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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2019

Netter Roman über ein ungewöhnliches junges Paar – mir fehlte jedoch das gewisse Etwas

Glück am Morgen
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Annie kommt aus Brooklyn und ist gerade volljährig geworden, als sie ihr Zuhause verlässt, um ihren Freund Carl (Jurastudent im mittleren Westen) zu heiraten.
Im ersten Jahr ihrer Ehe versuchen die beiden ...

Annie kommt aus Brooklyn und ist gerade volljährig geworden, als sie ihr Zuhause verlässt, um ihren Freund Carl (Jurastudent im mittleren Westen) zu heiraten.
Im ersten Jahr ihrer Ehe versuchen die beiden sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten, aber oft genug fehlt das Geld für den täglichen Bedarf und sie müssen mit jedem Dollar, jedem Cent sehr haushalten. Nichtsdestotrotz stehen sie zueinander und zu ihrer Beziehung, und Annie schafft es sogar, dass sie in der Universität zu Literaturkursen aufgenommen wird, an denen sie sich sehr erfolgreich beteiligt.


Meine Meinung:
Der kurze Roman umfasst die erste Zeit von Annies und Carls Ehe. Ihr tägliches Leben ist aufgrund von Geldmangel nicht leicht, wie in der Beschreibung durchgängig herauskommt.
Von daher muss man als Leser wirklich Hochachtung vor den beiden haben, wie sie mit harter Arbeit ihren Alltag organisieren und dabei über die Runden kommen.

Die beiden Protagonisten werden (auch in ihren Motiven) glaubwürdig und stimmig dargestellt und man lernt als Leser ihre kleinen Eigenheiten schätzen. Bei Annie war mir z.B. sehr sympathisch, wie sie es schafft, ihre Mitmenschen für sich zu gewinnen, weil sie für jeden ein nettes Wort hat und ihnen aufrichtig zuhört. Vor allem aber ihre Lust am Lesen und Schreiben ist einfach bezaubernd. Ich fand es ganz großartig, mit welcher Hartnäckigkeit sie sich ihrer Leidenschaft widmet, so dass sie schließlich sogar an Literaturkursen an der Universität teilnehmen kann. Umso beachtlicher fand ich dies, weil sie keine klassische Schulbildung genossen und sich vieles selbst oder mit Carls Hilfe beigebracht hat.

Aufgefallen ist mir die ungewöhnlich direkte Schreibweise des Romans, durch die er sehr leicht und schnell zu lesen ist. Auch ist er daher recht eindringlich geschrieben.

Allerdings muss ich einschränkend sagen, dass ich etwas andere Erwartungen an den Roman hatte. Zum einen war ich davon ausgegangen, dass der Roman einen etwas längeren Zeitraum umfassen würde, zum anderen hatte ich mir noch etwas „Besonderes“ erhofft, das mir ggf. länger in Erinnerung bleiben würde. Das Buch hat mich zwar einigermaßen gut unterhalten, aber es hat mich nicht so berührt oder bewegt, wie ich es erwartet hatte. Es plätschert manchmal doch sehr stark dahin, weil es eben nur vom Alltag der beiden jung Verheirateten berichtet.
Auch eine Verbindung des Inhalts zum – schönen – Titel „Glück am Morgen“ fehlte mir.


Fazit:
„Glück am Morgen“ ist ein gut zu lesendes Werk, das jedoch meine (hohen) Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte. Ich hätte mir noch etwas mehr gewünscht, was mich auch über die Lesezeit hinaus bewegt und beschäftigt.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Gut erzählte melancholische Geschichte über zwei sehr verschiedene Halbschwestern

Gelateria Paradiso
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Francesca und Susanne sind beide Anfang 50, als sie zufällig aufeinandertreffen. Die Flugbegleiterin Francesca braucht dringend Geld und möchte daher die alten noch eingelagerten Möbel aus dem Eiscafé ...

Francesca und Susanne sind beide Anfang 50, als sie zufällig aufeinandertreffen. Die Flugbegleiterin Francesca braucht dringend Geld und möchte daher die alten noch eingelagerten Möbel aus dem Eiscafé ihrer Eltern verkaufen und Susanne wittert als Tischlerin eine interessante Gelegenheit besondere Möbel aufzuarbeiten. Susanne, die bei kaltherzigen Adoptiveltern aufgewachsen ist, staunt nicht schlecht, als sie ein altes Foto von Francescas Vater findet und feststellt, dass sie selbst ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist…
Sind die beiden so unterschiedlichen Frauen tatsächlich Halbschwestern?
Wird es Susanne gelingen, ihre wirklichen Eltern zu finden…?


Meine Meinung:
Der Roman greift ein sehr interessantes und vielschichtiges Thema auf und hat mir gut gefallen, da ich Familien- und besonders Generationengeschichten sehr mag. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und auf unterschiedlichen zeitlichen Ebenen erzählt, so dass man als Leser(in) ein rundes Bild bekommt. Auch dies fand ich sehr gelungen.
Dank der stimmig konzipierten Figuren kann man die Motive der handelnden Personen gut nachvollziehen, auch wenn mir nicht unbedingt alle Personen direkt von Anfang an sympathisch waren…
Die Geschichte an sich hat mich oft traurig gestimmt, denn sie ist teilweise sehr melancholisch und handelt von verpassten Chancen. (Man sollte sich nicht von einem vermeintlich bunten Cover täuschen lassen und meinen, es ginge um Dolce Vita o.ä.).

Besonders gelungen fand ich die Tatsache, dass viele Elemente der Geschichte auf wahren Begebenheiten beruhen. Daher haben mich die Schicksale der Protagonisten nochmal zusätzlich berührt.


Fazit:
Ich habe den neuen Roman von Stefanie Gerstenberger wieder sehr gerne gelesen, da er mich bewegt und berührt hat.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Große Erzählkunst, skurrile Roadtripgeschichte

Rückwärtswalzer
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Lorenz ist halbwegs arbeitsloser Schauspieler, in einem etwas fragwürdigen Beziehungsstatus mit seiner Freundin und lebt in Wien, wo auch seine zahlreichen Tanten und sein Onkel leben. Als der Onkel Willi ...

Lorenz ist halbwegs arbeitsloser Schauspieler, in einem etwas fragwürdigen Beziehungsstatus mit seiner Freundin und lebt in Wien, wo auch seine zahlreichen Tanten und sein Onkel leben. Als der Onkel Willi stirbt, brechen Lorenz und die Tanten zu einem abenteuerlichen Roadtrip Richtung Montenegro auf, wo der Onkel immer begraben werden wollte.


Meine Meinung:
Vea Kaiser versteht sich wirklich wie kaum eine andere Autorin aufs Erzählen und Fabulieren. Am Anfang war ich einigermaßen verwirrt aufgrund der skurrilen Ausgangssituation und mir war überhaupt nicht klar, worauf das Buch hinauswill.
Doch im Laufe der Geschichte und durch die abwechselnden (langen) Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen zeitlichen Zusammenhängen erzählt werden, ergibt sich im Laufe des Buches ein relativ rundes Bild.
So skurril die Personen auch sind und auch ihre Lebensgeschichte, so liebevoll werden sie von der Autorin gesehen und dargestellt. Sie schreibt mit solcher Wärme über ihre Figuren, dass man sie mit ihren Ecken und Kanten liebgewinnen kann.

Beinahe am besten haben mir die Abschnitte, die in der Vergangenheit spielen und von der Kindheit und Jugend der Tanten und Onkel erzählen. Aber auch der Roadtrip in der Gegenwart legt im Laufe des Romans deutlich an Fahrt zu und wird zum Ende hin wahnsinnig unterhaltsam (wenn auch makaber). Ich musste doch an einigen Stellen schmunzeln oder sogar laut loslachen.

Für mich war es mein erstes Buch von Vea Kaiser, aber ich kann die Einschätzung bezüglich der Erzähl- und Fabulierkunst, sie im Klappentext und in verschiedenen Rezensionen herauskommt, gut nachvollziehen.


Fazit:
Für mich war „Rückwärtswalzer“ ein sehr gut erzählter Roman, in den ich im Laufe der Handlung immer besser reingekommen bin bis hin zu dem sehr stimmigen Ende. Insgesamt eine runde Sache, wenn man skurrile Geschichten mag.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Wunderbares Inselflair mit einer sympathischen Protagonistin

Die Bücherinsel
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Sandra hat ein großes Geheimnis, das sie über viele Jahre gut gehütet hat, denn sie kann nicht lesen und schreiben und ist inzwischen sehr geübt darin, sie mit vielen Ausreden durchs Leben zu schummeln. ...

Sandra hat ein großes Geheimnis, das sie über viele Jahre gut gehütet hat, denn sie kann nicht lesen und schreiben und ist inzwischen sehr geübt darin, sie mit vielen Ausreden durchs Leben zu schummeln. Doch dann gerät sie durch Zufall in den Lesekreis der Insel, bei dem auch der attraktive Inselschullehrer Björn mitmacht, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Wird sie auch hier weiter mit ihren Lügen durchkommen und hat diese Sympathie überhaupt Zukunft…?

Meine Meinung:
Wie auch im Roman „Die kleine Inselbuchhandlung“ war ich aufgrund der sehr angenehmen und flüssigen Schreibweise von Janne Mommsen sofort mitten in der Handlung. Man muss „Die kleine Inselbuchhandlung“ nicht vorher gelesen haben, aber für mich gab es dadurch ein sehr schönes Wiedersehen mit liebgewonnen Personen aus diesem Roman.
Darüber hinaus wird die Protagonistin Sandra sehr sympathisch beschrieben, wobei sie sich leider allerdings selbst sehr oft im Weg steht und man sie als Leserin manches Mal ein bisschen zu ihrem Glück „schubsen“ möchte. Doch im Laufe des Romans zeigt sie eine beachtliche Entwicklung, die mir sehr gut gefallen hat.
Auch das wunderbare und besondere Flair der Nordseeinsel kommt total gut rüber. Ich konnte das Salz des Meeres riechen und den Wind im Gesicht spüren, als ich den Roman gelesen habe, zudem konnte ich mir sehr gut vorstellen, wie der heiße Sommer 2018 an der Nordsee war. Die herrliche Landschaft, der Strand, die Nordsee – die „Farben der Insel“ – werden auch durch das Thema des Lesekreises literarisch sehr gut verarbeitet und dargestellt. Ich habe mich daher zum einen richtig in Urlaubsstimmung versetzt gefühlt, zum anderen war es aber auch eine tiefergehende literarische Befriedigung, die mich ausgefüllt hat.

Fazit:
Auch der neue Roman von Janne Mommsen ist wieder ein sehr schönes Wohlfühlbuch nicht nur für Nordsee- und Bücher-/Literaturfans. Wie ein kleiner Urlaub!

Veröffentlicht am 25.03.2019

Intensives Hörbuch mit viel Fantasie und Tiefe

Durch deine Augen
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Peter wird nach einem Selbstmordversuch seines Pflegebruders Simon zu diesem gerufen und versucht daraufhin, ihn in einer Therapieeinrichtung, die neuartige Ansätze mit Gehirnscans austestet, unterzubringen. ...

Peter wird nach einem Selbstmordversuch seines Pflegebruders Simon zu diesem gerufen und versucht daraufhin, ihn in einer Therapieeinrichtung, die neuartige Ansätze mit Gehirnscans austestet, unterzubringen.
Die Professorin, die diese Versuche leitet, ist – wie sich herausstellt – Lisa, eine alte Kindergartenfreundin von Peter und Simon.
Peter darf unter ihrer Anleitung auch bei den Sitzungen mit anderen Patienten teilnehmen und lernt dabei eine interessante neuartige Methodik kennen, die ganz neue Einblicke in die Vergangenheit der Patienten bietet und helfen soll zielführend zu therapieren.


Meine Meinung:
Von Anfang an war ich von der intensiven Erzählweise des Hörbuchs gefesselt. Der Sprecher schafft es, dass man dranbleiben und immer weiter hören möchte.

Die Geschichte an sich ist wirklich meisterhaft gesponnen und entwickelt sich mit jedem Kapitel weiter. Besonders die Rückblenden in die Kindheit der Protagonisten hatten es mir sofort angetan.
Bestimmte Passagen driften dann allerdings sehr stark ins Fantastische ab und werden dann immer wilder. Wenn man sich aber darauf einlässt, kann man die direkte Sprache, die große philosophische Kraft und die tollen Bilder sehr genießen.

Die handelnden Personen sind sehr sorgfältig und liebevoll angelegt, ihre Handlungen werden sehr detailliert beschrieben und gut beobachtet, so dass man ihre Motivation gut nachvollziehen kann.
Gerade die Kinder sind sehr reif für Ihr Alter und extrem reflektiert, was mir gut gefallen hat.

Das Hörbuch endete etwas unvermittelt, so dass ich das Ende fast verpasst hätte, weil ich gerade nicht ganz konzentriert war.
Ich hätte durchaus noch weiter hören können und mir ein etwas „runderes“ Ende gewünscht.


Fazit:
Das Hörbuch ist etwas ganz Besonderes und beschert dem Hörer – wenn er sich darauf einlässt – spannende und intensive Stunden in einer anderen Welt voller Poesie und Fantasie.