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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2019

Das Heiratskarussell der Romanows …

Die Zarentochter (Die Zarentöchter-Saga 2)
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Zarenhof in Sankt Petersburg, 1. Hälfte 19. Jahrhundert: Die Weichen für den Nachwuchs des Zarenpaares Nikolaus I. und seiner Gemahlin Alexandra sind längst gestellt. Während der Erstgeborene Alexander ...

Zarenhof in Sankt Petersburg, 1. Hälfte 19. Jahrhundert: Die Weichen für den Nachwuchs des Zarenpaares Nikolaus I. und seiner Gemahlin Alexandra sind längst gestellt. Während der Erstgeborene Alexander als Zarewitsch zum Nachfolger des Zaren bestimmt ist, sollen die Mädchen die Macht und den Einfluss Russlands erhöhen, indem sie standesgemäß in hochrangige europäische Herrscherhäuser einheiraten. Doch die Erwartungen des Zaren gehen nicht auf. Maria, die Älteste, heiratet unter ihrem Stand und Olga lehnt jahrelang jeden der zahlreichen Bewerber ab. Sie will aus Liebe heiraten und sich nicht den diplomatischen Zwängen unterwerfen. Doch dann lernt sie Karl, den Sohn des Württembergischen Königshauses und Nachfolger König Wilhelm I. kennen. In ihm findet sie endlich einen Gleichgesinnten zur Verwirklichung ihrer sozialen Pläne …

Die Autorin Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Nach dem Gymnasium absolvierte sie eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Übersetzerin und Wirtschaftskorrespondentin. Nachdem sie einige Jahre im Import- und Exportgeschäft tätig war, begann sie in den 1990er Jahren mit dem Schreiben historischer Romane. Diese wurden in viele Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von weit über 2,5 Millionen Exemplaren. Im Jahr 2015 wandte sie sich der Gegenwartsliteratur zu. Heute lebt Petra Durst-Benning mit ihrer Familie südlich von Stuttgart auf dem Land.

In ihrem Roman „Die Zarentochter“ schildert Petra Durst-Benning das Leben von
Großfürstin Olga, die im Familienkreis nur Olly genannt wurde, am Hof in Sankt Petersburg. Aufgewachsen mit sechs Geschwistern hatte sie eine wohlbehütete und liebevolle Kindheit. Schon früh zeigten sich ihr starker Wille, ihre Durchsetzungskraft und ihre soziale Neigung. Sie wollte zwar eine fügsame Tochter sein, sich aber nicht in eine ungeliebte Ehe drängen lassen und hatte daher einige verliebte Schwärmereien, die allesamt mit einer Enttäuschung endeten. Als sie dann Karl, ihren späteren Ehemann kennen lernte, war es nicht die große Liebe, aber eine innige Seelenverwandtschaft.

Es vermischen sich hier Fiktion und Fakten, wie die Autorin im Nachwort selbst erwähnt. Leider überwiegt für meinen Geschmack das Erdachte, historische Tatsachen und die Geschichte Russlands verbleiben doch sehr im Hintergrund. Es dreht sich beinahe alles um die Zarenkinder, über ihr prunkvolles Zuhause, ihre Klugheit, ihre Schönheit und ihre Zukunft. Das liest sich anfangs noch ganz interessant, verliert aber dann mehr und mehr an Qualität. Plötzlich stehen die Schönheit der Mädchen, ihre prunkvollen Kleider und oberflächliche Vergnügungen im Mittelpunkt, was dem Roman äußerst abträglich ist. Der Schreibstil ist leicht, flüssig und sehr gefühlsbetont, so dass sich die Geschichte zügig lesen lässt. Die Autorin versteht es gut, die Protagonisten zum Leben zu erwecken. Der Cliffhanger am Schluss weckt die Neugierde auf Olgas Ehe und ihr Leben in Stuttgart, was dann in Band 3 der Zarentochter-Saga zu lesen ist.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Wohnungsnot

Unter Frauen
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Was tut man nicht alles, um ein Zimmer in einer Frauen-WG zu ergattern. Till benutzt eine Notlüge, er sagt es sei schwul, und darf tatsächlich einziehen. Aber war das wirklich eine gute Idee? Als Mann ...

Was tut man nicht alles, um ein Zimmer in einer Frauen-WG zu ergattern. Till benutzt eine Notlüge, er sagt es sei schwul, und darf tatsächlich einziehen. Aber war das wirklich eine gute Idee? Als Mann mit drei Frauen, die zudem noch ihre gewissen Macken haben, zusammen zu leben, ist nicht gerade leicht. Wie lange kann Till seine Lüge aufrecht erhalten?

Eine herrliche Geschichte, mitten aus dem Leben gegriffen. Humorvoll, aber keineswegs albern, und durchaus glaubhaft. Der Schluss ist zwar stimmig, kommt aber überraschend schnell und lässt viele Fragen offen. Sieht aus, als ob eine Fortsetzung geplant wäre.

Ein unterhaltsamer Roman für Frauen, einfühlsam geschrieben von einem Mann. Das schöne Cover trägt außerdem noch zum Spaß an dem Buch bei.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Hadley Hemingway – Biografie zwischen Fakten und Fiktion

Madame Hemingway
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Hadley Richardson aus St. Louis ist bereits 28 Jahre alt, als sie von ihrer Freundin Kate im Herbst 1920 nach Chicago eingeladen wird. Bisher hatte sie ihre Mutter gepflegt, jetzt trifft sie auf eine andere ...

Hadley Richardson aus St. Louis ist bereits 28 Jahre alt, als sie von ihrer Freundin Kate im Herbst 1920 nach Chicago eingeladen wird. Bisher hatte sie ihre Mutter gepflegt, jetzt trifft sie auf eine andere Welt, auf eine Welt der Sorglosigkeit und des Vergnügens – und auf den 20jährigen Ernest Hemingway. Beide sind sich gleich sympathisch und merken sofort, dass sie füreinander bestimmt sind. Ein reger Briefwechsel zwischen Chicago und St. Louis entsteht, ein Heiratsantrag folgt und ein Jahr später wird geheiratet. Das junge Paar zieht nach Paris wo Ernest hofft, seinem Traum als Schriftsteller näher zu kommen. Es ist das Paris der turbulenten goldenen Zwanziger, die Zeit des Wandels, der Bohème und der freien Liebe. Die amerikanische Bourgeoisie der Dichter und Denker trifft sich bei Gertrude Stein, nächtelang wird gefeiert, geredet und getrunken, viel getrunken und Beziehungen geknüpft. Keine leichte Zeit für Hadley, die das einfache Leben bevorzugt. Dennoch hält sie treu zu Ernest, erträgt geduldig seine Launen und ermutigt ihn immer wieder zum Schreiben. Einen ernsten Riss erhält ihre Beziehung, als ihr, infolge ihrer eigenen Unachtsamkeit, Hemingways sämtliche bisher geschriebenen Manuskripte gestohlen werden. Auch die Geburt ihres Sohnes Jack, den sie Bumby nennen, kann die Beziehung nicht mehr verbessern, denn ein Kind passt nicht in seine Zukunftspläne. Als Hemingway sich dann in Hadleys Freundin Pauline Pfeiffer verliebt und in eine Dreierbeziehung mit den Frauen eingehen will, widersetzt sich Hadley zum ersten Mal seinen Plänen. Es kommt zur Scheidung …

Mit Ihrem Roman „The Paris Wife“ (Madame Hemingway), der in 34 Sprachen übersetzt wurde, gelang der US-amerikanischen Schriftstellerin Paula McLain sofort der Sprung auf die Bestsellerliste der New York Times. McLain wurde 1965 in Fresno/Californien geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Cleveland/Ohio.

Der Roman ist eine Mischung zwischen historischen Tatsachen und fiktiven Szenen. Am Ende des Buches erläutert die Autorin, wie sie an ihr Wissen kam und gibt auch die Quellen dazu an. Bisher wurde die erste Ehefrau Hemingways in diversen Publikationen meist nur am Rande erwähnt, hier bekommt sie den ihr gebührenden Rahmen, bekommt eine eigene Stimme. Hadley war es, die den vom Kriegseinsatz im I. Weltkrieg traumatisierten jungen Mann wieder erdete, unerschütterlich zu ihm stand, ihm Liebe schenkte und ihm das Vertrauen in sein Können zurück gab. Es ist sehr fraglich, ob er ohne seine erste Ehefrau Hadley das geworden wäre was er letztendlich wurde, ein berühmter Schriftsteller.

Dass er in dem Buch nicht besonders gut wegkommt, versteht sich beinahe von selbst. Wenn man der Autorin und den von ihr recherchierten Zeitzeugen glauben darf, dann war der spätere Literaturnobelpreisträger ein selbstsüchtiger egoistischer Macho, besessen von seiner Arbeit. Auf seinem Weg nach oben waren Freunde nur so lange interessant, solange sie ihm nützlich sein konnten, danach beendete er meist die Kontakte. Obwohl bekannt ist, wie die Ehe zwischen Hadley und Ernest endete, überrascht doch die allmähliche, beinahe unmerkliche Zerrüttung, das Ende einer zunächst unerschütterlichen Liebe. Dass Hemingway jedoch eine ganz andere Erinnerung an die Pariser Zeit hatte, ist in seinem Buch „Paris, ein Fest fürs Leben“, das zwischen 1957 und 1960 entstanden und postum 1964 erschienen ist, nachzulesen.

Fazit: Eine interessante fiktive Biografie über Hemingways erste Ehefrau, die sich trotz einiger Längen zügig lesen lässt.

Veröffentlicht am 04.12.2017

Eineinhalb Lesejahre im Leben eines Autors …

Weniger reden und öfter mal in die Badewanne
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Der bekannte britische Schriftsteller und Drehbuchautor Nick Hornby plaudert hier mit dem Leser über Gott und die Welt, und natürlich über Bücher. Nicht über die, die er selbst geschrieben, sondern über ...

Der bekannte britische Schriftsteller und Drehbuchautor Nick Hornby plaudert hier mit dem Leser über Gott und die Welt, und natürlich über Bücher. Nicht über die, die er selbst geschrieben, sondern über Bücher, die er in einem Zeitraum von eineinhalb Jahren gekauft und gelesen, oder auch nicht gelesen hat. Es handelt sich hier um Auszüge einer Kolumne, die er schreibt und die in monatlichen Abständen in der britischen Zeitschrift The Believer erscheint.

In seiner bekannt humorvollen Art lässt er uns der Bücherfreund teilhaben an seinem Leben, seiner Arbeit, seiner Familie, seinen musikalischen Vorlieben und seinem Leseverhalten. Er lobt und kritisiert, warnt und gibt Empfehlungen, und macht so ganz nebenbei noch mehr Lust aufs Lesen und Büchersammeln. Zu Beginn jeden Kapitels, die in Monate aufgeteilt sind, sind die gekauften und die gelesenen Bücher des Autors aufgeführt. Eine Liste sämtlicher besprochenen Bücher findet sich am Schluss des Buches. Nicht auszuschließen ist, dass sich nach dieser Lektüre die Wunschliste oder der Stapel ungelesener Bücher bei manchem Leser deutlich erhöhen wird.

Fazit: Trotz einiger weitschweifiger Ausführungen oder auch (für mich) uninteressanter Themen ein unterhaltsames Büchlein.

Veröffentlicht am 27.08.2024

Lebensgeschichten

Der Apfelbaum
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Christian Berkel, der Autor und Ich-Erzähler, besucht seine jetzt im Alter demente Mutter Sala, um in ihren noch klaren Momenten mehr über seine Familie und seine Vorfahren zu erfahren. In Bruchstücken ...

Christian Berkel, der Autor und Ich-Erzähler, besucht seine jetzt im Alter demente Mutter Sala, um in ihren noch klaren Momenten mehr über seine Familie und seine Vorfahren zu erfahren. In Bruchstücken erzählt sie ihm von ihrer Kindheit, von ihren Eltern, seiner jüdischen Großmutter Iza Prussak und seinem atheistischen Großvater Johannes Nohl, der später wegen seiner Homosexualität von den Nazis zu Zwangsarbeit verurteilt wurde, während seine inzwischen von ihm geschiedene Frau Iza in einer Todeszelle fünf Jahre lang mit ihrer Hinrichtung rechnen musste. Hauptperson in Christian Berkels Geschichte ist jedoch deren Tochter Sala (seine Mutter), die nach ihrer Flucht vor den Nazis über verschiedene europäische Länder schließlich mit ihrer kleinen Tochter Ada bei einem Kinderarzt in Leipzig Unterschlupf findet. Nach dem Krieg lebt sie einige Jahre in Buenos Aires und nimmt dann mit ihrem Jugendfreund Otto Berkel, der jetzt als HNO-Arzt in Berlin lebt, wieder Kontakt auf. Damals durfte sie ihn wegen ihrer jüdischen Abstammung nicht heiraten. Ist nun der Weg frei und der Kreis kann sich schließen? …

Der Autor Christian Berkel ist ein bekannter deutscher Schauspieler. Er wurde 1957 in West-Berlin geboren und ist mit der Schauspielerin Andrea Sawatzki verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne.

Mit „Der Apfelbaum“ gibt der Schauspieler sein Debüt als Autor. Das Buch zu beurteilen fällt mir wirklich nicht leicht.

Dass Berkel viel Fantasie hat, hat er hier bewiesen, dennoch konnte mich die Geschichte nicht packen. Es wird zu Beginn im Buch damit beworben, dass Christian Berkel „den spannungsreichen Roman seiner Familie erzählt“, während auf der nächsten Seite folgendes zu lesen ist: „Dieses Buch ist ein Roman, wenn auch einige seiner Charaktere erkennbare Vor- und Urbilder in der Realität haben, von denen das eine oder andere biografische Detail übernommen wurde. Dennoch sind es Kunstfiguren. Ihre Beschreibungen sind ebenso wie das Handlungsgeflecht, das sie bilden, und die Ereignisse und Situationen, die sich dabei ergeben, fiktive.“

Unter diesem Gesichtspunkt konnte ich auch keinen Bezug zu den Personen finden und empfand deren Handlungsweisen als sehr konstruiert. Die wilden Sprünge zwischen den Zeiten - mal sind wir im Hier und Heute und erleben die Gespräche des Autors mit der Mutter, dann folgen Episoden anderer Familienmitglieder zu verschiedenen früheren Zeiten - konnten mich ebenso wenig begeistern wie auch das Sprachkonstrukt. Auf kurze Sätze folgen ellenlange, die sich oft über eine halbe Buchseite hinziehen, gefolgt von langatmigen, nichtssagenden Passagen. Vieles wirkt für mich erfunden und auf Effekthascherei bedacht. Das Geschehen nimmt keine Fahrt auf und plätschert so vor sich hin, spannende und interessante Passagen werden abrupt unterbrochen, um mit einer anderen Person in einer anderen Zeit fortzufahren. Gegen Ende zu überstürzen sich die Ereignisse, auf wenigen Seiten findet das Geschehen einen mehr oder weniger plausiblen Abschluss.

Fazit: Ein Buch, das mich nicht packen konnte, dem ich jedoch aufgrund der fantasievollen Thematik noch drei Sterne geben kann.

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