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Veröffentlicht am 30.04.2019

Gut gebüllt, Löwe! Ein humorvoller Roman mit einem kleinen Schuss Tiefgang

Der Löwe büllt
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„Wenn mich irgendwas aggressiv macht, dann sind das entspannte Leute.“ Nico Schnös (S. 87)

Meine Meinung:
Nico Schnös ist 47, Controller bei Toyota und hat einige Anzeichen einer Impulskontrollstörung ...

„Wenn mich irgendwas aggressiv macht, dann sind das entspannte Leute.“ Nico Schnös (S. 87)

Meine Meinung:
Nico Schnös ist 47, Controller bei Toyota und hat einige Anzeichen einer Impulskontrollstörung mit latenter Tourette-Neigung. Kein Wunder, dass schon sein Ruhepuls jenseits von Gut und Böse liegt und im Büro schon mal die Kaffeetassen tief fliegen (Dumm nur, wenn sie dann auch noch den CFO niederstrecken…). So kann das nicht weitergehen, findet sein Chef Tim und schickt ihn zur Zwangserholung (und als letzte Chance mit Fitnesstracker zur Fernüberwachung) in den Club-Urlaub nach Fuerteventura. Nur doof, dass seine Frau Mia keine Zeit hat mitzukommen. „Dann nehme ich halt die Mama mit“, denkt sich Nico. Nur dass die Marotten der resoluten Mama Rosi Schnös nicht grade zur Puls-Beruhigung beitragen. Ebenso wie Nicos Verdacht, dass die daheim gebliebene Mia und ihr Mitarbeiter Theo (aka „selbstgefälliger Umarmungskünstler“ oder „freiheitsliebender Schlafschlumpf“ oder auch „Tantra-Taliban“) sich womöglich näher stehen könnten, als Mia zugeben will…

Ich habe schnell und reibungslos in die Geschichte hineingefunden, auch wenn die Handlungsstränge regelmäßig in den Zeiten springen. Schon nach den ersten Seiten merkt man, das man hier einen „Tommy Jaud“ liest, denn vom breiten Grinsen, über leichtes Kichern bis hin zum waschechten Lachanfall war bei mir schnell alles dabei. Dafür liebe ich die Bücher von Tommy Jaud einfach – hier gibt es Humor und gute Laune in einer für das Zwerchfell schon fast gefährlichen Überdosis. Jaud hat einfach ein Händchen für skurrile Typen und manchmal noch schrägere Situationen. Kein Wunder, dass es an denen im kanarischen Urlaubsclub und auch im heimischen Yogastudio keinen Mangel hat! Natürlich denkt man sich beim Lesen des Öfteren „Mensch, Nico!“ oder auch „gibt´s doch gar nicht“, aber so kreiert Jaud nun mal wunderbare Unterhaltung.

Dieser Roman lebt wie die meisten Bücher von Tommy Jaud von seinen schrulligen Typen (wie etwa Rolex-Horst und seiner Tochter, der nymphomanen Nadine mit Alkoholproblem) und dem Sprach- und Wortwitz des Autors. Wortkreationen wie „Knuddelhaufen der Ungeknutschten“ (S. 169) oder extrem merkwürdige Situationen (wie etwa eine Pulsuhr im Schritt um Nicos „70er Jahre Schlagersänger“) lassen einfach keine Langeweile aufkommen! Gegen Ende bringt Jaud sogar noch eine Spur Tiefgang mit hinein, wenn seine Protagonisten endlich erkennen, was im Leben wirklich zählt. Aber mehr möchte ich hierzu nicht verraten.

Alles in allem hatte ich ein paar extrem humorvolle, unterhaltsame und kurzweilige Lesestunden, auch wenn „Der Löwe büllt“ nicht ganz an Jauds „Klassiker“ „Hummeldumm“ heranreicht. Für Fans humorvoller Bücher á la Friedrich Kalpenstein oder Lars Simon eine absolute Leseempfehlung!

FAZIT:
Jaud erweist sich einmal mehr als Garant für schräge Vögel, skurrile Situationen und jede Menge Lacher. Unterhaltsame Lesestunden sind garantiert!

Veröffentlicht am 03.04.2019

Eine beeindruckende Fortsetzung mit Tiefgang - teils surreal und anspruchsvoll zu lesen

Das weiße Herz
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„Ich weiß nicht viel über das dunkle Herz, und selbst von dem, was ich geglaubt habe zu wissen, scheint manches nicht wahr zu sein. Eines aber weiß ich: Wohin es auch vordringt, schlägt es Wurzeln, und ...

„Ich weiß nicht viel über das dunkle Herz, und selbst von dem, was ich geglaubt habe zu wissen, scheint manches nicht wahr zu sein. Eines aber weiß ich: Wohin es auch vordringt, schlägt es Wurzeln, und auch die kleinste Wurzel kann ausreichen, damit die Saat des Bösen aufgeht, sei es heute oder erst in vielen Jahren.“ (S. 186)

Meine Meinung:
„Das weiße Herz“ ist der Folgeband von „Das dunkle Herz“ und meiner Meinung nach sollte man den ersten Band für das grundlegende Verständnis der Geschichte zwingend zuvor gelesen haben.

Die Handlung schließt relativ nahtlos an die Ereignisse des ersten Bandes an und dankenswerter Weise hat Lukas Hainer eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse vorangestellt. So hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Anders als im ersten Teil spielt „Das weiße Herz“ die meiste Zeit in unserer Welt, so dass das gesamte Buch für meinen Geschmack doch eine andere Grundstimmung hat als sein Vorgänger. Dieser bestach noch durch seine durchgehend surreale Welt mit den unerklärlichen, mystischen Vorgängen und einem ganz eigenen Mikrokosmos mir einer bunt zusammengewürfelten kleinen Gruppe Menschen. Im „Weißen Herz“ nutzt Lukas Hainer nun schnelle Ortswechsel und aktuelle gesellschaftliche Themen, um seiner Geschichte Spannung, Tempo und Gewicht zu verleihen. Selbstverständlich blitzen zwischendurch immer wieder mysteriöse Handlungsfragmente aus Band eins auf, was oft für eine extrem surreale Atmosphäre sorgt, und es gibt ein „Wiederlesen“ mit vielen bekannten Charakteren. So bin ich der Story gespannt gefolgt und konnte tief in dieses Buch versinken. Stellenweise verlangt die Geschichte aber ein sehr aufmerksames, konzentriertes Lesen, um den Ausführungen und Erklärungen auch wirklich folgen zu können. So ist „Das weiße Herz“ eine fesselnde, aber eben auch keine einfache Lektüre.

Am Ende schafft es Lukas Hainer, seinen zweiteiligen Zyklus insgesamt zu einem überzeugenden Schluss zu bringen, der viele (aber eben auch nicht alle) beim Lesen entstandenen Fragen beantwortet. Es ist ein Finale, dass ich mir etwas anders gewünscht hätte und das mich ein bisschen melancholisch zurückgelassen hat, aber in sich doch stimmig ist. In Anbetracht der vielen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen, die mal mehr, mal weniger deutlich mitschwingen, wäre ein „Rundum-Happy-End“ wohl auch gar nicht passend gewesen. Denn neben einer packenden und bewegenden Story geht es hier auch um Aspekte wie etwa Radikalismus, Umweltverschmutzung, Vereinsamung, „Containern“ oder auch eine erstaunlich offene Systemkritik an der Türkei („Mit christlichen Werten schmückte man sich gerne, bis die Flüchtlinge im eigenen Land ankamen, und der Tierschutz war so lange gut, bis er zu höheren Preisen im Supermarkt führte.“ - S. 202). Top aktuell – wie man leider feststellen muss. Dazu wirft Lukas Hainer die philosophische Frage nach der Grenze zwischen Gut und Böse auf, die (nicht nur) in diesem Buch stellenweise nicht trennscharf zu ziehen ist.

Ein Zitat aus dem Buch beschreibt sowohl diese fiktive als auch unsere reale Welt erschreckend einfach: „Die Welt kann noch heilen, und es muss schnell gehen, denn bald ist es vorbei.“ (S. 320)

FAZIT:
Keine leichte Lesekost, aber durchaus überzeugend und packend erzählt – und mit erschreckenden Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Das Geheimnis des Stinke-Schattens - Eine kurze, aber unterhaltsame & fantasievolle Geister-Geschichte

Mika und der Wächter des Lichts
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„Das vorher so angenehme Licht wirkte jetzt wie die gleißende Sonne. Die Luft schien Mika in den Lungen zu brennen.“

Meine Meinung:
Die Amans sind eine ganz normale Familie mit einem ganz normalen Familienalltag. ...

„Das vorher so angenehme Licht wirkte jetzt wie die gleißende Sonne. Die Luft schien Mika in den Lungen zu brennen.“

Meine Meinung:
Die Amans sind eine ganz normale Familie mit einem ganz normalen Familienalltag. Doch eines Tages bemerkt Mika (fast 11) einen üblen, hartnäckigen Gestank, dessen Ursache sich niemand so recht erklären kann. Als dann noch Schatten über Boden und Wände kriechen wird es schnell spannend und übersinnlich und parallel dazu häufen sich in der ansonsten so beschaulichen wie verschlafenen Kleinstadt Ganhagen auf einmal merkwürdige Fälle von Vandalismus…

Schnell ist man als Leser gepackt und möchte unbedingt wissen, welche Hintergründe die merkwürdigen Geschehnisse haben. Da sich die Geschichte vorwiegend an jüngere Leser richtet (ich würde sie ab ca. 10 Jahren empfehlen), ist der Grusel-Faktor hier passender Weise auf ein „wohliges“ Maß begrenzt. Der zunächst bedrohlich wirkende Geist („Dies ist mein Haus!“) stellt sich schnell als trauriges Geschöpf mir tragischem Schicksal heraus („Ich bin beim Essen eingeschlafen, mit dem Kopf in Erbsensuppe. Und dann erstickt. Das Ganze ist ein Witz, so wie ich einer bin“). Es macht Spaß zu lesen, wie die beiden Jungs im Folgenden Greg helfen wollen und damit in ein spannendes kleines Abenteuer hineingezogen werden. So ist dies auch nicht „nur“ eine unterhaltsame und moderne Geister-Geschichte für Kinder, sondern auch zugleich eine Geschichte über Freundschaft, Mut und Zusammenhalt. Das am Ende natürlich alles gut ausgeht, ist selbstverständlich ein „must have“ für eine solche Kindergeschichte.

Lediglich die Rolle der kleinen Schwester Lea (7), festgelegt auf die Nervensäge, war mir aus Erwachsenensicht zu stereotyp. Darüber hinaus ist die Geschichte sehr linear erzählt und hätte für meinen Geschmack hier und da ein bisschen ausgeschmückt werden können. Auch ein zweiter Handlungsstrang, beispielsweise aus Gregs Sicht, würde sich für meinen Geschmack hier vielleicht anbieten.

FAZIT:
Eine moderne Geistergeschichte für Leser ab ca. 10 Jahren mit wohligem Grusel und guter Unterhaltung.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Ein humorvolles „Bilderbuch“ für größere Kinder

Böse Jungs (Band 1)
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Unsere Meinung:
Vorab sollte man wissen, dass „Böse Jungs“ ein etwas anderes Buch ist! Trotz seiner rd. 150 Seiten ließe sich der reine Text auf wahrscheinlich 20 Seiten abdrucken, denn hier stehen auf ...

Unsere Meinung:
Vorab sollte man wissen, dass „Böse Jungs“ ein etwas anderes Buch ist! Trotz seiner rd. 150 Seiten ließe sich der reine Text auf wahrscheinlich 20 Seiten abdrucken, denn hier stehen auf jeden Fall die witzigen schwarz-weiß-Illustrationen klar im Vordergrund. So würde ich das Buch am ehesten als Bilderbuch für größere Kinder bezeichnen.

Die Storyidee ist einfach, aber witzig: Mr Wolf (Künstlernamen: „Der große Böse, Mr Beißer, Großmütterchen“) hat keine Lust mehr, immer als Bösewicht angesehen zu werden. Mr Shark, Mr Piranha und Mr Snake müsste es doch eigentlich genau so gehen, denkt er sich (obgleich alle vier zumindest laut Steckbrief des Metropolitan Police Department als EXTREM GEFÄHRLICH eingestuft werden). Die scheinen von der Idee zwar noch nicht ganz so überzeugt zu sein, machen aber bei Mr Wolfs kühnem Plan dennoch mit: Gutes tun um das eigene Image aufzupolieren! Doch auch Gutes zu tun, ist manchmal gar nicht so einfach. Sei es eine spontane Rettungsaktion einer Katze vom Baum oder auch eine Befreiungsaktion für die Hunde aus dem Tier-„Knast“ („Operation Hundezwinger“)…

Um es kurz zu sagen: Wir hatten eine Menge Spaß! Die Geschichte ist witzig, die Illustrationen noch mehr! Egal, ob Mr Wolf versucht, seine Mitstreiter mit Cupcakes statt Mäusen abzufüttern ( Wie soll sie irgendwer als Gute Jungs ernst nehmen, wenn sie immer nur ans FRESSEN denken?), gerettete Katzen sich ganz undankbar zu kleinen Kampf-Tigern entwickeln (kein Wunder, wenn einen ein breites Weißer-Hai-Grinsen anlächelt) oder der Piranha mittels Fliehkraft aus der Schlange befreit werden muss (Ja es gibt auch mal Unstimmigkeiten zwischen den Bösen…. ääääh…. Guten Jungs!). Lacher sind hier wirklich garantiert, spätestens wenn sich die Pups-Probleme von Mr Piranha zum running gag entwickeln. An irrwitzigen und schrägen Situationen mangelt es hier wirklich nicht!

Schade ist nur, dass sich das Buch so schnell „weglesen“ lässt (für Lesefaule oder LRS-geplagte aber genau das Richtig!), aber das ist halt auch den vielen tollen Illustrationen geschuldet. Meinen Jungs (7 & 10) hat es auf jeden Fall richtig gut gefallen!

FAZIT:
Die missverstandenen Bösen Jungs auf schwieriger Mission – bestes Lachmuskeltraining!

Veröffentlicht am 18.03.2019

Denver-Clan auf Extasy - eine wahrlich fantastische Welt mit extremen Charakteren

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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„Wenn ihr mir folgt, werdet ihr den ersten Winter nicht überstehen.“ (S. 109)

Meine Meinung:
Über dieses Buch hatte ich schon einige sehr euphorische Meinungen gelesen, Vergleiche mit „Harry Potter“ gab ...

„Wenn ihr mir folgt, werdet ihr den ersten Winter nicht überstehen.“ (S. 109)

Meine Meinung:
Über dieses Buch hatte ich schon einige sehr euphorische Meinungen gelesen, Vergleiche mit „Harry Potter“ gab es da, oder auch Stimmen wie „Auf Anhieb ein Klassiker.“ Da stand es für mich schnell fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss!

Mein persönliches „Leseerlebnis“ hat über die gesamte Länge von rd. 530 Seiten aber stark variiert. Am Anfang war ich sehr schnell angefixt von der faszinierenden und phantastischen Grundidee dieses Buches. Ein zerstörter Erdball – und die Menschen leben nun auf 21 großen und 186 kleinen Fragmenten (genannt „Archen“), die wie in einem kleinen, eigenen Universum als Trabanten um den heißen Rest der Erde kreisen. Diese Archen weisen ganz unterschiedliche Lebensbedingungen auf und so haben sich auf ihnen Familienclans mit ganz besonderen Fähigkeiten entwickelt. Ein echt spannender Evolutionsgedanke!

Die Protagonistin Ophelia ist ein wahrlich besonderer Charakter. Unscheinbar, tollpatschig aber absolut liebenswert und mit zwei phänomenalen Fähigkeiten gesegnet: Sie kann Dinge „lesen“ (über Berührung von Gegenständen etwas über die Vorbesitzer erfahren) und durch Spiegel reisen. Wenn das mal nicht praktisch ist! Doch schnell wird Ophelia aus ihrer Komfortzone auf der Arche Anima herauskatapultiert, denn sie soll den ihr noch unbekannten Thorn von der Arche Pol heiraten. Dieser entpuppt sich aber schnell als anscheinend dauer-miesepetriges Ekelpaket, das von den Hochzeitsplänen genauso wenig begeistert ist wie Ophelia. Es folgt eine schon fast überstürzte Abreise zur Arche Pol, auf der nicht nur die klimatischen Bedingungen extrem lebensfeindlich sind und wo nicht wirklich so ist, wie es zu sein scheint…

Bis kurz nach der Ankunft auf Pol haben mich die Geschichte und das wirklich außergewöhnliche „Universum“ dieser Geschichte regelrecht gefesselt. Im Folgenden fehlte mir dann aber eine spannende Rahmengeschichte. Es ging über viele Seiten hinweg „nur“ um die Entdeckung der – zugegebener maßen – sehr faszinierenden Welt auf Pol und die Einführung weiterer, durchaus sehr schillernder Charaktere dort. Dennoch hat mir hier im Mittelteil eine stringente Storyline gefehlt. Hätte ich hier eine Bewertung abgeben müssen, wären es wohl mit Mühe und Not grade mal 3 Sterne geworden. Ab den ca. letzten 150 Seiten war ich dann aber doch noch voll und ganz in der Geschichte angekommen. Ab hier haben mich die Verschwörungen, Intrigen, Ränkespiele und das latent immer mitschwingende Misstrauen sowie die allgegenwärtige Gefahr regelrecht gefesselt, so dass mich das Buch am Ende doch durchaus zu überzeugen wusste.

Auch wenn die Storyline für meinen Geschmack deutlich ausbaufähig bleibt, hat dieses Buch zwei sehr große Stärken, die es aus der literarischen Masse herausstechen lassen. Zum einen ist das die unglaublich faszinierende Welt mit ihren verschiedenen Archen und zum anderen sind das die absolut schillernden Außnahmecharaktere. Allen voran natürlich Ophelia und ihr „Verlobter“ Thorn, dessen wahres ich selbst Ophelia ein Rätsel ist („Dabei hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wer er wirklich war: ein ungehobelter Bär? Ein wichtiger Staatsbeamter? Ein ruchloser Mörder? Ein Mann der Pflicht? Ein seit seiner Geburt entehrter Bastard? Das waren zu viele Facetten für einen einzelnen Mann, und sie wusste nicht, welche davon sie bald heiraten würde.“ - S. 162). Neben diesen beiden gibt es ein gutes Dutzend weiterer unglaublich starker, größtenteils sehr rätselhafter Charaktere, wie etwa der Botschafter Archibald (der Hobby-Deflorateur), der undurchschaubare Kavalier (auch wenn er so aussehen mag – keinesfalls die Unschuld in Person!) oder auch die Dame Berenilde, ein weiteres Fixum in dieser Geschichte, über deren Absichten man nur rätseln kann. Eine so heterogene Ansammlung außergewöhnlicher Charaktere findet man selten – und eine teilweise überraschende Charakterentwicklung ist vorprogrammiert. Besonders das Detail der „Super-Eigenschaften“ der verschiedenen Clans hat mich dabei überzeugt, so können die Drachen beispielsweise jemanden durch reine Gedankenkraft verletzen, während die Familie Archibalds als „Gespinst“ existieren. Wahrlich fantastisch!

Auch der Schreibstil der Autorin konnte mich voll und ganz überzeugen: Modern, locker, stellenweise aufmüpfig, immer wieder humorvoll und wunderbar bildlich (über Thorns Großmutter: „Sie erinnerte wirklich an eine Schildkröte, mit ihren langsamen Gesten, dem höckerigen Rücken, dem welken Hals und einem Lächeln, das wie ein Riss in ihrem runzeligen Gesicht klaffte.“ - S. 166). So macht das Lesen einfach Spaß!

FAZIT:
Verschwörungen, Intrigen, Täuschungen und Misstrauen – ein extrem faszinierendes, phantastisches Universum mit absoluten Außnahmecharakteren!