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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2019

Die ungeklärte Schuld

Nur wer die Hölle kennt
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Durch ein traumatisches Erlebnis gerät das Leben der fünfzehn-jährigen Melody gehörig aus den Fugen. Bei einem Brand bei ihr Zuhause sterben sowohl ihre Mutter als auch der kleine Bruder Michel. Die Polizei ...

Durch ein traumatisches Erlebnis gerät das Leben der fünfzehn-jährigen Melody gehörig aus den Fugen. Bei einem Brand bei ihr Zuhause sterben sowohl ihre Mutter als auch der kleine Bruder Michel. Die Polizei stellt schnell fest, dass es sich um Brandstiftung handelte und Melody gerät in den Fokus der Ermittlungen. Die Schuld kann ihr niemals nachgewiesen werden, aber die Vorwürfe im Dorf bleiben bestehen. Nachdem dieses Erlebnis Melodys Leben zu einem niemals einfachen gemacht hat kehrt die nun fünfunddreißig-jährige in die Heimat zurück, um sich der Vergangenheit zu stellen...

Die Autorin Barbara Wendelken veröffentlicht mit "Nur wer die Hölle kennt" bereits den vierten Band ihrer Martinsfehn-Reihe. Ich bin als Quereinsteiger nach vielen guten Bewertungen der vorherigen Bücher mit hohen Erwartungen in die Serie gestartet. Barbara Wendelken erzählt die Geschichte in einem temperamentvollen und sehr gut zu lesenden Schreibstil, der mich schnell nach Ostfriesland entführte. Der Spannungsbogen wird mit der ungeklärten Brand-Katastrophe vor zwanzig Jahren gut aufgebaut und mit den authentisch wirkenden Ermittlungsarbeiten der Gegenwart auf einem stets hohen Niveau gehalten. Der Leser bekommt durch eine Vielzahl Verdächtiger und überraschender Wendungen im Verlauf der Geschichte viel Gelegenheit eigene Überlegungen bezüglich Täter oder Tathintergrund anzustellen, um dann zum ende mit einem raffinierten Finale doch noch überrascht zu werden. Die Haupt-Protagonisten werden in dem Kriminalroman interessant charakterisiert und es hat Spaß gemacht, der Auflösung des verstrickten falls zu folgen.

"Nur wer die Hölle kennt" ist für mich eine spannende Fortsetzung der Martinsfehn-Krimi-Reihe, bei der ich auch als Quereinsteiger keinerlei Verständnisprobleme hatte. Wer Lust auf einen packenden deutschen Kriminalroman hat, dem sei das Buch ans Herz gelegt, ich bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen und hoffe auf weitere Fortsetzungen...

Veröffentlicht am 06.04.2019

In der Kürze liegt die Würze

Kaschmirgefühl
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Gottliebs Leben verläuft bisher sehr trostlos. Als Krankenpfleger im Hospiz ist er täglich vom Tod und Hoffnungslosigkeit umgeben, zusätzlich musste er bis vor Kurzem auch noch seine Mutter pflegen, so ...

Gottliebs Leben verläuft bisher sehr trostlos. Als Krankenpfleger im Hospiz ist er täglich vom Tod und Hoffnungslosigkeit umgeben, zusätzlich musste er bis vor Kurzem auch noch seine Mutter pflegen, so dass seine Freizeit quasi nicht vorhanden war. Eines Tages versucht er seinem Leben eine Wendung zu geben, indem er eine Sexhotline anruft. Die Stimme von Marie verzaubert ihn von Beginn an, obwohl er weiß, dass sie gerade nur einen Job macht...

Ich habe schon einige Bücher vom Autor Bernhard Aichner gelesen und war ein ums andere mal begeistert von seiner speziellen und für mich fesselnden Schreibweise. Ich war nun sehr überrascht, als ich las, dass er sich erstmalig einem ganz neuen und zugleich völlig anderen Genre zugewendet hat, dem Liebesroman.

Zunächst begegnete ich dem Buch recht skeptisch, aber zugleich war ich auch unglaublich neugierig, wie ein Mann, mit den finsteren Fantasien für düstere Thriller, einen gefühlvollen Liebesroman schreiben kann. Das Ergebnis kann sich aus meiner Sicht sehen lassen. Das Buch ist sicherlich als außergewöhnlich zu bezeichnen. Bernhard Aichner arbeitet mit seinem besonderen Stilmittel der stichpunktartigen Erzählung und baut so einen telefonischen Dialog über das gesamte Buch auf. Die wahnwitzige Idee, wie sich aus einem Anruf bei einer Sexhotline ein emotionales und gefühlvolles Gespräch entwickeln kann, hat mich fasziniert. Die beiden Dialog-Partner erzählen aus ihrem Leben und oft weiß der Leser nicht, handelt es sich gerade um Fantasien der Beiden, mit dem sie den anderen beeindrucken wollen oder handelt es sich um die Wahrheit.
Eine für mich nicht für möglich gehaltene Spannung baut sich um den Ausgang des Telefonats auf, die mich an das leider viel zu kurze Buch fesselte.

"Kaschmirgefühl" ist ein ganz besonderes Buch, was mich in seiner Kürze beeindruckt und mir zugleich viel Freude gemacht hat. Ich empfehle es sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Düstere Reise in die Vergangenheit

1793
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Im Jahre 1793 wird eine Leiche in der Kloake Stockholms gefunden. Das Opfer ist schrecklich entstellt und zwei Männer begeben sich an die Ermittlungen in diesem schockierenden Fall. Der eine ist der Jurist ...

Im Jahre 1793 wird eine Leiche in der Kloake Stockholms gefunden. Das Opfer ist schrecklich entstellt und zwei Männer begeben sich an die Ermittlungen in diesem schockierenden Fall. Der eine ist der Jurist Cecil Winge, der gesundheitlich schwer angeschlagen, aber für seinen Spürsinn bekannt ist, und der andere ist der Veteran Jean Michael Cardell, der nach einer traumatischen Erfahrung seinen Arm verloren hat und seit dem für seine Alkoholsucht und Gewalttätigkeit bekannt ist. Die beiden beginnen mit den Recherchen und stoßen in der rauen Welt der damaligen Zeit auf einen seelischen Abgrund nach dem anderen...

"1793" war als das Krimigenre revolutionierender Roman ange-kündigt, so weit will ich zwar nicht gehen, aber das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Der Autor Niklas Natt och Dag erzählt die Geschichte in einem bildgewaltigen und sehr ansprechenden Schreibstil, der mir die damalige Zeit lebendig vor Augen führte. Er stützt sich bei der sehr komplexen Geschichte auf wahre Begeben-heiten und reichert diese mit seiner Fiktion zu einer sehr gekonnten Mischung an. Das raue und für unsere Zeit unvorstellbar harte Leben der Protagonisten wird sehr authentisch beschrieben und die äußerst interessant charakterisierten Ermittler verleihen dem Buch einen ganz besonderen Charme. Für mich stand hier weniger die Ermittlung in dem grausamen Mordfall im Vordergrund, sondern mehr die Beschreibung der damaligen Zeit und Menschen. Sehr gut gefallen hat mir auch der außergewöhnlich Aufbau des Buches. So wird die zeitliche Reihenfolge nicht linear eingehalten, sondern in eingeschobenen Kapiteln werden die Ursprünge einiger Szenen rückblickend erzählt. Ein Umstand der anfangs ein wenig ungewöhnlich erschien, aber das Buch zu etwas Besonderen macht. Die historischen Hintergründe werden von Niklas Natt och Dag sehr gut aufgearbeitet und wirken bestens recherchiert.

Wer einen schonungslosen Trip in die rohe und gewaltträchtige Zeit des späten 18. Jahrhunderts nicht scheut, sollte dieses Buch unbe-dingt lesen. Auch wenn die Sprache manchmal ein wenig grober erscheint, passt sie ungemein gut in den zeitlichen Rahmen der Handlung. Ein tolles Buch, welches ich gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte

Veröffentlicht am 01.04.2019

Intrigen im Mittelalter

Die Salbenmacherin und der Engel des Todes
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Die Salbenmacherin Olivera hat den schweren Verlust ihrer Groß-mutter zu verkraften und sucht in ihrer Arbeit Ablenkung von ihren traurigen Gedanken. Sie sorgt sich vermehrt gerade um die armen Patienten ...

Die Salbenmacherin Olivera hat den schweren Verlust ihrer Groß-mutter zu verkraften und sucht in ihrer Arbeit Ablenkung von ihren traurigen Gedanken. Sie sorgt sich vermehrt gerade um die armen Patienten im Spital und behandelt sie entgegen den Anweisungen des Medicus. Kurz darauf werden schwere Vorwürfe gegen Olivera erhoben, da sich die Todesfälle im Spital mehren und sie die Opfer kurz vorher gepflegt hat. Olivera muss ihre Unschuld beweisen und sieht ihre einzige Chance in der Flucht. Hierbei wird sie allerdings verletzt und muss sich nun in anderen Umständen alleine durch-schlagen...

Ich habe bereits einige Bücher der Autorin Silvia Stolzenburg gelesen und sowohl im Genre der Thriller als auch in den historischen Romanen konnte sie mich immer wieder aufs Neue mit ihrer sehr lebendigen und bildreichen Schreibweise begeistern. Auch im vierten Band um die engagierte und gutmütige Salbenmacherin Olivera fühlte ich mich schnell in die damalige Zeit versetzt. Der Spannungs-bogen wird über die rätselhaften Tode im Spital klassisch aufgebaut und über die dramatischen Entwicklungen im verlauf auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Die vielen kurzen Kapitel tragen mit ihren jeweiligen Perspektivwechseln zum temperamentvollen Geschehen bei und das spannende und fulminante Finale runden die Geschichte aus meiner Sicht gelungen ab. Die historischen Hintergründe wirken sehr gut recherchiert und im Nachwort erläutert die Autorin noch die Quellen ihres Wissens.

"Die Salbenmacherin und der Engel des Todes" ist für mich eine sehr gelungene Fortsetzung der fesselnden Reihe aus dem frühen 15. Jahrhundert. Ich kann das Buch für Liebhaber historischer Romane wärmstens weiterempfehlen, rate aber dazu, für Neueinsteiger mit dem ersten Band zu beginnen, da die Handlung aufeinander auf-baut. In der Hoffnung, dass die Geschichten um die Salbenmacherin noch lange nicht alle erzählt sind, bewerte ich das Buch mit den vollen fünf von fünf Sternen!!

Veröffentlicht am 29.03.2019

Wo kommst du her?

Ein fesches Dirndl
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Bea verliebt sich in jungen Jahren in den Österreicher Armin. Sie ist bereit für ihn ihre tschechoslowakische Heimat aufzugeben und ein neues Leben in seinem Geburtsland aufzubauen. Von der Liebe beflügelt ...

Bea verliebt sich in jungen Jahren in den Österreicher Armin. Sie ist bereit für ihn ihre tschechoslowakische Heimat aufzugeben und ein neues Leben in seinem Geburtsland aufzubauen. Von der Liebe beflügelt begibt sie sich in die neue Welt, die ihr von Beginn an sehr fremd erscheint. Die vielen guten Erinnerungen drängen sich ihr auf und stellen sie täglich vor die Frage, ob sie mit der Übersiedlung nicht doch einen Fehler gemacht hat. Nachdem ihr erstes Kind geboren ist, gelingt es ihr erste Kontakte zu knüpfen. Aber wird sich das Land Österreich für sie jemals nach einem Stück Heimat anfühlen?

Die Autorin Zdenka Becker hat mit "Ein fesches Dirndl" einen sehr persönlichen und zugleich ergreifenden Roman geschrieben. Sie erlaubt dem Leser einen Perspektivwechsel in die Sicht eines Fremden, der in einer neuen Heimat versucht, Fuß zu fassen. Sehr eindringlich erzählt Zdenka Becker die Geschichte von Bea in einem sehr flüssig zu lesenden Schreibstil. Als Bea der inneren Stimme ihrer Liebe folgt, wird das Leben der jungen Frau wird mit einem mal auf den Kopf gestellt. Eine ihr völlig fremde Sprache verhindert zunächst jeglichen Kontakt zu den Menschen vor Ort, zudem bekommt sie es mit Vorurteilen und Ablehnung der Einheimischen zu tun. Die Haupt-protagonistin wird als starke Frau charakterisiert, die sich all diesen Herausforderungen stellt und versucht niemals den Mut zu verlieren, auch wenn sie neue Rückschläge immer wieder zurückwerfen. Bea schafft den Sprung und integriert sich immer mehr in der hiesigen Gesellschaft, ohne aber im Geiste die Wurzeln ihrer alten Heimat zu leugnen. Sie versucht nun diese über viele Jahre gewonnene Kraft und Erfahrung an Personen weiterzugeben, die aktuell vor einer ähnlichen Situation stehen, wie sie vor langer Zeit.

"Ein fesches Dirndl" ist aus meiner Sicht ein sehr ergreifender Roman, welcher Mut machen kann und den Leser gleichzeitig über seine Sicht der Dinge reflektieren lässt. Mich hat das Buch auch ein wenig nachdenklich zurückgelassen, so dass es bei mir auch noch einige Zeit nachwirken konnte. Ich halte den Roman für sehr lesenswert, so dass ich ihn gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte!!