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Veröffentlicht am 15.09.2016

Einfach nur flach...

Die Vertriebenen: Flucht aus Camp Eden -
0

Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden (1)

Autor: Kevin Emerson
Genre: Jugendbuch, Science Fiction
Erschienen: 12. Oktober 2015
Seiten: 432
Einband: Taschenbuch
Verlag: heyne>fliegt
ISBN: 978-3-453-59645-0
Preis: ...

Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden (1)

Autor: Kevin Emerson
Genre: Jugendbuch, Science Fiction
Erschienen: 12. Oktober 2015
Seiten: 432
Einband: Taschenbuch
Verlag: heyne>fliegt
ISBN: 978-3-453-59645-0
Preis: 8,99€ [D] / 9,30€ [A]

Rating: ♥♥


Inhalt

"Die Menschheit hat nur noch eine Chance... Owen Parker lebt in einer Welt, die durch die Klimaerwärmung nahezu unbewohnbar geworden ist: Um den tödlichen Strahlen der Sonne zu entfliehen, haben die Menschen ihre Städte unter riesige Kuppeln verlegt. Bei einem Tauchunfall im Feriencamp entdeckt Owen außergewöhnliche Fähigkeiten an sich. Fähigkeiten, die der Menschheit das Überleben ermöglichen könnten. Gemeinsam mit seiner attraktiven Tauchlehrerin Lilly sucht er einen Weg, die Gabe zu begreifen und zu kontrollieren. Doch damit schrecken die beiden dunkle Kräfte auf, die diese Suche um jeden Preis verhindern wollen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Auch hier bestätigt sich mal wieder, was ich in meinen restlichen Rezensionen immer wieder betone: Ich bin kein Freund von Foto-Covers. Denn so schön die darauf abgebildeten Gestalten auch sein mögen, sie wirken oftmals viel zu steif in Szene gesetzt und aus Perfektionsgründen bis zur Entfremdung nachbearbeitet. Mit ihrem leeren Zombieblick stellen sich die hübschen Fotomodels, die oftmals gar nicht wissen, wofür sie eigentlich fotografiert werden, zwischen mich und meine Vorstellungskraft. Obwohl die Farben bei Die Vertriebenen hübsch gewählt wurden, gefällt mir die Gesamtgestaltung des Covers eher weniger - ironischerweise passen die abgebildeten Figuren trotzdem sehr gut zu den im Buch beschriebenen Charakteren Lily und Owen: er ein wenig jünger und schmächtiger, nicht der typische sexy Muskelprotz von nebenan, sie mit ihrem undurchdringlich schwarzem Haar und dem Revoluzzerblick - passt! Nichtsdestotrotz gefällt mir die Aufmachung etwa so gut, wie das Buch im Allgemeinen: mittelmäßig.


Charaktere ♥♥

Owen Parker: Beim Lesen habe ich mich immer wieder dabei erwischt, dass meine Meinung über Owen stets zwischen Gleichgültigkeit und Abneigung schwankte. Obwohl ich es eigentlich gut finden müsste, dass er sich von den gängigen Prototypen eines Jugendbuch-Helden unterscheidet, indem er eben nicht dem Schönheits-, Sportlichkeits- und Beliebtheitsideal derselben unterwirft, trotzdem wirkte Owen - vielleicht gerade deshalb - auf mich schwächlich, weinerlich, missgünstig, passiv und zu einem großen Teil auch nervig. 'Bloß nicht auffallen' ist seine Devise im Feriencamp, während er seinen Mitschülern hinterher schlurft wie ein totaler Langweiler. Sobald er bemerkt, dass in ihm Kräfte schlummern, die andere nicht haben, wird er überheblich und fantasiert, seine neu gewonnene Fähigkeit gegen Leech einzusetzen, einen Jungen, den er nicht leiden kann, weil er andere, eingeschlossen ihm selbst, schikaniert. Allein das zeugt nicht gerade von großer Charakterstärke, denn abseits seiner übernatürlichen Kraft bringt er es einfach nicht auf die Reihe, sich gegen seinen Rivalen zu behaupten und ihn mit 'fairen Mitteln' zu stellen. Im Umgang mit ihm "unterlegeneren" Mitschülern benimmt er sich arrogant und abfällig, als gäbe er sich nur mit ihnen ab, weil er keine andere Wahl hat. Hinzu kommt seine übertriebene Besessenheit von Lily, seiner nur wenig älteren Schwimmtrainerin, der er vom ersten Moment an verfallen ist und ihr hinterher dackelt wie ein debiler Köter, in der Hoffnung sie könne irgendwann auf ihn aufmerksam werden. Und obwohl er sich in ihrer Nähe wie ein Volltrottel aufführt, ihr immer nur zustimmt und sie dann plötzlich stehen lässt, als es ernst wird, hat er damit wohl sogar Erfolg. In meinen Augen ist Owen kein Held, er ist nicht einmal ein angenehmer Zeitgenosse. Er mag gut möglich sein, dass mir sein Charakterbild missfällt, weil er von einem männlichen Autor abseits weiblicher Idealvorstellungen geschaffen wurde, aber Owen gibt mir als Leserin einfach nicht den geringsten Grund, warum ich ihn mögen oder mich auch nur für ihn interessieren sollte.

Lily: Lily war im Vergleich zu Owen ein echter Lichtblick! Sie ist wortgewandt, charmant, selbstsicher und immer positiv, obgleich nicht immer optimistisch. Sie hat die Gefahr, die sich hinter Camp Eden verbirgt, schon sehr früh bemerkt und versucht, ihr Freunde davon zu überzeugen, die sie wiederum für eine nervige Verschwörungstheoretikerin halten. Auf ihre freche und zugleich sehr freundliche Art und Weise beeindruckt sie Owen - und auch andere Jungs in ihrem Umfeld -, scheint selbst aber nur am Rande Interesse für solcherlei Sachen wie Liebe zu haben, denn das Geheimnis um Camp Eden nimmt den Hauptteil ihrer Denkleistung ein. Sie ist eine starke Persönlichkeit, neigt allerdings zu einer sympathischen Portion Naivität, die nicht nur die Charaktere um sie herum, sondern auch den Leser von Zeit zu Zeit schmunzeln lässt. Wie ein kleines Mädchen, dass gerade ihre Liebe zu Boybands entdeckt hat, steckt sie auf fanatische Weise mit dem Kopf in den Wolken, sodass man sie, ihre Ideen und ihre übertriebenen Gefühlswallungen nicht immer ganz ernst nehmen kann. Bis zum Ende des Buches konnte ich allerdings nicht verstehen, dass jemand wie sie Interesse an jemandem wie Owen haben sollte: Das mag jetzt auf den ersten Moment oberflächlich klingen, aber im Vergleich zu ihr ist Owen flach, unsympathisch und schwächlich, weshalb die beiden in meinen Augen nicht im Geringsten zueinander passen. Vielleicht liegt das an der Erzählperspektive: Ein Mann schreibt aus der Perspektive eines pubertierenden Jungen, der kaum Charakter hat, aber trotzdem das schöne, starke und zeitweise uninteressierte Mädchen abbekommt. Soll das seiner Zielgruppe Mut machen?


Schreibstil ♥♥♥

Kevin Emersons Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, stilistisch einwandfrei und seine Sprache einfach, wie es sich für das Jugendbuchgenre eben gehört. Da das Buch aus Owens Sicht geschrieben worden ist, haben mich die Einblicke in sein pubertierendes Jungenhirn meistens eher weniger interessiert, die vor allem die ersten drei Viertel des Buches dominieren. Erst, als Owen und Lily langsam das Geheimnis um das Camp Eden lüften, wurde es richtig spannend und der Autor versteht es ganz gut, Spannung aufzubauen und den Leser trotz nerviger Hauptfigur am Ball zu halten. Ein ganz besonders gewichtiger Kritikpunkt an Emersons Stil ist für mich, dass er sich nie allzu lange mit der selben Szene aufhält und somit immer irgendwie gehetzt wirkt, was besonders den dramatischen und wirklich interessanten Szenen einen großen Abbruch tut. So werden auf einen brutalen Fund im Forschungszentrum mit dramatischen, potentiell tränenreichen Folgen lediglich zwei läppische Seiten im Buch verwendet, ohne viel auszuschmücken, ohne das ganze emotionale Potential aus der Szene zu holen. Mir scheint einfach, dass der Autor sich vor der Konfrontation mit solch sensiblen Themen eher scheut, sie der Spannung wegen aber verwenden möchte. Also macht er es sich lieber besonders leicht und beschneidet die Blume ihrer Blüten, bis nur noch der grüne, lebensfähige Stumpf übrig bleibt. Schade.


Handlung ♥♥

Wie weiter oben schon genannt fand ich das letzte Viertel der Handlung besonders spannend. Davor basierte die Handlung auf der üblichen Einführung wichtiger - dafür aber gleichermaßen uninteressanter - Charaktere, ihrer Beziehung untereinander und der ewigen Wiederholung und Weiterentwicklung von Theorien zum Thema 'Warum Camp Eden böse ist'. Sicherlich, hin und wieder passieren vereinzelt auch Dinge, die den Leser stirnrunzelnd zurück lassen, doch darauf wird, wie schon gesagt, nicht besonders viel Zeit verwendet. Handlung und Setting von die Vertriebenen haben ein großes Potential für ein episches Abenteuer, werden gegen Ende hin sogar überraschend brutal für ein Jugendbuch, bleiben jedoch nicht intensiv genug, um vollends zu begeistern. Es gibt vereinzelte Episoden aus der Vergangenheit, die den Rahmen der Haupthandlung aufsprengen und sich wie Fremdkörper inmitten einer Szene platzieren, um die Spannung möglichst in die länge zu ziehen, ohne viel Zeit an unnötige Beschreibungen zu verlieren. Stattdessen werden die eher störenden Episoden zur Erklärung der Umstände genutzt, bis es auch dem langsamsten Leser wie Schuppen von den Augen fällt. Wenig elegant, dafür aber umso effizienter gelöst. Kann man mögen, muss man aber nicht. Wenn eine entscheidende Szene, in der es soeben um den Tod eines wichtigen Charakters geht, plötzlich von seitenlangen, langatmigen Erklärungen zerschossen wird, nur eines blöden Cliffhangers wegen, dann finde ich das als Leser eher anstrengend und muss gestehen, dass ich das Buch vor Wut einen Moment aus der Hand legen musste, um mich anschließend durch den langweiligen Part bis zum spannenden Kern hindurchzufressen. Mein Ding war es nicht.


Gesamtwertung ♥♥

To put it in a nutshell: Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden hat mich im Vergleich zu anderen Büchern, die ich in der letzten Zeit gelesen habe, sehr enttäuscht. Trotz der zum Teil sehr spannenden Szenen und einer Hintergrundgeschichte mit großem Potential, fühlte sich der erste Teil der Atlantis-Reihe so zäh, oberflächlich und schwach an wie sein Hauptcharakter Owen. Der war mit seiner stets weinerlichen Einstellung, seinem geringen Selbstbewusstsein und seinem schwachen Charakter in Bezug auf andere Personen eher lästig und wenn er mich nicht gerade nicht die Bohne interessiert hat, dann hat er meine Nerven bis zum Zerreißen strapaziert. Lily, obgleich ihrer frechen, freundlichen, aber naiven Art, konnte das Leseerlebnis für mich nur wenig verbessern, da ich mich immer fragen musste, was um alles in der Welt sie an Owen findet. Auch die restlichen Charaktere waren so schwach, dass sie hier kaum erwähnenswert sind. Trotzdem hat mich das Setting und das Potential der Hintergrundgeschichte so überzeugt, dass ich dem zweiten Band gerne eine Chance geben will, die Schwächen des ersten wieder auszugleichen. Vielleicht habe ich Glück und Owen macht endlich eine Entwicklung durch, die mir gefällt.


Spannung
♥♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einfach nur flach...

Die Vertriebenen: Flucht aus Camp Eden -
0

Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden (1)

Autor: Kevin Emerson
Genre: Jugendbuch, Science Fiction
Erschienen: 12. Oktober 2015
Seiten: 432
Einband: Taschenbuch
Verlag: heyne>fliegt
ISBN: 978-3-453-59645-0
Preis: ...

Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden (1)

Autor: Kevin Emerson
Genre: Jugendbuch, Science Fiction
Erschienen: 12. Oktober 2015
Seiten: 432
Einband: Taschenbuch
Verlag: heyne>fliegt
ISBN: 978-3-453-59645-0
Preis: 8,99€ [D] / 9,30€ [A]

Rating: ♥♥


Inhalt

"Die Menschheit hat nur noch eine Chance... Owen Parker lebt in einer Welt, die durch die Klimaerwärmung nahezu unbewohnbar geworden ist: Um den tödlichen Strahlen der Sonne zu entfliehen, haben die Menschen ihre Städte unter riesige Kuppeln verlegt. Bei einem Tauchunfall im Feriencamp entdeckt Owen außergewöhnliche Fähigkeiten an sich. Fähigkeiten, die der Menschheit das Überleben ermöglichen könnten. Gemeinsam mit seiner attraktiven Tauchlehrerin Lilly sucht er einen Weg, die Gabe zu begreifen und zu kontrollieren. Doch damit schrecken die beiden dunkle Kräfte auf, die diese Suche um jeden Preis verhindern wollen." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Auch hier bestätigt sich mal wieder, was ich in meinen restlichen Rezensionen immer wieder betone: Ich bin kein Freund von Foto-Covers. Denn so schön die darauf abgebildeten Gestalten auch sein mögen, sie wirken oftmals viel zu steif in Szene gesetzt und aus Perfektionsgründen bis zur Entfremdung nachbearbeitet. Mit ihrem leeren Zombieblick stellen sich die hübschen Fotomodels, die oftmals gar nicht wissen, wofür sie eigentlich fotografiert werden, zwischen mich und meine Vorstellungskraft. Obwohl die Farben bei Die Vertriebenen hübsch gewählt wurden, gefällt mir die Gesamtgestaltung des Covers eher weniger - ironischerweise passen die abgebildeten Figuren trotzdem sehr gut zu den im Buch beschriebenen Charakteren Lily und Owen: er ein wenig jünger und schmächtiger, nicht der typische sexy Muskelprotz von nebenan, sie mit ihrem undurchdringlich schwarzem Haar und dem Revoluzzerblick - passt! Nichtsdestotrotz gefällt mir die Aufmachung etwa so gut, wie das Buch im Allgemeinen: mittelmäßig.


Charaktere ♥♥

Owen Parker: Beim Lesen habe ich mich immer wieder dabei erwischt, dass meine Meinung über Owen stets zwischen Gleichgültigkeit und Abneigung schwankte. Obwohl ich es eigentlich gut finden müsste, dass er sich von den gängigen Prototypen eines Jugendbuch-Helden unterscheidet, indem er eben nicht dem Schönheits-, Sportlichkeits- und Beliebtheitsideal derselben unterwirft, trotzdem wirkte Owen - vielleicht gerade deshalb - auf mich schwächlich, weinerlich, missgünstig, passiv und zu einem großen Teil auch nervig. 'Bloß nicht auffallen' ist seine Devise im Feriencamp, während er seinen Mitschülern hinterher schlurft wie ein totaler Langweiler. Sobald er bemerkt, dass in ihm Kräfte schlummern, die andere nicht haben, wird er überheblich und fantasiert, seine neu gewonnene Fähigkeit gegen Leech einzusetzen, einen Jungen, den er nicht leiden kann, weil er andere, eingeschlossen ihm selbst, schikaniert. Allein das zeugt nicht gerade von großer Charakterstärke, denn abseits seiner übernatürlichen Kraft bringt er es einfach nicht auf die Reihe, sich gegen seinen Rivalen zu behaupten und ihn mit 'fairen Mitteln' zu stellen. Im Umgang mit ihm "unterlegeneren" Mitschülern benimmt er sich arrogant und abfällig, als gäbe er sich nur mit ihnen ab, weil er keine andere Wahl hat. Hinzu kommt seine übertriebene Besessenheit von Lily, seiner nur wenig älteren Schwimmtrainerin, der er vom ersten Moment an verfallen ist und ihr hinterher dackelt wie ein debiler Köter, in der Hoffnung sie könne irgendwann auf ihn aufmerksam werden. Und obwohl er sich in ihrer Nähe wie ein Volltrottel aufführt, ihr immer nur zustimmt und sie dann plötzlich stehen lässt, als es ernst wird, hat er damit wohl sogar Erfolg. In meinen Augen ist Owen kein Held, er ist nicht einmal ein angenehmer Zeitgenosse. Er mag gut möglich sein, dass mir sein Charakterbild missfällt, weil er von einem männlichen Autor abseits weiblicher Idealvorstellungen geschaffen wurde, aber Owen gibt mir als Leserin einfach nicht den geringsten Grund, warum ich ihn mögen oder mich auch nur für ihn interessieren sollte.

Lily: Lily war im Vergleich zu Owen ein echter Lichtblick! Sie ist wortgewandt, charmant, selbstsicher und immer positiv, obgleich nicht immer optimistisch. Sie hat die Gefahr, die sich hinter Camp Eden verbirgt, schon sehr früh bemerkt und versucht, ihr Freunde davon zu überzeugen, die sie wiederum für eine nervige Verschwörungstheoretikerin halten. Auf ihre freche und zugleich sehr freundliche Art und Weise beeindruckt sie Owen - und auch andere Jungs in ihrem Umfeld -, scheint selbst aber nur am Rande Interesse für solcherlei Sachen wie Liebe zu haben, denn das Geheimnis um Camp Eden nimmt den Hauptteil ihrer Denkleistung ein. Sie ist eine starke Persönlichkeit, neigt allerdings zu einer sympathischen Portion Naivität, die nicht nur die Charaktere um sie herum, sondern auch den Leser von Zeit zu Zeit schmunzeln lässt. Wie ein kleines Mädchen, dass gerade ihre Liebe zu Boybands entdeckt hat, steckt sie auf fanatische Weise mit dem Kopf in den Wolken, sodass man sie, ihre Ideen und ihre übertriebenen Gefühlswallungen nicht immer ganz ernst nehmen kann. Bis zum Ende des Buches konnte ich allerdings nicht verstehen, dass jemand wie sie Interesse an jemandem wie Owen haben sollte: Das mag jetzt auf den ersten Moment oberflächlich klingen, aber im Vergleich zu ihr ist Owen flach, unsympathisch und schwächlich, weshalb die beiden in meinen Augen nicht im Geringsten zueinander passen. Vielleicht liegt das an der Erzählperspektive: Ein Mann schreibt aus der Perspektive eines pubertierenden Jungen, der kaum Charakter hat, aber trotzdem das schöne, starke und zeitweise uninteressierte Mädchen abbekommt. Soll das seiner Zielgruppe Mut machen?


Schreibstil ♥♥♥

Kevin Emersons Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, stilistisch einwandfrei und seine Sprache einfach, wie es sich für das Jugendbuchgenre eben gehört. Da das Buch aus Owens Sicht geschrieben worden ist, haben mich die Einblicke in sein pubertierendes Jungenhirn meistens eher weniger interessiert, die vor allem die ersten drei Viertel des Buches dominieren. Erst, als Owen und Lily langsam das Geheimnis um das Camp Eden lüften, wurde es richtig spannend und der Autor versteht es ganz gut, Spannung aufzubauen und den Leser trotz nerviger Hauptfigur am Ball zu halten. Ein ganz besonders gewichtiger Kritikpunkt an Emersons Stil ist für mich, dass er sich nie allzu lange mit der selben Szene aufhält und somit immer irgendwie gehetzt wirkt, was besonders den dramatischen und wirklich interessanten Szenen einen großen Abbruch tut. So werden auf einen brutalen Fund im Forschungszentrum mit dramatischen, potentiell tränenreichen Folgen lediglich zwei läppische Seiten im Buch verwendet, ohne viel auszuschmücken, ohne das ganze emotionale Potential aus der Szene zu holen. Mir scheint einfach, dass der Autor sich vor der Konfrontation mit solch sensiblen Themen eher scheut, sie der Spannung wegen aber verwenden möchte. Also macht er es sich lieber besonders leicht und beschneidet die Blume ihrer Blüten, bis nur noch der grüne, lebensfähige Stumpf übrig bleibt. Schade.


Handlung ♥♥

Wie weiter oben schon genannt fand ich das letzte Viertel der Handlung besonders spannend. Davor basierte die Handlung auf der üblichen Einführung wichtiger - dafür aber gleichermaßen uninteressanter - Charaktere, ihrer Beziehung untereinander und der ewigen Wiederholung und Weiterentwicklung von Theorien zum Thema 'Warum Camp Eden böse ist'. Sicherlich, hin und wieder passieren vereinzelt auch Dinge, die den Leser stirnrunzelnd zurück lassen, doch darauf wird, wie schon gesagt, nicht besonders viel Zeit verwendet. Handlung und Setting von die Vertriebenen haben ein großes Potential für ein episches Abenteuer, werden gegen Ende hin sogar überraschend brutal für ein Jugendbuch, bleiben jedoch nicht intensiv genug, um vollends zu begeistern. Es gibt vereinzelte Episoden aus der Vergangenheit, die den Rahmen der Haupthandlung aufsprengen und sich wie Fremdkörper inmitten einer Szene platzieren, um die Spannung möglichst in die länge zu ziehen, ohne viel Zeit an unnötige Beschreibungen zu verlieren. Stattdessen werden die eher störenden Episoden zur Erklärung der Umstände genutzt, bis es auch dem langsamsten Leser wie Schuppen von den Augen fällt. Wenig elegant, dafür aber umso effizienter gelöst. Kann man mögen, muss man aber nicht. Wenn eine entscheidende Szene, in der es soeben um den Tod eines wichtigen Charakters geht, plötzlich von seitenlangen, langatmigen Erklärungen zerschossen wird, nur eines blöden Cliffhangers wegen, dann finde ich das als Leser eher anstrengend und muss gestehen, dass ich das Buch vor Wut einen Moment aus der Hand legen musste, um mich anschließend durch den langweiligen Part bis zum spannenden Kern hindurchzufressen. Mein Ding war es nicht.


Gesamtwertung ♥♥

To put it in a nutshell: Die Vertriebenen - Flucht aus Camp Eden hat mich im Vergleich zu anderen Büchern, die ich in der letzten Zeit gelesen habe, sehr enttäuscht. Trotz der zum Teil sehr spannenden Szenen und einer Hintergrundgeschichte mit großem Potential, fühlte sich der erste Teil der Atlantis-Reihe so zäh, oberflächlich und schwach an wie sein Hauptcharakter Owen. Der war mit seiner stets weinerlichen Einstellung, seinem geringen Selbstbewusstsein und seinem schwachen Charakter in Bezug auf andere Personen eher lästig und wenn er mich nicht gerade nicht die Bohne interessiert hat, dann hat er meine Nerven bis zum Zerreißen strapaziert. Lily, obgleich ihrer frechen, freundlichen, aber naiven Art, konnte das Leseerlebnis für mich nur wenig verbessern, da ich mich immer fragen musste, was um alles in der Welt sie an Owen findet. Auch die restlichen Charaktere waren so schwach, dass sie hier kaum erwähnenswert sind. Trotzdem hat mich das Setting und das Potential der Hintergrundgeschichte so überzeugt, dass ich dem zweiten Band gerne eine Chance geben will, die Schwächen des ersten wieder auszugleichen. Vielleicht habe ich Glück und Owen macht endlich eine Entwicklung durch, die mir gefällt.


Spannung
♥♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nicht gut...

Make it count - Gefühlsgewitter
0

Make it count: Gefühlsgewitter (1)
Autor: Ally Taylor
Genre: Romance, New Adult, Slice of Life
Freigabe: Keine
Erschienen: 01.10.2015
Seiten: 272
Einband: Taschenbuch
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-51811-3
Preis: ...

Make it count: Gefühlsgewitter (1)
Autor: Ally Taylor
Genre: Romance, New Adult, Slice of Life
Freigabe: Keine
Erschienen: 01.10.2015
Seiten: 272
Einband: Taschenbuch
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-51811-3
Preis: 8,99€

Rating: ♥♥


Inhalt

"Als Katie auf der Highschool den mysteriösen Bad Boy Dillen kennenlernt, zieht er sie an wie ein Magnet. Dabei war ihre Welt bisher alles andere als rosarot, denn seit dem plötzlichen Tod ihres Vaters lebt sie bei ihrer lieblosen Mutter in der Kleinstadt Oceanside. Dillen weckt in Katie eine nie gekannte Leidenschaft, und bald ist sie ihm mit Haut und Haaren verfallen. Obwohl Dillen sich zunächst kühl und abweisend gibt, verlieren sich die beiden in einem Strudel aus wilden Träumen und heißem Verlangen. Doch dann holt die Realität sie ein …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Wieder ein Fotocover, aber diesmal ein wirklich schönes! Ich liebe die Art und Weise, wie die Protagonisten in Szene gesetzt wurden: verträumt aneinandergeschmiegt, kurz bevor es zu einem lang ersehnten Kuss kommt - es spiegelt eine Szene im Buch so genau wieder, dass ich nur applaudieren kann. Das Schöne ist hier, dass durch die Darstellung der beiden Körper, ohne Abbildung Gesichts, genug Platz für die eigene Fantasie bleibt, sich die Charaktere selbst vorzustellen. Ich mag diesen voyeuristisch-vorsichtigen Blick von der Seite und musste während des Lesens immer wieder mal auf das Cover schauen, um meine Vorstellungen mit der Abbildung zu vergleichen. Dass die Kleidung der beiden genau zu dem passt, was auch im Text immer wieder beschrieben wird, finde ich hier ein schönes Schmankerl am Rande. Schönes Cover - ich mag's!


Charaktere ♥♥

Katie Williams: Was soll ich sagen? Mit Katie wurde ich während des Lesens einfach nicht wirklich warm. Wir beide hatten eine schwierige Zeit miteinander. Zu Beginn der Geschichte finden wir Katie als ein seelisch vollkommen zerstörtes Mädchen vor, das die Welt nur durch einen grauen Schleier der Melancholie, Trauer und Gleichgültigkeit betrachtet. Ich weiß, was es bedeutet, einen wichtigen Menschen im Leben zu verlieren und ich kann sehr gut nachvollziehen, wie man sich dabei fühlt. Trotzdem war ich nach mehreren duzend Seiten nicht mehr ganz so verständnisvoll für die ewig andauernden, tristen Innensichten, ihr bockiges, abweisendes Verhalten gegenüber den Menschen um sie herum und vor Allem für ihr ewiges Selbstmitleid. Das übrigens wie weggeblasen ist, als sie dem unglaublich gut aussehenden Dillen in die Arme stolpert und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Innerhalb von wenigen Tagen (ich glaube, es waren ungefähr 3) entwickelt sich eine heiße, herzzerreißende Liebesgeschichte mit ihm, voller Drama und ... Tränen. Katie weint viel. Sie weint selbst dann, wenn sie gar keinen Grund dazu hat. Irgendwann ist es einfach auch Mal gut. Trotz ihrer stoischen, abweisenden Art und dem vielen Geweine schafft sie es trotzdem, dass sich nicht nur Dillen, sondern gleich noch drei weitere Männer für sie interessieren oder wahlweise verlieben. Kaum - und das sagt sie selbst - hat sie mit Dillen etwas mehr als 8 Sätze gesprochen, ist sie erfüllt von Liebe und bereit, am zweiten Tag mit ihm ihr erstes Mal zu erleben, denn sie haben einen ganzen Nachmittag zusammen mit Reden verbracht ... und deshalb ist er der Richtige. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. Ich hätte es verstanden, wenn die Autorin zumindest längere, klar erkenntliche Zeitsprünge von mehreren Wochen eingebaut hätte, aber so...? So wirkte es über alle Maßen unglaubwürdig.

Dillen Walker: Vom ersten Moment an ist er Katies Objekt der Begierde ... ja, gerade zu Obsession. Er ist ein unnahbarer Typ mit undurchdringlichem Blick, leicht nach unten verzogenen Lippen und einer traumhaft-muskulösen Statur. Doch natürlich verbirgt sich hinter seiner harten Schale nicht nur ein weicher Kern, sondern auch ein so dunkles Geheimnis, dass er die ganze Liebesgeschichte mit Katie nicht wirklich an sich heranlassen kann. Eigentlich ist er ein richtiger Womanizer, der gerne auch Mal für eine schnelle Nummer offen ist, aber die kurze Bekanntschaft mit Katie scheint ihn so zu berühren, dass er in ihr nicht nur Fleisch, sondern eine Frau sieht. Er hat einen außerordentlichen Beschützerinstinkt und eine in sich brodelnde Wut, die manchmal ganz unvorbereitet hervorbricht. Ein Herzensbrecher sondergleichen. Ich mochte ihn gern, aber er hat mich nicht wirklich überzeugt oder überrascht. Für ihn gilt das selbe, wie für Katie: nach ein paar kurzen Tagen, ein paar wenigen gewechselten Sätzen verliebt er sich Hals über Kopf und ist bereit, alles für sie zu tun. Gerne will ich an Liebe auf den ersten Blick glauben, aber so schnell ... geht das mit der Liebe und dem Vertrauen dann doch wieder nicht.

Andrew MacDougall: Und wieder mal ist es der Side-Kick, der mein Leserherz in Flammen setzt und nicht nicht die Erscheinung des eigentlichen Helden. Irgendwie passiert mir das ständig! Andrew ist Katies Stiefbruder, der Sohn ihres Stiefvaters und somit nicht mit ihr verwandt. Trotzdem leben sie gemeinsam mit der Familie in dem riesigen Familienanwesen und freunden sich gleich am ersten Abend an. Andrew kifft, säuft und steht auf illegale Autorennen, aber im Umgang mit Katie ist er ein wahrer Gentleman und zeigt seine wahre, weiche, fürsorgliche Seite. Im Gegensatz zu Dillen ist er stets gut gelaunt (was vielleicht oder vielleicht auch nicht an seinem Marihuana-Konsum liegen könnte), immer für Katie da und sieht dazu auch noch wahnsinnig gut aus. Natürlich verliebt er sich schon innerhalb der ersten zwei Tage Hals über Kopf in seine Stiefschwester, ist stets da, wenn sie jemanden zum Reden oder Weinen braucht und kümmert sich liebevoll. Gleich von Anfang an bietet er ihr seine Nummer mit den Worten 'Wo immer du auch bist, ich bin nur einen Anruf entfernt'. Wirklich ein lieber Kerl, der aber im Vergleich zu Dillen für Katie absolut uninteressant ist. Schade. Aber es wäre vielleicht einfach zu einfach gewesen!


Schreibstil ♥♥

Zuerst dachte ich: Wow! Was für eine tolle, bildgewaltige Sprache mit tollen Beschreibungen von Gedanken und Gefühlen, genauso, wie ich es am liebsten habe! Wirklich, Ally Taylor Schreibstil ist toll und hat ein großes Potential. Aber schon nach wenigen Seiten habe ich gemerkt, dass sich die schönsten (und manchmal auch die nichtigsten) immer und immer wiederholt haben. Immer das Ziehen in ihrem Bauch, immer seine Hände auf ihrem Körper, immer und immer wieder das selbe Bild, wie Lippen aneinander saugen oder sich Tränen in ihren Augen sammeln. Manche Formulieren kamen sogar drei oder vier Mal auf gleiche Weise oder nur leicht abgewandelt vor, sodass ich mir gegen Ende des Buches wirklich ein bisschen blöd vorkam und mich fragte, ob ich mir das vielleicht nur einbildete. Aber nein: Wiederholungen über Wiederholungen. Es ist, als habe die Autorin diese paar Formulierungen auswendig gelernt, um sie immer dann rauszuholen, wenn ihr gerade die Worte fehlen. Schade eigentlich, denn ich glaube, es gibt genug Worte auf der Welt, um das Liebesspiel zwischen zwei Menschen zu beschreiben, wenn auch niemals die richtigen, um es in all seiner Tiefe zu erfassen. Schade...


Handlung ♥♥

Für einen Liebesroman ist die Handlung sehr typisch und klischeebehaftet (daraus wird allerdings auch im Anhang des Buches kein großer Hehl gemacht, denn dort steht eigens geschrieben: "Ally Taylor ist die, die [...] im Klischee badet [...]." S. 265). Wie ich weiter oben schon angemerkt habe, verlieben sich die beiden Protagonisten auf den ersten Blick in einander und binnen weniger Tage geht es Schlag auf Schlag: ein Drama folgt auf das nächste, dann das erste Mal, dann der große Showdown mit Eifersuchtsszene, dann die schöne, romantische Versöhnung. So sind die meisten Bücher des Genres aufgebaut und für gewöhnlich habe ich damit auch kein großes Problem, solange es zumindest glaubwürdig bleibt. Die Tatsache, dass sich die komplette Handlung innerhalb von drei bis vier Tagen abspielen soll, da keine anderen zeitlichen Angaben gemacht wurden, und Katie schon nach 8 mit Dillen gewechselten Sätzen der Meinung ist, dass er der Mann fürs Leben ist, das kam mir so aus der Luft gegriffen vor, dass ich eher enttäuscht als beglückt zurückblieb. Auch, dass Katie - trotz dem sie mir schrecklich unsympathisch war - gleich drei Männern einen Korb geben musste trug nicht gerade zur Glaubwürdigkeit des Romans bei. Es war dann doch ein bisschen too much.


Gesamtwertung ♥♥

Ich hatte keine übermäßigen Erwartungen bei diesem Roman, das muss ich zugeben. Trotzdem hat er mich mit seiner übertriebenen Unglaubwürdigkeit, seiner unsympathischen Protagonistin und dem für mich viel zu schnellen Handlungsablauf trotzdem eher enttäuscht. Liebe auf den ersten Blick schön und gut, aber doch sollte man auch hier die Grenzen der Realität nicht überschreiten. Ich denke, für Leser, die sich gerne in Klischees verlieren (was ich ja auch gerne mal tue), sich von Romantik, Drama und Herzschmerz mitreißen lassen und sich dabei nicht von den Wiederholungen in der Beschreibung stören lassen, für die ist es bestimmt ein toller Roman für Zwischendurch. Auch ich habe das Buch interessiert verfolgt und musste gegen Ende feststellen, dass ich bei der finalen Versöhnung doch ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte, weil es irgendwie niedlich war. Auf jeden Fall sollte man hier nicht das größte romantische Abenteuer des Jahres erwarten.


Spannung
♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor

Gewalt
♥♥
Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nicht gut...

Make it count - Gefühlsgewitter
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Make it count: Gefühlsgewitter (1)
Autor: Ally Taylor
Genre: Romance, New Adult, Slice of Life
Freigabe: Keine
Erschienen: 01.10.2015
Seiten: 272
Einband: Taschenbuch
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-51811-3
Preis: ...

Make it count: Gefühlsgewitter (1)
Autor: Ally Taylor
Genre: Romance, New Adult, Slice of Life
Freigabe: Keine
Erschienen: 01.10.2015
Seiten: 272
Einband: Taschenbuch
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-51811-3
Preis: 8,99€

Rating: ♥♥


Inhalt

"Als Katie auf der Highschool den mysteriösen Bad Boy Dillen kennenlernt, zieht er sie an wie ein Magnet. Dabei war ihre Welt bisher alles andere als rosarot, denn seit dem plötzlichen Tod ihres Vaters lebt sie bei ihrer lieblosen Mutter in der Kleinstadt Oceanside. Dillen weckt in Katie eine nie gekannte Leidenschaft, und bald ist sie ihm mit Haut und Haaren verfallen. Obwohl Dillen sich zunächst kühl und abweisend gibt, verlieren sich die beiden in einem Strudel aus wilden Träumen und heißem Verlangen. Doch dann holt die Realität sie ein …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Wieder ein Fotocover, aber diesmal ein wirklich schönes! Ich liebe die Art und Weise, wie die Protagonisten in Szene gesetzt wurden: verträumt aneinandergeschmiegt, kurz bevor es zu einem lang ersehnten Kuss kommt - es spiegelt eine Szene im Buch so genau wieder, dass ich nur applaudieren kann. Das Schöne ist hier, dass durch die Darstellung der beiden Körper, ohne Abbildung Gesichts, genug Platz für die eigene Fantasie bleibt, sich die Charaktere selbst vorzustellen. Ich mag diesen voyeuristisch-vorsichtigen Blick von der Seite und musste während des Lesens immer wieder mal auf das Cover schauen, um meine Vorstellungen mit der Abbildung zu vergleichen. Dass die Kleidung der beiden genau zu dem passt, was auch im Text immer wieder beschrieben wird, finde ich hier ein schönes Schmankerl am Rande. Schönes Cover - ich mag's!


Charaktere ♥♥

Katie Williams: Was soll ich sagen? Mit Katie wurde ich während des Lesens einfach nicht wirklich warm. Wir beide hatten eine schwierige Zeit miteinander. Zu Beginn der Geschichte finden wir Katie als ein seelisch vollkommen zerstörtes Mädchen vor, das die Welt nur durch einen grauen Schleier der Melancholie, Trauer und Gleichgültigkeit betrachtet. Ich weiß, was es bedeutet, einen wichtigen Menschen im Leben zu verlieren und ich kann sehr gut nachvollziehen, wie man sich dabei fühlt. Trotzdem war ich nach mehreren duzend Seiten nicht mehr ganz so verständnisvoll für die ewig andauernden, tristen Innensichten, ihr bockiges, abweisendes Verhalten gegenüber den Menschen um sie herum und vor Allem für ihr ewiges Selbstmitleid. Das übrigens wie weggeblasen ist, als sie dem unglaublich gut aussehenden Dillen in die Arme stolpert und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Innerhalb von wenigen Tagen (ich glaube, es waren ungefähr 3) entwickelt sich eine heiße, herzzerreißende Liebesgeschichte mit ihm, voller Drama und ... Tränen. Katie weint viel. Sie weint selbst dann, wenn sie gar keinen Grund dazu hat. Irgendwann ist es einfach auch Mal gut. Trotz ihrer stoischen, abweisenden Art und dem vielen Geweine schafft sie es trotzdem, dass sich nicht nur Dillen, sondern gleich noch drei weitere Männer für sie interessieren oder wahlweise verlieben. Kaum - und das sagt sie selbst - hat sie mit Dillen etwas mehr als 8 Sätze gesprochen, ist sie erfüllt von Liebe und bereit, am zweiten Tag mit ihm ihr erstes Mal zu erleben, denn sie haben einen ganzen Nachmittag zusammen mit Reden verbracht ... und deshalb ist er der Richtige. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. Ich hätte es verstanden, wenn die Autorin zumindest längere, klar erkenntliche Zeitsprünge von mehreren Wochen eingebaut hätte, aber so...? So wirkte es über alle Maßen unglaubwürdig.

Dillen Walker: Vom ersten Moment an ist er Katies Objekt der Begierde ... ja, gerade zu Obsession. Er ist ein unnahbarer Typ mit undurchdringlichem Blick, leicht nach unten verzogenen Lippen und einer traumhaft-muskulösen Statur. Doch natürlich verbirgt sich hinter seiner harten Schale nicht nur ein weicher Kern, sondern auch ein so dunkles Geheimnis, dass er die ganze Liebesgeschichte mit Katie nicht wirklich an sich heranlassen kann. Eigentlich ist er ein richtiger Womanizer, der gerne auch Mal für eine schnelle Nummer offen ist, aber die kurze Bekanntschaft mit Katie scheint ihn so zu berühren, dass er in ihr nicht nur Fleisch, sondern eine Frau sieht. Er hat einen außerordentlichen Beschützerinstinkt und eine in sich brodelnde Wut, die manchmal ganz unvorbereitet hervorbricht. Ein Herzensbrecher sondergleichen. Ich mochte ihn gern, aber er hat mich nicht wirklich überzeugt oder überrascht. Für ihn gilt das selbe, wie für Katie: nach ein paar kurzen Tagen, ein paar wenigen gewechselten Sätzen verliebt er sich Hals über Kopf und ist bereit, alles für sie zu tun. Gerne will ich an Liebe auf den ersten Blick glauben, aber so schnell ... geht das mit der Liebe und dem Vertrauen dann doch wieder nicht.

Andrew MacDougall: Und wieder mal ist es der Side-Kick, der mein Leserherz in Flammen setzt und nicht nicht die Erscheinung des eigentlichen Helden. Irgendwie passiert mir das ständig! Andrew ist Katies Stiefbruder, der Sohn ihres Stiefvaters und somit nicht mit ihr verwandt. Trotzdem leben sie gemeinsam mit der Familie in dem riesigen Familienanwesen und freunden sich gleich am ersten Abend an. Andrew kifft, säuft und steht auf illegale Autorennen, aber im Umgang mit Katie ist er ein wahrer Gentleman und zeigt seine wahre, weiche, fürsorgliche Seite. Im Gegensatz zu Dillen ist er stets gut gelaunt (was vielleicht oder vielleicht auch nicht an seinem Marihuana-Konsum liegen könnte), immer für Katie da und sieht dazu auch noch wahnsinnig gut aus. Natürlich verliebt er sich schon innerhalb der ersten zwei Tage Hals über Kopf in seine Stiefschwester, ist stets da, wenn sie jemanden zum Reden oder Weinen braucht und kümmert sich liebevoll. Gleich von Anfang an bietet er ihr seine Nummer mit den Worten 'Wo immer du auch bist, ich bin nur einen Anruf entfernt'. Wirklich ein lieber Kerl, der aber im Vergleich zu Dillen für Katie absolut uninteressant ist. Schade. Aber es wäre vielleicht einfach zu einfach gewesen!


Schreibstil ♥♥

Zuerst dachte ich: Wow! Was für eine tolle, bildgewaltige Sprache mit tollen Beschreibungen von Gedanken und Gefühlen, genauso, wie ich es am liebsten habe! Wirklich, Ally Taylor Schreibstil ist toll und hat ein großes Potential. Aber schon nach wenigen Seiten habe ich gemerkt, dass sich die schönsten (und manchmal auch die nichtigsten) immer und immer wiederholt haben. Immer das Ziehen in ihrem Bauch, immer seine Hände auf ihrem Körper, immer und immer wieder das selbe Bild, wie Lippen aneinander saugen oder sich Tränen in ihren Augen sammeln. Manche Formulieren kamen sogar drei oder vier Mal auf gleiche Weise oder nur leicht abgewandelt vor, sodass ich mir gegen Ende des Buches wirklich ein bisschen blöd vorkam und mich fragte, ob ich mir das vielleicht nur einbildete. Aber nein: Wiederholungen über Wiederholungen. Es ist, als habe die Autorin diese paar Formulierungen auswendig gelernt, um sie immer dann rauszuholen, wenn ihr gerade die Worte fehlen. Schade eigentlich, denn ich glaube, es gibt genug Worte auf der Welt, um das Liebesspiel zwischen zwei Menschen zu beschreiben, wenn auch niemals die richtigen, um es in all seiner Tiefe zu erfassen. Schade...


Handlung ♥♥

Für einen Liebesroman ist die Handlung sehr typisch und klischeebehaftet (daraus wird allerdings auch im Anhang des Buches kein großer Hehl gemacht, denn dort steht eigens geschrieben: "Ally Taylor ist die, die [...] im Klischee badet [...]." S. 265). Wie ich weiter oben schon angemerkt habe, verlieben sich die beiden Protagonisten auf den ersten Blick in einander und binnen weniger Tage geht es Schlag auf Schlag: ein Drama folgt auf das nächste, dann das erste Mal, dann der große Showdown mit Eifersuchtsszene, dann die schöne, romantische Versöhnung. So sind die meisten Bücher des Genres aufgebaut und für gewöhnlich habe ich damit auch kein großes Problem, solange es zumindest glaubwürdig bleibt. Die Tatsache, dass sich die komplette Handlung innerhalb von drei bis vier Tagen abspielen soll, da keine anderen zeitlichen Angaben gemacht wurden, und Katie schon nach 8 mit Dillen gewechselten Sätzen der Meinung ist, dass er der Mann fürs Leben ist, das kam mir so aus der Luft gegriffen vor, dass ich eher enttäuscht als beglückt zurückblieb. Auch, dass Katie - trotz dem sie mir schrecklich unsympathisch war - gleich drei Männern einen Korb geben musste trug nicht gerade zur Glaubwürdigkeit des Romans bei. Es war dann doch ein bisschen too much.


Gesamtwertung ♥♥

Ich hatte keine übermäßigen Erwartungen bei diesem Roman, das muss ich zugeben. Trotzdem hat er mich mit seiner übertriebenen Unglaubwürdigkeit, seiner unsympathischen Protagonistin und dem für mich viel zu schnellen Handlungsablauf trotzdem eher enttäuscht. Liebe auf den ersten Blick schön und gut, aber doch sollte man auch hier die Grenzen der Realität nicht überschreiten. Ich denke, für Leser, die sich gerne in Klischees verlieren (was ich ja auch gerne mal tue), sich von Romantik, Drama und Herzschmerz mitreißen lassen und sich dabei nicht von den Wiederholungen in der Beschreibung stören lassen, für die ist es bestimmt ein toller Roman für Zwischendurch. Auch ich habe das Buch interessiert verfolgt und musste gegen Ende feststellen, dass ich bei der finalen Versöhnung doch ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte, weil es irgendwie niedlich war. Auf jeden Fall sollte man hier nicht das größte romantische Abenteuer des Jahres erwarten.


Spannung
♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor

Gewalt
♥♥
Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin