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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2019

Die Lieder und Liebe von Edith Piaf und Yves Montand

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Michelle Marly gelang wirklich eine schöne romanhafte Piaf-Biographie, mit Schwerpunkt auf die Nachkriegszeit in Paris. Die Jahre nach der Befreiung gehörten zu Edith Piafs erfolgreichsten. Diese Zeit ...

Michelle Marly gelang wirklich eine schöne romanhafte Piaf-Biographie, mit Schwerpunkt auf die Nachkriegszeit in Paris. Die Jahre nach der Befreiung gehörten zu Edith Piafs erfolgreichsten. Diese Zeit erwacht zum Leben.
Edith Piaf war damals schon ein großer Star und sie förderte den jungen Yves Montand, in den sie sich auch verliebte.
Sie treten gemeinsam im Musicaltheater ABC auf. Auch andere Orte in Paris werden erwähnt: Sacre Coer, Montmatre, Moulin Rouge etc.

Erwähnenswert ist auch das Nachwort der Autorin, das erklärt, warum sie diesen kurzen, aber entscheidenden Zeitabschnitt wählte.

Um Piafs Größe zu unterstreichen, lohnt es sich in den Lesepausen ihre großen Chansons La vie en rose, Padam padam und Non, je ne regrette rien anzuhören.

Veröffentlicht am 02.04.2019

fasziniert von den Manatis

Die Stimme des Meeres
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Die Stimme des Meeres ist Sergio Bambaren neues Buch, sehr kurz, aber mehr Raum braucht der Autor nicht, um von seiner Begegnung mit Manatis, also Seekühe, in Crystal River in Florida.
Der Peruaner schwimmt ...

Die Stimme des Meeres ist Sergio Bambaren neues Buch, sehr kurz, aber mehr Raum braucht der Autor nicht, um von seiner Begegnung mit Manatis, also Seekühe, in Crystal River in Florida.
Der Peruaner schwimmt dort mit ihnen und tritt in Beziehungen mit ihnen, besonders mit Swami, einem Manati-Bullen mit einem Haufen Narben auf dem Rücken und nur einem Auge.
Damit macht Bambaren auf die Gefahr der Manatis durch den Menschen aufmerksam. Viele Tiere werden durch Bootsschrauben verletzt.
Zwar beginnt der Autoren zum Ende hin etwas zu predigen an, aber die Beschreibungen der Küstenregion und den Tieren überzeugt. Es gelingt ihm, die faszinierenden Eigenschaften der Seekühe zu zeigen.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Bemerkenswerter Debütroman mit außergewöhnlicher Struktur und wichtigen Themen

Was verloren geht
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Was verloren geht ist der Debütroman der US-amerikanischen Schriftstellerin Zinzi Clemmons, die Südafrikanische Wurzeln hat.
Ihre eigenen biografischen Eckdaten dienen als Vorbild für die Protagonistin ...

Was verloren geht ist der Debütroman der US-amerikanischen Schriftstellerin Zinzi Clemmons, die Südafrikanische Wurzeln hat.
Ihre eigenen biografischen Eckdaten dienen als Vorbild für die Protagonistin Thandi im Roman.
Thandi wächst in Pennsylvania auf, ihre Mutter stammt aus Südafrika, der Vater ist Afroamerikaner. Deswegen verbringt Thandi auch einige Sommer dort. Streckenweise steht sie wegen den ethnischen und kulturellen Unterschieden zwischen den Stühlen und zweifelt an ihrer Zugehörigkeit.

Der frühe Krebstod der Mutter lässt sie orientierungslos zurück. Sie ist noch auf der Suche nach sich selbst, Es folgt Schwangerschaft und überstürzte Heirat.
Man kann von einem Entwicklungsroman sprechen.

Zinzi Clemmons wählt für ihre Schreibweise teilweise eine unorthodoxe Struktur, die dazu führt, dass es Seiten gibt, auf denen nur einige Fragmente stehen. Dadurch erfährt man die Sprache als atmend und ausdrucksvoll.

Was verloren geht, ist wegen der sprachlichen Form und den Themen bemerkenswert.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Warnsignal gegen das Erstarken der neuen Rechten

Gehört Sachsen noch zu Deutschland?
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Ich hätte mir einen weniger provokanten Titel für dieses nicht unintelligente Buch gewünscht, doch im heutigen Klima zieht ein politisches Sachbuch mit einem sachlichen Titel vermutlich wirklich nicht ...

Ich hätte mir einen weniger provokanten Titel für dieses nicht unintelligente Buch gewünscht, doch im heutigen Klima zieht ein politisches Sachbuch mit einem sachlichen Titel vermutlich wirklich nicht mehr.
Nur 126 Seiten hat dieses Buch, aber da steckt einiges drin.

In der Bevölkerung Sachsens ist Vertrauen in die Politik verlorengegangen. Richter führt teilweise sehr gut aus, wie es dazu kommen konnte. Auch, wie Erbitterung entstand und sich in fatalen, fehlgeleiteten Protest wandelte. Gründe liegen sicher auch in der politischen Bildung, die vernachlässigt wurde gegenüber Ansprüchen PISA etc.

Frank Richter beschreibt präzise und faktenreich die politischen Vorgänge in Sachsen und den Einfluß der neuen Rechten insbesondere im Osten Deutschlands.

Man muss sich überlegen, wie man damit umgeht. Ergebnisse künftiger Wahlen sind zur Zeit schwer einzuschätzen, zu befürchten sind aber hohe Erfolge der AfD. Die Hoffnung, ihre politische Unfähigkeit würde den Erfolg langsam aber sicher eindämmen, schwindet.
Zu hoffen bleibt, dass demokratisch gesinnte Bürger zur Wahl gehen werden.
Vielleicht kann dieses kompakte Buch etwas dahingehend bewirken.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Glaubwürdiges Portrait von Deutschland 1972

Rheinblick
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Rheinblick von Brigitte Glaser ist ein Portrait der gesellschaftlichen und politischen Zustands in Deutschland 1972. Es war eine Zeit, in der Politische Gräben auch in die Gesellschaft drang. Es war Willy ...

Rheinblick von Brigitte Glaser ist ein Portrait der gesellschaftlichen und politischen Zustands in Deutschland 1972. Es war eine Zeit, in der Politische Gräben auch in die Gesellschaft drang. Es war Willy Brandt gerade als Bundeskanzler wiedergewählt wurde.
Die Jugendbewegung sorgt dafür, das Konflikte aufbrechen und schockiert das Establishment.
Viele Namen werden genannt, um den Zeitgeist zu zeigen: Rudi Dutschke, Strauß, Helmut Schmidt, Wolfgang Overath, Heinrich Böll, Bud Spencer
Die Musik dieser Zeit begleitet den Roman: Rolling Stones, Eagles, Ravi Shankar, Simon & Garfunkel, The Kinks, Family mit Roger Chapman und viele andere.
Das ist schon sehr gut gemacht.

Die sich manchmal dahinschleppende Handlung ist in Bonn angesiedelt.
Hier hat die Wirtin Hilde Kessel ihre Gaststätte Rheinblick.
Willy Brandt wegen Stimmproblemen ist Patient der jungen Logopädin Sonja Engel. Keine einfache Aufgabe. Aber Sonja ist eine starke, junge Frau, die sich auch noch um ihre jüngere Schwester kümmern muss. Sie ist eine gute Hauptfigur!
Sehr im Mittelpunkt steht auch Max, Student und Taxifahrer. Er steht für die junge Generation, vielleicht etwas leichtsinnig.
Dann gibt es auch noch Lotti Legrand, eine Journalistin, die manchmal ein wenig ungeschickt recherchiert und doch der Lösung eines Falls auf der Spur ist.

Der Roman besitzt also gut gestaltetes Personal, die neben ernsten Szenen auch viel Witz zulassen.
Obwohl die Handlung mitunter etwas zäh ist, gibt es doch viele gute Passagen und das Lesen von Rheinblick hat sich gelohnt.