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Veröffentlicht am 23.07.2019

Sinnlose Kriege

Sterne über der Toskana
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Und weiter geht sie , die Geschichte der toskanischen Winzerfamilie di Raimandi auf dem Weingut Alberti d’Agento in Italien um 1857.

Antonella und Marco haben mit ihren Kindern das Gut verlassen. Dieses ...

Und weiter geht sie , die Geschichte der toskanischen Winzerfamilie di Raimandi auf dem Weingut Alberti d’Agento in Italien um 1857.

Antonella und Marco haben mit ihren Kindern das Gut verlassen. Dieses Mal begleiten wir ihre Nichte Gianna, Tochter von Enrico und Silvana di Raimandi, ins Erwachsenwerden und durch grausame Kriegsschauplätze im Kampf um die Macht und Einheit Italiens.

Naiv und unerfahren verliebt sich Gianna in Angelo Castiglioni, Erbe des Nachbarguts. Die politische Entwicklung entzweit die Familien und macht eine Vermählung unmöglich. Gianna flieht zu ihrer Schwester nach Genua um ihr Leben neu zu ordnen.


Die Weiterentwicklung der Geschichtsstunde um die Kriege, Aufstände und Entwicklungen in Italien gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ist gelungen.

Wenn auch die fiktiven Figuren Gianna und Maurizius nicht mehr ganz so stark und detailliert ausgearbeitet sind, wie Antonella und Marco, agieren sie doch glaubhaft und nachvollziehbar in den Kriegswirren.

Entweder habe ich mich aufgrund der ersten beiden Teile gründlich in die Materie eingelesen oder in diesem dritten Teil sind die historischen Strategien nachvollziehbarer. Auf jeden Fall wirken die historischen Zusammenhänge deutlich überschaubarer.

Die Liebes-und Lebensgeschichte der Familie di Raimandi kriegsbedingt tragisch, aber auf Gianna bezogen ist sie fast zu schön und edel um wahr zu sein, aber auch nett zu lesen.

Beeindruckt hat mich die realistische Beschreibung der Schlachten und Kriegsschauplätze. Wie brutal, grausam und menschenverachtend diese Machtkämpfe betrieben werden und wie sinnlos tausende von Menschen auf allen Seiten geopfert werden, wird deutlich aufgezeigt.

Geschichtlich ist noch nichts gelöst. Italien ist zersplitterter als vor den Kämpfen. Wird es also noch eine Fortsetzung geben, noch eine Generation weiter?
Ich würde sie gerne lesen.

Veröffentlicht am 10.07.2019

Vielversprechendes Debüt

Löwenzahnkind
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In Gullspang, einer Kleinstadt in Westschweden, wird ein 17-jähriges Mädchen vermisst. Sie ist spurlos nach einer ausufernden Party verschwunden.
Die Stockholmer Polizei schickt ihre beste Kommissarin, ...

In Gullspang, einer Kleinstadt in Westschweden, wird ein 17-jähriges Mädchen vermisst. Sie ist spurlos nach einer ausufernden Party verschwunden.
Die Stockholmer Polizei schickt ihre beste Kommissarin, Charlie Lager, zur Unterstützung. Was keiner ihrer Kollegen weiß, Charlie stammt aus Gullspang und macht aus ihrer Vergangenheit ein riesiges Geheimnis.
Wird es ihr gelingen Annabelle noch rechtzeitig zu finden?


Lina Bengtsdotter hat in ihrem Thriller Debüt eine vielversprechende Ermittlerin geschaffen. Wie in vielen anderen Thrillern hat auch Charlie Lager eine geheimnisumwitterte Vergangenheit, in der es ein Ereignis gab, was ihr den Halt nahm und auch nicht verarbeitet wurde. Aber Charlie muss sich ihren Ängsten stellen und sich damit auseinandersetzen. Außerdem setzt sie immer wieder neue Impulse bei den Ermittlungen. Sie will die Ereignisse und die Befragungen der Zeugen aus verschiedenen Positionen und Perspektiven beleuchten und fördert dadurch neue Aspekte zu Tage. Sie zeigt auf beeindruckende weise wie Polizei-bzw. Ermittlungsarbeit aussehen sollte.
Der Spannungsbogen wird dabei immer schön hochgehalten. Die kurzen Kapitel, Rückblenden und besonders die drei Zeitebenen sorgen für Spannung. Und die Neugier, wie es mit Charlie und vielleicht auch mit Johan weitergeht, steigt genauso wie die Vorfreude auf den nächst Band der Reihe.

Lina Bengtsdotter wuchs ebenfalls in der schwedischen Kleinstadt Gullspang auf, die sie zum Setting ihrer Thriller-Serie um die Ermittlerin Charlie Lager machte. „Löwenzahnkind“, der erste Teil der Reihe, wurde zu einem Sensationserfolg.
Lina Bergtsdotter lebt heute in Stockholm.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Spannend, aber auch schwierig

Schneewittchensarg
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Stina Forss und Ingrid Nyström stehen bei ihrem neuen Fall vor einem besonderen Rätsel. Bei der Eröffnung der Jubiläumsausstellung eines Glaskunstimperiums kommt es zu einem Eklat. Berit Gustavsson, die ...

Stina Forss und Ingrid Nyström stehen bei ihrem neuen Fall vor einem besonderen Rätsel. Bei der Eröffnung der Jubiläumsausstellung eines Glaskunstimperiums kommt es zu einem Eklat. Berit Gustavsson, die ehemalige Braut des Firmenchefs, die am Tag ihrer Hochzeit vor nahezu achtundvierzig Jahren spurlos verschwand, taucht in Form eines bizarren Kunstwerks wieder auf. Ihre sterblichen Überreste in ihrem Hochzeitskleid gekleidet liegen in einem gläsernen Sarg.
Gunnar Gustavsson ist entsetzt und fordert nach fast fünfzig Jahren der Ungewissheit und des Wartens Aufklärung.

Schneewittchensarg ist ein wirklich spannender und kniffeliger skandinavischer Krimi. Für einen Leser, der bis jetzt nur den ersten Band dieser Reihe gelesen hat, so wie ich, war es aber leider schwierig den Hintergrundgeschichten richtig zu folgen bzw. den Verlauf zu verstehen. Es ist einiges passiert in den letzten fünf Büchern, Verletzungen, Traumata und Morde, wobei ich die Ursachen zum Ende dieses Buchs immer noch nicht richtig verstehe. Ich denke, das ist auch so beabsichtigt und wird sicherlich auch noch nicht im nächsten oder übernächsten Band gelöst werden.

Das stört mich ein bisschen.

Der Kriminalfall in diesem Buch ist kurios und besonders. Die beiden Autoren zeigen akribisch, wie Polizeiarbeit funktioniert, wie umfangreich und langwierig die Recherche ist, dass eine buchstäbliche Nadel im Heuhaufen auch gefunden wird und viele Sackgassen ergründet werden.

Das macht Spaß zu lesen. Mitunter kann man miträtseln.

Die einzelnen Ermittler werden mit ihren Schrullen und ihren Stärken beleuchtet. Interessante Einblicke in die Moralvorstellungen der jungen Mutter Anette Hultin und auch der Chefin Ingrid Nyström verführten manchmal zum Schmunzeln.

Dem Cold-Case-Fall wird mit den unterschiedlichsten Methoden nachgegangen, Pensionäre und Enkel werden gesucht und befragt, Aktenberge aus den Archiven gesichtet und Puzzlestein für Stein eingefügt. Durch Berits veröffentlichte Tagebucheinträge sind wir Leser dem Ermittlerteam öfters voraus. Woher diese Tagebucheinträge stammen wurde aber nie geklärt.

„Ein Muss für Liebhaber skandinavischer Krimis“ Donaukurier

Dem kann ich mich anschließen. Ich freue mich auf den nächsten Band, den ich dieses Mal nicht verpassen werde, um der Hintergrundgeschichte richtig folgen zu können.

Veröffentlicht am 15.05.2019

Gemeinsam unschlagbar?!

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Kommissarin Zara von Hardenberg, Spitzen-Profilerin bei Europol wird mit ihrem schwedischen Kollegen Kommissar Isaakson zu einem grauenhaften Tatort in der Cité La Castellane, Vorort von Marseille gerufen. ...

Kommissarin Zara von Hardenberg, Spitzen-Profilerin bei Europol wird mit ihrem schwedischen Kollegen Kommissar Isaakson zu einem grauenhaften Tatort in der Cité La Castellane, Vorort von Marseille gerufen. Ein junges Mädchen ist bestialisch mit zahllosen Messerstichen getötet worden.

Schnell stellt Zara fest, dass hinter diesem Verbrechen ein weitaus umfangreicheres steckt und dass sie mit ihren korrekten und gesetzestreuen Ermittlungen nicht weiterkommen wird.

Sie sieht keinen anderen Weg als ihre Zwillingsschwester Zoé, die das genaue Gegenteil ihrer Lebensweise darstellt, um Hilfe zu bitten. Zoe arbeitet für die korsische Mafia und zählt zur Besten ihres Faches. Erschwerender Weise trennen Eifersucht, Hass und Misstrauen seit Jahren ihre Beziehung.


Mit Zara und Zoé – Rache in Marseille eröffnet Alexander Oetker eine spannende und mit Action geladene Reihe.

Mit kurzen Kapiteln, Zeitungsartikeln und Breakingnews-Nachrichten sowie ständigen Perspektivenwechseln erzeugt der Autor eine schnell zu lesende und spannungsgeladene Geschichte. Durch die Zeitung,-Fernseh- und Radio-Berichterstattungen erscheint die Story beklemmend real.

Die stetig wechselnden Perspektiven, die Vielzahl an handelnden Personen und die politische wie auch soziale Brisanz wirken aber auch verwirrend. Man muss als Leser höllisch aufpassen um die Hintergründe und Feinheiten richtig einzuordnen und um nichts Relevantes zu verpassen.

Zwischendurch war es mir auch einfach zu viel. Zara und insbesondere Zoé entwickeln sich im Laufe des Romans zu „Super-Women“, haben Ahnungen, Instinkte und eine Schnelligkeit, die mich eher an Comics erinnern.

Trotzdem glaube ich, es ist der journalistischen Qualität des Autors geschuldet, dass wir nicht nur einen spannenden Thriller erleben dürfen, sondern auch einen sozial kritischen Blick auf die Verhältnisse in der Cité, auf die rechtspopulistischen Aktionen sowie auf die französische Polizei werfen können.

Sicher werde ich den Nachfolger dieses Thrillers lesen, denn einige Fragen sind nicht gänzlich beantwortet worden. Wie reagiert Isaakson auf die ständige Wandlung seiner Partnerin? Was unternimmt Navarro zum Schutz seiner Familie? Warum ist Rui Vicente nicht an Details der Ermittlungen interessiert? Wie hat Zoé Mafiaboss Bolatelli davon überzeugen können sie nicht zu töten? Wie, was, warum..........
Ich hoffe doch, dass einige dieser Fragen in der Folge beantwortet werden.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Gelungene Fortsetzung

Das Gutshaus in der Toskana
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Marco und Antonella finden nach ihrer Flucht einen Ruhepol zum Verschnaufen auf Alexandros Weingut in der Toskana.
Marco nutzt seine Erfahrung und Kenntnisse um das Weingut wieder aufzubauen. Antonella ...

Marco und Antonella finden nach ihrer Flucht einen Ruhepol zum Verschnaufen auf Alexandros Weingut in der Toskana.
Marco nutzt seine Erfahrung und Kenntnisse um das Weingut wieder aufzubauen. Antonella unterstützt als Köchin ihre neue Freundin Tiziana, der Wirtin einer Osteria. Beide arbeiten daraufhin die Zeit bis zu ihrer Abreise nach Amerika zu überbrücken. Als Antonella schwanger wird ist die Freude riesengroß und ihre Pläne richten sich nun auf einen längeren Aufenthalt ein.
Alles könnte in ruhigen Bahnen vor sich hinplätschern, wären da nicht Antonellas Ex-Verlobter Paolo und die Aufstände der Giovine Italia.

Schon in der Albatrosse-Saga hat es Katrin Seemayer perfekt verstanden, den Leser in den jeweiligen Landstrichen und in die entsprechen Zeit zu versetzen. Ihr flüssiger und erfrischender Schreibstil ermöglicht es dem Leser sich in die Geschichte fallen zu lassen. Man spürt die Sonne, den Duft der frischen Kräuter, den Staub der Wege..........

Ich möchte gar nicht so viel verraten um nicht die Spannung zu nehmen. Festzustellen ist allerdings, dass die einzelnen Protagonisten gut charakterisiert wurden und glaubhaft die geschichtlichen und privaten Wendungen durchschritten haben. Auch fand ich die Beschreibung der unterschiedlichen Lebensbedingungen während der Aufstände interessant, der deutliche Unterscheid zwischen Stadt und Land wurde sichtbar.

Mein einziger Kritikpunkt geht eigentlich an den Verlag. Im Klappentext wird erwähnt dass ihr Ex-Verlobter auftaucht und ihr Glück zu zerstören droht. Paolo, der Ex-Verlobte, taucht aber erst im 13.Kapitel auf. Mich hat diese Vorankündigung irgendwie irritiert, so dass ich 12 Kapitel lang immer wieder mit dem Auftauchen von Paolo gerechnet habe und mich deshalb das ruhige Leben von Antonella und Marco unruhig gemacht hat, sogar irgendwie genervt hat.

Eigentlich würde ich jetzt gerne sofort den 3.Teil der Trilogie lesen. Ich freue mich drauf.