Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.04.2019

Nun ist gut, Herr Autor

Mieses Karma hoch 2
1

Daisy lebt in einer WG und lebt in den Tag hinein. Sie träumt von einer Schauspielkarriere und hofft auf den grossen Durchbruch, als sie zu einem Casting eingeladen wird. Dort läuft aber alles schief, ...

Daisy lebt in einer WG und lebt in den Tag hinein. Sie träumt von einer Schauspielkarriere und hofft auf den grossen Durchbruch, als sie zu einem Casting eingeladen wird. Dort läuft aber alles schief, denn sie ist schuld, dass der Hund von Hollywoodstar Marc Barton, stirbt. Auf der Flucht ereignet sich ein Unfall und Daisy erliegt ihren Verletzungen, wird als Ameise wiedergeboren. Der Schock ist gross, als auch der arrogante Marc als Ameise neben ihr steht. Auch er muss gutes Karma sammeln, damit sie in etwas Grösseres als eine Ameise wiedergeboren werden. Die nächste Reinkarnation ist wieder ein Schock, denn nicht nur, dass das nächste Tier nur wesentlich grösser als eine Ameise ist …. wieder ist auch Marc von der Partie.


Der vordere Band " Mieses Karma " muss nicht gelesen werden, bevor man dieses Buch hier liest. Der Plot ähnelt sich stark, die Figuren und ihre Lebensumstände sind jedoch anders. Zwar nichts bahnbrechend Neues .... da ich das vordere Buch kenne, bietet "Mieses Karma Hoch 2 " trotzdem gute Unterhaltung.
Die Dialoge sind unheimlich witzig, die Situationen teilweise sehr amüsant. Allerdings auch ziemlich schräg und skurril. In den " Miesen Karma" Büchern muss man einfach beide Augen zudrücken Punkto Authentizität. Egal ob Pandabären plötzlich sprechen können, oder Mama Storch ihre Kleinen reihenweise aus dem Nest schubst.
Der Schreibstil von David Safier gefällt mir sehr. Er schafft es, dass trotz all dem Witz immer wieder mal eine nachdenkliche Note durchblinzelt. Seine amüsanten Wortspiele haben mich (wieder) schmunzeln lassen und mich gut unterhalten.
Die Figuren kann ich schwer beschreiben, da ich absolut nicht weiss, wie eine Ameise denkt und spricht … oder ein Goldfisch…oder ein Storch. Auf den ersten 50 Seiten agieren Marc und Daisy noch in Menschengestalt. Da erscheinen sie mir sehr klischeehaft, was ich nicht negativ meine. Daisy ist als Null Bock Nummer etwas nervig und absolut selbstbezogen und egoistisch. Marc der vom Erfolg verwöhnte Hollywoodstar, der allem und jedem sagt, was Sache ist. Zusammen sind sie das Traumpaar Punkto Nervigkeit schlechthin und sammeln unheimlich viel mieses Karma. Was ja wichtig ist, für den Plot der Geschichte.
Bei mir hat die Geschichte mit der selben Idee wie im ersten Buch auch noch ein zweites Mal funktioniert. Wohl auch, weil es schon Monate her ist, dass ich das erste Buch gelesen habe. Doch nun ist gut, Herr Autor. Ein drittes Buch wäre zu viel des Guten und die Idee nun ausgeschöpft.

Veröffentlicht am 26.03.2019

Wenn ein Haus zur Belastung wird!

Das Haus meiner Eltern hat viele Räume
0

Die Autorin Ursula Ott erlebt das, was viele um die 50 erleben. Den eigenen Eltern wird das Wohnen im eigenen Haus zu viel. So wird in einem sanften Übergang entschieden, dass die 87 Jahre alte Mutter ...

Die Autorin Ursula Ott erlebt das, was viele um die 50 erleben. Den eigenen Eltern wird das Wohnen im eigenen Haus zu viel. So wird in einem sanften Übergang entschieden, dass die 87 Jahre alte Mutter in eine betreute Wohnung zieht. Was bedeutet, dass Ursula Ott und ihre Schwester das Elternhaus räumen und verkaufen müssen.

Mit Tipps, nachdenklich machenden Passagen und berührenden Gedanken dokumentiert Ursula Ott, die Idee, dann die Abmachung und schliesslich die Durchführung das Elternhaus zu räumen. Wie alle Kinder, die Eltern im höheren und hohen Alter haben, hat mich die Thematik sehr interessiert. Gelungen fand ich, dass das Thema nicht trocken vermittelt wird. Sondern anhand der Familie der Autorin in eine Erzählung verwoben wurde. Was ab und zu sehr melancholisch, aber auch traurig über die Bühne ging. Nicht erstaunt war ich, dass die Mutter von Frau Ott weitaus weniger Probleme der Loslösung hatte als ihre Töchter. Kam bei ihr auch die Vernunft hoch? Es muss einerseits schwer sein, zu spüren, dass man kräftehalber kein grossen Haus mehr in Schuss halten mag. Doch auch befreiend, los lassen zu können. Ebenfalls thematisiert wird das schlechte Gewissen, gegenüber den Eltern. "Man sollte öfter hinfahren"…wer von uns kennt diese Gedanken nicht?
Ursula Ott taucht immer wieder ab in Erinnerungen an ihre Kindheit. Manchmal auch am Thema vorbei, was mich überhaupt nicht gestört hat. Da es der Erzählung Tiefe gegeben hat. Man versteht besser, wie das Verhältnis zum verstorbenen Vater, zu der Mutter , aber auch zu der Schwester ist und war, anhand den erzählten Erinnerungen.
Der Schreibstil ist einfach gehalten und hat mir gefallen. Als toll empfand ich die Kapitelüberschriften und ein, zwei erklärende Sätze zu der Thematik des jeweiligen Kapitels.
Gegen Mitte wird es langatmig. Von soziologischen Erkenntnissen über unsere Wegwerfgesellschaft kommt die Autorin vom Hundersten ins Tausendste. Und weit weg vom Ursprungsthema. Warum wird in einem Buch, in dem es um das Räumen des Elternhauses gehen sollte, angeprangert, dass unsere überflüssige Ware in Kigali auf einem Kimironko- Markt landet? Solche abschweifenden Gedanken nehmen in dem 188 Seiten dünnen Büchlein Platz weg. Platz, den die Autorin lieber dem Thema gewidmet hätte.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Ausufernder Schreibstil!

Ein Hauch von Mord
0

Am Kverndamm in Skin, Norwegen, wird die Leiche einer Frau gefunden. Sie liegt in einem Waldstück, erdrosselt mit einer Hundeleine und vom Hund fehlt jede Spur. Ein weiteres auffälliges Merkmal ist ein ...

Am Kverndamm in Skin, Norwegen, wird die Leiche einer Frau gefunden. Sie liegt in einem Waldstück, erdrosselt mit einer Hundeleine und vom Hund fehlt jede Spur. Ein weiteres auffälliges Merkmal ist ein roter Luftballon, der auf der Leiche liegt. Peder Haugerud, der Sanitäter des Krankenhauses Telemark, ist mit einem Kollegen als Erster vor Ort. Seine Frau Mette Minde ist froh um Insiderinfos, denn sie arbeitet als Journalistin bei dem Sender NRK Telemark und möchte natürlich als Erste darüber berichten. Sie recherchiert und entdeckt, dass es in dem friedlichen Städtchen gar nicht mal so ruhig zu und her geht, wie bisher gedacht.

Den Start ins Buch empfand ich als äusserst spannend und gelungen. Als Leser ist man haunah dabei, als das spätere Opfer mit ihrem Hund spazieren geht. Unterschwellig spürt man die Gefahr, in der sie sich befindet, denn die Atmosphäre in dem Wald wird sehr gut zum Leser transportiert. Schnell hat sich bei mir ein Verdacht eingeschlichen und ich habe gehofft, er wäre nicht wahr. Genau dieser Verdacht hat mich dann auch durch das Buch getrieben. Um dann zum Schluss zu sehen, dass es nicht so vorhersehbar ist, wie zu Beginn gedacht.
Die Autorin macht es den Lesern nicht gerade leicht. Denn Etliches ist für den Mordfall unwichtige Details, Nebengeschichten und unrelevante Beschreibungen. Hier hätte dringend gestrafft werden müssen, um die Hauptgeschichte nicht aus den Augen zu verlieren. Was ich doch ab und zu … mal mehr, mal weniger …. getan habe. Mich aber inzwischen bei den Nebengeschichten doch gut unterhalten habe. So ist der Schreibstil nicht gerade einfach zu lesen. Es wechseln sich verschachtelte Sätze mit kurzen und knappen Passagen ab. Die grösste Herausforderung aber, waren für mich die abrupten Handlungswechsel. Da die Kapitel jeweils einem Tag zugeordnet werden, das heisst pro Kapitel die Handlung eines Tages erzählt wird, sind sie oft ziemlich lang ( zwischen 40 und 100 Seiten ). Innerhalb eines Kapitels gibt es unzählige Perspektiv und / oder Handlungswechsel, die absatzweise geschehen. Oft musste ich den Absatz lesen, und dann noch mal lesen, um zu wissen, wer und was denn nun im Mittelpunkt steht. Das ergibt ein sehr unruhiges Ganzes.
Sehr gut gefallen hat mir, dass die Ermittlungen vorwiegend von einer Journalistin und für einmal nicht von klassischen Ermittlern betrieben werden. Zudem war mir Mette Minde sehr sympathisch.
In diesem Buch hat es sehr viele Figuren, die oft Nebenrollen besetzen und nach einem kurzen Intermezzo wieder von der Bildfläche verschwinden. Auch das empfand ich als eine Herausforderung.
Trotzdem konnte mich die Geschichte packen, denn ich wollte einfach wissen, wer denn die Frau ermordet hat.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Unsterblich

Das Ambrosia-Experiment
1

Jule Rahn ist entsetzt, denn sie beobachtet einen Mord. Ein alter Mann wird von einer Eisenbahnbrücke in den Fluss geworfen. Der Täter entdeckt und verfolgt darauf hin Jule. Kommissar Lucas Prinz, der ...

Jule Rahn ist entsetzt, denn sie beobachtet einen Mord. Ein alter Mann wird von einer Eisenbahnbrücke in den Fluss geworfen. Der Täter entdeckt und verfolgt darauf hin Jule. Kommissar Lucas Prinz, der von Frankfurt neu nach Koblenz ins Morddezernat gewechselt hat, glaubt Jule erst nicht. Da sie unter Wahnvorstellungen und Zwangshandlungen leidet, liegt der Verdacht nahe, dass sie sich den Mord nur eingebildet hat. Umso mehr, da Lucas neuer Chef, Kommissar Brockamp von einem Selbstmord ausgeht. Doch Jule wird verfolgt und kann Lucas Prinz überzeugen, dass ihr Leben in Gefahr ist.


Schon der Start ins Buch hat bei mir Gänsehaut ausgelöst. Denn die Eingangsszene, in der Jule einen Mord beobachtet, ist so gut geschrieben, dass ich atemlos weiter gelesen habe. Auch im weiteren Verlauf der Story gibt es viele spannende, gruselige und auch Gänsehaut auslösende Szenen, die es in sich haben. Dabei geht es im Grossen und Ganzen unblutig zu. Der Fokus liegt in diesem Buch eher auf spannenden Szenen, denn auf Blut und Ekel. Leider kann (…und möchte ) ich nicht auf das zentrale Thema eingehen, um potentiellen Lesern nicht die Freude zu nehmen. Nur so viel dazu: Das Grundthema ist abscheulich und niederträchtig!! Und leider kann ich mir nur zu gut vorstellen, dass es genau aus diesem Grund auch in der realen Welt zu Verbrechen kommen kann.
Die Handlung ist gut aufgebaut. Ein, zwei zufällige Begegnungen haben mich leicht gestört. Sie haben jedoch dem Lesevergnügen nicht geschadet. Gerade zu Beginn erleichtern die klaren Perspektivwechsel den Einstieg. Kapitelweise wird erst Jule Rahn , dann wieder Lucas Prinz in den Mittelpunkt gerückt. So erfährt man viel von den beiden Hauptfiguren und man fühlt sich ihnen relativ schnell nahe.
Jule leidet unter zwanghaften Störungen. Zu Beginn war ich begeistert, wie authentisch diese beschrieben und Jule auf den Leib geschneidert wurden. Doch je länger ich las, je mehr wandelte sich diese Begeisterung zu einem schalen Gefühl. Es ist einfach unrealistisch, wie wenig im Verlauf der Handlung diese Krankheit Jule einschränkt. Erstaunlich, dass sich in gefährlichen Situationen die Störung völlig verflüchtigt. Da ja bekannt ist, dass gerade in Stress - Situationen, wozu ich gefährliche, lebensbedrohende auch zurechne, sich ein Zwangsverhalten verstärkt. Doch das hier ist eine fiktive Geschichte, mit erfundenen Figuren. Deshalb kann ich bedenkenlos ein Auge zudrücken im Anbetracht dieser enormen Entwicklung und Genesung Jules. Mir ist es dennoch wichtig in meiner Rezension zu vermerken, dass im realen Leben eine Zwangsstörung nicht so einfach überwunden werden kann!
Lucas Prinz gefiel mir unheimlich gut. Er muss sich in Koblenz, gezwungenermassen, an neue Kollegen und an eine neue Arbeitsstelle gewöhnen. Seine teilweise sarkastische Art mit seinem Ekel von Vorgesetzten umzugehen, hat mir gut gefallen. Denn, ich mag Ermittler mit Ecken und Kanten, die wissen was sie wollen und dafür einstehen. Es entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptfiguren. Doch dies eher dezent und im Hintergrund. Auch ein Grund, warum mir dieser Thriller gefallen hat. Der Fall steht im Vordergrund und nicht wie oft die amourösen Belange der Ermittler.
Der Schreibstil gefiel mir unheimlich gut. In klaren Sätzen und ohne wirre Wendungen kommt der Autor auf den Punkt. Ich werde mich nun ganz sicher nach weiteren Werken von Volker Dützer umsehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Charaktere
  • Handlung
Veröffentlicht am 17.03.2019

...und das Leben geht weiter!

Die Angehörigen
0

Gene muss nach 47 gemeinsamen Jahren von seiner Frau Maida Abschied nehmen. Vor der Gedenkfeier denkt er noch mal zurück an die gemeinsamen Jahre. Erst waren sie ein Paar, dann die Eltern von Dary und ...

Gene muss nach 47 gemeinsamen Jahren von seiner Frau Maida Abschied nehmen. Vor der Gedenkfeier denkt er noch mal zurück an die gemeinsamen Jahre. Erst waren sie ein Paar, dann die Eltern von Dary und schlussendlich auch die Grosseltern von Annie. Er denkt auch zurück an gemeinsame Urlaube, die sie mit den Freunden Gayle und Ed als Familienurlaube im White Pinne Camp am Fisher Lake verbracht haben. So viele Erinnerungen .... Gene fühlt sich hilflos ohne seine grosse Liebe Maida. Seine Tochter versucht ihm das Leben, das er nun alleine leben muss, zu erleichtern und schmackhaft zu machen. Sie stellt die Haushälterin Adele ein und Gene merkt, dass das Leben doch noch lebenswert ist.



Da ich den Schreibstil schon bei der Leseprobe als verschachtelt eingeschätzt hatte, wusste ich, was mich ungefähr erwartet. Tatsächlich benötigte ich 50 Seiten und Geduld, bis ich mit der Art zu schreiben von Katharine Dion klar kam. Es waren nicht unbedingt nur die vielen Informationen, die in einen Satz gepackt sind. Auch die rar eingesetzte, direkte Rede stellte mich vor Probleme. Diese Form machte es mir schwer zu den Protagonisten eine Verbindung aufzubauen. Da nur Gene über Familie und Freunde erzählt, erhöhte sich diese Unnahbarkeit noch zusätzlich. Ueber etliche andere Figuren bekam man als Leser so fast nur aus seinen Erzählungen und seiner Sicht Details mit.
Die Handlung ist nicht immer fortlaufend, wie man es sonst in Romanen kennt. Vielmehr erzählt Gene aus seinem und dem Leben seiner verstorbenen Frau. Mit Uebergängen, die sehr abrupt sein können. Und mit Erzählsprüngen, die locker von der Gegenwart in die Vergangenheit und zurück wechseln. Und dies unangekündigt und lose. Das hat doch einige Male bei mir für Verwirrung gesorgt und ich musste Sätze und Absätze ein zweites mal lesen.
Gene musste Abschied nehmen von seiner Frau Maida, mit der er 49 Jahre verheiratet war. Man spürt sehr gut heraus, wie verloren er sich fühlt. Er taucht ab in Erinnerungen an Ferien, das Kennenlernen, die Hochzeit und das Aufwachsen der gemeinsamen Tochter. Gene war mir grundsätzlich sympathisch, wenn er auch etwas wirr erzählt. Sehr gut gelungen ist die Entwicklung, die man voranschreiten sieht. Aus dem Pärchen Gene und Maida werden Eltern und dann Grosseltern. Auch wenn ich nicht alles nachvollziehen konnte, was die beiden in ihrem Leben so treiben, gefesselt hat es mich trotzdem. Immer wieder trifft man in dieser Geschichte tiefgründige Sätze und Passagen, die mich nicht nur berührt haben, sondern auch in mir nachklingen. Denn es geht nicht nur um Verlust und Trauer. Es geht auch um Beziehungen. Zwischen Freunden, Ehepartnern und Kindern. Und darum, dass man auch nach dem Verlust eines geliebten Menschen vorwärts und in die Zukunft schauen darf. Wie Gene es tut. Zwar zaghaft, jedoch vorwärts blickend.