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Veröffentlicht am 28.03.2019

Reich und schön, aber...

Gefährdet
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Das Ehepaar Justus und Krystina Stein ist sowohl reich (vor allem er) als auch schön (vor allem sie). Ermittlerin Nora Klerner hat es in diesem ihren zweiten Fall von Lüneburg nach Hamburg verschlagen, ...

Das Ehepaar Justus und Krystina Stein ist sowohl reich (vor allem er) als auch schön (vor allem sie). Ermittlerin Nora Klerner hat es in diesem ihren zweiten Fall von Lüneburg nach Hamburg verschlagen, wo sie es nach dem Hippies von ihrem ersten Fall "Blumenkinder" nun mit wesentlich etablierteren Zeitgenossen zu tun bekommt. Der Familie Stein nämlich, die in der zigsten Generation ein Speditionsunternehmen am Hamburger Hafen führt. Zwei Brüder sind es, Justus und Jürgen, beide mit Familie. Und die von Justus muss gerade ganz besonders leiden, da die beiden Kinder entführt wurden.

Überraschenderweise führen mögliche Spuren sowohl ins Drogenmilieu als auch in die Halbwelt der osteuropäischen Mafia.

Was hat das mit der Kindesentführung zu tun? Die Famillie wird lange im Unwissen gelassen, so dass sie Schlimmstes befürchten muss.

Hilfe erhält Nora wie auch beim letzten Mal vom Kollegen Johan Helms von der operativen Fallanalyse, der sehr stark betroffen ist. Kein Wunder, ist doch seine Freundin Lily gerade schwanger. Nora und Jonas, beide gewissermaßen Außenseiter in den Reihen der Polizei, haben es nicht leicht: Nicht für alle ihre Ideen - und gerade Nora mangelt es nicht an unkonventionellen Einfällen - gibt es einen Rückhalt, zeitweise haben die beiden sogar den Eindruck, man würde sich ihnen querstellen.

Nicht nur durch eine ungewöhnliche, teilweise leider etwas langatmige Geschichte, nein, auch durch neue Wege in Sprache und Stil fällt Autorin Meike Dannenberg auf und ich muss zugeben, dass ich mich damit streckenweise etwas schwer tue Doch das ist Geschmackssache.

Wer eher die leisen Töne mag, dennoch auf ein furioses Finale nicht verzichten will, der ist hier an der richtigen Adresse!

Veröffentlicht am 28.03.2019

Rin in die Pantoffeln, raus aus den Pantoffeln

Das Heinrich-Problem
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Zugegeben, Berti Fischer ist schon ziemlich naiv und gutgläubig. Möchte man gar nicht meinen bei einer Frau, die als Beziehungs-Coach tätig ist und die ihren Geschlechtsgenossinnen nicht gerade selten ...

Zugegeben, Berti Fischer ist schon ziemlich naiv und gutgläubig. Möchte man gar nicht meinen bei einer Frau, die als Beziehungs-Coach tätig ist und die ihren Geschlechtsgenossinnen nicht gerade selten hilfreiche Tipps gibt. Doch als Heinrich, seit fünfzehn Jahren ihr Ehemann, ihr kundtut, dass die Ehe mit ihr ihm ein Gefühl vermittelt wie ein paar alte Pantoffeln an den Füßen, da kippt sie ihrerseits - nun, nicht aus den Pantoffeln, wohl aber aus den Latschen.

Vor allem, da schnell klar wird, dass Heinrich bereits in anderen Jagdgründen wildert und zwar mit schon deutlich sichtbaren Folgen! Zunächst allerdings gibt sich Berti so gar nicht als Frau nach meinem Geschmack, sie schmeißt den sauberen Gatten nämlich nicht gleich hochkant aus der Wohnung, sondern bereitet ihm gar noch das ein oder andere schmackhafte Mahl.

Aber dann, als Heinrich auch noch Geld sehen will, kommt Leben in die Bude und Berti - um die sich eine ganze Reihe von Getreuen beiderlei Geschlechts schart - zeigt, dass sie sich ganz so schnell nicht die Butter vom Brot nehmen lässt.

Zumal... nun, das finden sie besser selbst heraus! Auf jeden Fall ist es am Ende Berti, die Heinrich zeigt, wie das Leben in alten Pantoffeln wirklich aussehen kann!

Ein heiterer Roman, der mir nur zu Beginn ein bisschen zu behäbig daher kam, dann aber Fahrt und Schwung aufnahm. Ein unterhaltsames Leseerlebnis nicht nur für Frauen, die (ihren) Männern gern mal eine lange Nase zeigen!

Veröffentlicht am 28.03.2019

Verschwindende Eltern

Auf dem Wasser treiben
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Eltern sollten eigentlich nicht verschwinden - im Gegenteil, sie sollten immer für ihre Kinder da sein. Warum also ist John, der seinen drei Kindern Fred, Emma und Stefan immer ein liebevoller Vater war, ...

Eltern sollten eigentlich nicht verschwinden - im Gegenteil, sie sollten immer für ihre Kinder da sein. Warum also ist John, der seinen drei Kindern Fred, Emma und Stefan immer ein liebevoller Vater war, damals, vor vielen Jahren, einfach verschwunden? Er ist dann auch bald auf einer Reise gestorben, ohne dass seine Kinder wieder von ihm gehört haben.

Und jetzt, quasi während der Feierlichkeiten zu ihrem 55sten Geburtstag, verschwindet auch Mutter Hannah. Die drei Geschwister sind zwar längst erwachsen, doch dennoch machen sie sich ebenso wie Hannahs Ehemann Martin große Sorgen. Und beginnen - obwohl es einen Anruf von Hannah gibt, der jedoch auf keinen allzu beruhigend wirkt - mit der Suche.

Eine besondere Familie ist dies, mit starken und sehr unterschiedlichen Charakteren. Auch die Werdegänge und Schicksale der einzelnen Familienmitglieder unterscheiden sich stark voneinanderDer Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, wobei Stefan, der stille Forscher, der stets knallbunte Hawaiihemden trägt, den größten Erzählanteil hat. Aber auch Emma, Hanna und John kommen - logischerweise teilweise in Rückblicken - zu Wort.

Ich kannte die österreichische Autorin Theresa Prammer bereits aus ihren ungewöhnlichen Krimis um die unkonventionelle Ermittlerin Carlotta Fiore, deren Lektüre mir stets großes Vergnügen bereitete.

Und auch vom vorliegenden Roman um eine ebenfalls ausgesprochen ungewöhnliche, ja, auch unkonventionelle Familie bin ich alles andere als enttäuscht und kann interessierten Lesern nur empfehlen, die Bekanntschaft mit der Familie Schneider zu machen! Ich gehe stark davon aus, dass Sie nicht bereuen werden, diesen sowohl tiefgründigen als auch unterhaltsamen Roman gelesen zu haben. Eine Tragikomödie der besonderen Art, denn wo sonst liest man von einer Kinderbuchautorin (Emma), die irgendwann offenbart, dass ihr kleiner Bruder Stefan, der Wasserforscher "der schweigsame Fisch mit den bunten Flossen" in ihren Gesschichten ist (S. 44).

Veröffentlicht am 28.03.2019

Siena im Zweiten Weltkrieg

Niemand weiß, dass du hier bist
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Den kleinen Lorenzo verschlägt es in den Kriegswirren von Tripolis im von Italien besetzten Libven nach Siena. Man schreibt den August 1942 und Nordafrika ist hart umkämpft. Sein Vater unterstützt in einer ...

Den kleinen Lorenzo verschlägt es in den Kriegswirren von Tripolis im von Italien besetzten Libven nach Siena. Man schreibt den August 1942 und Nordafrika ist hart umkämpft. Sein Vater unterstützt in einer führenden militärischen Position die vereinten Truppen Deutschlands und Italiens, seine Mutter ist zunächst zur Regelung familiärer Angelegenheiten in Rom, bis sie nach einigen Monaten - der Vater ist inzwischen verschollen - nach Tripolis zurückkehrt, um dort nach ihrem Mann zu suchen.

Lorenzo, dessen Familie dem verarmten Adel angehört, lebt in Siena bei Großvater und Tante väterlicherseits und begegnet hier einer ganz anderen Wahrnehmung der politischen Situation: Seine Zia Chiara ist eine entschiedene Gegnerin des faschistischen Mussolini-Regimes und auch sein Großvater sympathisiert eher mit den Partisanen, wenn er - nicht nur aus Altergründen - sich auch sehr zurückhält. Nicht so Chiara, die als Lehrerin arbeitet und auch in dieser Position nicht davor zurückschreckt, ihre Meinung zu äußern.

Lorenzo hat sich schnell eingelebt und den Kaufmannsohn Franco, der aus einer Familie glühender Faschisten stammt, zum Freund gewonnen. Mit ihm nimmt er an den Aktivitäten der Jugendorganisation teil und freut sich an militärischen Siegen seines Landes.

Doch zunehmend nimmt auch er Brüche wahr: ein jüdisches Mädchen wird der Schule verwiesen und da sich Chiara für sie einsetzt, muss sie gleich mit gehen. Mehr und mehr wird ihm klar, dass nicht alles, was die Faschisten und deren Verbündeter, also Nazi-Deutschland tun, moralisch, ethisch und auch gesellschaftspolitisch nachzuvollziehen ist. Inzwischen hat er auch seinen zweiten Freund, nämlich Daniele, gewonnen, der Jude ist. Sein Vater ist aber ein Anhänger des faschistischen Regimes und davon überzeugt, dass der Familie nichts passiert.

Als Lorenzo dann zufällig Zeuge der Deportation der Familie durch die nationalsozialistischen Verbündeten wird, wächst er über sich hinaus und tut etwas, das nicht nur seine eigene Zukunft entscheidend prägen wird. Nein, in dieser Situation wird ihm endgültig klar, dass nicht alle, die dem Faschismus und Nationalsozialismus dienen, von diesem überzeugt sein.

Ein Roman mit Herz und Tiefgang! Die in Deutschland lebende, aus Italien stammende Autorin Nicoletta Giampietro hat in Bezug vor allem auf die Geschichte Sienas akribisch recherchiert und auf der Basis der realen Entwicklungen einen mitreißenden Familienroman über Freundschaft, Loyalität und Verrat geschrieben, der gerade im historischen Kontext wichtige Erkenntnisse bringt. Auch wenn es mir manchmal etwas zu (melo)dramatisch herging, hat dieses Buch mich sehr bewegt - nicht zuletzt, weil es grundlegende Werte thematisiert. Und deutlich gemacht, wie sehr Zweifel gerade in Extremsituationen zum Leben gehören. Ich bin mir ganz sicher, dass jeder Leser nicht nur in Bezug auf die Hauptperson überlegen wird, wie er selbst denn in dieser oder jener Situation gehandelt hätte.

Ein ebenso berührender wie informativer Roman mit eindringlich gezeichneten Figuren, der mir die Tür zum Verständnis der Rolle und der Geschicke Italiens, in diesem Fall vor allem Sienas im Zweiten Weltkrieg ganz weit geöffnet hat

Veröffentlicht am 28.03.2019

Märchenhaftes mit Sogwirkung

Das schönste Mädchen Havannas
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Wie in einem Märchen ist auch hier längst nicht alles gut, was passiert. Doch im Mittelpunkt steht das Schönste überhaupt: eine große, eine unendliche Liebe. Nämlich die von Patricio, der zwischen den ...

Wie in einem Märchen ist auch hier längst nicht alles gut, was passiert. Doch im Mittelpunkt steht das Schönste überhaupt: eine große, eine unendliche Liebe. Nämlich die von Patricio, der zwischen den Weltkriegen völlig verarmt aus dem spanischen Asturien in Kuba aufschlägt und der schönen Gloria, der Sonne Havannas.

Die - ganz nebenbei - leider auch die Ehefrau von Carlos Valdés, einem der größten Gangsterbosse überhaupt auf Kuba ist und ausgerechnet mit dem musste auch Patricio, der zunächst als Schuhputzer jobbt, auch schon Bekanntschaft machen. Keine angenehme, versteht sich!

Doch neben diesen beiden Charakteren gibt es noch einen dritten Hauptdarsteller, nämlich das wunderbare Kaufhaus El Encanto in Havanna, in dem Patricio arbeitet und langsam, aber sicher Karriere macht - und in dem er auch der schönen Gloria begegnet. Eine Begegnung, die auf beide eine starke Wirkung hat - alsbald können sie nicht mehr von einander lassen. Auch wenn es eine Ewigkeit - und zwar nicht nur eine gefühlte - dauert, bis sie Zeit miteinander verbringen können.

Um gleich darauf wieder auseinander gerissen zu werden!

Das Leben von Patricio bleibt über Jahre hinweg wechselhaft - und was ist mit Gloria?

Ein bisschen wirkt es wie "Babylon Berlin" auf Kubanisch - eine auf eine Stadt konzentrierte Welt, in der sich vor allem die Extreme die Klinke in die Hand geben. Wie ein Sog, in den man eintaucht, um als ein durchs Lesen veränderter wieder aufzutauchen. Denn von diesem Buch kommt man nicht los, bevor man nicht die letzte Seite umgeblättert hat. Auch wenn es kleine Längen gab, auch wenn das Ende für meinen persönlichen Geschmack doch ein wenig zu konstruiert rüberkam - man ist drin und man bleibt drin in der Geschichte, man riecht die intensiven Düfte, hört die Musik - ja, und wenn man nicht aufpasst. spürt man sogar die Küsse der Liebenden auf der Haut. Ein Buch für Leser, die gern mit allen Sinnen lesen!

Zudem eines, das quasi danach schreit, verfilmt zu werden