Rache, kalt serviert
Ich gebe zu, Pierre Lemaitre hat es bei mir wirklich nicht leicht. Und doch gebe ich ihm immer wieder eine Chance, weil mich etwas Undefinierbares an seinem Schreibstil einfach fesselt.
In "Die Farben ...
Ich gebe zu, Pierre Lemaitre hat es bei mir wirklich nicht leicht. Und doch gebe ich ihm immer wieder eine Chance, weil mich etwas Undefinierbares an seinem Schreibstil einfach fesselt.
In "Die Farben des Feuers" erzählt er auf seine unnachahmliche Art die Geschichte von Madeleine, die nach dem Tod ihres Vaters plötzlich das Bankiersimperium der Familie erbt. Davon vollkommen überfordert und nur auf ihren (dank eines Unfalls auf der Beerdigung des oben genannten) querschnittsgelähmten Sohn fokussiert, verlässt sie sich auf die Hilfe anderer und vertraut dabei den falschen Leuten.
Was anschließend passiert, bedingt die Entwicklung Madeleines zu einer starken Frau mit eisernem Willen.
Wer den Klappentext des Buches gelesen hat, könnte ich davon leicht in die Irre und zu falschen Erwartungen verleitet sehen. Doch nach Beendigung des Buches ist es doch eine nicht vollkomen abwegige Zusammenfassung der Ereignisse, auch wenn sie viel Spielraum lässt.
Auf teils sehr nüchterne und emotionslose Art erzählt Herr Lemaitre hier eine klassische Rache-Geschichte, die mich von den Intentionen her ein wenig an Der Graf von Montecristo erinnert. Und doch überrascht er mich durch Einwürfe und unerwartete Bemerkungen, die von tiefstem schwarzen Humor erfüllt sind und mich schmunzeln lassen. Allein durch die überspitzte Zeichnung seiner Figuren, die hinter ihren glänzenden Fassagen die tiefsten Abgründe offenbaren, bringt er seine Gesellschaftskritik hervorragend zum Ausdruck.
Die Geschichte an sich hatte für mich einige Längen, die interessanten Passagen waren oftmals nicht vordergründig ersichtlich, man musste zwischen den Zeilen suchen, und doch bleibt sie im Gedächtnis hängen und regt zum Nachdenken an.