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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2019

Ein sehr gelungenes True-Crime-Buch

Falschaussage
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Zum Inhalt:

Die 18-jährige Marie wird 2008 in ihrer Wohnung von einem maskierten Mann brutal vergewaltigt und erniedrigt. Als sie den Vorfall zur Anzeige bringen will, erlebt sie, wie einige Personen ...

Zum Inhalt:

Die 18-jährige Marie wird 2008 in ihrer Wohnung von einem maskierten Mann brutal vergewaltigt und erniedrigt. Als sie den Vorfall zur Anzeige bringen will, erlebt sie, wie einige Personen in ihrem Umfeld an ihren Schilderungen zweifeln und auf Distanz gehen. Kurz darauf wird sie von der Polizei auch nicht mehr als Opfer behandelt, sondern als eine Täterin, die eine Straftat vorgetäuscht haben soll. Völlig verwirrt von den Geschehnissen und geplagt von inneren Zweifeln nimmt sie ihre Anzeige zurück. Als einige Jahre später Ermittler einem unbekannten Vergewaltiger auf der Spur sind, ahnen sie noch nicht, dass die Akte Marie tatsächlich noch nicht geschlossen ist und dass es eine Verbindung zwischen den Vergewaltigungen gibt.


Meine Leseerfahrung:
Neugierig war ich auf Maries Geschichte, weil es sich um einen echten Fall handelt, der sich so in den USA ereignet hat. Schockierend war nicht nur die Tat an sich, sondern auch die Begleitumstände und die Behandlung des Opfers nach diesem tragischen Vorfall.

Armstrong und Miller schaffen es in einem durchweg neutralen Schreibstil über die Geschehnisse zu berichten. Das ganze Buch lässt sich wie eine spannende Fernsehreportage über eine Serie an Vergewaltigungen lesen. Dabei gehen die Autoren allerdings nicht chronologisch vor, sondern geben den Lesern mit mehreren Zeitsprüngen auch Einblicke in die Nebenhandlungen. Zudem erfährt man auch viel über den Background der einzelnen Ermittler sowie über das Täterprofil, indem auch mit einigen Einschüben über dessen Vergangenheit und Gegenwart erzählt wird.

Auch wenn sehr viele Personen und Tatorte vorkommen, und den Leser an der Unübersichtlichkeit verzweifeln lassen, ist das Buch dennoch sehr lesenswert,  weil das Autorenduo eine lobenswerte Recherche auf die Beine gestellt hat; und zwar einerseits  über eine ausgezeichnete Ermittlungsarbeit bis hin zur erfolgreichen Festnahme des Serienvergewaltigers, aber auch andererseits über eine miserable Polizeiarbeit in Bezug auf die Behandlung des Opfers sowie den mangelnden Ehrgeiz der örtlichen Polizeibehörden, Vergewaltigungsfälle aufzuklären.

Besonders beeindruckend fand ich persönlich, dass die Autoren zusätzlich allgemeine Fakten in Bezug auf sexuelle Straftaten liefern und auch mit entsprechendem Fussnotenverzeichnis ihren Tatsachenbericht untermauern. Als sachlich orientierte Juristin habe ich die umfassenden Erkenntnisse bezüglich Sexualstraftaten und die kriminalhistorische Entwicklung der polizeilichen Aufklärungsarbeit gespannt verfolgt, als emotionale Leserin wiederum habe ich mich in die Lage der Opfer hineinversetzen können und war erschüttert,  wie wenig Empathie bzw. soziale Ader manche Menschen im Rahmen der Opferhilfe zeigen.

Meines Erachtens wurde dieses Buch verdienterweise mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet. 


Fazit:
Ein absolut packendes True Crime Buch, das fundierte Erkenntnisse vermittelt und auf Grund einer grandiosen Recherchearbeit einen umfassenden Einblick in die amerikanischen Ermittlungsmethoden sowie das Opfer-/Täterverhalten im Bereich der Sexualstraftaten gewährt.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Abgrundtief schrecklich

Friedhof der Kuscheltiere
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Zum Inhalt:
Louis Creed zieht mit seiner Frau Rachel und seinen Kindern Ellie und Gage aus beruflichen Gründen in das idyllische Örtchen Ludlow in Maine. Ihr neues Zuhause grenzt auf der Rückseite an ein ...

Zum Inhalt:
Louis Creed zieht mit seiner Frau Rachel und seinen Kindern Ellie und Gage aus beruflichen Gründen in das idyllische Örtchen Ludlow in Maine. Ihr neues Zuhause grenzt auf der Rückseite an ein großes Waldgebiet mit einem Tierfriedhof und hat eine gefährliche Schnellstraße vor der Haustür. Auf dieser Straße wird die von der Tochter Ellie innig geliebte Katze der Familie überfahren. Der alte Nachbar Jud gibt Louis daraufhin ein Geheimnis von einer weiteren alten indianischen Grabstätte hinter dem Haustierfriedhof preis, wo angeblich tote Tiere wieder zum Leben erweckt werden. Sie begraben Ellies Katze dort, woraufhin das Unheil seinen Lauf nimmt...


Meine Leseerfahrung:
Mein erster Horrorroman war "Es" von Stephen King und seitdem erwarte ich immer das Schlimmste, wenn ich ein Buch von ihm in die Hand nehme. King liefert zwar immer Grauenhaftes ab, aber mit diesem Buch hat er den Maßstab für das abgrundtief Schreckliche sehr weit hoch gelegt. Vielleicht hätte dieser Roman vor 10 Jahren noch nicht so stark auf mich eingewirkt. Als zweifache Mutter war ich während des Lesens auf einer emotionalen Achterbahnfahrt und musste das Buch sehr oft aus der Hand legen, insbesondere ab dem zweiten Teil, weil ich innerlich völlig aufgerührt war. Der beängstigende Verlauf der Geschichte hat mich vollkommen in den Bann gezogen. Dass man als Leser mit den Figuren mitfühlt bzw. die düstere Atmosphäre regelrecht miterlebt liegt nicht nur an dem sehr bildhaften Erzählstil des Autors, sondern auch an den starken Charakteren mit ihren lebensechten Gedankengängen, an denen man als Leser teilhaben kann.


Stephen King selbst wollte dieses Buch nicht veröffentlichen, weil es seines Erachtens zu grauenvoll war. Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist sicher nie erfreulich. King hat aber mit diesem Roman eine Tür aufgemacht, durch die man als Leser nicht gehen sollte, wenn man ein schwaches Gemüt hat.


Fazit:
Eine abgrundtief schreckliche Geschichte, die man für immer wegsperren und vergessen möchte. Stephen King ist ohne Zweifel der Meister des Grauens und dieses Meisterwerk darf in keinem Horrorbuchregal fehlen.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Handlettering und Lifecoaching

Lises Lettering
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Zum Inhalt:
Was braucht man fürs Handlettering? Welche Stifte sollte man verwenden? Auf welchem Papier schafft man die schönsten Bilder? Und wie fängt man überhaupt an? Diese und andere Fragen werden von ...

Zum Inhalt:
Was braucht man fürs Handlettering? Welche Stifte sollte man verwenden? Auf welchem Papier schafft man die schönsten Bilder? Und wie fängt man überhaupt an? Diese und andere Fragen werden von Lise Hellström in Lises Lettering genauestens beantwortet. Aber nicht nur Fachliches wird behandelt, vielmehr erzählt die Autorin locker leicht aus ihrem Leben und enthüllt auch einige persönliche Dinge. Sie gibt Beispiele aus ihren Erfahrungen und fordert die Leser ihres Buches dazu auf, mutig und frei, ja einfach sie selbst zu sein. Neben einigen Vorlagen fürs Lettering erhält man zudem ein Lifecoaching noch dazu, und das alles in einer sehr unterhaltsamen und humorvollen Art und Weise. 



Meine Leseerfahrung:
Handlettering ist zwar aktuell ein sehr angesagtes Thema. Mich hatte das Fieber allerdings schon vor vielen Jahren in der Schulzeit gepackt, als ich mit kleinen Tags und Graffiti-Bildern anfing, um einfach abzuschalten und zu entspannen. Ich bin dankbar, dass ich dank dieses Buches nach vielen Jahren meine Motivation wiedergefunden habe, mich wieder kreativ zu beschäftigen. Ich war noch gar nicht mit der Hälfte des Buches durch, als ich mir ein Set mit dualen Brush Pens zum Üben angeschafft habe. Es macht verdammt viel Spaß, einige Quotes aus dem Buch nachzuzeichnen oder mit dem eigenen Schreibstil zu improvisieren. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Experimente mit den Stiften auf Aquarellpapier, nachdem Lise Hellström so davon geschwärmt und ausdrucksvoll beschrieben hat, wie gut das funktioniert. In diesem Buch werde ich sicherlich noch sehr oft lesen und herumblättern.


Fazit:
Ein unerwartet herzlich verfasstes Buch über  Kreativwerden, Mutigsein und Individualität, das in keinem Buchregal fehlen sollte, wenn man sich mit dem Thema Handlettering  auseinandersetzt.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Ein Wahnsinnsding zum Dingern...

Die Isartürkin
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Zum Inhalt:

Was passiert, wenn ein Mann der Enge einer zentralanatolischen Beamtenstadt, und eine Frau der Enge der zentralkatholischen Oberpfalz entflieht, und sie sich im Deutschland der 70er Jahre ...

Zum Inhalt:

Was passiert, wenn ein Mann der Enge einer zentralanatolischen Beamtenstadt, und eine Frau der Enge der zentralkatholischen Oberpfalz entflieht, und sie sich im Deutschland der 70er Jahre über den Weg laufen? Dann entsteht eine multikulturelle Liebe, aus der eine Isartürkin wie die Journalistin Deniz Aykanat hervorgeht. Ihre Kindheit verlief zwischen Marmaris und Bayern und zwischen deutsch, türkisch und der Dingssprache ihres Vaters, worüber sie uns mit Witz und Begeisterung erzählt und uns das Beste aus beiden Kulturen aufzeigt.


Meine Lesererfahrung:

Ich kannte die SZ-Kolumne der Autorin, worauf dieses Buch basiert, nicht, als ich mit dem Lesen begann. Deniz Aykanat schreibt witzig und voller Selbstironie über ihre Erlebnisse als Tochter eines Türken und einer Deutschen, die mir als Deutschtürkin viele amüsante Lesemomente beschert und eigene ähnliche oder sogar haargenau gleiche Erinnerungen in mir wachgerufen haben. 


Sei es die Qual mit dem ewig falsch ausgesprochenen Namen, die Fragen um die eigene Identität und Zugehörigkeit oder einfach die Sommerurlaube in der Türkei, die immer mit einer tagelangen Fahrt im Auto mit rauchenden Eltern begonnen haben, ich hatte viele amüsante Lesemomente, die mich in meine eigene Kindheit getragen haben. Besonders lustig fand ich die Lausbubgeschichten über den Bruder der Autorin und die schönen Kindheitserinnerungen in Marmaris sowie die sprachliche Kreativität des Vaters alles mit nur einem "Dingswort" umschreiben zu können. Ich habe mich oft dabei ertappt, wie ich an einigen Stellen laut aufgelacht habe. Es war definitiv eine gute Idee, die Beiträge der SZ-Kolumne in einem Buch zusammen zu fassen. Ebenfalls war es eine gute Idee, überhaupt über die Kindheit als ein deutschtürkischer Mischling zu schreiben und uns an den Anekdoten voller garantierter Lacher teilhaben zu lassen. 


Fazit:

Aus der höchst amüsanten Kolumne der Journalistin ist ein absolut tolles und lesenswertes Buch entstanden, das einerseits zum Nachdenken über Vorurteile gegenüber Fremdartigem und andererseits zur Selbstkritik der eigenen Kultur betreffend anregt. 

Veröffentlicht am 21.03.2019

Der Wahrheit auf der Spur...

Das Bekenntnis
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Zum Inhalt:
Pete Banning ist ein angesehener Bürger der Stadt Clanton in Mississippi der 40er Jahre und besitzt große Baumwollplantagen. Er diente im Krieg gegen die Japaner, wurde in Gefangenschaft genommen ...

Zum Inhalt:
Pete Banning ist ein angesehener Bürger der Stadt Clanton in Mississippi der 40er Jahre und besitzt große Baumwollplantagen. Er diente im Krieg gegen die Japaner, wurde in Gefangenschaft genommen und schaffte es sogar den Todesmarsch von Bataan zu überleben und zu seiner Familie zurückzukehren. Er wird als Held gefeiert, bis zu dem Tag, an dem er früh aufsteht und nach dem morgendlichen Frühstück zur Kirche fährt, um den Reverend zu erschießen. Er wird verhaftet und kommt vor den Richter, doch Banning schweigt über seine Motive. Auch als ihm der elektrische Stuhl droht, bricht er nicht sein Schweigen. Mit seinem Schicksal hat er abgefunden und ist bereit, dafür zu büßen. Allerdings ist das Rätsel um seine Tat noch viel komplizierter, da nicht einmal Banning selbst die ganze Wahrheit kennt.



Meine Leseerfahrung:
John Grisham schreibt wie immer grandios und hat einen angenehm lockeren Erzählstil, der ohne nennenswerte Abschweifungen meist immer zum Punkt kommt. Die Story ist in drei Teile gegliedert und ist durchweg spannend, geheimnisvoll und steckt voller Überraschungen. In diesem Roman liefert der Autor zudem einen völlig authentischen Einblick in die amerikanische Gesellschaft der 40er Jahre. Der Plot ist nicht nur kriminologisch interressant, sondern macht das Buch auch durch den historischen zweiten Teil sowie die Geschichte um die Verbliebenen bzw. das Familiendrama im dritten und letzten Teil sehr lesenswert. 


Obwohl ich Bücher und Filme über Kriege persönlich überhaupt nicht mag, war ich derart gefesselt von den realitätsnahen Ausführungen des Autors über Bannings Kriegserinnerungen, dass ich das Buch während der Lesephase des zweiten Teils überhaupt nicht mehr aus der Hand legen konnte. So habe ich nicht nur historisch etwas dazu gelernt - den Todesmarsch von Bataan kannte ich im Einzelnen nicht wirklich -, sondern wurde äußerst lebensnah an die Gefühls- und Gedankenwelt der Hauptfigur herangeführt und hatte damit die Möglichkeit, sehr durchleuchtend hinter die Fassade eines Mörders zu blicken.


Dieses Buch hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und hat mir noch einmal deutlich gemacht, wieso Grisham so beliebt ist.



Fazit:
John Grisham hat hier wieder einmal aus einer einfachen Justizgeschichte ein spannendes Werk geschaffen, das dem Leser nicht nur historisch wertvolle Einblicke beschert, sondern auch die gesellschaftlichen Gegebenheiten der amerikanischen Lebenskultur in den 40er Jahren vor Augen führt. Absolut lesenswert!