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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2019

Ein langes, facettenreiches Essay

Woher ich kam
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Joan Didion ist die Ikone unter den kalifornischen Schriftstellerinnen. Ihre intelligenten Bücher erzählen viel von Amerika. Woher ich kam ist ein guter Beweis dafür. Die vermeintliche Ahnenchronik entpuppt ...

Joan Didion ist die Ikone unter den kalifornischen Schriftstellerinnen. Ihre intelligenten Bücher erzählen viel von Amerika. Woher ich kam ist ein guter Beweis dafür. Die vermeintliche Ahnenchronik entpuppt sich bald als komplexes Buch über die Geschichte, die Gesellschaft und Kultur Kaliforniens. Didion bezieht unterschiedliche
Aspekte in ihrem Kalifornienportrait ein, zum Beispiel auch die Literatur anhand konkreten Beispielen: Jack London und William Faulkner. Erstaunlicherweise analysiert sie sogar ein eigenes Buch „Menschen am Fluß“ ausführlich.
Nicht alle Details sind ohne Vorkenntnisse über die kalifornische Geschichte einfach zu verstehen, aber immer hin beeindrucken Didions messerscharfe Analyse durchgehend. Auch im Abschnitt über den Maler Thomas Kinkaid, der sich selbst als Maler des Lichts verkaufte, sind ihre Erkenntnisse enthüllend.
Im letzten Abschnitt schreibt sie auch noch bewegend über ihre Familie, über ihre Mutter und Vater sowie über ihre Adoptivtochter.

Joan Didion zu lesen, lohnt sich!

Veröffentlicht am 29.03.2019

zeitgenössisches Leben

Freiraum
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Freiraum von Svenja Gräfen ist ein interessantes, sehr zeitgenössisches Buch mit aktuellen Themen.
Es zeigt, wie ein junges Paar heutzutage zurechtkommen muss, zum Beispiel mit ihren Beziehungen oder mit ...

Freiraum von Svenja Gräfen ist ein interessantes, sehr zeitgenössisches Buch mit aktuellen Themen.
Es zeigt, wie ein junges Paar heutzutage zurechtkommen muss, zum Beispiel mit ihren Beziehungen oder mit der Wohnsituation.
Vela und Maren sind zusammengezogen, leben jedoch recht beengt mitten in der Stadt. Dann ergibt sich die Chance in eine Wohngemeinschaft in ein großes Haus am Rande der Stadt zu ziehen. Hier leben einige junge Leute zusammen, die eine Gemeinschaft bilden. Vela und Maren fühlen sich zuerst wohl, aber es kommen einige Probleme zusammen. Ein Mangel an Privatsphäre bei so vielen Leuten, mit denen man sich auch noch arrangieren muss.
Die Karriere kommt bei beiden noch nicht richtig in Schwung, ein diffuser Kinderwunsch steht auch im Raum, der nicht so einfach erfüllbar ist. Das belastet die Beziehung.
Die Autorin verzichtet darauf, eine einfache Lösung zu konstruieren. Das ist auch gut so, denn eine allgemeingültige gibt es sicher nicht.
Ich denke, dass es vielen so ähnlich geht wie Vela und Maren und sich vielleicht in ihnen wiedererkennen.

Veröffentlicht am 28.03.2019

intensiver thriller

Schatten der Toten
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Schatten der Toten ist der dritte Teil der Reihe um die Tatortreinigerin Judith Kepler und ihre Vergangenheit. Man kann den Roman ohne Kenntnis der Vorgänger lesen, aber es bleibt doch das Gefühl einiges ...

Schatten der Toten ist der dritte Teil der Reihe um die Tatortreinigerin Judith Kepler und ihre Vergangenheit. Man kann den Roman ohne Kenntnis der Vorgänger lesen, aber es bleibt doch das Gefühl einiges verpasst zu haben.
 
Bastide Larcan, zwar ein Antiheld, ist wohl neben Judith die spannendste Figur und in einigen Kapiteln steht er im Mittelpunkt. Judith Kepler reist sogar bis nach Odessa um ihn dort aufzuspüren, denn er ist ihr Vater, der sie als Kind verlassen hatte. Odessa, die Hafenstadt in der Ukraine mit seinen Katakomben, ist ein aufregender Schauplatz, aber es dauert eine Weile im Buch, bis man da ankommt.
Es gibt weitere interessante Figuren, zum Beispiel Isa Kellermann vom Verfassungsschutz. Elisabeth Herrmann lässt bei ihren Figuren gerne Beruf und private Dinge miteinander wirken.
 
Elisabeth Herrmann gilt zu Recht als eine der besten Krimi/Thriller-Autorinnen, denn sie schreibt auf hohen Niveau, hält auch bei einem umfangreichen Roman die Spannung kontinuierlich hoch und legt viel Wert auf Figurenentwicklung.

Veröffentlicht am 27.03.2019

locker-flockig

Mit James auf Sylt
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Mit James auf Sylt hat zwar viel von Chicklit, aber für dieses Genre doch sehr sorgfältig gemacht und manche Passagen sind wirklich amüsant und zwischen Jana und dem Neufundländer James wird es eine große ...

Mit James auf Sylt hat zwar viel von Chicklit, aber für dieses Genre doch sehr sorgfältig gemacht und manche Passagen sind wirklich amüsant und zwischen Jana und dem Neufundländer James wird es eine große Liebesgeschichte. Obwohl Jana nichts von Hunden versteht, muss sie auf den Hund ihrer schwangeren Schwester aufpassen, bis das Baby auf der Welt ist. Doch verläuft ihre Beziehung zu dem Hund besser als erwartet. Ganz einfach ist es aber auch nicht und beide müssen ein paar Probleme überstehen. Doch zum Glück gibt es einen Hundetrainer auf Sylt, der nicht nur hilft sondern auch sondern auch romantisch auf Jana wirkt.

Claudia Thesenfitz schreibt locker-flockig. Die Hunde-Details sind ansatzweise realistisch, soweit ich das beurteilen kann.

Für Fans des Genres, die auch noch Hunde mögen, dürfte dieses Buch das richtige sein.

Veröffentlicht am 20.03.2019

Fern von Ferrante

Bella Ciao
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Es ist nicht einfach, in das Buch reinzukommen. Eine stringente Handlung erzählt die italienische Schriftstellerin Raffaella Romagnolo kaum. Es sind mehr viele kleine Nebenhandlungen, die überzeugen können ...

Es ist nicht einfach, in das Buch reinzukommen. Eine stringente Handlung erzählt die italienische Schriftstellerin Raffaella Romagnolo kaum. Es sind mehr viele kleine Nebenhandlungen, die überzeugen können und die Sprache reißt es raus. Es gibt viele bemerkenswerte und präzise Sätze. Man bekommt Lust, viel zu zitieren, aber das lasse ich lieber.
Und Atmosphäre entwickelt sich stark. Mit der Protagonistin Giulia Masca wurde ich kaum warm, mit Anita war es auch nicht viel besser. Es wird einfach keine Verbindung zwischen den Figuren und dem Leser aufgebaut. Ein deutliche Schwäche des Romans.
Aber die zeitliche Präsenz der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wirkte stark.
Dabei sind sowohl die Beschreibungen der USA als auch Italiens treffend.
Literatur spielt oft eine Rolle. Erwähnt werden Upton Sinclair, der Jack London beeinflusste, Der Graf von Montechristo, Vom Winde verweht, Shakespeare etc.

Weil Bella Ciao genau wie Elena Ferrantes Neapel-Romane eine Familien-Saga ist, bietet sich ein Vergleich an. Auch hier geht es schicksalhaft um das Leben zweier Freundinnen. Aber die Stimmung und der Erzählton ist doch ein ganz anderer! Deswegen sind Ferrante-Fans hier vielleicht doch nicht so gut aufgehoben.