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Veröffentlicht am 15.09.2016

Enttäuschender Abschluss

Silber - Das dritte Buch der Träume
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Silber - Das dritte Buch der Träume

Autor: Kerstin Gier
Genre: (Low-)Fantasy, Romantik
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 08.10.2015
Seiten: 464
Einband: Hardcover
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2168-5
Preis: ...

Silber - Das dritte Buch der Träume

Autor: Kerstin Gier
Genre: (Low-)Fantasy, Romantik
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 08.10.2015
Seiten: 464
Einband: Hardcover
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2168-5
Preis: 19,99€ (D) / 20,60€ (A)

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Der Korridor mit seinen verschiedenfarbigen Türen und dem sanften Licht hätte heiter und friedlich wirken können, aber das tat er nicht. Die Stille hatte etwas Lauerndes, und es war nicht auszumachen, von wo das Licht überhaupt kam. Trotzdem liebte ich diesen Ort und die Vorstellung, dass hinter jeder der Türen eine andere Seele träumte, und alle Menschen auf der Welt durch dieses Labyrinth miteinander verbunden waren. Es war ein magischer Ort, geheimnisvoll und gefährlich...
Inhalt

"Es ist März, in London steht der Frühling vor der Tür – und Liv Silber vor drei Problemen. Erstens: Sie hat Henry angelogen. Zweitens: Die Sache mit den Träumen wird immer gefährlicher. Arthur hat Geheimnisse der Traumwelt ergründet, durch die er unfassbares Unheil anrichten kann. Er muss unbedingt aufgehalten werden. Drittens: Livs Mutter Ann und Graysons Vater Ernest wollen im Juni heiraten. Und das böse Bocker, die Großmutter von Grayson, hat für die Hochzeit ihres Sohnes große Pläne, allerdings ganz andere als die Braut. Liv hat wirklich alle Hände voll zu tun, um die drohenden Katastrophen abzuwenden …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Das Cover des dritten und letzten Teil der Silbertrilogie ist wirklich hübsch anzuschauen. Der silbern glänzende Einband sieht aus, als sei er wahrhaftig aus flüssigem Silber gegossen, und fühlt sich angenehm glatt an. Ich mag die Farbkombination der darauf abgebildeten Eidechse ("Barcelona"!) - schwarz und rot - in Kombination, weil es nicht mit dem silbernen Hintergrund konkurriert. Trotzdem finde ich, dass es, trotzdem es ein Eye-Catcher für Kunden ist, einfach ein bisschen nach 'too much' aussieht. Auf Dauer ist das glänzende Silber sehr anstrengend anzuschauen und hat nichts von den angenehm-träumerischen Farben seiner Vorgänger (Schwarz und Türkis). Apropos Türkis: Nimmt man den silbernen Umschlag ab, befindet sich darunter das Hardcover in wunderschönem matt-hellem Türkis, mit einer darauf abgebildeten Fee, die wirklich wunderschön aussieht, mit dem Inhalt des Buches aber komischerweise nicht wirklich in Verbindung steht ... deswegen nur 3 von 5 möglichen Punkten von mir.


Charaktere ♥♥♥

Liv Silber: Ich mochte Liv Silber vom ersten Buch an. Sie ist aufgeweckt, etwas verrückt und ganz frei Schnauze, genau wie ich es am liebsten habe. Zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Schwester Mia, ihrem Kindermädchen Lottie und ihrem Hund Buttercup ist sie schon um die halbe Welt gereist, doch inzwischen in London gelandet und wohnt seitdem mit dem Verlobten ihrer Mutter und seinen zwei Kindern, Grayon und Florence, unter einem Dach. Es ist wirklich herrlich zu beobachten, wie sich Liv, die schon immer etwas anders war, in der Schule einlebt, die einzigartigsten Bekanntschaften macht und die düsteren Geheimnisse des Traum-Korridors enthüllt. Leider hatte ich gerade im langersehnten dritten Band das Gefühl, Liv schlagen - oder zumindest wachrütteln - zu müssen: Sie verhält sich ungewohnt passiv und während ihr Freund Henry, ihre Schwester Mia und ihr Stiefbruder Grayson nicht nur alles für sie tun, sondern auch noch alle Geheimnisse ohne sie herausfinden, um sie ihr fertig auf dem Serviertablett zu präsentieren, rührt Liv in diesem Band kaum selbst einen Finger. Alles lässt sie sich vorkauen, ist im Fall einer Bedrohung so gelähmt, dass sie sich nicht Mal bewegen kann und schafft es nicht mal, einen dämlichen Krankenwagen selbst zu rufen, wenn es nötig ist. Hinzu kommt ihr merkwürdiger Stolz an den falschen Stellen, der sie wirklich dumme Dinge zu dummen Zeiten sagen lässt und der es ihr offenbar verbietet, ihren Stiefbruder Grayson zumindest mit einer Umarmung zu zeigen, wie gern sie ihn hat, obwohl sie mehr als einmal das Bedürfnis dazu hat! Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Wo ist die wissbegierige, starke, zielstrebige Liv der ersten beiden Teile hin?

Henry Harper: Das ewige Hin- und Her zwischen Liv und ihm war zwar nie so schlimm, wie in anderen Büchern dieser Fraktion, aber nichtsdestotrotz war mir Henry immer suspekt. Und warum? Weil er einfach ... abgrundtief ... wirklich ... unfassbar perfekt ist. Er sieht gut aus, ist Teil des beliebten Sportlerteams der Schule, ist lieb und zuvorkommend, hat eine zerrüttete Familie, weshalb er sich rührend um seine beiden jüngeren Geschwister kümmert (er geht mit seiner 4-jährigen Schwester zum Kinderschwimmen. Also wenn das mal nicht perfekt ist!), hat einen ausgiebigen Beschützer-Instinkt, ohne dabei zu aufdringlich zu sein, manchmal ist er geheimnisvoll, er weiß, wann er am besten schweigt und wann er die richtigen Dinge sagen muss. Bis zum Schluss des letzten Buches habe ich damit gerechnet, dass sich Henry als psychopathischer Mörder oder boshafter Drahtzieher hinter der ganzen Sache entpuppt, doch Fehlanzeige! Selbst, als Liv im Begriff ist, ihn beinahe zu betrügen - wenn auch nur im Traum -, ist er offen für ihre Gründe und super verständnisvoll. Das kann doch echt nicht sein! Dieser Mann hat keine Fehler - keine! Er ist nicht mal besonders temperamentvoll oder hat eine besonders merkwürdige Marotte - nichts! Gerade aus diesem Grund konnte ich ihn nicht NICHT mögen, aber er war auch nicht gerade mein Lieblingscharakter, einfach aus dem Grund, weil seine Romanze mit Liv einfach viel zu rund verlief. Vielleicht bin ich aber auch nur verwöhnt oder hatte falsche Erwartungen seit dem letzten Teil. Weil es zwischen den beiden so gut läuft, konzentriert sich das dritte Buch auch kaum auf die Beziehung der beiden, sondern eher auf alles andere.

Arthur Hamilton: Arthur, Arthur. Seit dem ersten Band stand er bei mir unter Generalverdacht, was sich bis zum Schluss wohl auch wirklich ausgezahlt hat. Als Henrys und Graysons ehemaliger bester Freund ist er Dreh- und Angelpunkt von (fast) allem Bösen und Gemeinen, was so vor sich geht. Zumindest nimmt er kein Blatt vor den Mund es immer wieder selbst zu beteuern. Er ist gutaussehend, einflussreich, durchtrieben und - meiner Meinung nach - irgendwie psychisch gestört, nach all dem, was er sich schon geleistet hat. Seine gemeinen Sticheleien haben meinen Sinn für Gerechtigkeit nicht nur einmal heftig gekitzelt und ich hätte ihm am Liebsten eigenhändig die Ohren langgezogen. Allerdings fand ich auch, das sein ewiges Fies-Sein nicht gerade für Spannung gesorgt hat. Wenn etwas Schlimmes geschah, fiel der Verdacht sofort auf ihn und wurde (allerdings nicht immer!) auch bestätigt. Irgendwann ist es auch mal gut mit Arthurs ewiger Giftspritzerei! Die ewige Schwarz-Weiß-Malerei, die in der Gegenüberstellung von Henry und Arthur betrieben wurde, ging mir irgendwann ziemlich auf die Nerven. Ein ganz passabler Bösewicht, aber eben einfach zu leicht zu durchschauen.

Grayson Spencer: Da es so viele Charaktere gibt, die es wert wären, sie hier genauer zu besprechen, habe ich mich dazu entschieden, zumindest noch meinen Lieblingscharakter nennen: Grayson. Oh man, ich liebe Grayson! Er ist nicht nur Florences Bruder, Livs Stiefbruder und Henrys bester Freund, er ist außerdem einfach zum Anbeißen knuddelig. Genau wir Henry spielt er im erfolgreichsten Sportteam der Schule, hat allerdings große Schwierigkeiten seine guten Noten zu halten, da er mit Sport und Traum-Magie schon ganz schön überfordert ist. Anders als die beiden Hauptcharaktere beherrscht er diese nämlich nicht halb so gut, weshalb er hart daran arbeitet, besser zu werden, um sich gegen Bedrohungen zu schützen. Aber leider fällt ihm das alles nicht so wirklich in den Schoß. Außerdem hat er täglich einen riesengroßen Appetit, ist ein wenig schusselig, aber wirklich sehr gutmütig und an den richtigen Stellen auch mal rasend vor Wut. Bis zum Ende des dritten Bands hätte ich schwören können, dass er ein Auge auf seine Stiefschwester geworfen hat, auch, wenn er es wohl niemals zugegeben hätte. Auch Widersacher Arthur macht Liv an einer Stelle aufmerksam: "Fühlt sich toll an, von gleich zwei Männern geliebt zu werden, hm?" - Leider wird der Faden mit Grayson nicht wirklich aufgegriffen, was ich sehr schade finde, da er mir als Livs Partner viel besser gefallen hätte. Aber naja! Wozu gibt es Fanfictions?


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Kerstin Gier hat einen unvergleichbar locker-flockigen Schreibstil, der einfach nur dahingleitet, sodass man gar nicht bemerkt, dass man innerhalb weniger Stunden viele hundert Seiten verschlungen hat. Ihr wohl größtes Merkmal ist der zarte, für sie ganz eigene und typische Witz, den sie in ihren Erzählungen an den Tag legt, der einem die Charaktere näher bringt und einem immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Sie versteht es, Spannung aufzubauen und selbst dort, wo gerade keine Spannung herrscht, eine Sucht nach dem Text zu generieren, die einen unerbittlich immer weiter lesen lässt. Wie war das noch mit Lottie und Charles? Oder die morgendlichen Besuche von das Bocker? Ich hätte mich ewig in den kleinen Szenen zwischen der eigentlichen Handlung aufhalten können und es wäre mir gar nicht aufgefallen, dass ich bereits über 400 Seiten gelesen habe. Einfach herrlich! Eine Eigenheit, die sie dabei auffälligerweise immer wieder verwendet, sie die teilweise Seitenlangen einschübe, in denen sie, wie beiläufig, die wirklich wichtigen und spannenden Informationen fallen lässt. Ein Beispiel: Liv sitzt mit ihrer Familie und der schrecklichen Großtante ihrer Stiefgeschwister (das Bocker) am Tisch und unterhält sich über eine bevorstehende Hochzeit - und plötzlich gleitet sie in Gedanken an die letzte Nacht und die Geschehnisse werden uns nicht gleichzeitig, sondern rückwirkend erzählt. Wie sie durch den Traum-Korridor geschlichen ist. Wie sie Arthur getroffen hat. Wie sie sich mit Henry und Grayson besprochen hat. Seitenweise, bis man vergessen hat, das Liv ja eigentlich noch am Küchentisch sitzt. Und dann wird man plötzlich durch eine Bemerkung eines anderen Charakters wieder in das aktuelle Geschehen zurückgeholt. Von dieser Erzähltechnik war ich wirklich sehr fasziniert, auch wenn sie mir ab und zu wirklich auf die Nerven ging. Wenn ich zum Beispiel das Geschehen in der Gegenwart beobachten wollte und dann ein Einschub kam, um Spannung aufzubauen ... grr. Cliffhanger der anderen Art - aber gut!


Handlung ♥♥

Von der Handlung an sich war ich wirklich sehr enttäuscht - und als ich das Buch endlich zuklappen konnte, hallte nur eine einzige Frage in meinem Kopf wieder: Das wars jetzt oder wie? Die oben schon genannte Passivität der Hauptperson, durch deren Augen man gezwungen war, alles zu beobachten, ließ einen kaum wirklich am Geschehen teilhaben. Es gab kaum Plot-Twists und der - zugegebenermaßen - vorhandene Spannungsbogen verpuffte in einer in 20 Seiten kurzen Szene, die weder besonders action-, spannungs- oder erkenntnisgeladen war. Das Buch strotzte vor Wiederholungen der letzten beiden Teile, es gab keine großen Intrigen, keine dramatischen Wendungen, kaum Streits und selbst die gruselige 'unbekannte' Bedrohung war sehr schnell zu durchschauen. Von einem Buch, das derart beworben wurde und sich 'das große Finale' nennt, hätte ich doch durchaus mehr erwartet als nur ein bisschen Charakter-Konturierung, Ratespiel und relativ unspektakulärer Abschlussszene. Es gab nicht einmal einen Höhepunkt und wenn ich die Handlung nun in den wichtigsten Stichpunkten wiedergeben müsste, dann könnte ich es wahrscheinlich in drei Worten. Schade! Auch die irgendwie konstruiert wirkende Beziehungsproblematik um Livs erstes Mal war nicht nur nicht nachvollziehbar und irgendwie nervig, sondern in ihrer Auflösung sofort gegessen - und obwohl ihr erstes Mal durch das Buch hinweg groß aufgebauscht und angekündigt wird, bekommen wir am Ende nicht mal in einem einzigen Satz erklärt, ob es denn nun dazu gekommen ist oder nicht. Aber so perfekt wie Henry ist, war es wahrscheinlich das beste erste Mal in der Geschichte der Geschichten!


Gesamtwertung ♥♥♥

Versteht mich nicht falsch, ich habe das Buch wirklich sehr genossen und ich finde auch, dass sich das Lesen gelohnt hat. Trotzdem war ich - angesichts der großen Werbung im Vorhinein und der rasanten Story der anderen Teile - mehr als nur enttäuscht über das, was ich am Ende geboten bekommen habe. Für mich fühlt sich der dritte Teil nicht an, wie ein vollwertiger Abschlussband, sondern eher wie eine Zusatznovelle mit Geschichten aus der Traumwelt, sozusagen ein langersehntes Wiedersehen mit längst verloren geglaubten Charakteren. Mit der Hoffnung auf einen epischen Endkampf, der die beiden Vorgänger weit übertreffen würde, blieb ich bis zum Schluss am Ball und am Ende irgendwie frustriert zurück. Zwar hat es Spaß gemacht, die Geschichte zu verfolgen und die unzähligen, herzigen Charaktere dabei zu beobachten, wie sie miteinander interagieren, aber das war auch schon alles. Auch, wenn es kein schlechtes Buch ist - schon allein wegen Kerstin Giers flüssigem und witzigem Schreibstil - war ich am Ende mehr enttäuscht als befriedigt. Schade...


Spannung
♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor
♥♥♥♥
Gewalt

Action
♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend, aber überschätzt

Verdächtige Geliebte
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Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino
Genre: Krimi
Freigabe: keine
Erschienen: 2013
Seiten: 320
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93966-8
Preis: 19,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Ishigami, ...

Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino
Genre: Krimi
Freigabe: keine
Erschienen: 2013
Seiten: 320
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93966-8
Preis: 19,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Ishigami, der Mathelehrer, gegen Dr. Yukawa, den Physiker: Die beiden haben seit Langem eine Rechnung miteinander offen. Nun kämpfen sie gegeneinander: Ishigami, um die Wahrheit zu vertuschen, und Yukawa, um sie aufzudecken. Gelingt es ihm, der geliebten Mörderin und deren Tochter ein Alibi zu verschaffen, oder werden sie am Ende allesamt des Mordes und der Lüge überführt? Gewinner dieses Zweikampfes zweier Genies sind die Leser: Keigo Higashino dreht in seinem Bestseller die gängigen Krimi-Rollen raffiniert um und lässt uns mit der Täterin mitfiebern.
Inhalt

"Wer die Mörderin ist, steht von Anfang an fest: Yasuko hat ihren gewalttätigen Ex-Mann ermordet. Doch dann bietet ihr verliebter Nachbar an, ihr ein Alibi zu verschaffen. Womit das Mathe-Genie allerdings nicht rechnet, ist, dass die Polizei einen genauso brillanten Gegenspieler engagiert, um ihm auf die Schliche zu kommen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Ich kann nicht anders. Jedes Mal, wenn ich das Cover sehe, will ich ihm meine Bewunderung ausdrücken. Es ist in einem schlichten Weiß gehalten, dass einzig durch die schattigen Konturen asiatischer Augen und den Titel des Buches unterbrochen wird. Auf mich haben asiatische Augen schon immer eine starke Anziehungskraft und ich ertappe mich immer wieder dabei, wenn ich jemandem mit solchen schönen Mandelaugen begegne, dass ich ihn vor Bewunderung anstarre. So ähnlich muss es auch dem Hauptcharakter Ishigami gegangen sein, als er zum ersten Mal Yasukos fesselndem Blick standhalten musste - und in diesem Moment war es um ihn geschehen. Immer wieder wird in Verdächtige Geliebte von der Schönheit der weiblichen Protagonistin gesprochen, die ihr selbst gar nicht so klar ist. Mit diesem wunderschönen Cover bekommt der Leser einen flüchtigen Einblick in das, was Ishigami sieht. Gefällt mir ganz gut!


Charaktere ♥♥♥

Yasuko: Sie lebt mit ihrer Tochter Misato allein in einer kleinen Wohnung irgendwo in Tokyo und versucht, an der Kasse eines Bento-Geschäfts ihren Unterhalt zu verdienen. Doch eigentlich lebt sie wie auf der Flucht, denn ihr nichtsnutziger, gewalttätiger Exmann ist stets auf der Suche nach ihr, um auf dreiste, aber auch bedrohliche Art und Weise Geld von ihr zu schnorren. Auch am Tag des Verbrechens taucht er wieder bei ihr auf und durch das tätliche Eingreifen ihrer Tochter kommt es zu einem Gewaltakt, der in einem Mord endet. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich als Leserin so gut in Yasuko hineinversetzen konnte, dass ich ihre Beweggründe verstehen und den Mord gut heißen konnte, was mich unter anderem deshalb so verstört, weil ich glaubte ein pazifistischer Mensch zu sein. Doch in meinen Augen hatte ihr Exmann es einfach nicht anders verdient. Für den Rest des Buches fehlte mir dann jedoch jeglicher Bezug zu ihrer Person, obgleich einige Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben sind. Stumm und demütig lässt sie alles über sich ergehen, was Ishigami ihr aufträgt. Mir fehlten hier die Ecken und Kanten - sie war mir zu langweilig.

Ishigami: Mathematisches Supergenie, das als Mathelehrer an einer Tokyoter Oberschule sein Dasein fristet. Er wird als klein und untersetzt beschrieben, mit Augen, die so schmal sind, dass man seinen Blick kaum deuten kann. Er lebt nur für die Mathematik - zumindest glaubt er das, bis er eines Tages auf seine Nachbarin Yasuko und ihre Tochter Misato trifft, die beide so ungewöhnliche Augen haben, dass er ihnen sofort verfällt. Die junge Mutter vor einer Verurteilung wegen Mordes zu bewahren, sieht Ishigami seinen neuen Lebenssinn. Mithilfe seines scharfen Verstandes arbeitet er auf grandiose, stark verschachtelte Weise an einem undurchdringlichen Alibi für seine Angebetete. Seine Liebe zu ihr ist größer als jede Liebe für sich selbst und das, obwohl sie sie nicht im geringsten erwidert. Körperliche Annäherungsversuche macht Ishigami allerdings keine, da er sich offensichtlich für zu wenig schön hält, um Yasuko Avancen zu machen. Ishigami ist kein sympathischer Charakter. Er ist schweigsam, manchmal schroff und lebt in seiner Welt der Mathematik zu fernab von der Realität, um dem Leser irgendeinen Bezug zu geben. Es ist spannend, seine Gedankengänge zu verfolgen und dabei - genau wie die Ermittler - immer nur stückweise zu erfahren, wie er Yasuko nach dem Mord geholfen hat, ihn zu vertuschen. Rein psychologisch gesehen konnte ich die Beweggründe für seine Opferbereitschaft - trotz Auflösung am Schluss - nicht nachvollziehen. Für einen Menschen, den man kaum kennt und mit dem man kaum drei Worte gewechselt hat, alles aufs Spiel zu setzen, kam mir nicht plausibel vor. Hätte man es allein mit seinem Streben nach dem perfekten (mathematischen) Problem erklärt, hätte ich es ihm vielleicht eher abgenommen.

Dr. Yukawa: Er ist ein alter Kommilitone Ishigamis und gleichzeitig ein guter Freund des ermittelnden Inspektors Kusanagi und bildet auf diese Weise eine Brücke zwischen (Mit-)Täter und Justiz. Anders als Ishigami, ist Yukawa ein Spezialist für Physik, dessen scharfer Geist dem Genie seines Freundes ganz stark Konkurrenz macht. Wegen seiner außergewöhnlichen Auffassungs- und Kombinationsgabe wird er von Inspektor Kusanagi immer wieder in die Aufklärung diverser Fälle integriert, um von ihm Tipps für logische Schlussfolgerungen zu erhalten. Ich bezweifle, dass das rechtlich irgendwie legal ist, einen unbeteiligten so viel Informationen über einen Fall zu liefern, aber vielleicht bin ich da auch zu kritisch. Im Falle Ishigamis ist Yukawas Mithilfe jedoch Gold wert, denn nur er ist in der Lage, das unlösbare mathematische Problem, dass sein ehemaliger Studienkollege konstruiert hat, aufzulösen - nicht zu vergessen der emotionale Effekt, der entsteht, wenn ein Freund einen anderen eines Verbrechens überführen muss. Yukawa gefiel mir als Charakter eigentlich ganz gut. Er ist nicht so langweilig verbohrt, wie Ishigami, sondern verhält sich, gemäß seines Klischees als verrückter Wissenschaftler, immer wieder eigen und sonderbar, was dem Ganzen ein wenig Witz verliehen hat. Trotzdem hatte er für mich, psychologisch und emotional gesehen, den meisten Tiefgang von allen vorhandenen Charakteren. Und seine "Liebe" zu seinem Freund Ishigami ist tiefer und glaubwürdiger, als die Liebe, die Ishigami für Yasuko empfinden soll. Meiner Meinung nach der beste Charakter des Buches!

Inspektor Kusanagi: Er ist der leitende Ermittler im Mordfall um Yasukos Exmann und neben Dr. Yukawa einer meiner liebsten Charaktere im Buch. Auch er war ein Kommilitone Ishigamis, obwohl er ihn in seiner Zeit als Student niemals kennengelernt hat. Seiner großartigen Menschenkenntnis und schnellen Auffassungsgabe gelingt es ihm in der Regel schnell, Mörder zu überführen oder Tathergänge nachzuvollziehen - Yasukos, von Ishigami eigens konstruiertes Alibi erschließt sich ihm allerdings nicht und so sucht er bei Yukawa nach Unterstützung bei der Aufklärung des Falls. Dort muss er schnell feststellen, dass er auf Granit beißt, denn sein Freund weigert sich immer wieder, den Inspektor bei diesem Fall zu unterstützen. Kusanagi tat mir sehr oft leid. Er hat ein gutes Herz und viel Empathie, dafür aber auch einen starken Gerechtigkeitssinn. Doch während die beiden Männer Ishigami und Yukawa sich einen Kampf darum liefern, wer von beiden den grandioseren Geist hat, steht der Inspektor oft ratlos daneben und tappt im Dunkeln, obwohl er der Auflösung des Falls als erstes (nämlich innerhalb der ersten 100 Seiten) am nächsten gekommen ist. Zwischen den beiden großen Wissenschaftlern und der vermeidlich unschuldigen jungen Frau fühlt sich Kusanagi an wie ein ahnungsloser Pinball. Das ist nicht nur für ihn, sondern auch für den Leser frustrierend. Am Schluss bildet er jedoch für alle die letzte vernünftige Instanz. Ein liebenswürdiger, jedoch irgendwie nutzloser Charakter, wenn man allein von der Auflösung des Falls ausgeht.


Schreibstil ♥♥♥

Ich kenne die japanische Sprache und ich weiß - aus eigener Erfahrung -, wie schwer es ist, sie in passende deutsche Worte zu übersetzen. Dabei geht oftmals viel von der eigentlichen Bedeutung verloren und, wenn man nicht besonders begabt ist, klingt die Übersetzung oftmals steif und unfertig. Genau so fühlt sich Die Verdächtige Geliebte an. Und das ist vielleicht nicht mal Keigo Higashinos Schuld. Die Sprache ist klar, bedient sich jedoch vieler einfacher, kurzer Sätze und fühlte sich somit wenig anspruchsvoll an. Der Text lebt von seinen - zugegebenermaßen - guten und schnellen Dialogen, den Gedankengängen der Charaktere und deren Verhalten, verzichtet dafür jedoch komplett auf (unnötige) Beschreibungen der Umgebung oder der Atmosphäre, die dem Leser geholfen hätten, sich ein Bild der Szenerie zu machen. Einerseits ist das Genre technisch vollkommen in Ordnung, denn es geht hier um die Aufklärung eines Mords und dafür sind Beschreibungen menschlichen Verhaltens ausschlaggebend - künstlerisch gesehen fühlt es sich, wenn man mehr gewöhnt ist, einfach schwach an und macht so gesehen auch nur halb so viel Spaß beim
Lesen. Aber vielleicht ist das auch nur meine Meinung.


Handlung ♥♥♥

Die Handlung entspricht dem, was man von einem Krimi erwartet. Es wird viel spekuliert, Thesen werden aufgestellt und revidiert, Zeugen und Verdächtige werden befragt, Tatorte untersucht. Im Grunde wird hier weniger gehandelt, als tatsächlich Gesprochen. Wie eben schon gesagt basiert der Text auf dem Dialog und damit auf den Zwischenmenschlichen Ereignissen. Da es sich hier nicht um einen Thriller, sondern um einen klassischen, reinen Thriller handelt, bleibt die Spannung also meistens leider aus. Dennoch ist es interessant zu verfolgen, wie der tatsächliche Tathergang langsam von mehreren Seiten her aufgefädelt wird, wie die Ermittler dem Drahtzieher Ishigami immer näher kommen und dieser immer nervöser wird, aber nichtsdestotrotz immer ein Ass im Ärmel hat, um den Verdacht weiterhin von Yasuko abzulenken. Interessant, jedoch nicht spannend. Das Ende sticht hierbei natürlich heraus, denn es bildet, ganz anders als sonst, den Höhepunkt des Buches und gipfelt quasi in der Eskalation, dem Zusammenbrechen seines fein säuberlich zusammen gesetzten Kartenhauses. Vielleicht hatte ich mehr erwartet, denn ich hatte im Vorhinein nur Gutes gehört ... aber wirklich mitgerissen war ich nicht.


Gesamtwertung ♥♥♥

Vielleicht lag es daran, dass es sich bei Verdächtige Geliebte um den ersten reinen Krimi handelt, den ich je gelesen habe. Vielleicht hatte ich einen Thriller erwartet oder zumindest eine heftige, körperliche Eskalation, wenn die Täterin und ihr Komplize gestellt werden, doch all das blieb aus. Mit der relativ steifen, unschönen Übersetzung plätscherten die Dialoge vor sich hin und zogen ihre Kreise um den Kern der Wahrheit, zog sich an einigen Stellen unnötig in die Länge, um Spannung aufzubauen, und führte im Endeffekt dazu, dass ich schließlich einfach nur fertig werden wollte, um endlich die Lösung zu erfahren. Es war ein nettes Buch für zwischendurch, das mich interessiert bei der Stange gehalten, aber nie vollkommen vom Hocker gehauen hat, weshalb es von mir durchschnittlich 3 Punkte erhält. Es ist kein absolutes Must Have, sondern ein guter Krimi mit ungewöhnlichem Handlungsaufbau für Zwischendurch. Allerdings habe ich nicht wirklich das Bedürfnis die Fortsetzung zu lesen.


Spannung
♥♥
Romantik

Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend, aber überschätzt

Verdächtige Geliebte
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Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino
Genre: Krimi
Freigabe: keine
Erschienen: 2013
Seiten: 320
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93966-8
Preis: 19,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Ishigami, ...

Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino
Genre: Krimi
Freigabe: keine
Erschienen: 2013
Seiten: 320
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93966-8
Preis: 19,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Ishigami, der Mathelehrer, gegen Dr. Yukawa, den Physiker: Die beiden haben seit Langem eine Rechnung miteinander offen. Nun kämpfen sie gegeneinander: Ishigami, um die Wahrheit zu vertuschen, und Yukawa, um sie aufzudecken. Gelingt es ihm, der geliebten Mörderin und deren Tochter ein Alibi zu verschaffen, oder werden sie am Ende allesamt des Mordes und der Lüge überführt? Gewinner dieses Zweikampfes zweier Genies sind die Leser: Keigo Higashino dreht in seinem Bestseller die gängigen Krimi-Rollen raffiniert um und lässt uns mit der Täterin mitfiebern.
Inhalt

"Wer die Mörderin ist, steht von Anfang an fest: Yasuko hat ihren gewalttätigen Ex-Mann ermordet. Doch dann bietet ihr verliebter Nachbar an, ihr ein Alibi zu verschaffen. Womit das Mathe-Genie allerdings nicht rechnet, ist, dass die Polizei einen genauso brillanten Gegenspieler engagiert, um ihm auf die Schliche zu kommen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Ich kann nicht anders. Jedes Mal, wenn ich das Cover sehe, will ich ihm meine Bewunderung ausdrücken. Es ist in einem schlichten Weiß gehalten, dass einzig durch die schattigen Konturen asiatischer Augen und den Titel des Buches unterbrochen wird. Auf mich haben asiatische Augen schon immer eine starke Anziehungskraft und ich ertappe mich immer wieder dabei, wenn ich jemandem mit solchen schönen Mandelaugen begegne, dass ich ihn vor Bewunderung anstarre. So ähnlich muss es auch dem Hauptcharakter Ishigami gegangen sein, als er zum ersten Mal Yasukos fesselndem Blick standhalten musste - und in diesem Moment war es um ihn geschehen. Immer wieder wird in Verdächtige Geliebte von der Schönheit der weiblichen Protagonistin gesprochen, die ihr selbst gar nicht so klar ist. Mit diesem wunderschönen Cover bekommt der Leser einen flüchtigen Einblick in das, was Ishigami sieht. Gefällt mir ganz gut!


Charaktere ♥♥♥

Yasuko: Sie lebt mit ihrer Tochter Misato allein in einer kleinen Wohnung irgendwo in Tokyo und versucht, an der Kasse eines Bento-Geschäfts ihren Unterhalt zu verdienen. Doch eigentlich lebt sie wie auf der Flucht, denn ihr nichtsnutziger, gewalttätiger Exmann ist stets auf der Suche nach ihr, um auf dreiste, aber auch bedrohliche Art und Weise Geld von ihr zu schnorren. Auch am Tag des Verbrechens taucht er wieder bei ihr auf und durch das tätliche Eingreifen ihrer Tochter kommt es zu einem Gewaltakt, der in einem Mord endet. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich als Leserin so gut in Yasuko hineinversetzen konnte, dass ich ihre Beweggründe verstehen und den Mord gut heißen konnte, was mich unter anderem deshalb so verstört, weil ich glaubte ein pazifistischer Mensch zu sein. Doch in meinen Augen hatte ihr Exmann es einfach nicht anders verdient. Für den Rest des Buches fehlte mir dann jedoch jeglicher Bezug zu ihrer Person, obgleich einige Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben sind. Stumm und demütig lässt sie alles über sich ergehen, was Ishigami ihr aufträgt. Mir fehlten hier die Ecken und Kanten - sie war mir zu langweilig.

Ishigami: Mathematisches Supergenie, das als Mathelehrer an einer Tokyoter Oberschule sein Dasein fristet. Er wird als klein und untersetzt beschrieben, mit Augen, die so schmal sind, dass man seinen Blick kaum deuten kann. Er lebt nur für die Mathematik - zumindest glaubt er das, bis er eines Tages auf seine Nachbarin Yasuko und ihre Tochter Misato trifft, die beide so ungewöhnliche Augen haben, dass er ihnen sofort verfällt. Die junge Mutter vor einer Verurteilung wegen Mordes zu bewahren, sieht Ishigami seinen neuen Lebenssinn. Mithilfe seines scharfen Verstandes arbeitet er auf grandiose, stark verschachtelte Weise an einem undurchdringlichen Alibi für seine Angebetete. Seine Liebe zu ihr ist größer als jede Liebe für sich selbst und das, obwohl sie sie nicht im geringsten erwidert. Körperliche Annäherungsversuche macht Ishigami allerdings keine, da er sich offensichtlich für zu wenig schön hält, um Yasuko Avancen zu machen. Ishigami ist kein sympathischer Charakter. Er ist schweigsam, manchmal schroff und lebt in seiner Welt der Mathematik zu fernab von der Realität, um dem Leser irgendeinen Bezug zu geben. Es ist spannend, seine Gedankengänge zu verfolgen und dabei - genau wie die Ermittler - immer nur stückweise zu erfahren, wie er Yasuko nach dem Mord geholfen hat, ihn zu vertuschen. Rein psychologisch gesehen konnte ich die Beweggründe für seine Opferbereitschaft - trotz Auflösung am Schluss - nicht nachvollziehen. Für einen Menschen, den man kaum kennt und mit dem man kaum drei Worte gewechselt hat, alles aufs Spiel zu setzen, kam mir nicht plausibel vor. Hätte man es allein mit seinem Streben nach dem perfekten (mathematischen) Problem erklärt, hätte ich es ihm vielleicht eher abgenommen.

Dr. Yukawa: Er ist ein alter Kommilitone Ishigamis und gleichzeitig ein guter Freund des ermittelnden Inspektors Kusanagi und bildet auf diese Weise eine Brücke zwischen (Mit-)Täter und Justiz. Anders als Ishigami, ist Yukawa ein Spezialist für Physik, dessen scharfer Geist dem Genie seines Freundes ganz stark Konkurrenz macht. Wegen seiner außergewöhnlichen Auffassungs- und Kombinationsgabe wird er von Inspektor Kusanagi immer wieder in die Aufklärung diverser Fälle integriert, um von ihm Tipps für logische Schlussfolgerungen zu erhalten. Ich bezweifle, dass das rechtlich irgendwie legal ist, einen unbeteiligten so viel Informationen über einen Fall zu liefern, aber vielleicht bin ich da auch zu kritisch. Im Falle Ishigamis ist Yukawas Mithilfe jedoch Gold wert, denn nur er ist in der Lage, das unlösbare mathematische Problem, dass sein ehemaliger Studienkollege konstruiert hat, aufzulösen - nicht zu vergessen der emotionale Effekt, der entsteht, wenn ein Freund einen anderen eines Verbrechens überführen muss. Yukawa gefiel mir als Charakter eigentlich ganz gut. Er ist nicht so langweilig verbohrt, wie Ishigami, sondern verhält sich, gemäß seines Klischees als verrückter Wissenschaftler, immer wieder eigen und sonderbar, was dem Ganzen ein wenig Witz verliehen hat. Trotzdem hatte er für mich, psychologisch und emotional gesehen, den meisten Tiefgang von allen vorhandenen Charakteren. Und seine "Liebe" zu seinem Freund Ishigami ist tiefer und glaubwürdiger, als die Liebe, die Ishigami für Yasuko empfinden soll. Meiner Meinung nach der beste Charakter des Buches!

Inspektor Kusanagi: Er ist der leitende Ermittler im Mordfall um Yasukos Exmann und neben Dr. Yukawa einer meiner liebsten Charaktere im Buch. Auch er war ein Kommilitone Ishigamis, obwohl er ihn in seiner Zeit als Student niemals kennengelernt hat. Seiner großartigen Menschenkenntnis und schnellen Auffassungsgabe gelingt es ihm in der Regel schnell, Mörder zu überführen oder Tathergänge nachzuvollziehen - Yasukos, von Ishigami eigens konstruiertes Alibi erschließt sich ihm allerdings nicht und so sucht er bei Yukawa nach Unterstützung bei der Aufklärung des Falls. Dort muss er schnell feststellen, dass er auf Granit beißt, denn sein Freund weigert sich immer wieder, den Inspektor bei diesem Fall zu unterstützen. Kusanagi tat mir sehr oft leid. Er hat ein gutes Herz und viel Empathie, dafür aber auch einen starken Gerechtigkeitssinn. Doch während die beiden Männer Ishigami und Yukawa sich einen Kampf darum liefern, wer von beiden den grandioseren Geist hat, steht der Inspektor oft ratlos daneben und tappt im Dunkeln, obwohl er der Auflösung des Falls als erstes (nämlich innerhalb der ersten 100 Seiten) am nächsten gekommen ist. Zwischen den beiden großen Wissenschaftlern und der vermeidlich unschuldigen jungen Frau fühlt sich Kusanagi an wie ein ahnungsloser Pinball. Das ist nicht nur für ihn, sondern auch für den Leser frustrierend. Am Schluss bildet er jedoch für alle die letzte vernünftige Instanz. Ein liebenswürdiger, jedoch irgendwie nutzloser Charakter, wenn man allein von der Auflösung des Falls ausgeht.


Schreibstil ♥♥♥

Ich kenne die japanische Sprache und ich weiß - aus eigener Erfahrung -, wie schwer es ist, sie in passende deutsche Worte zu übersetzen. Dabei geht oftmals viel von der eigentlichen Bedeutung verloren und, wenn man nicht besonders begabt ist, klingt die Übersetzung oftmals steif und unfertig. Genau so fühlt sich Die Verdächtige Geliebte an. Und das ist vielleicht nicht mal Keigo Higashinos Schuld. Die Sprache ist klar, bedient sich jedoch vieler einfacher, kurzer Sätze und fühlte sich somit wenig anspruchsvoll an. Der Text lebt von seinen - zugegebenermaßen - guten und schnellen Dialogen, den Gedankengängen der Charaktere und deren Verhalten, verzichtet dafür jedoch komplett auf (unnötige) Beschreibungen der Umgebung oder der Atmosphäre, die dem Leser geholfen hätten, sich ein Bild der Szenerie zu machen. Einerseits ist das Genre technisch vollkommen in Ordnung, denn es geht hier um die Aufklärung eines Mords und dafür sind Beschreibungen menschlichen Verhaltens ausschlaggebend - künstlerisch gesehen fühlt es sich, wenn man mehr gewöhnt ist, einfach schwach an und macht so gesehen auch nur halb so viel Spaß beim
Lesen. Aber vielleicht ist das auch nur meine Meinung.


Handlung ♥♥♥

Die Handlung entspricht dem, was man von einem Krimi erwartet. Es wird viel spekuliert, Thesen werden aufgestellt und revidiert, Zeugen und Verdächtige werden befragt, Tatorte untersucht. Im Grunde wird hier weniger gehandelt, als tatsächlich Gesprochen. Wie eben schon gesagt basiert der Text auf dem Dialog und damit auf den Zwischenmenschlichen Ereignissen. Da es sich hier nicht um einen Thriller, sondern um einen klassischen, reinen Thriller handelt, bleibt die Spannung also meistens leider aus. Dennoch ist es interessant zu verfolgen, wie der tatsächliche Tathergang langsam von mehreren Seiten her aufgefädelt wird, wie die Ermittler dem Drahtzieher Ishigami immer näher kommen und dieser immer nervöser wird, aber nichtsdestotrotz immer ein Ass im Ärmel hat, um den Verdacht weiterhin von Yasuko abzulenken. Interessant, jedoch nicht spannend. Das Ende sticht hierbei natürlich heraus, denn es bildet, ganz anders als sonst, den Höhepunkt des Buches und gipfelt quasi in der Eskalation, dem Zusammenbrechen seines fein säuberlich zusammen gesetzten Kartenhauses. Vielleicht hatte ich mehr erwartet, denn ich hatte im Vorhinein nur Gutes gehört ... aber wirklich mitgerissen war ich nicht.


Gesamtwertung ♥♥♥

Vielleicht lag es daran, dass es sich bei Verdächtige Geliebte um den ersten reinen Krimi handelt, den ich je gelesen habe. Vielleicht hatte ich einen Thriller erwartet oder zumindest eine heftige, körperliche Eskalation, wenn die Täterin und ihr Komplize gestellt werden, doch all das blieb aus. Mit der relativ steifen, unschönen Übersetzung plätscherten die Dialoge vor sich hin und zogen ihre Kreise um den Kern der Wahrheit, zog sich an einigen Stellen unnötig in die Länge, um Spannung aufzubauen, und führte im Endeffekt dazu, dass ich schließlich einfach nur fertig werden wollte, um endlich die Lösung zu erfahren. Es war ein nettes Buch für zwischendurch, das mich interessiert bei der Stange gehalten, aber nie vollkommen vom Hocker gehauen hat, weshalb es von mir durchschnittlich 3 Punkte erhält. Es ist kein absolutes Must Have, sondern ein guter Krimi mit ungewöhnlichem Handlungsaufbau für Zwischendurch. Allerdings habe ich nicht wirklich das Bedürfnis die Fortsetzung zu lesen.


Spannung
♥♥
Romantik

Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend, aber überschätzt

Verdächtige Geliebte
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Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino
Genre: Krimi
Freigabe: keine
Erschienen: 2013
Seiten: 320
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93966-8
Preis: 19,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Ishigami, ...

Verdächtige Geliebte

Autor: Keigo Higashino
Genre: Krimi
Freigabe: keine
Erschienen: 2013
Seiten: 320
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93966-8
Preis: 19,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Ishigami, der Mathelehrer, gegen Dr. Yukawa, den Physiker: Die beiden haben seit Langem eine Rechnung miteinander offen. Nun kämpfen sie gegeneinander: Ishigami, um die Wahrheit zu vertuschen, und Yukawa, um sie aufzudecken. Gelingt es ihm, der geliebten Mörderin und deren Tochter ein Alibi zu verschaffen, oder werden sie am Ende allesamt des Mordes und der Lüge überführt? Gewinner dieses Zweikampfes zweier Genies sind die Leser: Keigo Higashino dreht in seinem Bestseller die gängigen Krimi-Rollen raffiniert um und lässt uns mit der Täterin mitfiebern.
Inhalt

"Wer die Mörderin ist, steht von Anfang an fest: Yasuko hat ihren gewalttätigen Ex-Mann ermordet. Doch dann bietet ihr verliebter Nachbar an, ihr ein Alibi zu verschaffen. Womit das Mathe-Genie allerdings nicht rechnet, ist, dass die Polizei einen genauso brillanten Gegenspieler engagiert, um ihm auf die Schliche zu kommen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Ich kann nicht anders. Jedes Mal, wenn ich das Cover sehe, will ich ihm meine Bewunderung ausdrücken. Es ist in einem schlichten Weiß gehalten, dass einzig durch die schattigen Konturen asiatischer Augen und den Titel des Buches unterbrochen wird. Auf mich haben asiatische Augen schon immer eine starke Anziehungskraft und ich ertappe mich immer wieder dabei, wenn ich jemandem mit solchen schönen Mandelaugen begegne, dass ich ihn vor Bewunderung anstarre. So ähnlich muss es auch dem Hauptcharakter Ishigami gegangen sein, als er zum ersten Mal Yasukos fesselndem Blick standhalten musste - und in diesem Moment war es um ihn geschehen. Immer wieder wird in Verdächtige Geliebte von der Schönheit der weiblichen Protagonistin gesprochen, die ihr selbst gar nicht so klar ist. Mit diesem wunderschönen Cover bekommt der Leser einen flüchtigen Einblick in das, was Ishigami sieht. Gefällt mir ganz gut!


Charaktere ♥♥♥

Yasuko: Sie lebt mit ihrer Tochter Misato allein in einer kleinen Wohnung irgendwo in Tokyo und versucht, an der Kasse eines Bento-Geschäfts ihren Unterhalt zu verdienen. Doch eigentlich lebt sie wie auf der Flucht, denn ihr nichtsnutziger, gewalttätiger Exmann ist stets auf der Suche nach ihr, um auf dreiste, aber auch bedrohliche Art und Weise Geld von ihr zu schnorren. Auch am Tag des Verbrechens taucht er wieder bei ihr auf und durch das tätliche Eingreifen ihrer Tochter kommt es zu einem Gewaltakt, der in einem Mord endet. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich als Leserin so gut in Yasuko hineinversetzen konnte, dass ich ihre Beweggründe verstehen und den Mord gut heißen konnte, was mich unter anderem deshalb so verstört, weil ich glaubte ein pazifistischer Mensch zu sein. Doch in meinen Augen hatte ihr Exmann es einfach nicht anders verdient. Für den Rest des Buches fehlte mir dann jedoch jeglicher Bezug zu ihrer Person, obgleich einige Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben sind. Stumm und demütig lässt sie alles über sich ergehen, was Ishigami ihr aufträgt. Mir fehlten hier die Ecken und Kanten - sie war mir zu langweilig.

Ishigami: Mathematisches Supergenie, das als Mathelehrer an einer Tokyoter Oberschule sein Dasein fristet. Er wird als klein und untersetzt beschrieben, mit Augen, die so schmal sind, dass man seinen Blick kaum deuten kann. Er lebt nur für die Mathematik - zumindest glaubt er das, bis er eines Tages auf seine Nachbarin Yasuko und ihre Tochter Misato trifft, die beide so ungewöhnliche Augen haben, dass er ihnen sofort verfällt. Die junge Mutter vor einer Verurteilung wegen Mordes zu bewahren, sieht Ishigami seinen neuen Lebenssinn. Mithilfe seines scharfen Verstandes arbeitet er auf grandiose, stark verschachtelte Weise an einem undurchdringlichen Alibi für seine Angebetete. Seine Liebe zu ihr ist größer als jede Liebe für sich selbst und das, obwohl sie sie nicht im geringsten erwidert. Körperliche Annäherungsversuche macht Ishigami allerdings keine, da er sich offensichtlich für zu wenig schön hält, um Yasuko Avancen zu machen. Ishigami ist kein sympathischer Charakter. Er ist schweigsam, manchmal schroff und lebt in seiner Welt der Mathematik zu fernab von der Realität, um dem Leser irgendeinen Bezug zu geben. Es ist spannend, seine Gedankengänge zu verfolgen und dabei - genau wie die Ermittler - immer nur stückweise zu erfahren, wie er Yasuko nach dem Mord geholfen hat, ihn zu vertuschen. Rein psychologisch gesehen konnte ich die Beweggründe für seine Opferbereitschaft - trotz Auflösung am Schluss - nicht nachvollziehen. Für einen Menschen, den man kaum kennt und mit dem man kaum drei Worte gewechselt hat, alles aufs Spiel zu setzen, kam mir nicht plausibel vor. Hätte man es allein mit seinem Streben nach dem perfekten (mathematischen) Problem erklärt, hätte ich es ihm vielleicht eher abgenommen.

Dr. Yukawa: Er ist ein alter Kommilitone Ishigamis und gleichzeitig ein guter Freund des ermittelnden Inspektors Kusanagi und bildet auf diese Weise eine Brücke zwischen (Mit-)Täter und Justiz. Anders als Ishigami, ist Yukawa ein Spezialist für Physik, dessen scharfer Geist dem Genie seines Freundes ganz stark Konkurrenz macht. Wegen seiner außergewöhnlichen Auffassungs- und Kombinationsgabe wird er von Inspektor Kusanagi immer wieder in die Aufklärung diverser Fälle integriert, um von ihm Tipps für logische Schlussfolgerungen zu erhalten. Ich bezweifle, dass das rechtlich irgendwie legal ist, einen unbeteiligten so viel Informationen über einen Fall zu liefern, aber vielleicht bin ich da auch zu kritisch. Im Falle Ishigamis ist Yukawas Mithilfe jedoch Gold wert, denn nur er ist in der Lage, das unlösbare mathematische Problem, dass sein ehemaliger Studienkollege konstruiert hat, aufzulösen - nicht zu vergessen der emotionale Effekt, der entsteht, wenn ein Freund einen anderen eines Verbrechens überführen muss. Yukawa gefiel mir als Charakter eigentlich ganz gut. Er ist nicht so langweilig verbohrt, wie Ishigami, sondern verhält sich, gemäß seines Klischees als verrückter Wissenschaftler, immer wieder eigen und sonderbar, was dem Ganzen ein wenig Witz verliehen hat. Trotzdem hatte er für mich, psychologisch und emotional gesehen, den meisten Tiefgang von allen vorhandenen Charakteren. Und seine "Liebe" zu seinem Freund Ishigami ist tiefer und glaubwürdiger, als die Liebe, die Ishigami für Yasuko empfinden soll. Meiner Meinung nach der beste Charakter des Buches!

Inspektor Kusanagi: Er ist der leitende Ermittler im Mordfall um Yasukos Exmann und neben Dr. Yukawa einer meiner liebsten Charaktere im Buch. Auch er war ein Kommilitone Ishigamis, obwohl er ihn in seiner Zeit als Student niemals kennengelernt hat. Seiner großartigen Menschenkenntnis und schnellen Auffassungsgabe gelingt es ihm in der Regel schnell, Mörder zu überführen oder Tathergänge nachzuvollziehen - Yasukos, von Ishigami eigens konstruiertes Alibi erschließt sich ihm allerdings nicht und so sucht er bei Yukawa nach Unterstützung bei der Aufklärung des Falls. Dort muss er schnell feststellen, dass er auf Granit beißt, denn sein Freund weigert sich immer wieder, den Inspektor bei diesem Fall zu unterstützen. Kusanagi tat mir sehr oft leid. Er hat ein gutes Herz und viel Empathie, dafür aber auch einen starken Gerechtigkeitssinn. Doch während die beiden Männer Ishigami und Yukawa sich einen Kampf darum liefern, wer von beiden den grandioseren Geist hat, steht der Inspektor oft ratlos daneben und tappt im Dunkeln, obwohl er der Auflösung des Falls als erstes (nämlich innerhalb der ersten 100 Seiten) am nächsten gekommen ist. Zwischen den beiden großen Wissenschaftlern und der vermeidlich unschuldigen jungen Frau fühlt sich Kusanagi an wie ein ahnungsloser Pinball. Das ist nicht nur für ihn, sondern auch für den Leser frustrierend. Am Schluss bildet er jedoch für alle die letzte vernünftige Instanz. Ein liebenswürdiger, jedoch irgendwie nutzloser Charakter, wenn man allein von der Auflösung des Falls ausgeht.


Schreibstil ♥♥♥

Ich kenne die japanische Sprache und ich weiß - aus eigener Erfahrung -, wie schwer es ist, sie in passende deutsche Worte zu übersetzen. Dabei geht oftmals viel von der eigentlichen Bedeutung verloren und, wenn man nicht besonders begabt ist, klingt die Übersetzung oftmals steif und unfertig. Genau so fühlt sich Die Verdächtige Geliebte an. Und das ist vielleicht nicht mal Keigo Higashinos Schuld. Die Sprache ist klar, bedient sich jedoch vieler einfacher, kurzer Sätze und fühlte sich somit wenig anspruchsvoll an. Der Text lebt von seinen - zugegebenermaßen - guten und schnellen Dialogen, den Gedankengängen der Charaktere und deren Verhalten, verzichtet dafür jedoch komplett auf (unnötige) Beschreibungen der Umgebung oder der Atmosphäre, die dem Leser geholfen hätten, sich ein Bild der Szenerie zu machen. Einerseits ist das Genre technisch vollkommen in Ordnung, denn es geht hier um die Aufklärung eines Mords und dafür sind Beschreibungen menschlichen Verhaltens ausschlaggebend - künstlerisch gesehen fühlt es sich, wenn man mehr gewöhnt ist, einfach schwach an und macht so gesehen auch nur halb so viel Spaß beim
Lesen. Aber vielleicht ist das auch nur meine Meinung.


Handlung ♥♥♥

Die Handlung entspricht dem, was man von einem Krimi erwartet. Es wird viel spekuliert, Thesen werden aufgestellt und revidiert, Zeugen und Verdächtige werden befragt, Tatorte untersucht. Im Grunde wird hier weniger gehandelt, als tatsächlich Gesprochen. Wie eben schon gesagt basiert der Text auf dem Dialog und damit auf den Zwischenmenschlichen Ereignissen. Da es sich hier nicht um einen Thriller, sondern um einen klassischen, reinen Thriller handelt, bleibt die Spannung also meistens leider aus. Dennoch ist es interessant zu verfolgen, wie der tatsächliche Tathergang langsam von mehreren Seiten her aufgefädelt wird, wie die Ermittler dem Drahtzieher Ishigami immer näher kommen und dieser immer nervöser wird, aber nichtsdestotrotz immer ein Ass im Ärmel hat, um den Verdacht weiterhin von Yasuko abzulenken. Interessant, jedoch nicht spannend. Das Ende sticht hierbei natürlich heraus, denn es bildet, ganz anders als sonst, den Höhepunkt des Buches und gipfelt quasi in der Eskalation, dem Zusammenbrechen seines fein säuberlich zusammen gesetzten Kartenhauses. Vielleicht hatte ich mehr erwartet, denn ich hatte im Vorhinein nur Gutes gehört ... aber wirklich mitgerissen war ich nicht.


Gesamtwertung ♥♥♥

Vielleicht lag es daran, dass es sich bei Verdächtige Geliebte um den ersten reinen Krimi handelt, den ich je gelesen habe. Vielleicht hatte ich einen Thriller erwartet oder zumindest eine heftige, körperliche Eskalation, wenn die Täterin und ihr Komplize gestellt werden, doch all das blieb aus. Mit der relativ steifen, unschönen Übersetzung plätscherten die Dialoge vor sich hin und zogen ihre Kreise um den Kern der Wahrheit, zog sich an einigen Stellen unnötig in die Länge, um Spannung aufzubauen, und führte im Endeffekt dazu, dass ich schließlich einfach nur fertig werden wollte, um endlich die Lösung zu erfahren. Es war ein nettes Buch für zwischendurch, das mich interessiert bei der Stange gehalten, aber nie vollkommen vom Hocker gehauen hat, weshalb es von mir durchschnittlich 3 Punkte erhält. Es ist kein absolutes Must Have, sondern ein guter Krimi mit ungewöhnlichem Handlungsaufbau für Zwischendurch. Allerdings habe ich nicht wirklich das Bedürfnis die Fortsetzung zu lesen.


Spannung
♥♥
Romantik

Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Junge, der alles kann!

Der Name des Windes
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Der Name des Windes

Autor: Patrick Rothfuss
Genre: Fantasy
Freigabe: keine
Erschienen: 2008
Seiten: 864
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta (Hobbit Presse)
ISBN: 978-3-608-93815-9
Preis: 24,95€

Rating: ...

Der Name des Windes

Autor: Patrick Rothfuss
Genre: Fantasy
Freigabe: keine
Erschienen: 2008
Seiten: 864
Einband: Hardcover
Verlag: Klett-Cotta (Hobbit Presse)
ISBN: 978-3-608-93815-9
Preis: 24,95€

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Der Name des Windes erzählt die Geschichte von Kvothe, dem berühmtesten Magier seiner Zeit. Der Auftagt der Trilogie Die Königsmörder-Chronik.
Inhalt

"»Vielleicht habt ihr von mir gehört« ... von Kvothe, dem für die Magie begabten Sohn fahrender Spielleute. Das Lager seiner Truppe findet er verwüstet, die Mutter und den Vater tot - »sie haben einfach die falschen Lieder gesungen«. Wer aber sind diese Chandrian, die weißglänzenden, schleichenden Mörder seiner Familie? Um ihnen auf die Spur zu kommen, riskiert Kvothe alles. Er lebt als Straßenjunge in der Hafenstadt Tarbean, bis er auf das Arkanum, die Universität für hohe Magie aufgenommen wird. Vom Namenszauber, der ihn als Kind fast das Leben gekostet hätte, erhofft sich Kvothe die Macht, das Geheimnis der sagenumwobenen Dämonen aufzudecken. Im Mittelpunkt dieses Leseabenteuers steht ein großer Magier und leidenschaftlicher Wissenschaftler, ein Musiker, dessen Lieder die Sänger zum Weinen bringen ... und ein schüchterner Liebhaber." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Das Cover von Der Name des Windes war für mich von Anfang an nicht ausschlaggebend für den Kauf. Ich war auf der Suche nach einem Fantasy-Wälzer a lá der Herr der Ringe oder Eragon und wurde auf dieses Buch lediglich aufmerksam, weil es so schön dick war (und es Nachfolge-Bände gab). Das Cover ist sehr einfach und schlicht gehalten, mit dem Titel-Emblem in der Mitte, dem Namen des Autors darüber und der Rückansicht eines Jungen/Mannes mit Umhang, Schwert und Stab. Im Hintergrund sieht man, wenn man genau hinsieht, verschnörkelte Worte einer fremden Sprache, sowie - ganz klein in der Ecke - ein prächtiges Stadttor, auf das die selbe Gruppe von Menschen, wahllos mit Photoshop kopiert und eingefügt, mehrfach zusteuert. Schlichtheit ist hier für mich nicht das Problem (die Cover der Werke von Murakami sind auch allesamt schlicht, aber schön, gehalten), sondern der Anschein, dass bei der hiesigen Gestaltung anscheinend ein Laie am Werk war. Das Cover macht einfach nichts her, ist dafür aber auch nicht furchtbar hässlich - deswegen 3 solide Punkte von mir.


Charaktere ♥♥♥

Kvothe: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mit Kvothe so meine Probleme hatte. Als wir uns zu Beginn der Geschichte in einer Schenke wiederfinden, in der ein mysteriöser, gut aussehender und schlagfertiger Magier die Rolle des Wirts übernahm, war ich ganz hin und weg von diesem Charakter. Er war genau die Art von Mann, die in mir Interesse weckt: freundlich, zuvorkommend, aber mysteriös-gefährlich, wenn man es schafft, die falschen Knöpfe zu drücken. Ich wollte unbedingt mehr über diesen gefallenen Helden erfahren, der aus einem Grund, der ihm sehr zu schaffen macht, nicht mehr zaubern kann. Und dann begann er einem reisenden Chronisten und seinem Lehrling Bast seine Lebensgeschichte zu erzählen - und Kvothe verlor jeden Reiz für mich. Zumindest der junge Kvothe - um den sich das Buch ganze 750 Seiten lang dreht -, während ich die restlichen 100 Seiten danach gierte, mehr Zeit mit dem erwachsenen Kvothe zu verbringen. Aber nein. Stattdessen kämpfe ich mich durch hunderte Seiten langes, zähes Geschwafel über einen unerträglich unsympathischen Jungen, der sich selbst stets für etwas Besseres hielt, sich in seinem Leid suhlte und - einfach alles konnte! Ja, alles! Er kann sich alles merken, lernt ganze Sprachen binnen weniger Tage, kennt sich (mit wohl bemerkt zarten 12 Jahren) mit allem aus (Überlebenskunst, Adel, Pferde, Sympathie/Magie, Mathematik, Geschichte, etc.), ist grandios in der Schauspielerei, weshalb die Menschen ihm alles glauben, er ist unglaublich geschickt - und zudem noch ein so begnadeter Musiker, dass jeder Mensch ihm zu Füßen liegt, wenn er die Laute in die Hand nimmt. Er wird der jüngste Student an der Universität seit jahren und überspringt mehrere Jahre Studienzeit innerhalb weniger Monate, nur, weil er so genial (und noch dazu gewitzt) ist. Ach, und verhalten tut er sich nicht wie ein Junge von 12 Jahren, sondern wie ein junger Erwachsener - aber hey, wenn es dann um Frauen geht, ist er plötzlich furchtbar, furchtbar schüchtern. Ich könnte nur so weiter machen und mich darüber beklagen, wie wenig Sympathie ich für diesen Charakter empfinde, durch dessen Augen ich die 850 Seiten lange Geschichte gerade erlebt habe. Überheblich, hochmütig und nur Dummheiten im Kopf, aber gleichwohl ein begnadetes Genie - ich kann darüber nur den Kopf schütteln. In der Welt des Rollenspiels nennen wir so einen Charakter UBER - er kann alles. Aber wo sind seine Schwächen? Seine Schüchternheit bei Frauen und seine bittere Vergangenheit kann ja wohl nicht alles sein ... Bitte, gebt mir den erwachsenen Kvothe wieder!

Denna: Kvothes Herzensdame (,die auf Seite 500 erst wirklich wichtig wird...). Als er beginnt von ihr zu erzählen, muss er eine Weile innehalten, um die passenden Worte für sie zu finden, denn laut ihm ... gibt es keine, die ihr wahres, wildes Wesen wirklich in Worte fassen könnten. Mit diesen Erwartungen wurden wir an Denna herangeführt ... und ich wurde enttäuscht. Sicher, sie ist eine der sympathische Figur, die keinesfalls auf den Mund gefallen ist und Kvothe mehr als nur einmal verbal die Stirn bietet. Außerdem ist sie schwer zu finden und hat (aus diversen, verständlichen Gründen) immer einen anderen Mann an ihrer Seite. An mehreren Stellen macht sie unmissverständlich klar, dass sie Kvothe einfach unwiderstehlich findet und ihn für sein Verhalten, sein wunderschönes Äußeres und sein mysteriöses Auftreten vergöttert. In dem Moment konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Eine der wenigen, sympathischen und "emanzipierten" Figuren im Buch vergöttert den absolut unfehlbaren Hauptcharakter ... plötzlich kam sie mir nicht halb so emanzipiert vor, wie ich dachte. Im Grunde ist sie ein Mädchen, das von der Aufmerksamkeit der Männer lebt - und daran ist nichts so "unbeschreiblich", wie der Protagonist uns glauben machen wollte. Nichtsdestotrotz mochte ich Denna, denn ihre Konversationen mit Kvothe waren immer geistreich und unterhaltsam. Außerdem war ihre Liebesgeschichte weder schnulzig noch anderweitig aufgeblasen, weshalb ich ihr ihre Schwäche für den unsympathischen Kvothe auch irgendwie verzeihen konnte.


Schreibstil ♥♥♥♥

Patrick Rothfuss Schreibstil ist wirklich beeindruckend! Er ist geradlinig und fantasievoll, ohne dabei zu überladen oder verschnörkelt zu wirken. Es fällt dem Leser leicht, den roten Faden zu behalten und sich die Welt, wie Rothfuss sie sich vorstellt, bis ins kleinste Detail vor dem inneren Auge selbst zu erschaffen. Die Geschichte lebt in genau diesem Detail. Die einzelnen Nebencharaktere (die übrigens alle mehr individuellen Charakter besitzen als der junge Kvothe) mit ihren Namen und Eigenheiten, die Einblicke in den Unterricht an der Universität, die Beschaffenheit des Bartes eines Wirts auf der anderen Seite des Flusses. Der Autor lässt sich sehr viel Zeit damit, seine eigene Welt zu erschaffen und tut das so einfach und souverän, dass selbst Tolkien dabei sicher erblassen würde. Ich persönlich hatte gerade mit dieser Tatsache so meine Probleme: Es wurde mir an manchen Stellen einfach zu viel! Ich wollte endlich wissen, was das für eine Bedrohung ist, die von den Chandrian ausgeht. Ich wollte Spannung und Abenteuer, wie es sich für einen Fantasy-Roman gehört. Doch stattdessen wurde sehr genau darauf eingegangen, welche Fortschritte Kvothe an der Universität macht, welche Dinge er lernt, wie genau die Magie funktioniert. Das mag alles sehr schön und interessant sein und sicherlich von einer außerordentlichen Kreativität des Autors sprechen - doch mich als Leser ließ es dann doch einmal zu oft frustriert und gelangweilt zurück.


Handlung ♥♥♥

Was mich zur Handlung führt. Die war nämlich üppig und vollgeladen mit den einzelnen Schritten, die der junge Kvothe in seinem Leben macht, um ein begnadeter Magier zu werden ... doch statt eines klassischen Spannungsbogens, wie ihn die meisten (guten) Bücher in der Regel haben (sollten), begnügt sich Der Name des Windes damit uns alle 200 Seiten mal für wenige Seiten den Atem anhalten zu lassen, nur um dann wieder in den Alltagstrott eines mir absolut sympathischen Hauptcharakters zu verfallen. Einzig und allein die wenigen "Zwischenspiele" mit dem erwachsenen Kvothe in der Gegenwart und der Wunsch, mehr über die Bedrohung durch die Chandrian zu erfahren, hat mich dazu gebracht, durchzuhalten. Reisen, Alltag, Reisen, Alltag, Spannung, Lernen, Alltag, Reisen, Alltag, Spannung ... Das reichte mir nicht. Mehr als nur einmal verlor der Protagonist seine Ziele aus den Augen, um aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen eine Dummheit zu begehen. Die Probleme und Steine, die dem genialen, alleskönnenden Kvothe dabei in den Weg gelegt werden, die Gefahren, mit denen er zu Kämpfen hat, kommen mir dabei so konstruiert vor, dass sie alle Authentizität einer "Biografie" ins Nichts verpuffen lassen. Frei nach dem Motto "Wenn Kvothe alles kann, dann muss er eben ein riesen Pech haben, damit es irgendwie spannend bleibt", spielen Zufälle hier eine größere Rolle als die Schwächen des Hauptcharakters. Und oftmals lässt das nicht nur Kvothe, sondern auch den Leser frustriert zurück, weil das eigentliche Ziel, das eigentlich Interessante, damit wieder in unerreichbare Weite rückt. Auch das Ende hat mich enttäuscht, denn da es sich nahtlos an die nachfolgenden Bände anschließt, kam es hier nicht zu einem, wie gewohnt, runden Abschluss, sondern es plätscherte genauso vor sich hin, wie der Rest des Buches. Ich hätte mir mehr erwartet!


Gesamtwertung ♥♥♥

Schade, nach all den guten Bewertungen, die mich damals zum Kauf von Der Name des Windes bewandert haben, und dem guten Start mit Erzähler "Meister Kvothe", hatte ich wirklich mehr erwartet. Rothfuss Schreibstil ist ohne Frage grandios und schön zu lesen, doch sein junger Hauptcharakter war mir zu unnatürlich begabt, zu unsympathisch und unreflektiert und dabei nicht genug ein Kind. Die Welt, die er geschaffen hat, ist aber ohne Frage einen Blick wert - und da ich unbedingt wissen will, warum Kvothe nicht mehr zaubern kann, werde ich mir die nächsten Bände auch noch zu Gemüte führen. Jetzt, wo ich weiß, was mich erwartet, bin ich vielleicht auch nicht mehr so enttäuscht vom Rest. Ich würde mir für die künftigen Bände mehr Spannung und eine enger zusammen gezurrte Story wünschen, die sich nicht allzu tief in Details verliert. Sporadisch alle paar hundert Seiten ein Abenteuer zu streuen macht für mich den Kohl nicht fett. Aber vielleicht muss man hier mit dem Autor nachsichtig sein: Er schrieb die gesamte Trilogie (in der deutschen Ausgabe eine Tetralogie, da der zweite Band in zwei Teilen erschienen ist) in einem Rutsch durch, ohne dabei daran zu denken, aus dem gesamten Dokument drei abgeschlossene Bücher zu machen. Vielleicht passiert es leicht, dass wenn man so massig viel Text produziert, der Spannungsbogen aus dem Rahmen fällt und vielleicht ... vielleicht finden wir im zweiten Band dann den Höhepunkt der Geschichte? Ich bin - trotz meiner Enttäuschung - auf jeden Fall sehr neugierig, wohin mich die Reise mit "Unsympathisch-Kvothe" noch führt. Vielleicht ist er mir ja doch ans Herz gewachsen. Aber nur ein kleines ... kleines Bisschen.


Spannung
♥♥♥
Romantik

Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin