Profilbild von SteffiKa

SteffiKa

Lesejury Profi
offline

SteffiKa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SteffiKa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2017

Man ist sich selber seines Glückes Schmied

Die zwei Leben der Florence Grace
0

Autor: Tracy Rees
Erscheinungstag 7. April 2017
Verlag: List-Verlag (Paperback)
Seiten: 460

Inhalt (übernommen)
Die Waise Florrie Buckley wächst in Armut bei ihrer Großmutter in den weiten Mooren Cornwalls ...

Autor: Tracy Rees
Erscheinungstag 7. April 2017
Verlag: List-Verlag (Paperback)
Seiten: 460

Inhalt (übernommen)
Die Waise Florrie Buckley wächst in Armut bei ihrer Großmutter in den weiten Mooren Cornwalls auf. Kurz vor ihrem Tod offenbart die alte Frau das Geheimnis ihrer Herkunft: Florrie ist Teil der reichen Grace-Familie. Nur widerwillig wird sie von dieser aufgenommen und muss in das viktorianische London ziehen. Dort ist ihr lediglich der vermeintliche Cousin Turlington ein Freund. Über Jahre entwickeln sich zwischen beiden leidenschaftliche Gefühle. Aber der charismatische Turlington hat dunkle Geheimnisse.

Charaktere
Die Hauptcharakter ist zweifelsohne Florrie - in ihrem zweiten Leben bei ihrem richtigen Namen Florence genannt. Aus ihrer Sicht erzählt Tracy Rees ihre Geschichte. Wir lernen sie als 13-jähriges Mädchen kennen, das mit ihrem Leben rundum zufrieden ist. Trotz dem sie Waise ist, jeden Tag hart arbeiten muss, ist sie bei ihrer Großmutter und in dem kleinen Dorf in Cornwall glücklich. Manchesmal fühlt sie sich missverstanden, da Florrie eine Gabe hat, die ihre Freunde nicht mit ihr teilen: Sie kann Menschen auf den ersten Blick sehr gut einschätzen.
Wir dürfen mit Florrie erwachsen werden. Nach dem Umzug nach London, versucht sie, sich ihre "Wildheit" zu bewahren, merkt aber relativ schnell, dass sie besser mit ihrem neuen Leben zurecht kommt, wenn sie sich einigermaßen anpasst. Sie beschreibt das sehr gut selber: In Cornwall war sie Florrie und in London wird sie plötzlich zu Florence, die sich aber im Herzen immer noch ein kleines bisschen Florrie bewahrt hat.
Manchesmal hat sie ihre Meinung für mich zu schnell geändert, was für mich als Leser ein kleines bisschen verwirrend war. Aber alles in allem habe ich sie in mein Herz geschlossen und mit ihr mitgefiebert, dass alles gut ausgeht.

Als zweites möchte noch näher auf Turlington eingehen, der ebenfalls in Florries Leben eine zentrale Rolle gespielt hat. Die beiden haben sich relativ schnell und in jungen Jahren zueinander hingezogen gefühlt. Turlington allerdings war für Florrie ein unbeständiger Begleiter, das sich immer wieder in ein schwarzes Loch hat stürzen lassen. Bei ihm bin ich zwischen "armer Kerl" und "das geht gar nicht" geschwankt.
Leider hat das Mitleid gegen Ende immer mehr abgenommen, für mich war er ein schwacher Charakter, der einfach nicht anders wollte.

Den Rest der Familie Grace war, wie man sich reiche Familien im England Ende des 19. Jahrhunderts vorstellt und ohne Überraschung: Eine strenge, fast böse Tante, der ein lieber, empathischer Onkel gegenüber stand und ein Großvater als Familienpatriarch, der mit seiner Macht die komplette Familie zusammenhält.

Schreibstil
Tracy Rees hat mit Ihrem Ich-Schreibstil einen Weg gefunden, dass ich mitten in der Geschichte war. Auch eine teilweise außergewöhnliche Wortwahl hat dazu beitragen, dass die Sprache nicht vor sich hingedümpelt ist. Leider muss ich sagen, dass ich machmal Probleme hatte, zu folgen, wo ich mich gerade beim Lesen befinde: Einmal erzählte Florrie, dass sie schon umgezogen ist, zwei Seiten später erzählt sie erst, wie schwer ihr der Abschied vom alten Heim gefallen ist.
Positiv erwähnen möchte ich den Schluss, der anders ausgefallen ist, wie man vielleicht von Anfang an vermutet. Aber genau dieser Schluss war es, der mich vollends überzeugt hat und der dem Leser eine schöne Botschaft mitgibt (Leider kann ich ohne zu spoilern nicht mehr dazu sagen).

Fazit
Für alle, die historische Romane mit einer starken Hauptprotagonistin mögen, sollten sich dieses Buch auf jeden Fall genauer ansehen.

Veröffentlicht am 03.02.2017

Toll, spannend & charmant

Die Stille der Lärchen
0

Inhalt (übernommen)

An einem Frühlingsmorgen wird die Leiche eines Mädchens gefunden. Sie liegt bei den Urlärchen von St. Gertraud, die jedes Kind in Südtirol kennt; unter den Wurzeln jener Bäume soll ...

Inhalt (übernommen)

An einem Frühlingsmorgen wird die Leiche eines Mädchens gefunden. Sie liegt bei den Urlärchen von St. Gertraud, die jedes Kind in Südtirol kennt; unter den Wurzeln jener Bäume soll sich der Eingang zur Hölle befinden.
In ihrem neuen Fall ermitteln Commisario Grauner und Saltapepe im Ultental, in dessen Heilbädern sich einst berühmte Schriftsteller und sogar Kaiserin Sissi kurieren ließen. Inmitten stolzer, gottesfürchtiger und zorniger Bewohner stoßen sie auf ein furchtbares Geheimnis, das über hundert Jahre lang bewahrt wurde. Ein Geheimnis, das die Dorfbewohner noch immer umtreibt.

Charaktere

Endlich ein neuer Fall für Grauner und Saltapepe. Für mich eines der sympathtischsten Ermittler-Duos seit Langem: Der eigenbrödlerische, ruhige Grauner, der auch gern mal "graunst" und der süditaliensiche Saltapepe, der Feuer im Blut hat.
Für mich haben die beiden sich gegenüber dem ersten Teil ("Der Tote am Gletscher") weiterentwickelt. Grauner öffnet sich gegenüber seinem Kollegen, spricht sogar von Vertrauen und Saltapepe scheint sich, wenn auch langsam, in Südtirol eingelebt zu haben. Er hat zwar immer noch Heimweh, aber ich hatte das Gefühl, dass ihm Südtirol und im speziellen Grauner ans Herz gewachsen sind.
Wie gesagt: Gegensätzlicher können zwei Menschen nicht sein. Aber sie wertschätzen sich und der eine würde für den anderen durchs Feuer gehen.

Schreibstil
Ein tolles Cover, gehalten in Blau, stimmt einen auf Südtirol und die Berge ein. Und schnell ist man auch mittendrin. Das Buch lässt sich fließend lesen. Positiv bemerken möchte ich, dass es zwar relativ viele Namen und Figuren gibt, ich aber zu keiner Zeit durcheinander gekommen bin bzw. Lenz Koppelstätter dafür gesorgt hat, dass die Funktion der jeweiligen Charaktere immer wieder bei passender Gelegenheit wiederholt wird.
"Die Stille der Lärchen" ist ein entschleunigter Krimi, was der Spannung aber keinen Abbruch tut. Die Lebensart der Südtiroler kommt durch die Erzählweise genau richtig rüber: langsam, gemächlich, aber auch das Zusammenhalten der Dorfbewohner.
Einzig zu bemängeln gab es, dass es zu viele italienische Begriffe und kleine Sätze waren, die meinem Lesefluss etwas gestört haben.

Interessant fand ich auch die Verknüpfen zu einem Fall, der sich Anfang 1900 ereignet hat und die Einbeziehung berühmter Schriftsteller und/oder sogar der Kaiserin Sissi.

Leicht enttäuscht war ich vom Ende. Ich hatte die Hoffnung, dass es wie im ersten Fall noch einen "Überraschungsmörder" gibt.

Fazit
Trotz der kleinen Enttäuschung am Ende hatte ich wieder eine Menge Spaß mit Grauner und Saltapepe. Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Für mich eines der sympathischsten Ermittler-Duos seit Langem und ich hoffe auf Band 3!

Veröffentlicht am 03.02.2017

Kurzweilig, skuril, aber manchmal auch zu schnelllebig

Die vielen Talente der Schwestern Gusmão
0

Die beiden Schwestern Eurídice und Guida sind schön, mutig und eigensinnig. Sie leben im Rio de Janeiro der 1940er Jahre, doch auch wenn in der Stadt kosmopolitisches Flair herrscht, sollen Frauen vor ...

Die beiden Schwestern Eurídice und Guida sind schön, mutig und eigensinnig. Sie leben im Rio de Janeiro der 1940er Jahre, doch auch wenn in der Stadt kosmopolitisches Flair herrscht, sollen Frauen vor allem eines sein: liebende Gattinnen und Mütter. Damit wollen sich die beiden Schwestern Gusmão allerdings nicht zufriedengeben. Und so ersinnen sie mit großem Einfallsreichtum immer wieder neue Wege, um ihrem Familienalltag zu entkommen. Ob als Köchinnen, Schneiderinnen oder Liebhaberinnen – die beiden erkämpfen sich ihr eigenes Glück. Und am Ende ihrer Reise werden sie herausfinden, dass die größte Lebensfreude dort verborgen ist, wo sie am allerwenigsten danach gesucht hätten …

Charaktere

Die Geschichte der zwei Schwestern wird hauptsächlich aus der Sicht von Eurídice erzählt. Diese zeigt auf sympathische Art, wie sich eine Frau in den 40-ger Jahren schon emanzipert und gegen Konventionen auflehnt. Manchmal war sie mir jedoch zu folgsam, nur um einem Streit aus dem Weg zu gehen. Sie war machmal zu kampflos.

Guida hingegen wurde für eine Jugendsünde hart bestraft. Trotzdem ging sie ihren Weg, hat sich immer wieder selber aus dem Loch gezogen und hat - trotz aller Umstände - ihren Stolz bewahrt.

Schreibstil

Dieser hat mich überrascht und lässt sich kaum in Worte fassen. Das Buch muss man selber gelesen haben. Überraschend erfrischend, den Leser einbeziehend hat es Martha Batalha geschafft, den Leser abzuholen, obwohl er die Geschichte "nur" in der dritten Person mitverfolgen darf.
Leider gingen mir die Episodenwechsel manchmal zu schnell und ich musste überlegen, wo ich bin und mit welcher Person ich es beim Lesen zu tun habe.
Und zu Beginn hatte ich Probleme mit den brasilianischen Namen, die ziemlich viele waren. Dies hat sich allerdings im Laufe der Geschichte gelegt.

Fazit

Ein erfrischendes Buch zum Schmunzeln und Nachdenken mit einem besonderen Schreibstil.

Veröffentlicht am 07.10.2016

Toller Roman über das Ende der Donaumonarchie

Der Sturz des Doppeladlers
0

Inhalt (übernommen)
Österreich-Ungarn, 1916: Die Donaumonarchie unter dem greisen Kaiser Franz Joseph befindet sich im dritten Jahr eines Krieges, der ohne Erbarmen geführt wird. Seine Auswirkungen treffen ...

Inhalt (übernommen)
Österreich-Ungarn, 1916: Die Donaumonarchie unter dem greisen Kaiser Franz Joseph befindet sich im dritten Jahr eines Krieges, der ohne Erbarmen geführt wird. Seine Auswirkungen treffen Menschen aus allen sozialen Schichten: Das junge Kindermädchen Berta kämpft um das Überleben ihres ledigen Kindes. Kaiserjäger Julius Holzer erlebt die Sprengung des Col di Lana an der Dolomitenfront. Architekt August Belohlavek gerät in russische Kriegsgefangenschaft. Sektionschef Ferdinand von Webern muss die Demütigungen von St. Germains ertragen. In den letzten Jahren des Habsburgerreiches meisterns vier Familien ihr Schicksal - und eine große Liebe gibt Hoffnung für die künftigen Generationen. Ob in Wien, Prag oder Südtirol, in Kärtnen oder dem heutigen Burgenland - am Ende eines furchtbaren Krieges ist nichts mehr, wie es einmal war.

Charaktere
Die letzen Kriegsjahre bis zum Ende des Krieges wird anhand von vier Familien erzählt, die unterschiedlicher kaum sein können: Berta, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt, Julius Holzer, durch dessen Augen wir den Krieg als Kaiserjäger, der direkt an der Front steht, mit"erleben", August Belohlavek, der sich freiwillig an die Front meldet und Ferdinand von Webern, der als Sektionschef dem Innenminister Österreichs unterstellt ist.
Ich möchte eigentlich gar nicht viel zu den einzelnen Charakteren sagen, da sie fiktive Personen in wahren historischen Ereignissen sind. Vielmehr interessant für mich war, dass wir das Ende der Donaumonarchie durch verschiedene Augen gesehen haben. Es war hochinteressant, wie Birgit Mosser es durch mehr oder weniger sympathische Charaktere geschafft hat, dass ich als Leser mittendrin, statt nur dabei war. Wie sie gezeigt hat, welche politische Entscheidung zu welchen Konsequenzen in den jeweiligen Familien geführt hat.

Schreibstil
Ich hab sofort in die Geschichte gefunden. Besonders toll und glaubwürdig fand ich, den teilweise östereichischen (tirolerischen) Dialekt, in dem Birgit Mosser die Protagonisten sprechen ließ. Das hat es für mich noch glaubwürdiger gemacht. Auch hat es toll die Herkunft beziehungsweise die soziale Stellung der jeweiligen Familie widergespiegelt. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge abwechselnd aus der Sicht von Berta, Julius, August und Ferdinand.
Schade fand ich, dass das Buch "nur" 320 Seiten hat - mir gingen die Sprünge machmal zu schnell bzw. hab ich es schade gefunden, dass ich nicht erfahren habe, wie die jeweiligen Familien die gleiche Situation erlebt haben.

Fazit
Ein toller Roman über den Untergang der Donaumonarchie: Spannend, gefühlvoll und voller wahrer historischen Ereignisse.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Langeweile & Genialität

Meine geniale Freundin
0

Inhalt (übernommen)

In einem volkstümlichen Viertel Neapels wachsen sie auf, derbes Fluchen auf den Straßen, Familien, die sich seit Generationen befehden, das Silvesterfeuerwerk artet in eine Schießerei ...

Inhalt (übernommen)

In einem volkstümlichen Viertel Neapels wachsen sie auf, derbes Fluchen auf den Straßen, Familien, die sich seit Generationen befehden, das Silvesterfeuerwerk artet in eine Schießerei aus. Hier gehen sie gemeinsam in die Schule, die unangepasste, draufgängerische Lila und die schüchterne, beflissene Elena, beide darum wetteifernd, besser zu sein als die andere. Bis Lilas Vater sein brillantes Kind zwingt, in der Schusterei mitzuarbeiten, und Elena mit dem bohrenden Verdacht zurückbleibt, das Leben zu leben, das eigentlich ihrer besten, ihrer so unberechenbaren Freundin zugestanden hätte.

Charaktere

Elena Greco und Raffaella Cerullo sind die beiden Hauptcharaktere im Roman, wobei wir Raffaella - oder auch Lila, wie sie von Elena genannt wird - nur durch die Sicht von Elena kennen lernen, da der Roman als eine Art Memoiren Elena´s geschrieben ist.

Elena ist ein eingeschüchtertes junges Mädchen, als sie Lila kennen lernt. Beide reden nicht viel miteinander und müssen sich erst einmal "beschnuppern". Elena will so sein, wie sie Lila in ihrer kindlichen Naivität sieht: Stark, mutig und besser als alle anderen. Sie tut alles, um ihr zu gefallen. Auch die Jahre über bis hin ins Teenager-Alter ändert sich ihre Absicht nicht. Die eigentlich Bessere, Klügere und Vernünftigere der beiden sieht sich immer noch klein und unscheinbar und tut alles, was sie tut, nur um Lila zu gefallen. Damit ist sie mir manchmal auf die Nerven gegangen. Sie hat sich zu sehr von anderen - allen voran Lila - bestimmen lassen, obwohl diese das gar nicht von ihr verlangt hatten. Diesen Weg hat sie sich selbst ausgesucht. Oder wollte sie im Grunde nur gefallen? Wollte im ärmlichen Italien Anerkennung? Verstehen kann ich das, aber bei Elena ging das fast bis zur Selbstaufgabe.

Lila hingegen war schwer einzuschätzen. Sie tat mir leid, ich fand sie zeitweise unmöglich, aber auch liebevoll, zuvorkommend und aufrichtig. Ich glaube, sie hat insgeheim gewusst, dass sie die Schwächere der beiden ist und wollte so sein wie Elena. Sie hat relativ schnell ihren Biss und ihre Naivität verloren und sich den anderen angepasst - obwohl sie nie so sein wollte. Vielleicht lag es am Verhalten ihrer Eltern, die sie nicht auf die weiterführende Schule gehen lassen wollten, oder aber sie hat die Stärke gegenüber Elena nur vorgetäuscht, weil sie spürte, dass sie sie brauchte. Aus ihr bin ich leider nicht schlau geworden.

Eines hatten sie doch gemeinsam: Sie wollten aus ihrem Leben etwas machen und zu Geld kommen. Wobei die Wege, die sie eingeschlagen haben, unterschiedlicher kaum sein konnten: Die eine heiratet reich, kapituliert, verrät scheinbar ihre Träume und die andere setzt auf schulische Bildung, zu der sie nur gekommen ist, weil sie der anderen gefallen wollte.

Die Beziehung der beiden entwickelt sich im Laufe des Romans. Vom gemeinsamen Puppen spielen bis hin zu den ersten Liebelein teilen sie fast alles miteinander. Ich hatte den Eindruck, dass es Elena erst gut ging und sie aufgeblüht ist, als sie längere Zeit durch Schule und Ferien von Lila getrennt war und ihrem "Einfluss" entzogen war. Aber immer wieder hat sie die Nähe zu Lila gesucht, obwohl sie gespürt hat, dass diese ihr nicht gut tut.

Schreibstil

Elena Ferrantes Schreibstil war gewöhnungsbedürftig. Und das meine ich durchaus nicht negativ. Durch viele Wiederholungen und lange Sätze habe ich eine Zeit lang gebraucht, um in die Geschichte zu finden. Auch die vielen Namen und Verwandtschaftsverhältnisse sind zu Beginn sehr viel. Aber da hilft einem super die Übersicht im Buch und der kleine Flyer als Beilage weiter (den fand ich super, da man nicht immer wieder zurückblättern musste!). Aber das Durchhaltervermögen hat sich gelohnt: Das letzte Drittel war brillant! Ich hatte den Eindruck, dass sich der Schreibstil dem Alter der Protagonisten angepasst hat: Von "einfach" und teilweise wirklich langweilig (Beginn), wurde er immer anspruchsvoller und literarischer.
Was mir gut gefallen hat, mit wie viel kindlicher Nüchternheit Ferrante über den Krieg erzählt hat und welche Auswirkungen er auf Elena und Lila hat, obwohl die beiden ja nicht gewusst haben, wie es wirklich war. Ein Satz ist mir im Gedächtnis geblieben, der vielleicht meine Formulierung etwas klarer macht: "So war unsere Welt, voller Wörter, die töteten: Krupp, Tetanus, Flecktyphus, Gas, Krieg, Drehbank, Trümmer, Arbeit, Luftangriff, Bombe, Tuberkulose, Vereiterung." (S. 32/33).

Fazit

Ein wunderbarer Roman über Freundschaft, Träume und Realität, der leider auch zu Beginn seine Schwächen hatte. Schade finde ich, dass die Geschichte eigentlich aus vier Bänden besteht (was beim ersten Klapptext lesen nicht ersichtlich war) und wir hier bei "Meine geniale Freundin" den Weg von Elena und Lila nur bis ins Teenager-Alter begleiten dürfen.