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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2019

Bedrückendes Thema - wunderschön verpackt

Der Wal und das Ende der Welt
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Joe flieht von seinem Arbeitsplatz als Analytiker im Glauben, seine Firma in den Ruin getrieben zu haben. Er wird nackt am Strand von St. Piran angespült und von den Dorfbewohnern gerettet. Als kurze Zeit ...

Joe flieht von seinem Arbeitsplatz als Analytiker im Glauben, seine Firma in den Ruin getrieben zu haben. Er wird nackt am Strand von St. Piran angespült und von den Dorfbewohnern gerettet. Als kurze Zeit später ein Wal strandet ist es Joe, der die Initiative ergreift und diesen zusammen mit den Dorfbewohnern rettet. Doch ist der Wal ein gutes Zeichen? Als Joes Computersystem das Ende der Welt prognostiziert, ergreift Joe Maßnahmen, um sein St. Piran zu retten.

"Der Wal und das Ende der Welt" hat mich fasziniert. Nie hätte ich gedacht, daß so ein dramatisches Thema in einem so wundervollen, ruhigen Buch dargestellt werden kann. Es ist nicht reißerisch geschrieben, nein, man kann sich dabei entspannt zurücklehnen und alles in Ruhe auf sich wirken lassen. Das Dorf und seine Bewohner sind so charakterisiert, wie man sie sich vorstellt. Sie halten zusammen, einer hilft dem anderen. John Ironmonger schafft es, die Bewohner mit wenigen Worten so darzustellen, daß man sich ein Bild von ihnen machen kann. Sein Schreibstil ist wunderschön und bezaubert. Ruhig - ohne Effekthascherei. Ein Buch, genau richtig zum Entschleunigen, sich in die Handlung fallen lassen. Bei all diesen Eigenschaften des Buches ist es eins garantiert nicht: langweilig. Genau das Gegenteil ist der Fall. Es ist auf seine ganz bestimmte Art spannend. 

John Ironmonger ist hier ein Buch gelungen, das auf wunderbare Weise zeigt, was man gemeinsam schaffen kann. "Der Wal und das Ende der Welt" ist ein kleines Kunstwerk - sowohl von seiner Aufmachung her als auch inhaltlich!

Veröffentlicht am 26.03.2019

Hansi for President!

FASTENPREDIGT IN UNTERFILZBACH
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Hansi Scharnagl, Bauhofangestellter, verheiratet und Vater von drei Kindern, ist der neue Held von Unterfilzbach. Nachdem er einen Mörder überführt hat hofiert ihn einfach jeder. Sogar die ortsansässigen ...

Hansi Scharnagl, Bauhofangestellter, verheiratet und Vater von drei Kindern, ist der neue Held von Unterfilzbach. Nachdem er einen Mörder überführt hat hofiert ihn einfach jeder. Sogar die ortsansässigen Parteien, denn schließlich ist bald Bürgermeisterwahl. Aber nicht nur Hansi wird umgarnt. Baulöwe Harald Schmal, der in Unterfilzbach eine noble Seniorenresidenz baut, umgarnt Hansis Frau Bettina. Da hängt der Haussegen bei Familie Scharnagl etwas schief. Doch dann bekommt Hansi noch andere Probleme. Der Leiter der örtlichen Sparkasse, Roman Groß ist nach seiner Fastenpredigt verschwunden. Da diese Fastenpredigt jeden gegen Roman aufgebracht hat, ist ziemlich jeder im Dorf verdächtig. 


"Fastenpredigt in Unterfilzbach" hat mich wieder begeistert. Eva Adam beschreibt ein Dorf so, wie es ist. Mit unterschiedlichen Charakteren, die irgendwie gemeinsam miteinander auskommen, sich streiten und wieder vertragen. Man bildet eine Dorfgemeinschaft, die zusammen feiert und füreinander da ist. Diese Charaktere könnten  nicht vielfältiger gewählt sein  Und ich denke, jeder Leser wird hier jemanden aus seiner eigenen Umgebung erkennen... Einen Neuzugang im Dorf gibt es: Mandy Honegger. Hier ist der Name Programm. Mehr verrate ich nicht. Nur soviel: Ich hatte mächtig Spaß an ihr.... Herrlich auch wieder die Beschreibung der Dorffeierlichkeiten. Von Bürgermeisterwahl, Miss Dirndl, Fasching über die Einweihung der Seniorenresidenz - es wird gefeiert. Und das so, wie es sich für Unterfilzbach gehört. Deftig und chaotisch. Hier kommt es während des Lesens zu einigen Lachtränen. Man fühlt sich einfach durch den Stil der Autorin das Geschehen zu vermitteln "mittendrin". Besonders authentisch wirkt das Buch durch die Sprache. Hier wird auch mal bayrisch gesprochen. Aber dies ist verständlich - auch für diejenigen weiter nördlich. Da dies die zweite Geschichte aus Unterfilzbach ist, bezieht sich die Handlung auf die Folgen aus "Kamasutra in Unterfilzbach". Man kann mit diesem zweiten Band einsteigen. Eva Adam beschreibt alles wissenswerte genau, so daß man keine Wissenslücken hat. Sollte man jedoch auch "Kamasutra" lesen wollen (und das will man nach "Fastenpredigt" garantiert), empfehle ich die Reihenfolge einzuhalten. Sonst erfährt man definitiv zu viel. Eva Adam schreibt Regionalkrimis, wie sie sich gehören: mit viel Humor, Lokalkolorit, Flair, sympathischen Charakteren, die man sofort ins Herz schließt und Wiedererkennungswert. Sie schreibt keine Krimis im herkömmlichen Sinn. Der Vermißtenfall spielt eigentlich eine Nebenrolle und wird mehr oder weniger zufällig gelöst. In der Hauptsache geht es um Unterfilzbach und seine Bewohner. Und das macht richtig Spaß! 


Ich freue mich schon jetzt auf ein hoffentlich baldiges neues Abenteuer mit meinen sympathischen Unterfilzbacher Freunden!

Veröffentlicht am 25.03.2019

Erschreckend

Gefahr aus dem Watt
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Zwei Leichen in einer Ferienregion: Zuerst im Otterndorfer Watt, kurz darauf an der Alten Liebe in Cuxhaven. Die Spuren führen die Kommissare Olofsen und Greiner zu einer Biotechnologiefirma. Der Verdacht, ...

Zwei Leichen in einer Ferienregion: Zuerst im Otterndorfer Watt, kurz darauf an der Alten Liebe in Cuxhaven. Die Spuren führen die Kommissare Olofsen und Greiner zu einer Biotechnologiefirma. Der Verdacht, daß die Firma ein verunreinigtes Medikament in Umlauf bringen will kommt auf. Als immer mehr Menschen an einem Virus sterben, drängt die Zeit. 


"Gefahr aus dem Watt" ist von der Thematik her ein eher untypischer Regionalkrimi. Tödliche Viren - das Thema ist mir in diesem Genre neu. Aber von daher sehr interessant. Markus Rahaus hat hier ein sehr sensibles Thema aufgegriffen und man merkt dem Buch sein Wissen an. Er hat nicht einfach irgendwie losgeschrieben - er hat wirklich Fachwissen. Und dies vermittelt er hier so ganz nebenbei auf einfache und verständliche Art. Eingebettet ist die Handlung, die aus mehreren Strängen besteht und schließlich eins wird, in eine wunderschöne Landschaft, bei der man eigentlich nur an Ferien denkt. Diese Landschaft ist perfekt beschrieben. Man fühlt dich direkt dorthin versetzt. Die Charaktere der Kommissare sind erfrischend. Eigentlich passen sie zueinander wie Feuer und Wasser - aber einer funktioniert nicht ohne den anderen. Sie ergänzen sich bei den Ermittlungen perfekt. Und sorgen bei diesem ernsten Thema für die Prise Humor, die auflockert.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Dorf trifft Großstadt

Mörder mögen keine Matjes
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Herbst in Fredenbüll. Während eines Sturmes wird ein Container angeschwemmt. Der Inhalt: Elektroschrott und eine Leiche. Es sieht eindeutig nach einem in Hamburg begangenem Mord aus. Dorfpolizist Thies ...

Herbst in Fredenbüll. Während eines Sturmes wird ein Container angeschwemmt. Der Inhalt: Elektroschrott und eine Leiche. Es sieht eindeutig nach einem in Hamburg begangenem Mord aus. Dorfpolizist Thies Detlefsen reist folglich nach Hamburg - jedoch nicht allein. Seine Freunde aus der Hidden Kist begleiten ihn. Fredenbüll in der Großstadt - das kann nur chaotisch werden!


Dies ist bereits der siebte Fall für Thies und die Freunde aus der Hidden Kist. Und Krischan Koch hat mich wieder begeistert. Seine Ideen scheinen ihm nicht auszugehen. Auch hier gibt es einen spannenden Fall, der bis zum Schluß Rätsel aufgibt. Immer wieder laufen die Spuren ins Leere und man beginnt von vorne darüber zu grübeln, wie denn die Auflösung sein könnte. In dieser Serie ist man als Stammleser schon Humor gewohnt, aber die Fredenbüller in der großen Stadt - da kommt man aus dem Lächeln fast nicht mehr heraus. Spannung und Humor - dies verbindet Krischan Koch ganz geschickt. Nichts davon hat die Oberhand, beides hält sich gekonnt im Gleichgewicht. Die Charaktere sind einfach umwerfend sympathisch und mittlerweile zu Freunden geworden. Es dürfte niemand in den Geschichten fehlen. Sie ergeben zusammen ein wunderbares Ganzes. 


Mich begeistert die Serie jedes Jahr aufs Neue!

Veröffentlicht am 21.03.2019

Macht nachdenklich

Boten des Wandels
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Holger Schulz ist Biologe und hat sich den Weißstörchen verschrieben. Er begleitet sie auf ihren Flügen in die Winterquartiere, erforscht ihr Leben sowohl im Storchendorf Bergenhusen als auch in den unwirtlichen ...

Holger Schulz ist Biologe und hat sich den Weißstörchen verschrieben. Er begleitet sie auf ihren Flügen in die Winterquartiere, erforscht ihr Leben sowohl im Storchendorf Bergenhusen als auch in den unwirtlichen und gefährlichen Ländern Afrikas. Für seine Störche nimmt er sehr viel auf sich.


Mit dem Buch "Boten des Wandels" nimmt Holger Schulz den Leser mit in seine Welt. Man erfährt, wie der junge Holger Schulz zu seinem Beruf kam und mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte. Doch er hat seinen Traum wahr gemacht. Anschaulich beschreibt er, wie schwierig der Beginn des Storchenschutzes selbst in Deutschland und der Schweiz war. Er berichtet über die anfänglich gemachten Fehler und die daraus entstandenen Konsequenzen. Was heute selbstverständlich erscheint, entstand durch lange Auseinandersetzungen. Man erlebt mit ihm die Höhen und Tiefen im Storchenleben in Bergenhusen. Dies sind zum Teil traurige, zu Herzen gehende Geschehnisse, aber auch Geschehnisse, die den Leser aufatmen lassen werden. Besonderes Augenmerk verdienen hier die Reisebeschreibungen auf der Zugroute der europäischen Störche. Holger Schulz beschreibt wirklich sehr bildhaft die Strapazen der Biologen. Gerade der afrikanische Kontinent birgt Gefahren durch Überfälle und nicht kalkulierbare Risiken aufgrund des unwegsamen Geländes. Hier wird richtig klar, daß ein Forscherleben nicht nur aus purer Romantik besteht. Der Autor liebt seine Störche jedoch - und so ist ihm nichts zu belastend für ihre Erforschung. Seine Forschungsergebnisse vermittelt er auf verständige Art. Auch als Laie kann man seinen Ausführungen folgen und diese verstehen. Man lernt viel dazu und bekommt ein neues Verständnis für diese bezaubernden Vögel. Jedoch lernt man nicht nur über Störche dazu, sondern auch über das Leben ihrer Nahrung. Es war faszinierend zu erfahren, wie aus einer einzelnen Heuschrecke eine gefräßige Wanderheuschrecke wird. 


Angereichert ist das Buch durch interessantes Kartenmaterial, welches die Zugrouten der Störche und die Reiserouten der Expeditionen zeigt. In der Mitte des Buches befindet sich ein Bildteil mit Farbfotos. Zum Teil sind diese einfach wunderschön. Zum anderen Teil traurig und aufrüttelnd. Sie zeigen auf, welche Auswirkungen der Wandel der Natur auf die Lebensweise der Störche hat und welchen Gefahren sie ausgesetzt sind. Bilder von Störchen auf spanischen Müllkippen, mit Plastikringen über dem Schnabel oder Plastiktüte an den Beinen. Zum Tode verurteilt - man hat als Leser dabei Tränen in den Augen und beginnt umzudenken. Holger Schulz hat damit sein Ziel erreicht - und man merkt, daß der Titel des Buches nicht treffender hätte gewählt werden können!