfüllen.
Der Krimi liest sich leicht und flüssig, weil die Ermittlungsarbeit ständig neue Erkenntnisse bringt. Es gibt sehr viele spannende Momente, aber auch das Menschliche wird gewürdigt. Als zweite Hauptperson lernt der Leser Suzie kennen, die die beste Freundin des Mordopfers war und nun jeglichen Halt verloren hat. Fassungslos muss sie erkennen, daß sie als nächstes Opfer auserkoren ist. Die Sympathien des Lesers sind eindeutig auf ihrer Seite und es bleibt spannend bis zum nicht vorhersehbaren Schluss.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Miles und Tristan

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Miles Singer ist ein Mann mit magischen Talenten. Er flüchtet vor seinem übermächtigen Vater in den Krieg, damit er sein Leben nicht an seine noch talentiertere, machthungrige Schwester binden muss. Nach ...

Miles Singer ist ein Mann mit magischen Talenten. Er flüchtet vor seinem übermächtigen Vater in den Krieg, damit er sein Leben nicht an seine noch talentiertere, machthungrige Schwester binden muss. Nach schrecklichen Erlebnissen kommt er als Psychiater in einem Veteranenkrankenhaus unter, doch die Familie spürt ihn auf und seine Freiheit ist vorbei. Immerhin kann er sich einem mysteriösen Todesfall widmen, dessen Dimension die ganze Bevölkerung seines Landes bedroht. Er hat dabei Hilfe von einem überirdischen Freund. Zwischen all den Geheimnissen und Gefahren entwickelt sich zwischen ihm und Tristan eine sehr tiefgreifende Liebe, die eigentlich kein gutes Ende finden kann, wenn man den überlieferten Legenden Glauben schenkt.
Die Geschichte entwickelt sich nur langsam. Sie besticht eigentlich mehr durch ihren Charme, der sich durch die viktorianische Umgebung entwickelt und durch die sehr unterschiedlichen Charaktere. Eigentlich geht es hier zu wie in der realen Welt. Die Reichen und Mächtigen unterdrücken in nie versiegender Gier die Armen. Und hier ist der für mich einzige Minuspunkt des Romans: manche Verwicklung ist doch etwas kompliziert und erschliesst sich nicht beim ersten Lesen. Dennoch konnten mich Miles und Tristan überzeugen, so dass ich mich auf eine Fortsetzung freue.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Prism is everywhere

CROSSMATCH. Das Todesmerkmal
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Lia Willach ist eine Polizistin, die ihren Job versteht. Ihr Kollege und Lebensgefährte liegt nach einem Mordanschlag, der höchstwahrscheinlich ihr selbst gegolten hat, im Koma. Ein Schülerpraktikant entdeckt ...

Lia Willach ist eine Polizistin, die ihren Job versteht. Ihr Kollege und Lebensgefährte liegt nach einem Mordanschlag, der höchstwahrscheinlich ihr selbst gegolten hat, im Koma. Ein Schülerpraktikant entdeckt auf dessen Festplatte Hinweise auf einen Medizinskandal. Unversehens geraten beide in eine weltweite verdeckte Ermittlung gegen eine gigantische Mafia mit Namen Q21. Von Drogenhandel angefangen, ist kein Gewerbe zu schmutzig , um nicht von Q21 kontrolliert zu werden. Der neueste Wirtschaftszweig ist der Organhandel, mit dem sich Unsummen verdienen lassen. Skrupellos werden Menschen ausgeweidet, die durch die Datenkrake des Internets als geeignete Spender herausgefiltert wurden. Ein Menschleben zählt plötzlich gar nichts mehr. Doch auch die Ermittler denken in großen Bahnen und verlieren den Wert des Einzelnen aus den Augen...
Dieser Medizinthriller fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Die Charaktere werden sehr vielschichtig dargestellt, ständig zweifelt man am eigenen Urteilsvermögen, auf welcher Seite der Betreffende denn nun steht. In die Hauptakteurin Lia kann man sich gut hineinversetzen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen und Probleme hautnah miterleben. Nach der Lektüre des Romans wird man sich nie wieder unbedarft vor seinen Computer setzen können, um per Internet eine Bestellung aufzugeben oder Mitglied in einem sozialen Netzwerk zu werden. Zu deutlich erfährt der Leser, wie diese einzelnen Informationen, akribisch gesammelt und aufgelistet, Wildfremden ein komplettes Abbild liefern und zu den teuflischsten Manipulationen verwendet werden können. Ich kann Crossmatch guten Gewissens als Hochspannungsthriller bezeichnen, den man in einem Rutsch auslesen möchte, und der schon das Verlangen nach einer Fortsetzung weckt.