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Viola

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2019

Wird mit jeder Seite besser, poetisch und bestechend in seiner Einfachheit

Liebe unter Fischen
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Liebe unter Fischen ist ein Buch, das mit jeder Seite besser wird. Es ist gut und flüssig geschrieben und macht Spaß. Beim Lesen muss man immer wieder Lächeln oder Schmunzeln, weil die Figuren so herrlich ...

Liebe unter Fischen ist ein Buch, das mit jeder Seite besser wird. Es ist gut und flüssig geschrieben und macht Spaß. Beim Lesen muss man immer wieder Lächeln oder Schmunzeln, weil die Figuren so herrlich echt und lebensnah sind. Sie haben Esprit - sogar der Lyriker Fred Firneis, der ein Burnout hat. Seine Verlegerin braucht dringend einen neuen Gedichtband von ihm, um nicht Pleite zu gehen, er aber kann einfach nicht mehr schreiben. Nachdem sie mehrfach angerufen hat, gemailt und SMS geschickt hat, kommt sie bei ihm in der Wohnung vorbei und wird angesichts des gewaltigen Chaos beinahe ohnmächtig. Sie braucht dringend ein neues Buch, aber Firneis ist im Moment zu nichts in der Lage. Nach einer Panikattacke landet er im Krankenhaus. Da er organisch gesund ist, wird ihm klar, er muss eine Auszeit wagen. Er muss Berlin und seine chaotische Wohnung verlassen und etwas ganz anderes sehen. An einem anderen Ort Kraft tanken. In der Berghütte seiner Verlegerin in Österreich tut er dies auch. Schreiben kann er aber immer noch nicht. Und dann kommt Mara und alles wird anders... Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, damit alle, die es noch nicht gelesen haben, auch noch Spaß haben. Jedenfalls wird es spannend, romantisch und immer lustig! Der Schreibstil in Tagebuchform und später dann in Briefen an die Verlegerin hat mir sehr gut gefallen. Es ist so als wäre man als Leser dabei. Man glaubt, das Prasseln des Feuers in der gemütlichen Hütte zu hören, das kalte Wasser des Elbsee zu spüren und die klare Bergluft zu riechen. Und den leckeren Speck von August, dem Förster, schmeckt man (leider nur) fast. Alfred Firneis lebt anfangs nach dem Motto "Idylle ist dort, wo man nicht genau genug hinsieht". Er hat viele Phobien und gefällt sich auch in seiner Rolle als Verlierer. So zum Beispiel, wenn er anfangs in der Berghütte glaubt, erneut dem Tode nahe zu sein, weil die Straße von schlimmen Regenmassen weggespült wurde, und er einen Abschiedsbrief an seine Verlegerin schreibt. Dass ein Abschiedsbrief so lustig sein kann, hätte man nie gedacht! Und der Ich-bin-zurück-Brief ist noch viel besser! Er selbst schreibt über sich: "Ich lebe in einem Raumanzug, gefertigt aus Ironie, genäht mit Zynismus, beschichtet mit Fremdheit. Es ist wunderbar erzählt, wie das einfache Leben in der Natur Fred zu sich selbst zurück führt und wie er wieder "atmet", wie er selbst schreibt. Vielleicht täte uns allen eine Auszeit in einer solchen Umgebung ohne Elektrizität und Technik gut. Eine Reduktion auf das Einfache, die Natur und sich selbst. Mit diesen Mitteln und seinem Schreiben kuriert Alfred Firneis sich selbst vom Burnout. Faszinierend. Und vermutlich hat der Förster August auch recht, wenn er sagt, dass es kein Bournout gibt, sondern nur ein Noburn, also kein Brennen, kein Feuer und Flamme für etwas sein ist das, was uns in Wahrheit krank macht. Ein Gedanke, über den es sich nachzudenken lohnt. Ein schönes Buch, das ich sicherlich noch mehrmals lesen werde, weil es soviel Lebensweisheit hat und einfach so herrlich, poetisch und unfassbar nett ist! Eines der bestens Bücher, die ich in den letzten Monaten gelesen habe! Danke, dass ich dieses Buch kennen lernen durfte, das mir die wichtigste aller Fragen beantwortet hat: "Wie ist Liebe unter Fischen möglich?" weiterlesen

Veröffentlicht am 27.03.2019

Unerwartet weise und zauberhaft

Die Schriften von Accra
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Wenn ich mich recht erinnere, ist "Die Schriften von Accra" mein erstes Buch von Paulo Coelho. Daher habe ich auch nichts bestimmtes erwartet. Allerdings hatte ich mir nach den Beschreibungen eher ein ...

Wenn ich mich recht erinnere, ist "Die Schriften von Accra" mein erstes Buch von Paulo Coelho. Daher habe ich auch nichts bestimmtes erwartet. Allerdings hatte ich mir nach den Beschreibungen eher ein historisches Buch erwartet. Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen, denn es macht deutlich, was wirklich wichtig ist im Leben. Ich habe gelesen, dass es ein Buch ist, das zeigt, dass man jeden Augenblick so bewusst leben sollte, als wäre es der letzte und dem kann ich nur zustimmen.
Sehr gut gefallen hat mir das Geleitwort, in dem die Geschichte der Schriften von Nag Hammadi erzählt wird. Darin sind die sogenannten Apokryphen enthalten; jene Teile der Evangelien, die nicht in der uns bekannten Bibel stehen. Das fand ich sehr interessant und konnte mich auch daran erinnern, schon einmal davon gehört zu haben. Den Zusammenhang mit den "Schriften von Accra" kannte ich noch nicht. Nicht verstanden habe ich den Zusammenhang zwischen diesen alten Schriften, die dem Buch auch seinen Titel geben, und dem Rest des Buches. Vielleicht habe ich etwas übersehen.

Los geht das eigentliche Buch dann mit einem Sinnspruch. Es wird berichtet, dass sich die Geschichte im Jahr 1099 in der Zeitrechnung der Christen, im Jahr 4859 bei den Juden und im Jahr 492 bei den Moslems abspielt. Das Heer der Kreuzritter steht vor den Toren Jerusalems und ist bereits zur Eroberung der Stadt. Bislang lebten hier Juden, Christen und Muslime friedlich zusammen. Das wird nun bald eine Ende haben und aus diesem Grunde möchte ein Mann, genannt "Der Kopte", das Wissen schützen. Er sagt, es gehe ihm "um die Weisheit, die im Herzen der Menschen guten Willens wohnt". Wie in alten Zeiten bittet er daher die Menschen, ihm als Weisen Fragen zu stellen und Antworten zu finden, die zugleich die Seele Jerusalems bewahren sollen. Die Anwesenden sollen gut zuhören und seine Antworten in die Welt hinaus tragen. Denn "eines Tages werden wir Jerusalem nicht nur als Stadt aus Stein wiederaufbauen, sondern als einen spirituellen Ort, an dem die Weisheit zusammenfließt und der Frieden wieder regiert". Eine wunderschöne Vorstellung, die leider auch heute noch nicht Realität geworden ist.
Er spricht über die Themen Niederlage, Sieg, Einsamkeit, Angst vor Veränderung, Liebe, Schönheit und den Sinn des Lebens. Und dabei lässt Coelho den Kopten immer weise und mit vielen anschaulichen Bildern erzählen. So wird das Buch zu einem Ratgeber, Helfer und Sinngeber. Ein wunderbares, zauberhaftes Buch über ehrlich Gefühle und das, was die Welt wirklich ausmacht!

Veröffentlicht am 27.03.2019

Schreiend komisch und zugleich warmherzig

Frau Bengtsson geht zum Teufel
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Gleich am Anfang kommt das Buch zur Sache. Frau Bengtsson ist letzten Dienstag gestorben. Verständlicherweise ist sie deswegen etwas verstört und weiß nicht, wie sie mit der Situation umgehen soll. Ihr ...

Gleich am Anfang kommt das Buch zur Sache. Frau Bengtsson ist letzten Dienstag gestorben. Verständlicherweise ist sie deswegen etwas verstört und weiß nicht, wie sie mit der Situation umgehen soll. Ihr Mann glaubt ihr nicht so recht - wer könnte es ihm verdenken - und merkt nur, dass sie sich Gedanken macht. Aber das ist er eigentlich sowieso von seiner Frau gewohnt. Ihre schleichende Veränderung und ihren zunehmenden Zorn auf Gott bekommt er nicht mit.
Der Teufel, der durch sein Engelsherz immer noch mit Gott verbunden ist (welch eine schöne und zugleich verrückte Vorstellung), merkt, dass auf Erden etwas besonderes vorgeht, reist als "Der Wanderer" dorthin und beginnt ein Spiel um die Seele von Frau Bengtsson. Er will Gott herausfodern und der Leser ist gespannt, wie sich Frau Bengtsson unter der "Obhut" des Teufels entwickelt. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, damit es schön spannend bleibt für alle, die das Buch noch nicht kennen.
Besonders gut gefallen hat mir die Schreibweise des Buches mit dem zum Teil echt lustigen Stil. Fand ich die ersten Seiten noch eher langweilig und eintönig, hat sich dieser Leseeindruck ganz schnell verändert. Interesant fand ich die Idee, dass Frau Bengtsson die Bibel liest, um Gott näher kennen zu lernen und sich mit ihm und ihrem Tod - bzw. der Frage, warum sie wieder ins Leben zurückkam - auseinader zu setzen. Sie verliert sich im Alten Testament und wird immer unsicherer. Statt sich Gott zu nähern, driftet sie immer weiter ab - umso mehr, als dann der Teufel ins Spiel kommt.
Richtig gut gefallen hat mir die Beschreibung des Teufels. Zwar weiß man, dass er eigentlich böse ist, dennoch wird er aber sympatisch mit Schwächen und allzu menschlichen Eigenschaften dargestellt. So platzt z.B. ein Vogel, in den er gefahren ist, weil er sich so aufregt. (Wenn man nach dieser Textpassage das Cover noch einmal betrachtet, fällt einem auch auf einmal etwas auf, was man vorher nicht gesehen hat!) Und später schwebt RAkel fast, als dies erneut passiert, nachdem Satan sich des Körpers der jungen Frau bemächtigt hat.
Fasziniert war ich von der Beschreibung, wie Rakel sich verändert, nachdem sie vom Teufel besessen ist. Die langen, roten, krallenartigen Findernägel, verführerische Locken, hoher Alkoholkonsum usw. Das alles klingt an sich banal, ist aber in diesem Buch toll beschrieben. Gut gemacht ist auch, dass Rakel weiterhin da ist, z.T auch selbst Fragen stellt und auch versucht, sich gegen Satan zu wehren. Ein interessanter Gedanke, der toll umgesetzt wurde.
Auch die Beschreibung von Gott, der ganz in sich ruht, hat mir sehr gut gefallen.
Insgesamt ein tolles Buch, das sich zu lesen lohnt. Ungemein warmherzig und wunderbar lustig. Von mir gibt es für diese ungewöhnliche Idee und deren tolle Umsetzung eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Dieses Buch ist wirklich anders und mit einem wunderbaren Schluss ausgestattet, der überraschend und lustig ist!

Veröffentlicht am 27.03.2019

Wieder spannend und temporeich

Grado im Sturm
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Erneut wollte ich nach Grado reisen – zumindest in Form dieses Buches – und wieder habe ich den Besuch dort in dieser eigenwilligen Landschaft zwischen Meer und Karst sehr genossen. Ich mag Maddalena Degrassi ...

Erneut wollte ich nach Grado reisen – zumindest in Form dieses Buches – und wieder habe ich den Besuch dort in dieser eigenwilligen Landschaft zwischen Meer und Karst sehr genossen. Ich mag Maddalena Degrassi schon seit der ersten Seite, die ich vor einiger Zeit in einem Vorgänger-Buch gelesen habe und habe mich nun sehr auf unser Wiedersehen gefreut. Sie ist eine starke Frau, die dennoch Schwächen hat und auch immer wieder an sich zweifelt. Das gefällt mir sehr und macht sie als Hauptfigur nicht nur sympathisch, sondern auch authentisch und realitätsnah.

Der Fall ist auch in diesem Buch wieder sehr spannend und temporeich. Bis zum Ende des Buches habe ich mitgefiebert und mitgelitten. Man merkt deutlich, dass sich die Autorin Andrea Nagele sehr gut mit den dunklen Untiefen der menschlichen Seele auskennt. Gerade das macht den Reiz ihrer Bücher aus. Sie erforscht das Sein und die Gedankenwelt ihrer Protagonisten und nimmt den Leser mit auf diese spannende Reise. Die Figuren werden von vielen Seiten beleuchtet und so kann der Leser nach und nach Schlüsse über das Geschehen ziehen. Die verschiedenen Erzählstränge verbinden sich nach und nach immer mehr zu einer tollen, spannenden Geschichte!

Gleichzeitig ist die Autorin eine Kennerin Grados und seiner Umgebung und auch das merkt man. Die Natur und die Stadt werden detailliert und voller Kenntnis beschrieben. Das mag ich sehr.

Insgesamt wieder rundum gelungen und ein temporeicher Lesespaß bis zur letzten Seite! Anders als seine Vorgänger, aber mindestens

Veröffentlicht am 25.03.2019

Wieder eine wunderbare und spannende Zeitreise

Die Salbenmacherin und der Engel des Todes
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Nachdem ich bereits zwei der Vorgängerbücher um die Salbenmacherin Olivera mit Begeisterung gelesen habe, war ich sehr gespannt auf das neue Buch aus der Feder von Silvia Stolzenburg. Und wieder bin ich ...

Nachdem ich bereits zwei der Vorgängerbücher um die Salbenmacherin Olivera mit Begeisterung gelesen habe, war ich sehr gespannt auf das neue Buch aus der Feder von Silvia Stolzenburg. Und wieder bin ich begeistert! Eine wunderbare und spannende Zeitreise, auf die uns die Autorin mit in das mittelalterliche Nürnberg nimmt. Ich mag historische Bücher sehr, vor allem dann wenn sie gut recherchiert sind und mit einer spannenden Geschichte aufwarten. Die Kombination von Krimi und historischem Roman ist für mich einfach perfekt.
Wieder bin ich mit Leib und Seele eingetaucht in die Welt von Olivera und ihren Lieben. Zum Glück hatte ich Zeit und konnte das Buch direkt in einem durchlesen, denn jede Pause war wirklich schlimm, ich wollte einfach unbedingt wissen, wie es ausgeht und was noch alles passiert. So spannend und packend war das Buch! Und das alleine spricht ja eigentlich schon für sich.
Die Autorin kann wirklich sehr gut beschreiben, sodass man als Leser direkt mit dabei ist. Man hat das Gefühl, die Kälte des Lochs zu spüren, den Gestank des Unschlittplatzes zu riechen und die bunten Farben des Markttreibens zu sehen. Das mag ich so sehr an den Büchern von Silvia Stol-zenburg. Außerdem sind sie gut recherchiert und relativ nah am damaligen Leben. Am Ende des Buches schreibt sie auch nochmal, dass manches eben nicht geht oder für moderne Leser unver-ständlich wäre. Das finde ich richtig gut, denn das macht nochmal alles klarer, wenn man bei-spielsweise darüber nachdenkt, welche Begriffe es damals wohl schon gab und welche nicht oder wer wie gesprochen haben könnte.
Ein großes Lob muss ich der Autorin und ihrem Lektorat, Korrektorat und dem Verlag aussprechen, wenn es um Fehler geht. Es ist einfach unglaublich wohltuend, wenn man mal ein Buch ohne Feh-ler liest! Leider ist das heute ja nicht mehr selbstverständlich.
Man kann das Buch gut für sich alleine lesen, aber noch schöner ist es, wenn man Olivera von Anfang an begleitet hat, denn dann bekommt die ganze Geschichte noch mehr Spannung und Ge-fühl. Ich habe das Buch kaum beendet und freue mich schon heute auf das nächste Buch und eine Fortsetzung!