Sarah Tschernigow, ihres Zeichens Medienberaterin, Journalistin, Fitess- und Ernährungsberaterin, die auch den erfolgreichen Podcast „No time to eat“ führt, hat hier einen 256 Seiten umfassenden Ratgeber zum Thema „Gesunde Ernährung trotz stressigem Alltag“ verfasst.
Die unkonventionelle Aufmachung des Buches und die angenehm lockere Schreibweise in der Leseprobe haben mich aufmerksam gemacht, sodass meine Erwartungshaltung zum restlichen Buch zugegebenermaßen doch sehr groß war. Ich erwartete mir raffinierte Rezepte, mit denen man im Handumdrehen auch im größten Stress und ohne großes Brimborium köstliche, vor allem aber gesunde und abwechslungsreiche Mahlzeiten herstellen konnte, dazu etliche hilfreiche Tipps, um gesunde Ernährung gut umsetzen zu können. Leider hat das Buch diese Erwartungen nicht mal ansatzweise erfüllt.
Sarah Tschernigow propagiert zwar das „Clean Eating“, d.h. das Vermeiden von industriell stark verarbeiteten Lebensmitteln, um die Kontrolle darüber behalten zu können, was man dem Körper zuführt ohne ihn mit versteckten Ingredienzien wie Geschmacksverstärkern, Emulgatoren und sonstiger Chemie zu belasten und stellet einen 10 Punkte-Plan auf, die den Leser in puncto gesunde Ernährung auf den richtigen Pfad führen soll. Wie wenig sie dabei allerdings dem Normalbürger gesunden Hausverstand zutraut, ist jedoch niederschmetternd. Da wird etwa lang und breit darauf hingewiesen, wie wichtig die regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme ist, und dass man raffinierten Zucker und fetthaltige Wurst tunlichst vermeiden sollte – keine wirklich großartigen Erkenntnisse! Es kommen dann Tipps, routinemäßige Besuche beim Bäcker des Vertrauens zu unterlassen, sein Essen möglichst immer selbst zubereitet, in Essensboxen überallhin mitzunehmen, um nicht auf externes „böses Essen“ angewiesen zu sein, bzw. sein Essen daheim immer in Großportionen vorzukochen, um sich das lästige tägliche Kochen zu ersparen. Dass jedoch auch Essen, das über längere Zeit (gekühlt oder ungekühlt) irgendwo „zwischengelagert“ wird, seine anfänglich vielleicht vorhandenen Nährstoffe verlieren könnte, scheint sich bislang offenbar noch nicht bis zur Autorin herumgesprochen zu haben. Des Weiteren auch nicht, dass es recht wenig mit abwechslungsreicher Kost zu tun hat, drei bis vier Tage hintereinander immer die gleiche Mahlzeit zu sich zu nehmen (irgendwer muss diese vorgekochten Riesenportionen ja essen…). Außerdem wird hier ständig auf die Verwendung von Proteinpulver hingewiesen, was bei einer einigermaßen ausgewogenen Ernährungsweise völlig überflüssig ist.
An dem Punkt, an dem Frau Tschernigow dem geneigten Leser allen Ernstes für unterwegs die Verwendung von Babynahrung in Gläschen nahelegte, fragte ich mich doch, welche Zielgruppe sie mit diesem Buch zu erreichen versuchte: vermutlich Kochmuffel, deren Geschmacksnerven so verkümmert sind, dass sie auch nicht vor ungewürztem, unansehnlichen Kinderbrei zurückschrecken, der auch olfaktorisch alles andere als ein kulinarisches Highlight ist!
Fazit:
Dieses Buch ist vielleicht etwas für Menschen, denen jegliches Wissen über gesunde Ernährung fehlt, alle anderen werden davon wahrscheinlich eher enttäuscht sein, ihnen sei mein persönlicher Tipp gewidmet, statt dieses Ratgebers lieber hie und da ihre Gabel lieber beiseite zu legen, was weitaus effizienter wäre!