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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2019

wichtiges Thema

Dry
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Neal und sein Sohn Jarrod Shusterman haben sich in „Dry“ einem brandaktuellen Thema angenommen, der Wasserknappheit. Bei meinem letzten Urlaub in Kalifornien vor 3 Jahren war ich bereits bestürzt über ...

Neal und sein Sohn Jarrod Shusterman haben sich in „Dry“ einem brandaktuellen Thema angenommen, der Wasserknappheit. Bei meinem letzten Urlaub in Kalifornien vor 3 Jahren war ich bereits bestürzt über die Trockenheit und das wüstenähnlich vertrocknete Land, durch welches ich Ende August gefahren bin. So konnte ich mir die Umstände, die am Anfang des Buches stehen, sehr gut vorstellen und muss sagen, dass sie ziemlich realistisch und nah an der Wirklichkeit sind. Leider.

Der Schreibstil ist sehr passend für ein Jugendbuch aber auch ältere Leser-Semester werden gut damit zurechtkommen. Durch den Wechsel der Perspektiven bekommt man einen Rundum-Blick durch die Gesellschaft und die verschiedenen Einstellungen und Verhaltensweisen werden plausibler. Die Menschen reagieren unterschiedlich auf die Krise aber irgendwie doch auch ähnlich. Es geht erst mal um die eigene Familie und darum, die Situation zu akzeptieren. Es gibt die, die sich tatsächlich generalstabsmäßig auf eine Wassernot vorbereitet haben und die, die sich überhaupt nicht damit gerechnet haben. Es entstehen bald Ängste und Neid und der Kampf um Vorräte und Wasser.

Natürlich ist die Geschichte nicht neu. Und das Thema Klimawandel begegnet mir inzwischen in jedem zweiten Buch. Außerdem passt es gerade zur Biographie der Mutter von Greta Thunberg, dass ich ebenfalls gerade gelesen habe. Ich finde es gut, wenn in jeder Literatursparte versucht wird, das Thema den Menschen nahezubringen, sie aufmerksam zu machen und zum Umdenken zu bringen.

Dry liest sich flott und hatte eine Aussage, die für alle Generationen wichtig ist. Ändert euer Verhalten, denn der Klimawandel steht bereits vor unserer Türe und wird nicht einfach dort halt machen.

Veröffentlicht am 26.04.2019

unbedingt lesen

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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Es gibt Ereignisse im Leben mancher Menschen, die diese nicht verarbeiten und nicht vergessen können und an denen ihre Seelen krank werden. Aber es gibt Hilfe. Wenn sie ihre Geschichte einem Buchbinder ...

Es gibt Ereignisse im Leben mancher Menschen, die diese nicht verarbeiten und nicht vergessen können und an denen ihre Seelen krank werden. Aber es gibt Hilfe. Wenn sie ihre Geschichte einem Buchbinder erzählen, dann bindet er die schrecklichen Erlebnisse zwischen zwei Buchdeckeln und der Mensch kann wieder freier und unbeschwerter leben und seine Traumata hinter sich lassen.

Die Fähigkeit, Geschichten auf Seiten zu binden, hat nicht jeder. Der Farmerssohn Emmet weiß lange nicht, warum er immer öfter kraftlos und krank ist. Aber er besitzt die Buchbindergabe und erst als er bei einer alten Buchbinderin in die Lehre kommt, wird er langsam wieder gesund und lernt Schritt für Schritt das Buchbinden. Der Berufszweig ist gefürchtet und verachtet zugleich und erst nach und nach wird Emmet klar, dass man die Fähigkeit und Macht, die er besitzt, auch missbräuchlich einsetzen kann.

Das Grundgerüst dieses Romans ist interessant und die Details werden auf sehr verhaltene Weise und in einem fast gemächlichen Tempo erzählt. Der Entwicklung von Emmet wird viel Raum und Zeit gegeben und man weiß als Leser nicht mehr als der Hauptakteur, wodurch vieles lange im Unklaren und Verschwommenen bleibt, da der junge Mann anfangs sehr naiv und schüchtern ist. Aber die schöne Sprache und die Art, wie die Autorin ihre phantastische Welt beschreibt sorgen dafür, dass die Geschichte nicht langweilig wird, auch wenn lange nicht viel passiert.

In der Story steckt aber noch viel mehr als die reinen Fantasy-Elemente. Es ist auch ein Buch über das Erwachsen werden eine jungen Mannes und seine Selbstfindung. Dazu gehört auch eine etwas andere Liebesgeschichte, die im dritten Teil durch eine neue Perspektive noch einmal anders beleuchtet wird.

Das Buch lässt sich meiner Meinung nach schwer in eine Kategorie einordnen und entwickelt sich ganz anders, als man am Anfang erwartet. Es hat eine unglaublich schöne Aufmachung und besticht mit einem angenehmen ruhigen Erzählstil.

4,5 Sterne und eine Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 13.04.2019

schöne Liebesgeschichte

Zeilen ans Meer
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Lena aus München arbeitet eine kurze Zeit in Australien und schmeißt bei ihrem Abschied eine Flaschenpost ins Meer. Diese findet der Australier Sam Jahre später und schreibt der Deutschen eine Postkarte. ...

Lena aus München arbeitet eine kurze Zeit in Australien und schmeißt bei ihrem Abschied eine Flaschenpost ins Meer. Diese findet der Australier Sam Jahre später und schreibt der Deutschen eine Postkarte. Daraus entwickelt sich schnell ein sehr intensiver Briefwechsel. Die Ehrlichkeit der Beiden führt zu Gefühlen, die beide so nicht geplant hatten.

Ein reinrassiger Briefroman also, den Sarah Fischer da geschrieben hat. Es ist spannend zu sehen, wie zwei Menschen sich nur durch das geschriebene Wort kennen- und lieben lernen. In den Briefen und Mails erzählt Lena aus Bayern, dem Surfbrettbauer Sam aus Australien von ihrem Leben mit ihrer Tochter, vom Eisbach in München, auf dem auch gesurft wird, von ihren Wünschen und Träumen, von ihrer Begeisterung für die Zeit in Australien. Und Sam tut Gleiches und kommt nach einem schweren Schicksalsschlag aus seinem jahrelangen Schneckenhaus und lässt die Frau vom anderen Ende der Welt in sein Herz. Natürlich gibt es jede Menge Probleme. Alle typisch für eine Fernbeziehung.

Die Autorin schafft es, dass man die Action fast nicht vermisst, die in dieser Form der Erzählung natürlich schwer abzubilden ist. Große und kleine Dramen, Liebe, Sehnsucht, Unsicherheit, Missverständnisse. Das volle Programm, wie in jeder anderen guten Liebesgeschichte. Gerade die Gefühle werden sehr schön beschrieben und man fiebert mit den beiden mit. Kann so eine Liebe klappen? Können sie einen Weg finden, eine wirkliche Beziehung zu führen? Wird einer von beiden irgendwann den Schritt wagen, zu einem ersten Treffen, und später zu mehr?

Eine schöne, zu Herzen gehende Liebesgeschichte, glaubhaft erzählt. Am Ende war es mir etwas schnell mit dem Schluss aber da einiges ein bisschen offen bleibt, kann man sich als Leser die Geschichte ja noch weiterträumen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Stimmung
  • Figuren
Veröffentlicht am 25.03.2019

Leseempfehlung

Der Gesang der Bienen
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Der Zeidler Seyfried kennt den „Gesang der Bienen“. Dank seinem großen Wissen über diese Insekten lebt er mit seiner Familie eigentlich zufrieden und ruhig am Waldrand. Weil seine Frau aber der Tochter ...

Der Zeidler Seyfried kennt den „Gesang der Bienen“. Dank seinem großen Wissen über diese Insekten lebt er mit seiner Familie eigentlich zufrieden und ruhig am Waldrand. Weil seine Frau aber der Tochter eines Edelmannes hilft, als diese nach einem Schwangerschaftsabbruch mit dem Tode ringt, kommt Unheil auf Seyfried, seine Frau Elsbeth und die drei Kinder zu.

Um seine Frau vor dem Henker zu retten reist Seyfried zur Ordensfrau Hildegard von Bingen, die gerade dabei ist ihr berühmtes Kloster aufzubauen. Bevor sie ihm hilft, gibt sie ihm einige wichtige Aufgaben, die er lösen muss.

Ralf Dorweilers Romane lesen sich allesamt flott weg. Auch das neue Buch ist hier keine Ausnahme. Mit jeder Menge historischer Fakten gespikt bietet es kurzweilige und spannende Unterhaltung. Eine liebenswerte Zeidlerfamilie, ein bösartiger Ritter, ein übellauniger Bär und eine energische Nonne sorgen dafür, dass man schnell in die Geschichte reinfindet, große Sympathien für die Darsteller entwickelt und ungeduldig auf ein gutes Ende hofft.

Man bekommt einen gut recherchierten Histo-Roman mit fiktiven und realen Personen. Ralf Dorweiler enttäuscht den Leser auch mit seinem dritten Buch nicht. Mir gefiel vor allem, dass die Frauenfiguren sehr stark und präsent waren. Neben Elsbeth und Tochter Anna, sind es auch die Novizin Adelheyd und nicht zuletzt die strenge und schlaue Hildegard, die mich begeistern konnten. Dorweiler hat es geschafft, ihnen Leben einzuhauchen und mir Neues zu erzählen. Für mich gehört dieser Autor in die Riege der deutsche Schriftsteller, die man inzwischen ohne Sorge weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 14.09.2018

Dicke Leseempfehlung

Zerrissene Erde
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Manche Bücher bedürfen nicht vieler Worte, wenn ich eine Rezension schreibe. Da ist mein Urteil klar und eindeutig – egal ob positiv oder negativ. Bei manchen muss ich den ein oder anderen Punkt bemängeln, ...

Manche Bücher bedürfen nicht vieler Worte, wenn ich eine Rezension schreibe. Da ist mein Urteil klar und eindeutig – egal ob positiv oder negativ. Bei manchen muss ich den ein oder anderen Punkt bemängeln, aber auch das ist meist nicht schwierig. Und dann gibt es Bücher wie „Zerrissene Erde“ die lassen mich im wahrsten Sinne des Wortes zerrissen zurück und ich habe den Wunsch mit meiner Rezension auch auszudrücken, was mich beschäftigt.


Um es dem Buch gleichzutun – ja, was solls? Das Ende vorneweg.

Ich empfehle das Buch und rate jedem Fantasy-Fan dazu, es zu lesen.


Der Hugo-Award ist ein Prädikat. Dieses sagt aber vor allem etwas darüber aus, wie innovativ und neu und wie durchdacht ein Fantasy-Werk ist und muss nicht zwangsläufig heißen, dass ein Roman besonders gut lesbar, besonders spannend oder massentauglich ist. Der Hugo erregt also meine Aufmerksamkeit – aber ich versuche, meine Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben.


Der Einstieg in „Zerrissene Erde“ verlangt große Aufmerksamkeit und Geduld, denn man wird tatsächlich in eine vollkommen neue Welt gestoßen. Es handelt sich nicht einfach um eine Dystopie sondern für mich war es tatsächlich wie ein neuer Planet. Vater Erde ist es, der sinnbildlich in den Tiefen haust und versucht, die Menschen durch Vulkanausbrüche und Erdbeben und daraus resultierende Umweltkatastrophen zu vernichten. Unter den normalen Menschen gibt es immer wieder Ortogenen, die nicht nur spüren, was sich im Erdboden tut, sondern die mit unglaublichen Kräften das Erdinnere verändern können und die magische Stärke aus allem Lebenden ziehen und dies totbringend gegen ihre Feinde verwenden können. Da vor allem Kinder diese Kräfte aber oft reflexartig verwenden und damit sozusagen aus Versehen Unglück und Tod verursachen können, fürchten die Menschen Ortogene und Eltern töten ihre Kinder oder verkaufen sie. Eine staatliche Behörde sammelt diese Kinder ein und steckt sie in harte Ausbildungslager, wo sie gedrillt und geformt werden, um der Gesellschaft mit ihren Kräften als Abwehrschilde eben gegen Erdbeben und ähnliches zu helfen.


Nicht nur das Setting ist neu, auch viele Begriffe werden verwendet, die man so noch nirgends gehört hat und es dauert eine ganze Weile, bis man sie alle versteht. Auch ist lange nicht erkennbar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Drei unterschiedliche Erzählstränge offenbaren immer wieder neue Kleinigkeiten und werfen neue Fragen auf. Außerdem beginnt die Story auch noch mit dem Strang, der in der zweiten Person erzählt wird, was mir eigentlich so gar nicht gefällt.


Aber ich habe mich auf all das eingelassen, weil mir auch von Anfang an klar war, dass das Buch etwas Besonderes ist. Der Erzählstil ist manchmal flapsig und rau, manchmal fast lyrisch und wunderschön. Die Psychologie der Figuren spielt eine sehr große Rolle und da alle Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller Ortogenen sind, erfährt man sehr viel darüber, wie sie Denken und Empfinden, wie sie von der Gesellschaft gefürchtet, verfolgt und ausgenutzt werden, wie sie ihre Mächte einsetzen und wie sie versuchen, für sich den richtigen Weg zu finden.


Immer wieder hat die Autorin mich mit Szenen begeistert und der Plot ist ausgefeilt und es macht Spaß, die vielen Rätsel nach und nach zu entdecken. Ich will aber auch nicht verschweigen, dass es zwei, drei Längen für mich hatte, in denen mir die Beschreibungen etwas zu ausführlich und die Handlung nicht straff genug war. Dennoch nie ein Grund, das Buch wegzulegen. Dafür war es viel zu spannend zu erfahren, wohin die Reise geht.


Mein Fazit also nochmals: Ein ungewöhnliches Buch, stark und aus der Masse herausragend. Mit ein paar kleinen Schwächen aber auch ein paar tollen, ungewöhnlichen und neuen Ideen und Darstellern, die mich mit ihrer Kraft und Authentizität gefangen genommen haben. Dicke Leseempfehlung.