Krimis mit Polizisten, Journalisten oder Privatdetektiven im Mittelpunkt habe ich schon viele gelesen, über eine Tatortreinigerin jedoch noch keine. Ich stellte mir dies sehr innovativ und interessant vor und war deswegen sehr gespannt auf Elisabeth Herrmanns Buch „Schatten der Toten“. Ziemlich schnell stellte ich allerdings fest, dass dieser Krimi etwas ganz anderes ist, als ich mir vorgestellt hatte und Enttäuschung machte sich breit.
Judith Kepplers Beruf ist für den Verlauf der Handlung komplett irrelevant. Sie könnte genauso Sekretärin, Taxifahrerin oder Verkäuferin sein. Bis auf in den ersten beiden Seiten erleben wir sie nie bei ihrer Arbeit und der Tatort hat auch nichts mit der Handlung zu tun.
Hier geht es nicht um die Aufklärung eines Mordes sondern um Judiths private Geschichte. Diese hat in den beiden Vorgängerromane bereits ihren Lauf genommen.
Mir waren die ersten beiden Teile nicht bekannt, die wichtigsten Rahmendaten werden im dritten Band noch einmal zusammen gefasst, so dass ich gut mitgekommen bin. Trotzdem würde ich empfehlen, die Serie der Reihe nach zu lesen.
Judith Keppler ist eine Protagonistin, die mir schnell sympathisch wurde. Sie lebt ein Einsiedlerdasein und wirkt nach außen sehr unnahbar, trotzdem kristallisiert sich schnell heraus, dass unter der harten Schale ein weicher Kern schlummert. Sie sorgt sich um ihren erkrankten Chef und kümmert sich um die Halbwaise Tabea. Sie setzt sogar Himmel und Hölle in Bewegung um den Vater des Mädchens zu finden, als es ins Krankenhaus muss.
Hätte sich der Roman einzig und allein um Judith gedreht, hätte ich sicherlich noch einen Stern mehr vergeben.
Die zweite Hauptfigur, Isa Kellermann, konnte ich leider weniger gut leiden. Nach dem Tod ihrer Mutter verfolgt Isa nur noch ein Ziel, sie möchte Bastide Larcan – Judiths Vater – finden und mit ihm abrechnen. Dabei geht sie buchstäblich über Leichen, schreckt vor Sabotage und Landesverrat nicht zurück.
Dieses Wirrwarr aus den verschiedenen Geheimdiensten, sei es Stasi, KGB, BND oder Mossad war mir persönlich zu viel und zu konfus. Ich gestehe, dass ich Isas Kapitel ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch überflogen habe und hoffte, dass wir schnell wieder zu Judith wechseln. Der Showdown ist dann auch extrem blutig und actiongeladen.
Meiner Meinung nach kommt diese Serie nicht an die um den Anwalt Vernau oder Sanela Belara heran. Ich fand „Schatten der Toten“ okay, aber die Begeisterung blieb aus. Die beiden Vorgänger werde ich eher nicht lesen. Der Cliffhanger am Ende von Band 3 mach mich jedoch schon irgendwie neugierig, wie es nun noch weiter gehen könnte, so dass ich einem 4. Buch eine Chance geben werde.