„Ich weiß, dass die Einnahmen geringer ausfallen, weil die Konkurrenz inzwischen mörderisch geworden ist, aber ich hätte nicht gedacht, dass er ein Problem damit hat, die Hypothek zu zahlen “ (Reece über Tyree in Year of Passion 1)
Worum geht’s?
Das „The Fix“ steht vor dem Aus. Die Bar, die für viele Leute ein wichtiger Bestandteil im Leben ist und deren Leute wie eine Familie zusammengehören, kann die Hypotheken nicht mehr bedienen. Um den Laden noch retten zu können, arbeiten alle zusammen, um mit verschiedenen Aktionen die Bar zu retten. Das Herzstück? Eine Kalenderaktion, bei der alle 2 Wochen ein „Man of the Month“ für einen Kalender gecastet wird. Doch in all dem Trouble entwickeln sich auch einzelne Lovestorys… In diesem Band geht es um die Freunde Reece und Jenna, die eine Anziehung spüren, aber doch nur Freunde sind, um Spencer und Brooke, die gemeinsam das The Fix renovieren sollen für eine TV-Show, aber zwischen denen Eiszeit herrscht, sowie um Cam und Mina, die gemeinsam im The Fix arbeiten.
Year of Passion 1 ist der erste von vier Sammelbänden, in dem die Kurzgeschichten der ersten drei Kalendermonate zusammengefasst sind. Die Kurzgeschichten sind im Groben in sich geschlossen, allerdings kommen sowohl Leute als auch Handlungen aus anderen Kurzgeschichten vor. Es empfiehlt sich daher, die Reihe in richtiger Reihenfolge und komplett zu lesen.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover ist ein absoluter Hingucker mit seinen Glitzerelementen. Die drei – ähnlich aussehenden – halbnackten Männer geben die Idee vor, worum es in dem Buch geht: Sixpacks für den Kalender. Insgesamt wirkt die Aufmachung ansprechend.
Das Buch wird in allen Kurzgeschichten mittels Erzähler erzählt. Es gibt in allen Kurzgeschichten weder eine Variation in der Sprache noch merkt man einen Unterschied, wenn der Erzähler den Fokus von einem Charakter zu einem anderen Charakter wechselt. Der Schreibstil ist größtenteils locker und gut lesbar, er ist vergleichbar mit den anderen Büchern der Autorin.
Mein Fazit
Year of Passion war eine Reihe, die mich direkt angesprochen hat, aufgrund erster verhaltener Stimmen dann doch einige Zeit ungelesen herumlag. Nachdem ich nun Band 1 gelesen habe, kann ich diese Stimmen zum Teil aber verstehen.
Der Einstieg in das Buch gelang mir dürftig. Gerade am Anfang wird sehr viel über die Umstände und das The Fix berichtet, man lernt auf wenigen Seiten sehr viele Charaktere kennen. Das Januar mit seinen über 200 Seiten ist die längste Kurzgeschichte, da hier ja auch das Grundproblem um das The Fix erklärt werden muss. Es dauert jedoch einige Zeit, bis das Problem auf dem Tisch liegt. Relativ fix kommt dann die Kalenderidee auf dem Tisch. Fortan verlaufen die Kurzgeschichten nach folgendem Schema: 2 Charaktere, die was voneinander wollen, aber ein Problem verhindert es. Charaktere kommen sich näher, es gibt etwas Sex, es wird ein wenig über das The Fix gesprochen, auf den letzten Seiten kommen dann ordentlich (nachvollziehbares oder nicht nachvollziehbares) Drama und zack zack zack ist alles wieder gut. Dann kommt die Man of the Month Wahl und in einem Epilog die Überleitung in die nächste Kurzgeschichte.
Beim Januar geht es um Reece und Jenna. Beide kennen sich seit der Kindheit und sind gemeinsam mit Brent ein festes Dreiergespann. Reece hegt seit jeher romantische (oder eher erotische?) Gefühle für Jenna, sie ebenso für ihn. Aufgrund ihrer Freundschaft reden sich beide jedoch ein, dass es nicht angehen könne. Nachdem Jenna einige Monate weg war, kommt sie nun zurück und soll als Marketing-Kopf das The Fix retten. Der Januar legt den Fokus auf das Grundproblem mit dem The Fix. Aus diesem Grund ist die Liebesgeschichte hier sehr kurz und fast schon undramatisch, auf jeden Fall komplett vorhersehbar. Aufgrund der Kürze der Geschichte passiert gerade gegen Ende sehr viel in sehr kurzer Zeit und für mich war das alles etwas zu viel und zu gewollt, klassischer amerikanischer Liebeskitsch.
Beim Februar geht es um Spencer und Brooke. Die beiden sollen für eine TV-Show das The Fix renovieren, das Problem ist jedoch, dass beide Geschichte haben – sehr unschöne Geschichte. Spencer sinnt auf Rache gegenüber Brooke und erpresst sie, damit er an der TV-Show teilnimmt, die ihre Karriere ankurbeln würde. Der Februar hat mir am besten gefallen, da hier Spannung und Unvorhersehbarkeit vorlagen. Ich mochte die Geschichte um Spencer und Brooke, hier waren sehr viele interessante Facetten angelegt, die leider aufgrund der Kürze nicht ausgespielt werden konnten. Wie bereits im Januar überschlagen sich dann am Ende wieder die Ereignisse und ich blieb doch etwas frustriert zurück, weil die Geschichte so viel Potenzial hatte, aber einfach nicht den Platz hatte, sich zu entfalten.
Beim März geht es um Mina und Cam, beide arbeiten im The Fix. Cam ist zudem der beste Freund von Minas Zwillingsbruder und sie kennen sich bereits seit Jahren. Cam hat bereits länger ein Auge auf Mina geworfen, über freundschaftliche Momente ging es jedoch nicht hinaus. Jetzt fühlen sich die beiden aber doch zueinander hingezogen, Mina hat aber Angst, was ihr Bruder davon halten wird und glaubt nicht daran, dass es für die Ewigkeit wird. Diese Geschichte war für mich die Langweiligste, da es für mich keine Spannung und keine wirklichen Probleme gab.
Zu den Charakteren kann ich tatsächlich relativ wenig sagen. Es kommen sehr viele Charaktere vor – pro Kurzgeschichte stehen zwei im Vordergrund, es kommen jedoch auch welche aus vergangenen und künftigen Geschichten vor – und ich habe schnell den Überblick verloren. Hinzu kommt, dass die Charaktere doch sehr oberflächlich bleiben und aufgrund der Kürze der jeweiligen Geschichten gar kein wirklicher Verbindungsaufbau möglich ist. Somit ging ich aus dem Buch ohne wirkliche Erkenntnis, die Charaktere bleiben eindimensional. Am Ende gibt es zudem noch kurze Cameos von Charakteren aus anderen J. Kenner-Büchern, die ich allerdings nicht gelesen habe und nur von den Namen der Charaktere her kenne.
In jeder Kurzgeschichte gibt es zudem eine solide Portion Erotik. Meist wirkten die Szenen für mich sehr stürmisch und gewollt, fast schon unpassend. Obwohl die Charaktere in jeder Geschichte wechselten, wirkten die Sexszenen doch sehr ähnlich: Wild, endlose Orgasmen, mehrere Runden, beim Januar gabs bisschen Haue, beim Februar bisschen Gefessle und beim März bisschen „Öffentlichkeit“. Ich fand die Sexszenen im Verhältnis zur Geschichte meist zu lang.
Schade finde ich es, dass der Originaltitel „Man of the Month“ nicht beibehalten wurde. Dieser hätte deutlich besser gepasst, bei Year of Passion denke ich automatisch Richtung Calender Girl. Das Buch hat hiermit auch einige Ähnlichkeit, ist prinzipiell aber dennoch komplett anders ausgerichtet. Die „Man of the Month“-Wahl am Ende jedes Kapitels wird allerdings auch wenig thematisiert und dient meist eher für das finale Drama oder den finalen Kitsch. Der jeweilige Gewinner ist auch vorhersehbar.
Insgesamt muss ich sagen, dass Year of Passion 1 mich mittelmäßig begeistern konnte. Es ist ganz nett, mehr aber auch nicht. Die Kurzgeschichten sind kurzweilig, es fehlt ihnen aber die Tiefe. Insbesondere die Februargeschichte hätte für mich Potenzial gehabt, in Romanlänge zu bestehen. Die Hintergrundgeschichte mit der Barrettung ist ganz interessant, wird meist jedoch sehr nebensächlich behandelt. Für ein kurzes Lesevergnügen ohne große Ansprüche zwischendurch eignet sich das Buch auf jeden Fall ganz gut. Ich werde Band 2 lesen und schauen, ob hier etwas mehr Input geboten wird.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]