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Veröffentlicht am 01.04.2019

Märchenhaft magisch

Herzenmacher
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Seit dem Verschwinden seines Vaters vor einigen Jahren lebt der 14-jährige Léo alleine mit seiner Mutter in dem kleinen Bergort Besancon. Seine Mutter ist eine sehr geschätzte Spielzeugmacherin, die mechanische ...

Seit dem Verschwinden seines Vaters vor einigen Jahren lebt der 14-jährige Léo alleine mit seiner Mutter in dem kleinen Bergort Besancon. Seine Mutter ist eine sehr geschätzte Spielzeugmacherin, die mechanische Männchen u.ä. herstellt, wie zuvor auch sein Vater. Doch seit seinem vermutlichen Tod, hat sie sich verändert, sie ist verschlossener, schottet sich auch Léo gegenüber ab, verlässt den Ort nicht mehr und ist überbesorgt. Eines nachts taucht ein Fremder heimlich in der Werkstatt auf. Er ist zwergenhaft klein und er fordert von ihr, das letzte Werkstück des Vaters: ein silbernes, mechanisches Herz. Léo, ist fasziniert von seiner Beobachtung und folgt dem Fremden heimlich bis in die Kirche, durch den gesperrten Turm, durch ein heimliches Portal, in eine Parallelwelt, die seiner Heimat unglaublich ähnelt, aber in der ein eisiger Frost, statt herrlichem Sommer herrscht. In dieser Welt regulieren zwei Hexenschwestern das Wetter. Während eine schläft, herrscht die andere. Doch seit Jahren hindert die Winterhexe, die Sommerhexe am Aufwachen, durch einen Deal mit dem Tod. Sie tauscht menschliche Lebenszeit gegen die Erfüllung von Wünschen, und bleibt so länger wach. Dieser Wohlstand reicht aber nicht allen und so formiert sich immer stärkerer Widerstand, gegen die ewige Kälte und die Schreckensherrschaft der Hexe. Zwerge, begnadete Spielzeugmacher, die mechanische Herzen zum Schlagen bringen und das Wächtervolk, schmieden schon seit Jahren an einem Plan. Doch die Ankunft von Léo bringt so einiges durcheinander...

Eine märchenhafte Fantasyumsetzung des Traums vom ewigen Leben. Wundervoll werden Mythen, wie die russische Baba Jaga mit Fantasy Elementen wie bei C.S.Lewis verknüpft, ohne dabei ihre Originalität zu verlieren. Die Idee, daß man Spielzeuge mit einem mechanischen Herzen zum Leben erwecken kann, wenn man die entsprechende Gabe besitzt ist faszinierend, insbesondere, wenn einige dieser Wesen menschlicher als ein Mensch oder zwergiger als ein Zwerg sein mögen. Geschickt wird reales mit dem Reich der Fantasy verknüpft, auf so poetische Weise, daß ich am liebsten ständig Zitate notiert hätte wie z.B. „Selbstlosigkeit ist ein Schlüssel, der oft passt“, aber leider, war dies nicht möglich. Dieses Buch ist einfach auf märchenhafte Weise unglaublich spannend. Wie Léo das Problem des Anhaltens des Herzens der Herzlosen meistern soll, schien für mich einfach unlösbar. Denn jede Handlung hat ihre Konsequenzen und ist man bereit mit diesen zu leben? Ich musste mich stets daran erinnern, daß es sich ja um ein Jugendbuch handelt und das Ende schon so schlimm nicht sein wird und ich wohl nicht mit einer Apokalypse rechnen muss. Das ist auch in der Tat nicht eingetreten. Nicht alle Begleiter auf dieser Abenteuerreise schaffen es lebend in das letzte Kapitel, doch kann der Tod auch Erlösung sein, Erlösung von den Qualen die man in der Knechtschaft des Bösen erleiden muss, unter einem aufgezwungen Willen. Dabei werden alle Fragen zufriedenstellend und stimmig gelöst, auch wenn mir das beim Lesen unmöglich erschien.

Was mir sehr gut gefällt, ist der Gedanke, der Vergebung und der Erlösung, die Befreiung der Welt, ohne dass es um Rache an der Winterhexe und ihren Anhängern geht. Trotz der düsteren Zeiten die die andere Seite aktuell erlebt, gibt es doch Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe. Auch wenn Armeen aufmarschieren und die Bedrohung wächst, ist das Werk nicht von martialischen Kampfszenen geprägt und somit absolut zielgruppengerecht. Es ist auch ein Märchen über die Kraft der Liebe, daher gibt es durchaus auch eine Kussszene, dennoch ist es nicht wirklich ein Liebesroman, es gehört nur zum Leben und Erwachsenwerden dazu. Wer so viele schwierige Aufgaben zu erfüllen hat, wie Léo mit seinen 14 Jahren, der wird auch früher erwachsen, aber ohne sein reines Herz zu verlieren und ohne in Kitsch abzudriften.

Die Verknüpfung der Welten ist spannend, sowohl in ihren Gemeinsamkeiten, als auch in ihren Unterschieden. Man taucht ganz tief ein, mit Gedanken und Gefühlen in diese fremd-vertraute Welt, dank der Poesie der Sprache und der Fesselung der Handlung, die die volle Bandbreite der Gefühle umfasst. Eine wunderbare Entführung durch Zeit und Raum, doch bin ich sehr froh, derzeit keine Krähen in der Nähe zu haben. Diese „Boten des Bösen“ würden mich wohl derzeit bei ihrem Anblick zusammenzucken lassen.

Mit knapp 400 Seiten lässt es sich auch noch mitnehmen in die Bahn, oder die Schule, da man es nicht aus der Hand legen mag. Nicht nur für Fans von Fantasy, sondern auch von wunderschön erzählten Geschichten und Märchen oder Abenteuern – auf den Anblick von Waschbrettbäuchen verzichtet der Autor allerdings und auch Rockstars sind nicht zu finden ;) Übrigens gibt es auch eine weibliche Heldin, so daß es Jungen und Mädchen ab mind. 12 Jahren packen wird.

Eine märchenhafte Geschichte, die einen in den Bann zieht, berührt und so schnell nicht wieder loslässt.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Wenn Götter sich langweilen, müssen Menschen es ausbaden

Wings of Olympus – Die Pferde des Himmels
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Hippolyta, genannt Pippa, ist ein Findelkind, dessen Körbchen einst neben einer Quelle gefunden wurde. Sie besaß nichts, bis auf eine goldene Münze mit einem geflügelten Pferd darauf. Als sie aufwächst, ...

Hippolyta, genannt Pippa, ist ein Findelkind, dessen Körbchen einst neben einer Quelle gefunden wurde. Sie besaß nichts, bis auf eine goldene Münze mit einem geflügelten Pferd darauf. Als sie aufwächst, stellt sich ihre besondere Gabe im Umgang mit Tieren im Allgemeinen und Pferden im Besonderen heraus. Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt in einem prächtigen Stall in Athen. Als der jähzornige Stallmeister sie vom Hof jagt, schläft sie erschöpft unter einem Rosenbusch ein und erwacht in den Stallungen der Götter!
Um sich die Zeit zu vertreiben veranstalten die Götter alle 100 Jahre ein Rennen mit ihren geflügelten Rossen. Es wird gewettet und Ränke geschmiedet. Jeder Gott sucht sich einen Reiter und ein Tier aus und natürlich versuchen sie alles, um ihren Schützling zum Sieg zu verhelfen. Wer gewinnt, wird als Halbgott unsterblich und darf für immer im Olymp bleiben. Pippa erhält ein geflügeltes Pony namens Zephyr, das ihr schon so bald so sehr ans Herz wächst, dass sie alles unternimmt, um das Rennen zu gewinnen.

Anfangs war ich etwas besorgt, daß eine Geschichte, die sich ja eigentlich nur um ein Pferderennen dreht, bei zwei Familienmitgliedern nicht gut ankäme, aber die Sorge war unberechtigt, denn es ist nicht einfach ein geflügeltes Pferderennen. Im Rahmen der Geschichte lernt man nicht nur alle Götter des Olymps und ihre Reiter und ihre geflügelten Pferde kennen, man erhält auch wunderbar Einblick in das antike Familienleben, die Unterschiede zwischen Arm und Reich, die Schicksalsgöttinnen, Halbgötter, wie man zu solchen wird, wie die Sternbilder an den Himmel gelangten (nach griechischer Mythologie) und einfach in das antike griechische Weltbild. Kallie George versteht es geschickt diese Elemente miteinander zu verbinden.
Meine Älteste liebt Sagen und Götter, aber sie mag nicht unbedingt Peter Kaempfe und schon gar keine Geschichten mit Pferden. Wir 4 haben dieses Hörbuch gemeinsam im Auto auf der Rückfahrt von der Leipziger Buchmesse gehört, leider war die Strecke dann doch nicht lang genug und es war klar, Eltern und Kinder wollten nun unbedingt wissen wie es weiter geht. Anfangs murrte meine Älteste noch, daß sie sich eine junge weibliche Sprecherin für Pippa vorgestellt hätte und ich gab ihr insgeheim recht. Aber wieso erwarten wir bei Geschichten mit Pferden und Mädchen immer junge weibliche Stimmen? Peter Kaempfe ist in Deutschland DIE Stimme für Helden- und Göttersagen. Für die donnernden Götter und mächtigen Stallmeister hat er definitiv die nötige polternde Power. Mein Mann meinte: der Sprecher ist aber toll, der ist ja richtig wandlungsfähig und unglaublich ausdrucksstark. Da musste ich ihm recht geben, denn auch die Moiren und die weiblichen Rollen spricht er wirklich überzeugend. Wir waren alle vier absolut überzeugt von der Wahl des Sprechers. Der Sprecher hat aber noch einen weiteren Vorteil: Jungs mögen Göttersagen, aber Pferde und eine weibliche Hauptperson? Durch die tiefe männliche Stimme, schafft Peter Kaempfe es auch Jungen zu fesseln und zu vergessen, daß es eigentlich eine Geschichte aus Mädchensicht ist. Aber so ganz stimmt es ja nicht. Die zwei Mädchen unter den Rennreitern sind die absolute Minderheit und so spielen eigentlich mehr Jungs als Mädchen mit. Beide Lager haben so ihre Vorurteile einander gegenüber, wie eben auch heute noch bei der Zielgruppe ab 10 Jahren.
Die Namen der Götter, ihrer Reiter und ihrer geflügelten Pferde sind nicht ganz so einfach, aber das macht nichts, die stehen im Booklet und können daher beim Hören immer wieder nachgeschlagen werden. Das war extrem hilfreich, denn Gott und Reiter passen irgendwie zusammen, aber wer gehörte noch mal zu wem? So gibt es dank des Booklets kein Vertun. Dort steht übrigens auch die Geschichte des ersten geflügelten Pferdes Pegasus zusammen gefasst.

Den Eindruck einer griechischen Sage verstärkt Kallie George, die auch in ihrer Heimat Vancouver Kanada kreatives Schrieben lehrt, indem sie wie in griechischen Tragödien die Geschichte mit einem Prolog in Form einer Wette unter Göttern beginnt. Der Kreis schließt sich dann, wie eine Rahmenhandlung im Epilog. Auch wenn ich es derzeit ziemlich nervig finde, daß fast jeder Krimi mit einem Prolog beginnt, finde ich es hier absolut passend und angebracht. Ich empfinde es wirklich als tollen dramaturgischen Kunstgriff der Autorin, der mit dafür sorgt, daß diese Geschichte viel mehr ist, als „nur ein Pferderennen“ und Jungen und Mädchen gleichermaßen fesseln kann, Mütter und Väter inklusive. Anders als in der griechischen Tragödie fällt dieser Epilog für die Zielgruppe ab 10 Jahren absolut zufriedenstellend aus! Sowohl unsere Sagenfan-Tochter als auch die Pferdefan-Tochter waren gebannt.

Da die Götter nicht immer nett sind, ist die Altersempfehlung ab 10 Jahren absolut angemessen, es ist ja auch eine wirklich komplexe Handlung. Absolut überzeugend und empfehlenswert.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Monstermäßig starke Themen

Fjelle und Emil - Monstermäßig beste Freunde
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Der 10 jährige Emil ist ein glückliches Kind. Er lebt im beschaulichen Flusenbek, wo seine Eltern eine Bäckerei haben und trifft jeden Morgen auf dem Weg zur Schule seinen moosgrünen Freund Fjelle. Doch ...

Der 10 jährige Emil ist ein glückliches Kind. Er lebt im beschaulichen Flusenbek, wo seine Eltern eine Bäckerei haben und trifft jeden Morgen auf dem Weg zur Schule seinen moosgrünen Freund Fjelle. Doch der ist kein gewöhnlicher Freund, nein Fjelle ist ein freundliches, hilfsbereites Monster. Es hilft den Kindern die Schulranzen zu tragen, lässt sie an seinen Armen schaukeln, spielt mit ihnen Verstecken, hat eine wunderschöne Schrift und kann prima Rechnen. Wenn Fjelle sich freut, ist er SUPERfroh, wenn er sich ärgert, wird er SUPERwütend. Alles ist bei im etwas größer und stärker, aber so ist er halt und so kennen ihn alle. Gar kein Problem denken sie, bis ein neuer Direktor an die Grundschule kommt und der scheint Monster zu hassen, ganz ohne ersichtlichen Grund. Direktor Unterberg schikaniert Fjelle und setzt alles daran, die Bevölkerung des Ortes gegen ihn aufzubringen, um Monster in dem kleinen Örtchen zu verbieten.

Schon das Cover sieht freundlich und fröhlich aus, mit bunten Farben und lachenden Gesichtern. So beginnt die Geschichte ja auch, denn Emil und seine Klassenkameraden haben eine wunderbare Kindheit. Fjelle ist zwar etwas anders, da bei ihm die Gefühle immer stärker sind, aber was solls, so ist er halt. Bis der Direktor kommt und auf die Andersartigkeit aufmerksam macht. Wunderbar wird Kindern am Beispiel von Fjelle klar gemacht, wie schnell jemand, völlig zu Unrecht ins Abseits gedrängt wird. Dafür bedarf es gar nicht viel, es muß nur einer stark genug polarisieren. Für den Betreffenden ist das ganz furchtbar, er leidet sehr unter dieser Ungerechtigkeit. Meine Tochter war so empört, daß sie sich immer wieder Tränen wegwischen musste, weil sie es so gemein und ungerecht fand, was Fjelle und Emil dort wiederfahren ist. Egal was Fjelle und seine Freunde sagten oder taten, der Direktor wischte es als nebensächlich beiseite oder schnitt ihnen das Wort ab… So funktioniert Mobbing und soziale Ächtung – früher und heute, solange bis keiner mehr mitmacht. Doch solche Strömungen sind ganz schön verführerisch, bis einer sich gegen den Strom stellt und diesen umlenkt. Dafür muss man ganz schön mutig sein, aber es gibt Dinge für die es sich zu kämpfen lohnt. So kommt es, dass diese Freundschaftsgeschichte sehr SUPERemotional ist. Anfangs sehr lustig, dann sehr traurig und am Ende richtig spannend.

Unterstrichen wird es von den freundlich fröhlichen Bildern der beliebten Illustratorin Nina Dulleck. Diese vermitteln leicht den Eindruck, daß es sich um eine Geschichte für jüngere Kinder handelt, aber dafür ist die Thematik zu ernst und zu komplex. Die liebevollen Bilder lassen die Leser aber ahnen, daß es ja als freundliches Buch, am Ende doch noch gut ausgehen wird und mildern so etwas die Traurigkeit ab.
Da Anne Scheller das Thema aber sehr kindgerecht entwickelt kann man es durchaus auch schon ab der Vorschule vorlesen. Sprachlich ist es zum Vorlesen auch wirklich gut geeignet, allerdings sind die Illustrationen in schwarz-weiß und nicht auf jeder Seite. Daran erkennt man dann doch, daß es Buch für Kinder ab 8 Jahren, also für junge Leser ist. Die Kapitel habe eine überschaubare Länge, die durch die Illustrationen aufgelockert wird. Die Schrift ist schon nicht mehr in Fibelschrift, aber noch relativ groß und mit lockerem Zeilenabstand, so daß man im Lesefluss nicht so leicht in der Zeile verrutscht.

Ein Kinderbuch, daß uns mit seinem Tiefgang positiv überrascht hat. Wir haben eine „einfache“ fröhliche Freundschaftsgeschichte erwartet, aber es steckte deutlich mehr dahinter. Es ist ein Weckruf: „Steht auf, wenn ihr Freunde seid und steht für einander ein!“. Wunderbar, solche monsterstarken Vorbilder kann man in der heutigen Zeit sehr gut gebrauchen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover "Fjelle und Emil"
  • Cover "Böse Jungs"
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  • Lesespaß
Veröffentlicht am 22.03.2019

Du wirst das Glück nicht da finden, wo es Dich verlassen hat...

Blackwood – Briefe an mich
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Die 15 jährige Gesine ist alleine mit ihrer irischen Mutter in Wien aufgewachsen, bis diese eines Tages tödlich verunglückt. Gesine zieht völlig unvorbereitet in den kleinen irischen Ort Blackwood, zu ...

Die 15 jährige Gesine ist alleine mit ihrer irischen Mutter in Wien aufgewachsen, bis diese eines Tages tödlich verunglückt. Gesine zieht völlig unvorbereitet in den kleinen irischen Ort Blackwood, zu ihrer bis dato unbekannten Tante Wanda. Hier ist sie für alle nur das Schnitzelmädchen, wie sie sogar im lokalen Klatsch und Tratsch-Radiosender genannt wird. Alle beäugen sie misstrauisch und sie tritt von einem Fettnapf in den nächsten. Sie fühlt sich so einsam und allein, in diesem Ort voller Mythen, Feen und wer-schon-was-für-Unerklärlichkeiten, daß sie beschließt zu türmen. Doch ihre Flucht wird von einem schönen Prinzen in einem schwarzen Geländewagen gestoppt, wie es ihr scheint. Arian Mary (16), Sohn der irischen Butterdynastie, der sie sofort freundlich zurück zu ihrer Tante bringen lässt. Der Besuch der örtlichen Schule wird so zu ihrem Lichtblick, doch auch dort wartet nicht nur der strahlende Arian auf sie, sondern auch dessen wunderschöne Freundin Lilian, Erbin der Kristalldynastie sowie Klatschmaul und möchtegern Radiojournalist Sam und jede Menge weitere Fettnäpfe. Als ihr alles unerträglich erscheint, entdeckt sie das magische Geheimnis der Libellenschublade in dem antiken Schreibtisch in ihrem Zimmer. In ihm findet sie Briefe von ihrem eigenen zukünftigen Ich, das sie tröstet und Ratschläge erteilt. Wird sie nun auch verrückt, oder könnte das die Lösung all ihrer Probleme sein?

Eigentlich war Gesine in ihrer Wiener Welt zu beneiden, auch wenn sie sich dessen nicht so bewußt war. Sie hatte ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Mutter, war eine sehr gute Schülerin und fast noch bessere Ballerina! Sie sollte sogar die Hauptrolle in dem nächsten Stück ihrer Lehrerin tanzen, doch an Ballett ist auf den irischen Weiden am Meer nicht zu denken. Das Leben dort ist so anders, als sie es gewohnt ist, daß sie sich nicht nur mutterseelenallein fühlt, die neue Situation und die anderen Bräuche überfordern sie schlichtweg! Zum Glück gibt es Mimi, die stets gut gelaunte Küchenfee des Orts und Tante Wandas beste Freundin. Wenn Gesine völlig am Boden ist, baut Mimi sie mit Köstlichkeiten getränkt in guter Mary-Gold-Butter wieder auf. Sie hat stets ein offenes Ohr und weiß guten Rat: Wenn Du unglücklich bist, findest Du das Glück nicht an dem Ort, an dem es Dich verlassen hat. Sie soll Blackwood eine Chance geben und sie weiß wovon sie spricht. Denn auch Mimis Liebesleben ist nicht ganz einfach. Doch ihre herzliche Art, ist so anders als die ihrer scheinbar so unnahbaren Tante. Arian ist fest in den Händen der schönen Lillian und Gesine muss sich mit dem geschwätzigen Sam als bestem Freund begnügen. Ein wenig wie Mauerblümchen gepaart mit der armen Bauerstochter kommt es einem jedes Mal vor, wenn sie sich Mary-Manour nähert. Denn natürlich hält das Schicksal eine Aufgabe für sie bereit, eine die für Gesine gar nicht so einfach ist zu erfüllen, denn Arians Anwesenheit bringt sie ganz schön aus dem Konzept.

Man muss Gesine in ihrer gefühlten Einsamkeit und ihrem Talent für Pleiten, Pech und Pannen einfach mögen, ebenso geht es einem mit Sam, als Ältestem von einem ganzen Stall voller Kinder. Da er Gesines einziger Freund ist, bleibt ihr auch kein anderer Vertrauter und Verbündeter übrig, wobei.... Arian ist eigentlich zu perfekt um wahr zu sein, würde seine Familie nicht ein dunkles Geheimnis umgeben. Lillian ist nicht nur schön, sie ist auch die perfekte Schulbitch, sobald Arian nicht in der Nähe ist. Als hätte Gesine nicht schon genug zu ertragen! Über alldem schwebt die Magie Irlands mit ihren Bräuchen, Aberglauben und Regengüssen. Gesine ist nicht nur mit Antworten aus der Zukunft konfrontiert, sondern auch mit jeder Menge Regen, der es auf sie abgesehen zu haben scheint. So fühlt man mit ihr, wie mit Aschenputtel, auch wenn ihre Tante Wanda keine böse Stiefmutter ist und sie nicht als Dienstmädchen missbraucht. Dennoch hat dieser neue Jugendroman von Britta Sabbag etwas märchenhaftes, dass die irischen Nebel durchdringt. So schafft sie gekonnt die Gradwanderung zwischen High-School-Kitsch und zarter Romanze. Ja, einige Elemente kennt man aus zahlreichen Hollywood-Teenie-Filmen, aber eben nur Elemente. Hier wird nicht einfach nur gezickt und geprobt, bis der Prinz und sein Mauerblümchen zusammen finden. Es gilt die Geheimnisse Blackwoods zu verstehen, ohne den Verstand zu verlieren und sich von den Gerüchten nicht an der Nase herumführen zu lassen.

Milena Kasas ist eine mir bisher unbekannte Stimme gewesen. Umso schöner finde ich ihre Entdeckung als Ge. Sie klingt jung, bisweilen verzagt und unerfahren, doch sie gibt nicht auf. Auch als Mimi mag ich sie, wie sie entspannt immer wieder zitierenswerten Trost von sich gibt, oder als Lillian Giftpfeile verspritzt. Selbst in den Männerparts kommt sie unaufdringlich und überzeugend rüber. Moment? Männerparts? Ja, obwohl 3 Sprecher genannt sind, spricht hauptsächlich Milena Karas. Tom Linden übernimmt die Radio Einspielungen von Radio Blackwood, mit seinen Gerüchten und gar nicht immer netten Neuigkeiten, die Gesine das Leben mit seinen Boshaftigkeiten noch mal extra schwer machen. Lange ist er die wohltönend böse Stimme aus dem Off, der die Handlung mit Hintergrundinfos versieht und so der Geschichte eine neu Dimension gibt, bis der Sprecher selbst in Erscheinung tritt. Er ist wirklich toll besetzt, ebenso wie Julian Horeyseck, dessen Rolle aber eine Überraschung bleibt, auf die ich sehr lange gewartet habe, denn das Ende ist das Sahnebonbon.

Mit dem Libellendesign, den keltischen Ranken und den Fotos von mystischem Dickicht ist das Klappcover mit einigen Zitaten aus dem Buch wunderbar gestaltet.

Eine jugendliche, märchenhafte Liebesgeschichte aus dem Land der Feen, Elfe und grünen Schafweiden, die mich gefesselt und um meinen Schlaf gebracht hat.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Emotional und einfach schön

Friends & Horses
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Nach dem Besuch in der Stadt bei Iris und der Familie von Rosas verstorbenen Vater, genießen Rosa, Daisy und Ollie (alle 3 14 Jahre) die letzten Tage der Sommerferien. Eigentlich eine herrliche Zeit zum ...

Nach dem Besuch in der Stadt bei Iris und der Familie von Rosas verstorbenen Vater, genießen Rosa, Daisy und Ollie (alle 3 14 Jahre) die letzten Tage der Sommerferien. Eigentlich eine herrliche Zeit zum Genießen, doch die Ereignisse überstürzen sich und Rosa hat das Gefühl, daß das Schicksal sie irgendwie auf dem Kieker hat. Finn lädt sie für die zwei letzten Wochen auf die Meeresforschungsstation seines Vaters nach Griechenland ein, damit sie noch mehr Zeit miteinander verbringen können, ehe er sein Umweltschutz-Studium in den USA beginnen wird. Das Hotel wurde heimlich wegen zu geringer Rendite verkauft. Nun soll das Konzept geändert und die Pferde verkauft werden. Doch nicht nur Rosa bangt um ihre geliebten Pferde Fanny und Sokrates, auch ihre Mutter bangt um ihren Job. Als wäre das noch nicht genug, scheint die Liebe in der Luft zu liegen und für einige Peinlichkeiten und Verwicklungen sorgen.

Endlich wieder zurück im Grillental, wo das Ende des Sommers mit heftigen Sommergewittern naht. Das passt ziemlich gut, zu unserer aktuellen Wetterlage. Allerdings ist bei uns nicht so viel los, wie bei Rosa und ihren Freunden. Dort überschlagen sich in diesem Band bisweilen die Ereignisse. Allerdings nie so, daß es zu viel wird, sondern einfach in der Art, daß diesmal wirklich sehr große dramatische Spannung aufgebaut wird. Kaum hat man den Eindruck, daß es für Rosa endlich bergauf geht, scheint die Hoffnung wie ein Kartenhaus in sich zusammen zu fallen. Zum Glück hat Rosa in ihrem bisherigen Leben genug innere Stärke aufbauen können, durch ihre liebevolle Uroma und ihre alleinerziehende Mutter und ihre Freunde seit Sandkastentagen, daß sie nicht gleich daran zerbricht. Das wäre auch zu schade, da sich in diesem Band letztendlich alles zu fügen scheint, auch wenn alles in Bewegung ist und alles, was Rosa als gegeben ansah sich ändert.

Friends and Horses ist eine wunderbare Reihe, die die Themen Freundschaft, Familie, Liebe und Pferde kombiniert. Als Jugendbuch geht es um Erwartungen und Entwicklungen, auch wenn die Reihe bislang nur diesen einen Sommer umspannt, so ist es der Sommer in der Rosa nicht altersgemäß, sondern aufgrund der Erfahrungen die sie machen muß und darf, reift und erwachsen wird, mit nur 14 Jahren. Aber wenn man alleine mit seiner Mutter und Urgroßmutter und Tante aufwächst, dann muss man sich ganz anderen Anforderungen stellen, als ihre Freundinnen Iris und Ollie, denen es nie an irgendwas fehlte. Na ja, da Ollies Mutter bei einem Unfall starb, als sie noch klein war, versucht der Vater den Verlust auszugleichen, indem er sie auf Händen zu tragen scheint. Dennoch verbindet das reiche Mädchen so eine Menge mit Rosa, neben der Pferdeliebe und Daniel, Rosas bestem Freund seit Sandkastentagen. Ollie und Daniel haben im Blumenkleeblatt die erste richtige Beziehung, oder versuchen es zumindest. An diesen Versuchen nimmt man teil und schmunzelt, weil Fehler einfach dazu gehören, aber als Außenstehender würde man ihnen gerne mal einen Schubs geben. Zum Glück übernimmt das Rosa. So haben alle Mädchen ihre speziellen Liebesnöte und es zeigt sich, daß Liebe nicht kommt und selbstverständlich ist, man muß sich auch auf den anderen einlassen und für das interessieren, was den anderen interessiert, oder es zumindest versuchen. Dabei ist es hilfreich, wenn man bis dahin zumindest weiß, wer man ist und was man mag.

Neben diesen Beobachtungen in Liebesdingen und den Einblicken in die Pferdewelt gefallen mir besonders die Zitate von Sokrates, in diesem Fall mal nicht Rosas Pferd, sondern der Philosoph, der hier einen Quell wunderbarer Gedankenanstöße liefert.

In diesem Band verbindet Chantal Schreiber, die selbst reitet und vegan lebt, wie Daisy, wieder gekonnt eine angenehme sprachliche Leichtigkeit, mit einer hochemotionalen und spannenden Geschichte, die ich jede Minute genießen konnte, wenn ich nicht gerade ein Tränchen aus dem Augenwinkel wischen mußte...