Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
online

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2019

Spannender Krimi

Kein Erbe ohne Tod
0

„...Hinter jedem Obdachlosen steht eine Geschichte und nicht immer ist sie traurig, hatte man ihm in der Ausbildung beigebracht. Nur meistens...“

Auf dem Friedhof wird ein Toter mit zerschlagenem Gesicht ...

„...Hinter jedem Obdachlosen steht eine Geschichte und nicht immer ist sie traurig, hatte man ihm in der Ausbildung beigebracht. Nur meistens...“

Auf dem Friedhof wird ein Toter mit zerschlagenem Gesicht gefunden. Am Tatort erscheinen Kommissar Michael Oder und Stefan Weber. Der Kleidung nach handelt es sich bei dem Toten um einen Obdachlosen. Bemerkenswert ist, dass zwar seine Schuhe fehlen, aber die Füße fast liebevoll eingepackt wurden.
Impe, Michaels Chef, will den Fall schnell vom Tisch haben. Er vermutet eine Schlägerei unter Obdachlosen und möchte die Sache spätestens nach einer Woche zu den Akten legen.
Die Autorin hat nicht nur einen spannenden Krimi geschrieben, sie öffnet mir als Leser auch die Augen über das Leben von Menschen, die ohne festen Wohnsitz sind.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Das liegt auch daran, dass die Personen gut charakterisiert werden und man sofort ein Bild vor sich hat.
Michael Oder nimmt seine Aufgabe ernst. Für ihn ist jeder Fall wichtig, egal ob er in den Schlagzeilen der Presse erscheint oder nicht. Er hat einen feinen Humor, der sich zum Beispiel in dem folgendem Zitat zeigt:

„...Ist nicht mal acht Uhr und mir fehlt eine Tasse Kaffee. Hatte erst zwei Tassen...“

Auch das Team der Kriminalisten wird ausreichend vorgestellt. Stefan Weber lässt sich mit einem Wort beschreiben: Speichellecker!
Was Michael von Impe hält, drückt dieses Zitat aus:

„...Wichtiges kommt per E-Mail, Unwichtiges von Impe...“

Bezugnehmend auf das Eingangszitat ist erwähnenswert, dass die Autorin gekonnt die Schicksale mehrerer Obdachloser in die Handlung integriert hat. Und die sind zum Teil berückend.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Michael findet niemand auf der Straße, der mit ihm reden will. Deshalb greift er zu einem unkonventionellen Mittel. Dabei lernt er:

„..Auf der Straße ist man sich selbst er Nächste, sonst kann die nächste Nacht die letzte sein...“

Andererseits gibt es auch auf der Straße Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt. Gefragt ist dabei eine gute Menschenkenntnis.
Ab und an darf ich einen Blick in die Gedankenwelt des Täters werfen. Dabei weiß ich schnell mehr über die wirklichen Hintergründe des Falles und bin den Ermittlern einen Schritt voraus.
Als es gelingt, den Toten zu identifizieren, erleben die Kriminalisten eine Überraschung.Plötzlich wendet Impe seine Meinung um 180°.
Auch in Michaels Privatleben scheint sich eine neue Beziehung anzubahnen. Sehr behutsam wird das Thema angegangen.
Neben der äußeren Spannung gibt es auch eine innere. Sie ergibt sich durch die Motivationslage der Täter und die komplexen Beziehungen zwischen den handelnden Personen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es thematisiert auf fesselnde Weise die unterschiedlichen Einstellungen wie Gier und Habsucht, aber auch Zuneigung und Hilfsbereitschaft.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Bemerkenswertes Sachbuch

Vom Glück einen Vogel am Gesang zu erkennen
0

„...Jedes Mal, wenn sie einen Waldspaziergang machen, jedes Mal, wenn Sie auf den Weg zur Arbeit einen Park durchqueren, jedes Mal, wenn Sie im Garten oder auf dem Balkon sitzen und einen Vogel hören, ...

„...Jedes Mal, wenn sie einen Waldspaziergang machen, jedes Mal, wenn Sie auf den Weg zur Arbeit einen Park durchqueren, jedes Mal, wenn Sie im Garten oder auf dem Balkon sitzen und einen Vogel hören, wünsche ich Ihnen, dass diese Töne für Sie Bedeutung erhalten. Denn der Vogel wird Ihr Lied singen...“

Der Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich als Leser für die unterschiedlichen Töne der Vögel zu sensibilisieren. Auch wenn ich jetzt schon die eigentlich letzten Worte einer Rezension vorwegnehme, muss ich sagen, es ist ihm ausgezeichnet gelungen.
Doch das Buch ist noch viel inhaltsreicher. Es wird nicht nur erläutert, wie ein Vogel singt, sondern der Autor hinterfragt ebenfalls das „Warum?“
Für Vögel ist das Singen eine Überlebensstrategie. Das Lied unterscheidet die einzelnen Arten und dient der Partnersuche und damit der Fortpflanzung der Art.
Der Autor stellt die verschiedenen Vögel und ihre Lieder vor. Dabei informiert er gleichzeitig darüber, wo der Vogel lebt, wann er zu hören ist und was ihn von anderen seiner Art unterscheidet.
Immer wieder erneuert der Autor die Aufforderung, in unserer Welt der vielfältigen Hintergrundgeräusche das Ohr für die Vogelstimmen zu schulen.

„...Vogelstimmen sind Klänge des Lebens, die Musik des Lebens und der Sinn des Lebens, sie entscheiden aber auch über Leben und, ja, auch Tod...“

Dem Zitat gehen Ausführungen voraus, die zeigen, wie Vogelstimmen oder das Schweigen der Vögel auf Gefahren aufmerksam machen.
Der Autor scheut allerdings nicht vor Kritik an der menschlichen Rasse zurück. Als er das erdgeschichtliche Auftreten der Vögel skizziert und den Vergleich zieht, dass das Erscheinen des Menschen erst am Silvesterabend der bisherigen Historie der Erde stattfand, endet er mit folgenden sarkastischen Worten:

„...Möglicherweise ist das Größte, was der Mensch in der kurzen Zeit am Silvesterabend […] erreicht hat, das sechste Massensterben...“

Nicht zuletzt vergleicht der Autor den Gesang der Vögel mit menschlicher Musik. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Vögel das Singen erst lernen müssen.
Der Aufbau des Buches ist so gestaltet, dass die Folge der vorgestellten Vögel immer von ein oder zwei theoretischen Abschnitten unterbrochen wird. Die Auswahl der Vögel wiederum richtet sich nach ihrem jahreszeitlichen Auftreten. Den Schlusspunkt bildet die Nachtigall. Dann folgen einige englischsprachige Gedichte, die den Gesang der Vögel thematisieren.
Eine weitere Besonderheit des Buches, die es zu etwas Besonderen macht, sind die hochwertigen und wunderschönen naturgetreuen Zeichnungen der Vögel.
Eine Auflistung über die betrachteten Vögel schließt das Buch ab.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Turbulenter Krimi

Mörder mögen keine Matjes
0

„...Als er Ray das letzte Mal zu Gesicht bekommen hat, war ihm nichts Ungewöhnliches an ihm aufgefallen. Er trug wie immer seinen zerbeulten kobaltblauen billigen Anzug und hatte eine nicht angezündete ...

„...Als er Ray das letzte Mal zu Gesicht bekommen hat, war ihm nichts Ungewöhnliches an ihm aufgefallen. Er trug wie immer seinen zerbeulten kobaltblauen billigen Anzug und hatte eine nicht angezündete Filterlose zwischen seinen Lippen hängen...“

Der Hamburger Privatdetektiv Phil Krotke sucht seinen Partner Ray. Er ist seit Tagen verschwunden.
Am Strand von Fredenbüll fischen Tadje, die Tochter des örtlichen Polizisten, und ihr Freund Lasse einen Container aus dem Wasser. Neugierig guckt sich Tadje den Inhalt an. Dabei stößt sie neben Elektronikschrott auf einen toten Mann und ein sehr lebendiges Äffchen.
In der „Hidden Kist“ trifft sich die Stammbesetzung zum Plausch. Es werden Neuigkeiten über Piet Paulsen ausgetauscht, der in Hamburg am Knie operiert wurde. Dort macht Telje, Tadjes Zwillingsschwester gerade ein Ferienpraktikum.
Der Autor hat einen humorvollen und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Es war mein erstes Buch aus der Reihe, aber sicher nicht das letzte.
Der Schriftstil ist locker und leicht und lässt sich angenehm lesen. Schnell wechselt die Handlung von Fredenbüll nach Hamburg, da der Container einer Hamburger Firma gehört. Dort trifft Dorfpolizist Thies Detlefsen auf Nicole, eine Kriminalkommissarin aus Kiel, die schon mit Thies zusammengearbeitet hat, dann aber wegen der Liebe nach Hamburg gewechselt war.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, da die Firma jetzt zu einem chinesischen Investor gehört. Die deutschen Vertreter blockieren. Thies bringt seine Meinung auf den Punkt, als er über die Handelsbeziehung der Firma informiert wird:

„...Entwicklungshilfe? Was sollen die Leute in Afrika den mit zerdepperten Fernsehern und zerpflückten Computern anfangen?...“

Währenddessen besucht der Stammtisch von Federbüll Piet in der Klinik. Sie verordnen ihm frische Luft und schleppen ihn gleich mit durch Hamburg. Die versorgt Telje später mit weiteren Informationen über illegale Mülltransporte.
Ganz nebenbei erfahre ich einiges über leckere Matjesrezepte.
Während in Fredenbüll der Affe immer noch für Aufregung sorgt und ein ganz besonderes Talent für Spielautomaten zeigt, haben es Nicole und Thies mit ziemlich rabiaten Zeitgenossen zu tun, die nicht möchten,dass gewisse Dinge genauer untersucht werden.
Die Geschichte wechselt gekonnt zwischen ernsthaften Ermittlungen und amüsanten Gesprächen bei Speis` und Trank. Zur Auflockerung gibt es in einem Spezialrestaurant gleich noch chinesische Sprichwörter. Die klingen dann so:

„...Um an die Quelle zu kommen, muss man gegen den Stlom schwimmen...“

Im Zitat ist übrigens kein Rechtschreibfehler meinerseits.
Auch Thies` Aktionen in der Großstadt haben mir ab und an ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Dafür hat seine Verhörtechnik Nicole wiederholt ins Schwitzen gebracht.
Ein paar Rezepte von Gerichten, die in die Handlung integriert waren, ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. An etlichen Stellen habe ich mich köstlich amüsiert.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Spannender Krimi

Grado im Sturm
0

„...Er blickte aufs Meer. Die schweren Wolken schienen sich noch weiter gesenkt zu haben. Durch die Äste der Pinien schimmerte das Wasser, es wirkte nahezu schwarz und dehnte sich bis zum Horizont...“

Er ...

„...Er blickte aufs Meer. Die schweren Wolken schienen sich noch weiter gesenkt zu haben. Durch die Äste der Pinien schimmerte das Wasser, es wirkte nahezu schwarz und dehnte sich bis zum Horizont...“

Er ist Emmanuele. Er ist auf dem Weg zum Supermarkt. Während er die Einkaufsliste abarbeitet, beginnt es in Grado zu stürmen. Dabei fällt der Strom aus. Emmanuele hört im Dunkeln ein Gespräch. Es beinhaltet eine Morddrohung. Auf dem Heimweg geht er bei der Polizei vorbei. Doch die glaubt ihm nicht. Am nächsten Tag ist der Junge verschwunden. Der Fall landet auf dem Tisch von Maddalena.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil wirkt ausgefeilt. Einen großen Raum im Geschehen nimmt das Wetter ein. Der Sturm hat kaum Abkühlung gebracht. Über dem Ort liegt die Hitze wie eine Glocke. Als Leser wartet man jeden Moment darauf, dass das angekündigte Unwetter kommt. Eine der Beschreibungen klingt so:

„...Maddalena konnte sich an keinen Sommer erinnern, in dem die Sonne über einen längeren Zeitraum so gnadenlos vom Himmel gebrannt hatte. Auch die Luftfeuchtigkeit war außergewöhnlich ...“

Gekonnt werden verschiedene Schicksale in die Handlung integriert. Da ist der Meteorologe Giuseppe, der vor einem heftigen Sturm warnt, aber keiner glaubt ihm.
Christopher Schumann hat seinen Jugendfreund Johannes Schröder für einige Tage eingeladen. Doch das Verhältnis zwischen den Männern ist gespannt, was vor allem an Johannes` Distanziertheit liegt.
Loredana und ihr Bruder sind durch eine Erbschaft aneinander gebunden. Sie ahnen nicht, was für eine Erschütterung auf sie zukommt, wenn der Sturm über Haus und Garten fegt.
Die Autorin versteht es, tief in die Psyche ihrer Protagonisten einzudringen. Gut ausgearbeitete Gespräche zeigen, welche Beziehungen zwischen den handelnden Personen existieren und welche Spannungen nie aufgearbeitet wurden. Die bedrückende äußere, fast lähmende, Atmosphäre birgt in sich die Gefahr, dass manche Situation eskaliert. So wie der Sturm für frische Luft sorgen würde, so hätte manche Beziehung auch frischen Wind nötig.
Auch Maddalenas Privatleben ist nicht einfach zu händeln. Ihr Beruf lässt ihr zu wenig Zeit für ihren Freund Franjo. Dass sich ihre Mutter ausgerechnet in Maddalenas Chef verliebt hat, sorgt auf Arbeit auch nicht gerade für Entspannung.
Die Autorin hat ein kompliziertes Beziehungsgeflecht konstruiert, dass zum Teil sogar Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Klasse Kurzkrimis

Der Sturz nach oben
0

„...Komisch, dachte Angela, jeder stirbt anders...“

Das Buch vereint 23 Kurzkrimis. Die Geschichten werden in lockerleichter Art erzählt. Trotzdem weist der Schriftstil eine Menge an Feinheiten auf. Die ...

„...Komisch, dachte Angela, jeder stirbt anders...“

Das Buch vereint 23 Kurzkrimis. Die Geschichten werden in lockerleichter Art erzählt. Trotzdem weist der Schriftstil eine Menge an Feinheiten auf. Die bewirken, dass das eigentliche Geschehen gekonnt verschleiert wird. Geschickt werden dabei auf wenigen Seiten die handelnden Personen charakterisiert und ihr Motiv durchleuchtet. Ich weiß genau, wer was warum tut. Nur wie das Ganze ausgeht, ist häufig eine Überraschung. Die Gestaltung der Krimis führt mich beim Mitraten gern aufs Glatteis.
Das obige Zitat gehört zur ersten Geschichte. Angelas Restaurant läuft seit einiger zeit nicht mehr so, wie sie sich das wünscht. Da kommt ihr fast durch Zufall eine geniale Geschäftsidee.
Beim zweiten Krimi treibt der Autor die Spannung auf die Spitze, indem er den Handlungsverlauf so gestaltet, dass ich als Leser jeden Moment befürchte, der Täter wird erwischt. Und der schwitzt in der Zeit Blut und Wasser. Wie es ausgeht? Lesen!
In der 9. Erzählung wird bei einer alten Frau eingebrochen. Sie ist – fast – allein im Haus. Der Kommissar verabschiedet sich mit den Worten:

„...Ihr Bodyguard, er ist klasse...“

Wer das wohl war?
Jede der Geschichten ist anders. Schon die beiden Zitate zeigen, dass ein feiner Humor die Erzählungen durchzieht. Manchmal klingt auch ein gewisser Sarkasmus durch.
In einer Erzählung hat sich ein Großwildjäger zur Ruhe gesetzt. Dort heißt es:

„...Der Tod kommt auf leisen Pfoten in Etappen. Katzen liegen geduldig auf der Pirsch...“

Das Kätzchen hat zwei Beine!
Die Krimis haben mir sehr gut gefallen. Ich hätte gern noch mehr davon gelesen. Jede Geschichte hatte ihr spezielles Flair und einen ganz eigenen Überraschungsmoment.