Italienisches Panorama
Dies ist nicht das Italien, das deutsche Urlauber im Bewusstsein haben! Der Leser begleitet Giulia, die nach dem 2. Weltkrieg, nach bald fünfzig Jahren aus Amerika heimkehrt, weil sie glaubt, in dem Städtchen ...
Dies ist nicht das Italien, das deutsche Urlauber im Bewusstsein haben! Der Leser begleitet Giulia, die nach dem 2. Weltkrieg, nach bald fünfzig Jahren aus Amerika heimkehrt, weil sie glaubt, in dem Städtchen noch eine Rechnung begleichen zu müssen. Nach dem Rückblick auf das Dorf im Jahre 1900 wundert sich der Leser, dass Giulia das Bedürfnis hat, nach beinahe fünfzig Jahren zurückzukehren. Aber Rache ist ein Gericht, das am besten kalt genossen wird. Raffiniert ist der Ablauf der Handlung komponiert. Während ‚die Amerikanerin‘ die Topographie vor ihren Augen mit der Szenerie ihrer Erinnerung vergleicht, verfolgen wir atemlos dieses Leben in bitterster Armut, die Giulias Kindheit prägt. Wir haben es nicht nur mit einer spannenden Familiensaga zu tun, sondern werden schonungslos konfrontiert mit einem düsteren Kapitel italienischer Sozialgeschichte. Während Giulias Gedanken sich auf Anita richten, der Freundin, die zur Rivalin wurde, entfaltet sich ein Abriss der Historie Italiens, wie sie erbarmungslos Anitas Schicksal prägte. Giulia, geleitet von einem gütigen Geschick, gestaltet in ihrem Leben den ‚American Dream‘, währenddessen tobt sich in Anitas Dasein der Wahnsinn der europäischen Geschichte aus. Raffaella Romagnolo orientiert sich an gewaltigen literarischen Vorbildern: sie weiß, welchen Goldstandard ‚Die Verlobten‘ oder ‚Der Leopard‘ setzen, aber beherzt und brillant entfaltet sie vor uns ihr italienisches Panorama in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts!